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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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50900 Tonnen, während allein 23401 Tonnen Eisenbahnschienen und
24160 Tonnen eiserne Maschinen eingeführt wurden. Das lombardische
Hüttenwerk Valarno erzeugte 1880 9500 Tonnen Eisen und Stahl
aus Alteisen, während Lovere aus Spateisenstein gutes graues Roh-
eisen und Spiegeleisen schmolz und aus diesem 2000 Tonnen Stahl
und 1000 Tonnen Eisen frischte. In Dongo am Comersee wurden
3000 Tonnen erzeugt. Das Hüttenwerk Glisenti im Trompiathal war
mit einer Waffenfabrik verbunden. Im Aostathal in Piemont waren
die Verhältnisse ähnlich wie in der Lombardei, und es wurde meistens
Alteisen verarbeitet. Das Drahtwerk zu Bussoleno lieferte 600 Tonnen
im Jahr. Die ligurischen Hütten, von denen die grösste bei Savona an
der genuesischen Küste lag, hatten ihren Betrieb ganz verändert, sie
verarbeiteten Brucheisen mit englischem Anthrazit zu geringen Eisen-
sorten, die nur den halben Preis gegen die Holzkohlenprodukte er-
zielten. In Toskana wurde zu San Giovanni und Cole Val d'Elsa
südlich von Florenz etwas Roheisen, aber weit mehr Brucheisen ver-
arbeitet. Alle diese Anlagen waren klein und entsprachen nicht den
Anforderungen der Zeit.

1885 fasste die Firma Tardi & Benoch in Savona den Ent-
schluss, ein grosses modernes Stahlwerk bei Terni für Bessemer- und
Martinbetrieb zu erbauen. Für die Bessemerhütte waren zunächst zwei
Konverter zu sieben Tonnen, für die Martinhütte vier Siemensöfen zu
20 Tonnen Einsatz vorgesehen. Der Ort war gewählt wegen der vor-
handenen Wasserkraft von 600 P. S. Es wurden ferner in Aussicht
genommen zwei Hochöfen für Koksbetrieb und für das Stahlwerk ein
Dampfhammer von 100 Tonnen Hammer- und 1000 Tonnen Amboss-
gewicht. Alle Kräne, wovon die zwei grössten 180 und 120 Tonnen
Tragkraft hatten, wurden für den Betrieb mit komprimierter Luft von
acht Atmosphären Druck eingerichtet. Zuerst sollte englisches Roh-
eisen und deutsches Spiegeleisen verarbeitet werden. Der grosse
Dampfhammer wurde von der Gesellschaft John Cockerill in Seraing
gebaut. 1886 kam dieses grösste Eisenwerk Italiens, auf das grosse
Hoffnungen gesetzt wurden, in Betrieb. Aber nachdem 1887 das Werk
40000 Tonnen Stahl und 13300 Tonnen Gusswaren erzeugt hatte,
war bereits ein Defizit von zwei Millionen Lire vorhanden. Man schob
die Hauptschuld auf schlechte Arbeiter. Dieses Ergebnis machte die
Eisenindustriellen indes keineswegs mutlos, vielmehr entstanden im
Jahre 1888 eine Anzahl neuer Werke. J. von Baffacio baute eiserne
Schiffe; die Firma Pirelli & Co. in Mailand legte in Spezia eine
Drahtseilfabrik für Kabel an; die Eisenwerke im Bezirke von Genua

Italien.
50900 Tonnen, während allein 23401 Tonnen Eisenbahnschienen und
24160 Tonnen eiserne Maschinen eingeführt wurden. Das lombardische
Hüttenwerk Valarno erzeugte 1880 9500 Tonnen Eisen und Stahl
aus Alteisen, während Lovere aus Spateisenstein gutes graues Roh-
eisen und Spiegeleisen schmolz und aus diesem 2000 Tonnen Stahl
und 1000 Tonnen Eisen frischte. In Dongo am Comersee wurden
3000 Tonnen erzeugt. Das Hüttenwerk Glisenti im Trompiathal war
mit einer Waffenfabrik verbunden. Im Aostathal in Piemont waren
die Verhältnisse ähnlich wie in der Lombardei, und es wurde meistens
Alteisen verarbeitet. Das Drahtwerk zu Bussoleno lieferte 600 Tonnen
im Jahr. Die ligurischen Hütten, von denen die gröſste bei Savona an
der genuesischen Küste lag, hatten ihren Betrieb ganz verändert, sie
verarbeiteten Brucheisen mit englischem Anthrazit zu geringen Eisen-
sorten, die nur den halben Preis gegen die Holzkohlenprodukte er-
zielten. In Toskana wurde zu San Giovanni und Cole Val d’Elsa
südlich von Florenz etwas Roheisen, aber weit mehr Brucheisen ver-
arbeitet. Alle diese Anlagen waren klein und entsprachen nicht den
Anforderungen der Zeit.

1885 faſste die Firma Tardi & Benoch in Savona den Ent-
schluſs, ein groſses modernes Stahlwerk bei Terni für Bessemer- und
Martinbetrieb zu erbauen. Für die Bessemerhütte waren zunächst zwei
Konverter zu sieben Tonnen, für die Martinhütte vier Siemensöfen zu
20 Tonnen Einsatz vorgesehen. Der Ort war gewählt wegen der vor-
handenen Wasserkraft von 600 P. S. Es wurden ferner in Aussicht
genommen zwei Hochöfen für Koksbetrieb und für das Stahlwerk ein
Dampfhammer von 100 Tonnen Hammer- und 1000 Tonnen Amboſs-
gewicht. Alle Kräne, wovon die zwei gröſsten 180 und 120 Tonnen
Tragkraft hatten, wurden für den Betrieb mit komprimierter Luft von
acht Atmosphären Druck eingerichtet. Zuerst sollte englisches Roh-
eisen und deutsches Spiegeleisen verarbeitet werden. Der groſse
Dampfhammer wurde von der Gesellschaft John Cockerill in Seraing
gebaut. 1886 kam dieses gröſste Eisenwerk Italiens, auf das groſse
Hoffnungen gesetzt wurden, in Betrieb. Aber nachdem 1887 das Werk
40000 Tonnen Stahl und 13300 Tonnen Guſswaren erzeugt hatte,
war bereits ein Defizit von zwei Millionen Lire vorhanden. Man schob
die Hauptschuld auf schlechte Arbeiter. Dieses Ergebnis machte die
Eisenindustriellen indes keineswegs mutlos, vielmehr entstanden im
Jahre 1888 eine Anzahl neuer Werke. J. von Baffacio baute eiserne
Schiffe; die Firma Pirelli & Co. in Mailand legte in Spezia eine
Drahtseilfabrik für Kabel an; die Eisenwerke im Bezirke von Genua

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[1238/1254] Italien. 50900 Tonnen, während allein 23401 Tonnen Eisenbahnschienen und 24160 Tonnen eiserne Maschinen eingeführt wurden. Das lombardische Hüttenwerk Valarno erzeugte 1880 9500 Tonnen Eisen und Stahl aus Alteisen, während Lovere aus Spateisenstein gutes graues Roh- eisen und Spiegeleisen schmolz und aus diesem 2000 Tonnen Stahl und 1000 Tonnen Eisen frischte. In Dongo am Comersee wurden 3000 Tonnen erzeugt. Das Hüttenwerk Glisenti im Trompiathal war mit einer Waffenfabrik verbunden. Im Aostathal in Piemont waren die Verhältnisse ähnlich wie in der Lombardei, und es wurde meistens Alteisen verarbeitet. Das Drahtwerk zu Bussoleno lieferte 600 Tonnen im Jahr. Die ligurischen Hütten, von denen die gröſste bei Savona an der genuesischen Küste lag, hatten ihren Betrieb ganz verändert, sie verarbeiteten Brucheisen mit englischem Anthrazit zu geringen Eisen- sorten, die nur den halben Preis gegen die Holzkohlenprodukte er- zielten. In Toskana wurde zu San Giovanni und Cole Val d’Elsa südlich von Florenz etwas Roheisen, aber weit mehr Brucheisen ver- arbeitet. Alle diese Anlagen waren klein und entsprachen nicht den Anforderungen der Zeit. 1885 faſste die Firma Tardi & Benoch in Savona den Ent- schluſs, ein groſses modernes Stahlwerk bei Terni für Bessemer- und Martinbetrieb zu erbauen. Für die Bessemerhütte waren zunächst zwei Konverter zu sieben Tonnen, für die Martinhütte vier Siemensöfen zu 20 Tonnen Einsatz vorgesehen. Der Ort war gewählt wegen der vor- handenen Wasserkraft von 600 P. S. Es wurden ferner in Aussicht genommen zwei Hochöfen für Koksbetrieb und für das Stahlwerk ein Dampfhammer von 100 Tonnen Hammer- und 1000 Tonnen Amboſs- gewicht. Alle Kräne, wovon die zwei gröſsten 180 und 120 Tonnen Tragkraft hatten, wurden für den Betrieb mit komprimierter Luft von acht Atmosphären Druck eingerichtet. Zuerst sollte englisches Roh- eisen und deutsches Spiegeleisen verarbeitet werden. Der groſse Dampfhammer wurde von der Gesellschaft John Cockerill in Seraing gebaut. 1886 kam dieses gröſste Eisenwerk Italiens, auf das groſse Hoffnungen gesetzt wurden, in Betrieb. Aber nachdem 1887 das Werk 40000 Tonnen Stahl und 13300 Tonnen Guſswaren erzeugt hatte, war bereits ein Defizit von zwei Millionen Lire vorhanden. Man schob die Hauptschuld auf schlechte Arbeiter. Dieses Ergebnis machte die Eisenindustriellen indes keineswegs mutlos, vielmehr entstanden im Jahre 1888 eine Anzahl neuer Werke. J. von Baffacio baute eiserne Schiffe; die Firma Pirelli & Co. in Mailand legte in Spezia eine Drahtseilfabrik für Kabel an; die Eisenwerke im Bezirke von Genua

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1254>, abgerufen am 23.11.2024.