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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Russland.
Böhler & Co. in Wien vereinigten sich mit der Gesellschaft Wolga-
stahlwerke in St. Petersburg und bauten 1896 die Wolgastahlwerke
bei Saratow, die Qualitätsstahl unter der Marke Wolga-Böhlerstahl
auf den Markt brachten.

In Südrussland sind die Gdanzewskihütte 1), welche die erste elek-
trische Kraftübertragung hatte und die von den französischen Kapitalisten
Pastor und Verdu gegründete Druschkowskihütte mit einem Bessemer-
und einem Schienenwalzwerk, ferner die von dem deutschen Ingenieur
Zix für eine russische Gesellschaft erbaute Donezko-Jurjewskihütte, die
mit Langenschem Gasfang und mit Boecker-Cowperapparaten versehen
ist, sowie endlich die neue von A. Philippart erbaute Petrowskihütte
der russisch-belgischen Metallgesellschaft zu nennen. Mit Anthrazit
gehen nur die Hochöfen von Sulin, die 1900 unter der Leitung von
Oscar Simmersbach standen.

Am Asowschen Meer entwickelte sich eine neue Eisenindustrie,
begründet auf den neuerschlossenen Brauneisenlagern bei Kertsch
und den Steinkohlen des Donezbeckens. Es entstanden die Hütte bei
Taganrog, das grosse Röhren- und Blechwalzwerk bei Mariupol, der
Nicopol-Mariupolschen Bergbau- und Metallurgischen Gesellschaft
gehörig, und das obenerwähnte Petrowskiwerk, das zwei Hochöfen,
ein Bessemer- und ein Walzwerk umfasste. Diese Werke wurden
1896 und 1897 nach den neuesten Grundsätzen erbaut. In Süd-
russland errichtete die Jusowsche Eisenhütte ein grosses Bessemer-
werk; bei Konstantinowka entstand ein neues Walzwerk für Dach-
bleche. Diese Neuanlagen waren meist von Ausländern, namentlich
von Belgiern ins Leben gerufen. Neuerdings (1899) hat die belgische
Gesellschaft Providence den Bau eines neuen Eisenwerkes bei
Kertsch 2) begonnen, wo reiche Erzlager glänzende Aussichten er-
öffnen. In den 14 Jahren vor 1899 hat sich die Zahl der Hochöfen
im Donezbecken von 3 auf 34 erhöht. In Südrussland entwickelte
sich die Eisenindustrie am raschsten und am grossartigsten. Die Roh-
eisenerzeugung stieg von 1890 bis 1899 von 219782 Tonnen auf
1262063 Tonnen. Bereits im Jahre 1895 überflügelte die Roheisen-
erzeugung Südrusslands die des Ural. Letztere nahm von 1890 bis 1899
von 393325 Tonnen bis 785947 Tonnen zu. Indem man diese Zahlen
mit den Erfolgen Südrusslands verglich, hat man öfter den uralischen
Eisenindustriellen den Vorwurf gemacht, sie seien zurückgeblieben
und ruhten sich auf ihren Staatsprivilegien aus. Man muss aber

1) Stahl und Eisen 1898, S. 764.
2) Eine schöne Abbildung desselben, siehe Stahl und Eisen 1901, S. 165.

Ruſsland.
Böhler & Co. in Wien vereinigten sich mit der Gesellschaft Wolga-
stahlwerke in St. Petersburg und bauten 1896 die Wolgastahlwerke
bei Saratow, die Qualitätsstahl unter der Marke Wolga-Böhlerstahl
auf den Markt brachten.

In Südruſsland sind die Gdanzewskihütte 1), welche die erste elek-
trische Kraftübertragung hatte und die von den französischen Kapitalisten
Pastor und Verdu gegründete Druschkowskihütte mit einem Bessemer-
und einem Schienenwalzwerk, ferner die von dem deutschen Ingenieur
Zix für eine russische Gesellschaft erbaute Donezko-Jurjewskihütte, die
mit Langenschem Gasfang und mit Boecker-Cowperapparaten versehen
ist, sowie endlich die neue von A. Philippart erbaute Petrowskihütte
der russisch-belgischen Metallgesellschaft zu nennen. Mit Anthrazit
gehen nur die Hochöfen von Sulin, die 1900 unter der Leitung von
Oscar Simmersbach standen.

Am Asowschen Meer entwickelte sich eine neue Eisenindustrie,
begründet auf den neuerschlossenen Brauneisenlagern bei Kertsch
und den Steinkohlen des Donezbeckens. Es entstanden die Hütte bei
Taganrog, das groſse Röhren- und Blechwalzwerk bei Mariupol, der
Nicopol-Mariupolschen Bergbau- und Metallurgischen Gesellschaft
gehörig, und das obenerwähnte Petrowskiwerk, das zwei Hochöfen,
ein Bessemer- und ein Walzwerk umfaſste. Diese Werke wurden
1896 und 1897 nach den neuesten Grundsätzen erbaut. In Süd-
ruſsland errichtete die Jusowsche Eisenhütte ein groſses Bessemer-
werk; bei Konstantinowka entstand ein neues Walzwerk für Dach-
bleche. Diese Neuanlagen waren meist von Ausländern, namentlich
von Belgiern ins Leben gerufen. Neuerdings (1899) hat die belgische
Gesellschaft Providence den Bau eines neuen Eisenwerkes bei
Kertsch 2) begonnen, wo reiche Erzlager glänzende Aussichten er-
öffnen. In den 14 Jahren vor 1899 hat sich die Zahl der Hochöfen
im Donezbecken von 3 auf 34 erhöht. In Südruſsland entwickelte
sich die Eisenindustrie am raschsten und am groſsartigsten. Die Roh-
eisenerzeugung stieg von 1890 bis 1899 von 219782 Tonnen auf
1262063 Tonnen. Bereits im Jahre 1895 überflügelte die Roheisen-
erzeugung Südruſslands die des Ural. Letztere nahm von 1890 bis 1899
von 393325 Tonnen bis 785947 Tonnen zu. Indem man diese Zahlen
mit den Erfolgen Südruſslands verglich, hat man öfter den uralischen
Eisenindustriellen den Vorwurf gemacht, sie seien zurückgeblieben
und ruhten sich auf ihren Staatsprivilegien aus. Man muſs aber

1) Stahl und Eisen 1898, S. 764.
2) Eine schöne Abbildung desselben, siehe Stahl und Eisen 1901, S. 165.
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[1216/1232] Ruſsland. Böhler & Co. in Wien vereinigten sich mit der Gesellschaft Wolga- stahlwerke in St. Petersburg und bauten 1896 die Wolgastahlwerke bei Saratow, die Qualitätsstahl unter der Marke Wolga-Böhlerstahl auf den Markt brachten. In Südruſsland sind die Gdanzewskihütte 1), welche die erste elek- trische Kraftübertragung hatte und die von den französischen Kapitalisten Pastor und Verdu gegründete Druschkowskihütte mit einem Bessemer- und einem Schienenwalzwerk, ferner die von dem deutschen Ingenieur Zix für eine russische Gesellschaft erbaute Donezko-Jurjewskihütte, die mit Langenschem Gasfang und mit Boecker-Cowperapparaten versehen ist, sowie endlich die neue von A. Philippart erbaute Petrowskihütte der russisch-belgischen Metallgesellschaft zu nennen. Mit Anthrazit gehen nur die Hochöfen von Sulin, die 1900 unter der Leitung von Oscar Simmersbach standen. Am Asowschen Meer entwickelte sich eine neue Eisenindustrie, begründet auf den neuerschlossenen Brauneisenlagern bei Kertsch und den Steinkohlen des Donezbeckens. Es entstanden die Hütte bei Taganrog, das groſse Röhren- und Blechwalzwerk bei Mariupol, der Nicopol-Mariupolschen Bergbau- und Metallurgischen Gesellschaft gehörig, und das obenerwähnte Petrowskiwerk, das zwei Hochöfen, ein Bessemer- und ein Walzwerk umfaſste. Diese Werke wurden 1896 und 1897 nach den neuesten Grundsätzen erbaut. In Süd- ruſsland errichtete die Jusowsche Eisenhütte ein groſses Bessemer- werk; bei Konstantinowka entstand ein neues Walzwerk für Dach- bleche. Diese Neuanlagen waren meist von Ausländern, namentlich von Belgiern ins Leben gerufen. Neuerdings (1899) hat die belgische Gesellschaft Providence den Bau eines neuen Eisenwerkes bei Kertsch 2) begonnen, wo reiche Erzlager glänzende Aussichten er- öffnen. In den 14 Jahren vor 1899 hat sich die Zahl der Hochöfen im Donezbecken von 3 auf 34 erhöht. In Südruſsland entwickelte sich die Eisenindustrie am raschsten und am groſsartigsten. Die Roh- eisenerzeugung stieg von 1890 bis 1899 von 219782 Tonnen auf 1262063 Tonnen. Bereits im Jahre 1895 überflügelte die Roheisen- erzeugung Südruſslands die des Ural. Letztere nahm von 1890 bis 1899 von 393325 Tonnen bis 785947 Tonnen zu. Indem man diese Zahlen mit den Erfolgen Südruſslands verglich, hat man öfter den uralischen Eisenindustriellen den Vorwurf gemacht, sie seien zurückgeblieben und ruhten sich auf ihren Staatsprivilegien aus. Man muſs aber 1) Stahl und Eisen 1898, S. 764. 2) Eine schöne Abbildung desselben, siehe Stahl und Eisen 1901, S. 165.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1232>, abgerufen am 23.11.2024.