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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Russland.
das grossartige Unternehmen des Staates, die Erbauung der sibirischen
Bahn, welche eine enorme Menge Eisenmaterial erforderte, beigetragen.
Daraufhin entstanden neue Werke und die alten wurden vergrössert.
Auch der Staat beförderte die Vergrösserung der Eisenwerke durch
Gewährung bedeutender "Operationskredite". So erhielten die Werke
von Montovilicha, Slatoust und Wotinsk 1893 einen Kredit von
vier Millionen Rubel. Sibirien selbst besass 1893 nur vier Eisenwerke:
die beiden Staatshütten Gurjewski im Altaibezirk und Petrowski im
Bezirk Nertschinsk im Transbaikalgebiet und die beiden Privatwerke
Abakowski im Gouvernement Jenisseisk und Nikolajewski im Gouverne-
ment Irkutsk. Im Südosten des Gouvernements Tomsk werden Stein-
kohlen in den Kuznetzkogruben gewonnen. Die Hochofenhütten be-
zahlen für ihren Erzbezug eine Bergsteuer und zwar eine Kopeke für ein
Pud aus eignen und zwei Kopeken für ein Pud aus gepachteten Bergwerken.

1893 zählte man in Russland noch 167 Werke, die Schweiss-
eisen erzeugten. Die Produktion bezifferte sich auf 30384610 Pud,
wovon 2787990 in Frischherden, der Rest in Puddelöfen hergestellt war.
48 Stahlwerke erzeugten 38626551 Pud Stahl und Flusseisen, und
zwar 121718 Pud Cementstahl, 162643 Pud Puddelstahl, 10935336 Pud
Bessemerstahl, 26963550 Pud Martinstahl und 443240 Pud Tiegelstahl.
Letzterer wird besonders in den kaiserlichen Waffenfabriken Obuchow
bei St. Petersburg, Perm, Jzew im Gouvernement Wiatka und
Slatoust im Gouvernement Ulfa in grossen Mengen dargestellt.

Die russische Schienenfabrikation, die 1884 nur 5998617 Pud
lieferte, erzeugte 1893 14088235 Pud. Die Giessereien lieferten 1893
4975625 Pud Gusswaren, darunter 205683 Pud Artilleriebedarf und
335665 Geschirrguss, der meistens emailliert wurde. Die Eisen- und
Stahlfabrikate beliefen sich auf 6178043 Pud, darunter 1175076
Pud gezogener und. 370985 Pud gewalzter Draht. Ferner wurden
575000 Flintenläufe, 471629 Flintenkasten, 44569 scharfe Waffen
u. s. w. angefertigt. Auch die Fabrikation von Sensen hatte zu-
genommen. Bei dem Kleineisengewerbe 1), das seinen Sitz besonders
im mittleren Russland, im Gebiete der grossen Eisenmärkte Moskau
und Nischnij-Novgorod hatte, herrschte noch vielfach die Hausindustrie,
verbunden mit weitgehender Arbeitsteilung. Einzelne Ortschaften und
Gebiete lieferten nur ein und denselben Artikel, den sie zu Markte
brachten. Die Eisenarbeiter waren zu Schmiededorfgenossenschaften
oder Kleinmeister-Gewerkschaften verbunden, die durch Händler ge-

1) Stahl und Eisen 1894, S. 1019.

Ruſsland.
das groſsartige Unternehmen des Staates, die Erbauung der sibirischen
Bahn, welche eine enorme Menge Eisenmaterial erforderte, beigetragen.
Daraufhin entstanden neue Werke und die alten wurden vergröſsert.
Auch der Staat beförderte die Vergröſserung der Eisenwerke durch
Gewährung bedeutender „Operationskredite“. So erhielten die Werke
von Montovilicha, Slatoust und Wotinsk 1893 einen Kredit von
vier Millionen Rubel. Sibirien selbst besaſs 1893 nur vier Eisenwerke:
die beiden Staatshütten Gurjewski im Altaibezirk und Petrowski im
Bezirk Nertschinsk im Transbaikalgebiet und die beiden Privatwerke
Abakowski im Gouvernement Jenisseisk und Nikolajewski im Gouverne-
ment Irkutsk. Im Südosten des Gouvernements Tomsk werden Stein-
kohlen in den Kuznetzkogruben gewonnen. Die Hochofenhütten be-
zahlen für ihren Erzbezug eine Bergsteuer und zwar eine Kopeke für ein
Pud aus eignen und zwei Kopeken für ein Pud aus gepachteten Bergwerken.

1893 zählte man in Ruſsland noch 167 Werke, die Schweiſs-
eisen erzeugten. Die Produktion bezifferte sich auf 30384610 Pud,
wovon 2787990 in Frischherden, der Rest in Puddelöfen hergestellt war.
48 Stahlwerke erzeugten 38626551 Pud Stahl und Fluſseisen, und
zwar 121718 Pud Cementstahl, 162643 Pud Puddelstahl, 10935336 Pud
Bessemerstahl, 26963550 Pud Martinstahl und 443240 Pud Tiegelstahl.
Letzterer wird besonders in den kaiserlichen Waffenfabriken Obuchow
bei St. Petersburg, Perm, Jzew im Gouvernement Wiatka und
Slatoust im Gouvernement Ulfa in groſsen Mengen dargestellt.

Die russische Schienenfabrikation, die 1884 nur 5998617 Pud
lieferte, erzeugte 1893 14088235 Pud. Die Gieſsereien lieferten 1893
4975625 Pud Guſswaren, darunter 205683 Pud Artilleriebedarf und
335665 Geschirrguſs, der meistens emailliert wurde. Die Eisen- und
Stahlfabrikate beliefen sich auf 6178043 Pud, darunter 1175076
Pud gezogener und. 370985 Pud gewalzter Draht. Ferner wurden
575000 Flintenläufe, 471629 Flintenkasten, 44569 scharfe Waffen
u. s. w. angefertigt. Auch die Fabrikation von Sensen hatte zu-
genommen. Bei dem Kleineisengewerbe 1), das seinen Sitz besonders
im mittleren Ruſsland, im Gebiete der groſsen Eisenmärkte Moskau
und Nischnij-Novgorod hatte, herrschte noch vielfach die Hausindustrie,
verbunden mit weitgehender Arbeitsteilung. Einzelne Ortschaften und
Gebiete lieferten nur ein und denselben Artikel, den sie zu Markte
brachten. Die Eisenarbeiter waren zu Schmiededorfgenossenschaften
oder Kleinmeister-Gewerkschaften verbunden, die durch Händler ge-

1) Stahl und Eisen 1894, S. 1019.
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[1214/1230] Ruſsland. das groſsartige Unternehmen des Staates, die Erbauung der sibirischen Bahn, welche eine enorme Menge Eisenmaterial erforderte, beigetragen. Daraufhin entstanden neue Werke und die alten wurden vergröſsert. Auch der Staat beförderte die Vergröſserung der Eisenwerke durch Gewährung bedeutender „Operationskredite“. So erhielten die Werke von Montovilicha, Slatoust und Wotinsk 1893 einen Kredit von vier Millionen Rubel. Sibirien selbst besaſs 1893 nur vier Eisenwerke: die beiden Staatshütten Gurjewski im Altaibezirk und Petrowski im Bezirk Nertschinsk im Transbaikalgebiet und die beiden Privatwerke Abakowski im Gouvernement Jenisseisk und Nikolajewski im Gouverne- ment Irkutsk. Im Südosten des Gouvernements Tomsk werden Stein- kohlen in den Kuznetzkogruben gewonnen. Die Hochofenhütten be- zahlen für ihren Erzbezug eine Bergsteuer und zwar eine Kopeke für ein Pud aus eignen und zwei Kopeken für ein Pud aus gepachteten Bergwerken. 1893 zählte man in Ruſsland noch 167 Werke, die Schweiſs- eisen erzeugten. Die Produktion bezifferte sich auf 30384610 Pud, wovon 2787990 in Frischherden, der Rest in Puddelöfen hergestellt war. 48 Stahlwerke erzeugten 38626551 Pud Stahl und Fluſseisen, und zwar 121718 Pud Cementstahl, 162643 Pud Puddelstahl, 10935336 Pud Bessemerstahl, 26963550 Pud Martinstahl und 443240 Pud Tiegelstahl. Letzterer wird besonders in den kaiserlichen Waffenfabriken Obuchow bei St. Petersburg, Perm, Jzew im Gouvernement Wiatka und Slatoust im Gouvernement Ulfa in groſsen Mengen dargestellt. Die russische Schienenfabrikation, die 1884 nur 5998617 Pud lieferte, erzeugte 1893 14088235 Pud. Die Gieſsereien lieferten 1893 4975625 Pud Guſswaren, darunter 205683 Pud Artilleriebedarf und 335665 Geschirrguſs, der meistens emailliert wurde. Die Eisen- und Stahlfabrikate beliefen sich auf 6178043 Pud, darunter 1175076 Pud gezogener und. 370985 Pud gewalzter Draht. Ferner wurden 575000 Flintenläufe, 471629 Flintenkasten, 44569 scharfe Waffen u. s. w. angefertigt. Auch die Fabrikation von Sensen hatte zu- genommen. Bei dem Kleineisengewerbe 1), das seinen Sitz besonders im mittleren Ruſsland, im Gebiete der groſsen Eisenmärkte Moskau und Nischnij-Novgorod hatte, herrschte noch vielfach die Hausindustrie, verbunden mit weitgehender Arbeitsteilung. Einzelne Ortschaften und Gebiete lieferten nur ein und denselben Artikel, den sie zu Markte brachten. Die Eisenarbeiter waren zu Schmiededorfgenossenschaften oder Kleinmeister-Gewerkschaften verbunden, die durch Händler ge- 1) Stahl und Eisen 1894, S. 1019.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1230>, abgerufen am 23.11.2024.