Erze wurden 1890 im Ural 360 Tonnen Ferromangan und in Süd- russland 1000 Tonnen Spiegeleisen erblasen.
Viel rascher und grossartiger war die Entwickelung der Eisen- industrie im Steinkohlengebiete des Donezbeckens in Südrussland. Dort entstanden mit russischem und mehr noch mit ausländischem Kapital grosse Neuanlagen. Die einer englischen Gesellschaft ge- hörige Hugheshütte in Navorossiks wurde 1890 in die "Neurussische Gesellschaft für Steinkohlenbergbau, Eisen- und Schienenfabrikation" umgewandelt und bedeutend vergrössert. Sie hatte 1893 vier grosse Hochöfen, ein Bessemerwerk, ein Siemens-Martinwerk, ein Puddelwerk und eine Giesserei. Das von der Briansk-Gesellschaft, richtiger Societe anonyme franco-russe, gegründete Stahlwerk Alexandrowsk bei Jekatarinoslaw umfasste zwei Bessemerbirnen von je 10 Tonnen und vier Martinöfen von je 12 Tonnen Fassung. Derselben Gesellschaft gehörte das Sulinowskwerk und das 1894 erbaute Werk bei Druyoska und das 1892 eröffnete Gdanzewskiwerk. Die Societe des Acieries du Donez besass das Stahlwerk Drujkowka (Drouschkowski) mit drei Bessemerkonvertern von je 10 Tonnen und die Societe metallurgique russo-belge ein Stahlwerk in Volinezvo (Wolinzewo) mit drei Bessemer- konvertern von je 12 Tonnen und zwei Herdöfen. Die der Societe Dnieprovienne gehörige Kamenskihütte enthielt zwei Bessemerkon- verter von je 10 Tonnen und vier basische Martinöfen für 15 bis 20 Tonnen Einsatz.
In der Alexandrowskhütte führte Gorjainow 1894 beim Martin- prozess sein Verfahren mit vorgeschmolzenen Erzen ein. Mit derselben Hütte wurde eine grosse Schlackenziegelfabrik verbunden. Das Stahl- werk der Hugheshütte wurde 1895 vergrössert, indem zu den neun sauren Herdöfen von je 20 Tonnen noch zwei grössere von 25 bis 30 Tonnen Einsatz hinzukamen. Eine grossartige Entwickelung nahm die Kamenskihütte 1). Sie erzeugte 1894 85685 Tonnen Koks, 156520 Tonnen Roheisen, darunter 18350 Tonnen Spiegeleisen, 73860 Tonnen Bessemerstahl, 43300 Tonnen Martinstahl, 10430 Puddelluppen, 55350 Tonnen Stahlschienen, 5540 Tonnen Bandagen, 14540 Tonnen Eisen- und Stahlblech, 27330 Tonnen Stabeisen und Stangenstahl und 6670 Tonnen Gusswaren. Das Werk hatte eine elektrische Centrale von 1500 P. S. -- Das Roteisenglanzlager von Krivoi- Rog lieferte 1892 350000 Tonnen Erze. Zu dem Aufschwunge der russischen Eisenindustrie in den neunziger Jahren hat ganz besonders
1) Stahl und Eisen 1898, S. 716.
Ruſsland.
Erze wurden 1890 im Ural 360 Tonnen Ferromangan und in Süd- ruſsland 1000 Tonnen Spiegeleisen erblasen.
Viel rascher und groſsartiger war die Entwickelung der Eisen- industrie im Steinkohlengebiete des Donezbeckens in Südruſsland. Dort entstanden mit russischem und mehr noch mit ausländischem Kapital groſse Neuanlagen. Die einer englischen Gesellschaft ge- hörige Hugheshütte in Navorossiks wurde 1890 in die „Neurussische Gesellschaft für Steinkohlenbergbau, Eisen- und Schienenfabrikation“ umgewandelt und bedeutend vergröſsert. Sie hatte 1893 vier groſse Hochöfen, ein Bessemerwerk, ein Siemens-Martinwerk, ein Puddelwerk und eine Gieſserei. Das von der Briansk-Gesellschaft, richtiger Société anonyme franco-russe, gegründete Stahlwerk Alexandrowsk bei Jekatarinoslaw umfaſste zwei Bessemerbirnen von je 10 Tonnen und vier Martinöfen von je 12 Tonnen Fassung. Derselben Gesellschaft gehörte das Sulinowskwerk und das 1894 erbaute Werk bei Druyoska und das 1892 eröffnete Gdanzewskiwerk. Die Société des Aciéries du Donez besaſs das Stahlwerk Drujkowka (Drouschkowski) mit drei Bessemerkonvertern von je 10 Tonnen und die Société métallurgique russo-belge ein Stahlwerk in Volinezvo (Wolinzewo) mit drei Bessemer- konvertern von je 12 Tonnen und zwei Herdöfen. Die der Société Dniéprovienne gehörige Kamenskihütte enthielt zwei Bessemerkon- verter von je 10 Tonnen und vier basische Martinöfen für 15 bis 20 Tonnen Einsatz.
In der Alexandrowskhütte führte Gorjainow 1894 beim Martin- prozeſs sein Verfahren mit vorgeschmolzenen Erzen ein. Mit derselben Hütte wurde eine groſse Schlackenziegelfabrik verbunden. Das Stahl- werk der Hugheshütte wurde 1895 vergröſsert, indem zu den neun sauren Herdöfen von je 20 Tonnen noch zwei gröſsere von 25 bis 30 Tonnen Einsatz hinzukamen. Eine groſsartige Entwickelung nahm die Kamenskihütte 1). Sie erzeugte 1894 85685 Tonnen Koks, 156520 Tonnen Roheisen, darunter 18350 Tonnen Spiegeleisen, 73860 Tonnen Bessemerstahl, 43300 Tonnen Martinstahl, 10430 Puddelluppen, 55350 Tonnen Stahlschienen, 5540 Tonnen Bandagen, 14540 Tonnen Eisen- und Stahlblech, 27330 Tonnen Stabeisen und Stangenstahl und 6670 Tonnen Guſswaren. Das Werk hatte eine elektrische Centrale von 1500 P. S. — Das Roteisenglanzlager von Krivoi- Rog lieferte 1892 350000 Tonnen Erze. Zu dem Aufschwunge der russischen Eisenindustrie in den neunziger Jahren hat ganz besonders
1) Stahl und Eisen 1898, S. 716.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1229"n="1213"/><fwplace="top"type="header">Ruſsland.</fw><lb/>
Erze wurden 1890 im Ural 360 Tonnen Ferromangan und in Süd-<lb/>
ruſsland 1000 Tonnen Spiegeleisen erblasen.</p><lb/><p>Viel rascher und groſsartiger war die Entwickelung der Eisen-<lb/>
industrie im Steinkohlengebiete des Donezbeckens in Südruſsland.<lb/>
Dort entstanden mit russischem und mehr noch mit ausländischem<lb/>
Kapital groſse Neuanlagen. Die einer englischen Gesellschaft ge-<lb/>
hörige Hugheshütte in Navorossiks wurde 1890 in die „Neurussische<lb/>
Gesellschaft für Steinkohlenbergbau, Eisen- und Schienenfabrikation“<lb/>
umgewandelt und bedeutend vergröſsert. Sie hatte 1893 vier groſse<lb/>
Hochöfen, ein Bessemerwerk, ein Siemens-Martinwerk, ein Puddelwerk<lb/>
und eine Gieſserei. Das von der Briansk-Gesellschaft, richtiger Société<lb/>
anonyme franco-russe, gegründete Stahlwerk Alexandrowsk bei<lb/>
Jekatarinoslaw umfaſste zwei Bessemerbirnen von je 10 Tonnen und<lb/>
vier Martinöfen von je 12 Tonnen Fassung. Derselben Gesellschaft<lb/>
gehörte das Sulinowskwerk und das 1894 erbaute Werk bei Druyoska<lb/>
und das 1892 eröffnete Gdanzewskiwerk. Die Société des Aciéries<lb/>
du Donez besaſs das Stahlwerk Drujkowka (Drouschkowski) mit drei<lb/>
Bessemerkonvertern von je 10 Tonnen und die Société métallurgique<lb/>
russo-belge ein Stahlwerk in Volinezvo (Wolinzewo) mit drei Bessemer-<lb/>
konvertern von je 12 Tonnen und zwei Herdöfen. Die der Société<lb/>
Dniéprovienne gehörige Kamenskihütte enthielt zwei Bessemerkon-<lb/>
verter von je 10 Tonnen und vier basische Martinöfen für 15 bis<lb/>
20 Tonnen Einsatz.</p><lb/><p>In der Alexandrowskhütte führte <hirendition="#g">Gorjainow</hi> 1894 beim Martin-<lb/>
prozeſs sein Verfahren mit vorgeschmolzenen Erzen ein. Mit derselben<lb/>
Hütte wurde eine groſse Schlackenziegelfabrik verbunden. Das Stahl-<lb/>
werk der Hugheshütte wurde 1895 vergröſsert, indem zu den neun<lb/>
sauren Herdöfen von je 20 Tonnen noch zwei gröſsere von 25 bis<lb/>
30 Tonnen Einsatz hinzukamen. Eine groſsartige Entwickelung nahm<lb/>
die Kamenskihütte <noteplace="foot"n="1)">Stahl und Eisen 1898, S. 716.</note>. Sie erzeugte 1894 85685 Tonnen Koks,<lb/>
156520 Tonnen Roheisen, darunter 18350 Tonnen Spiegeleisen,<lb/>
73860 Tonnen Bessemerstahl, 43300 Tonnen Martinstahl, 10430<lb/>
Puddelluppen, 55350 Tonnen Stahlschienen, 5540 Tonnen Bandagen,<lb/>
14540 Tonnen Eisen- und Stahlblech, 27330 Tonnen Stabeisen und<lb/>
Stangenstahl und 6670 Tonnen Guſswaren. Das Werk hatte eine<lb/>
elektrische Centrale von 1500 P. S. — Das Roteisenglanzlager von Krivoi-<lb/>
Rog lieferte 1892 350000 Tonnen Erze. Zu dem Aufschwunge der<lb/>
russischen Eisenindustrie in den neunziger Jahren hat ganz besonders<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1213/1229]
Ruſsland.
Erze wurden 1890 im Ural 360 Tonnen Ferromangan und in Süd-
ruſsland 1000 Tonnen Spiegeleisen erblasen.
Viel rascher und groſsartiger war die Entwickelung der Eisen-
industrie im Steinkohlengebiete des Donezbeckens in Südruſsland.
Dort entstanden mit russischem und mehr noch mit ausländischem
Kapital groſse Neuanlagen. Die einer englischen Gesellschaft ge-
hörige Hugheshütte in Navorossiks wurde 1890 in die „Neurussische
Gesellschaft für Steinkohlenbergbau, Eisen- und Schienenfabrikation“
umgewandelt und bedeutend vergröſsert. Sie hatte 1893 vier groſse
Hochöfen, ein Bessemerwerk, ein Siemens-Martinwerk, ein Puddelwerk
und eine Gieſserei. Das von der Briansk-Gesellschaft, richtiger Société
anonyme franco-russe, gegründete Stahlwerk Alexandrowsk bei
Jekatarinoslaw umfaſste zwei Bessemerbirnen von je 10 Tonnen und
vier Martinöfen von je 12 Tonnen Fassung. Derselben Gesellschaft
gehörte das Sulinowskwerk und das 1894 erbaute Werk bei Druyoska
und das 1892 eröffnete Gdanzewskiwerk. Die Société des Aciéries
du Donez besaſs das Stahlwerk Drujkowka (Drouschkowski) mit drei
Bessemerkonvertern von je 10 Tonnen und die Société métallurgique
russo-belge ein Stahlwerk in Volinezvo (Wolinzewo) mit drei Bessemer-
konvertern von je 12 Tonnen und zwei Herdöfen. Die der Société
Dniéprovienne gehörige Kamenskihütte enthielt zwei Bessemerkon-
verter von je 10 Tonnen und vier basische Martinöfen für 15 bis
20 Tonnen Einsatz.
In der Alexandrowskhütte führte Gorjainow 1894 beim Martin-
prozeſs sein Verfahren mit vorgeschmolzenen Erzen ein. Mit derselben
Hütte wurde eine groſse Schlackenziegelfabrik verbunden. Das Stahl-
werk der Hugheshütte wurde 1895 vergröſsert, indem zu den neun
sauren Herdöfen von je 20 Tonnen noch zwei gröſsere von 25 bis
30 Tonnen Einsatz hinzukamen. Eine groſsartige Entwickelung nahm
die Kamenskihütte 1). Sie erzeugte 1894 85685 Tonnen Koks,
156520 Tonnen Roheisen, darunter 18350 Tonnen Spiegeleisen,
73860 Tonnen Bessemerstahl, 43300 Tonnen Martinstahl, 10430
Puddelluppen, 55350 Tonnen Stahlschienen, 5540 Tonnen Bandagen,
14540 Tonnen Eisen- und Stahlblech, 27330 Tonnen Stabeisen und
Stangenstahl und 6670 Tonnen Guſswaren. Das Werk hatte eine
elektrische Centrale von 1500 P. S. — Das Roteisenglanzlager von Krivoi-
Rog lieferte 1892 350000 Tonnen Erze. Zu dem Aufschwunge der
russischen Eisenindustrie in den neunziger Jahren hat ganz besonders
1) Stahl und Eisen 1898, S. 716.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1229>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.