mit 114120 Tonnen seinen Höchststand erreicht hatte. 1898 wurden 262960 Tonnen Flussmetall und 198923 Tonnen Schweisseisen dar- gestellt. Von dem Flusseisen waren 102254 Tonnen im Konverter und 160706 Tonnen im Flammofen erzeugt. Von dem Konvertereisen waren 29194 Tonnen durch das basische Verfahren im Thomas- konverter erblasen, während von dem Herdflusseisen 55049 Tonnen auf basischem Herd bereitet waren. Das Verhältnis des sauren zum basischen Flusseisen war demnach 1898 178717 Tonnen zu 84243 Tonnen. Die Stahlgusswarenerzeugung aus dem Martinofen betrug 4560 Tonnen.
Die Fortschritte der schwedischen Eisenindustrie waren der Intelligenz seiner Metallurgen und dem einmütigen Zusammenwirken von Staatsregierung und Industrie, die in der 1869 nach Stockholm verlegten Bergakademie, in dem Jern-Kontor und in dem Hütten- verband (Bruks-Societät) ihre wichtigsten Vereinigungspunkte fanden, zu verdanken.
Wie seit Jahrhunderten, so besass auch in dieser Periode Schweden eine grosse Anzahl hochgebildeter, vortrefflicher Metallurgen, welche die Träger des Fortschritts waren. Wir nennen: Rich. Akerman, Knut Styffe (+ 3. Februar 1898), L. Rinman, Victor Eggertz (+ 17. August 1889), Ullgren, A. Tamm, J. Wiborgh, E. G. Odel- stjerna, J. L. Sebenius, C. G. Sarnström, Caspersson, H. Tho- lander, Troilus u. a. m. Dass die hervorragenden Metallurgen John Gjers und Sandberg in England Schweden waren, wurde bereits früher erwähnt.
Versuchen wir es nun, einen kurzen Überblick der Fortschritte des schwedischen Eisenhüttenwesens im einzelnen in chronologischer Ordnung zu gewinnen.
Der Grundsatz, welcher die schwedische Eisenindustrie Anfang der siebziger Jahre wie in der Folge leitete, war: nicht Massen- erzeugung, sondern beste Qualität. Dementsprechend behandelte man den Bessemerprozess und das neu eingeführte Herdschmelzverfahren. Bei dem Bessemerprozess wurde dies durch das vorzügliche Holz- kohlenroheisen, den Kleinbetrieb und sehr gewissenhafte Kontroll- proben erreicht. Nach C. Westmans Angabe (1871) gab der hier- durch erzielte Bessemerstahl einen ebenso guten Tiegelgussstahl als der Brennstahl.
Die Zahl der Eisenwerke war damals noch eine sehr grosse, und mancher Hochofen wurde nur noch der Holzverwertung wegen be- trieben. Durch die Konkurrenz der kleinen Werke und durch die
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Schweden.
mit 114120 Tonnen seinen Höchststand erreicht hatte. 1898 wurden 262960 Tonnen Fluſsmetall und 198923 Tonnen Schweiſseisen dar- gestellt. Von dem Fluſseisen waren 102254 Tonnen im Konverter und 160706 Tonnen im Flammofen erzeugt. Von dem Konvertereisen waren 29194 Tonnen durch das basische Verfahren im Thomas- konverter erblasen, während von dem Herdfluſseisen 55049 Tonnen auf basischem Herd bereitet waren. Das Verhältnis des sauren zum basischen Fluſseisen war demnach 1898 178717 Tonnen zu 84243 Tonnen. Die Stahlguſswarenerzeugung aus dem Martinofen betrug 4560 Tonnen.
Die Fortschritte der schwedischen Eisenindustrie waren der Intelligenz seiner Metallurgen und dem einmütigen Zusammenwirken von Staatsregierung und Industrie, die in der 1869 nach Stockholm verlegten Bergakademie, in dem Jern-Kontor und in dem Hütten- verband (Bruks-Societät) ihre wichtigsten Vereinigungspunkte fanden, zu verdanken.
Wie seit Jahrhunderten, so besaſs auch in dieser Periode Schweden eine groſse Anzahl hochgebildeter, vortrefflicher Metallurgen, welche die Träger des Fortschritts waren. Wir nennen: Rich. Åkerman, Knut Styffe († 3. Februar 1898), L. Rinman, Victor Eggertz († 17. August 1889), Ullgren, A. Tamm, J. Wiborgh, E. G. Odel- stjerna, J. L. Sebenius, C. G. Sarnström, Caspersson, H. Tho- lander, Troilus u. a. m. Daſs die hervorragenden Metallurgen John Gjers und Sandberg in England Schweden waren, wurde bereits früher erwähnt.
Versuchen wir es nun, einen kurzen Überblick der Fortschritte des schwedischen Eisenhüttenwesens im einzelnen in chronologischer Ordnung zu gewinnen.
Der Grundsatz, welcher die schwedische Eisenindustrie Anfang der siebziger Jahre wie in der Folge leitete, war: nicht Massen- erzeugung, sondern beste Qualität. Dementsprechend behandelte man den Bessemerprozeſs und das neu eingeführte Herdschmelzverfahren. Bei dem Bessemerprozeſs wurde dies durch das vorzügliche Holz- kohlenroheisen, den Kleinbetrieb und sehr gewissenhafte Kontroll- proben erreicht. Nach C. Westmans Angabe (1871) gab der hier- durch erzielte Bessemerstahl einen ebenso guten Tiegelguſsstahl als der Brennstahl.
Die Zahl der Eisenwerke war damals noch eine sehr groſse, und mancher Hochofen wurde nur noch der Holzverwertung wegen be- trieben. Durch die Konkurrenz der kleinen Werke und durch die
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Schweden.
mit 114120 Tonnen seinen Höchststand erreicht hatte. 1898 wurden
262960 Tonnen Fluſsmetall und 198923 Tonnen Schweiſseisen dar-
gestellt. Von dem Fluſseisen waren 102254 Tonnen im Konverter
und 160706 Tonnen im Flammofen erzeugt. Von dem Konvertereisen
waren 29194 Tonnen durch das basische Verfahren im Thomas-
konverter erblasen, während von dem Herdfluſseisen 55049 Tonnen
auf basischem Herd bereitet waren. Das Verhältnis des sauren zum
basischen Fluſseisen war demnach 1898 178717 Tonnen zu 84243
Tonnen. Die Stahlguſswarenerzeugung aus dem Martinofen betrug
4560 Tonnen.
Die Fortschritte der schwedischen Eisenindustrie waren der
Intelligenz seiner Metallurgen und dem einmütigen Zusammenwirken
von Staatsregierung und Industrie, die in der 1869 nach Stockholm
verlegten Bergakademie, in dem Jern-Kontor und in dem Hütten-
verband (Bruks-Societät) ihre wichtigsten Vereinigungspunkte fanden,
zu verdanken.
Wie seit Jahrhunderten, so besaſs auch in dieser Periode Schweden
eine groſse Anzahl hochgebildeter, vortrefflicher Metallurgen, welche
die Träger des Fortschritts waren. Wir nennen: Rich. Åkerman,
Knut Styffe († 3. Februar 1898), L. Rinman, Victor Eggertz
(† 17. August 1889), Ullgren, A. Tamm, J. Wiborgh, E. G. Odel-
stjerna, J. L. Sebenius, C. G. Sarnström, Caspersson, H. Tho-
lander, Troilus u. a. m. Daſs die hervorragenden Metallurgen
John Gjers und Sandberg in England Schweden waren, wurde
bereits früher erwähnt.
Versuchen wir es nun, einen kurzen Überblick der Fortschritte
des schwedischen Eisenhüttenwesens im einzelnen in chronologischer
Ordnung zu gewinnen.
Der Grundsatz, welcher die schwedische Eisenindustrie Anfang
der siebziger Jahre wie in der Folge leitete, war: nicht Massen-
erzeugung, sondern beste Qualität. Dementsprechend behandelte man
den Bessemerprozeſs und das neu eingeführte Herdschmelzverfahren.
Bei dem Bessemerprozeſs wurde dies durch das vorzügliche Holz-
kohlenroheisen, den Kleinbetrieb und sehr gewissenhafte Kontroll-
proben erreicht. Nach C. Westmans Angabe (1871) gab der hier-
durch erzielte Bessemerstahl einen ebenso guten Tiegelguſsstahl als
der Brennstahl.
Die Zahl der Eisenwerke war damals noch eine sehr groſse, und
mancher Hochofen wurde nur noch der Holzverwertung wegen be-
trieben. Durch die Konkurrenz der kleinen Werke und durch die
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1203>, abgerufen am 23.11.2024.
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