Prager und böhmische Montan-Industrie-Gesellschaft in Kladno und Königshof in Böhmen 247000 "
Donawitz und Vordernberg in Steiermark 195000 "
Eisenwerksanlage in Schwechat bei Wien 60000 "
Erzherzogliche Eisenwerke in Schlesien 50000 "
Zusammen 827000 Tonnen
was 93 Prozent der Roheisenproduktion Österreichs ausmacht.
Die Eisenindustrie des Königreichs Ungarn nahm in dieser Zeit einen nicht minder grossen Aufschwung und entwickelte sich zu grosser Mannigfaltigkeit und Selbständigkeit. Ungarn, das sehr reich an guten Eisenerzen ist, besitzt zwei Haupterzgebiete, das eine im Süd- osten zwischen Bazias und Orsowa, von wo es sich nach Siebenbürgen und Grosswardein erstreckt, liefert Magnet-, Rot- und Brauneisen- stein und bildet die Grundlager für die Banater und Siebenbürger Eisenwerke; das zweite oberungarische in den Karpathen, welches Spateisenstein und daraus entstandenen Brauneisenstein enthält, breitet sich in den Komitaten Gömör, Zips, Abanj, Torna, Sohl und Liptau aus. Am wichtigsten sind der Dobschauer Erzberg, die Gömörgrube bei Röcze, welche nur Brauneisenstein förderte, und im Südosten das grosse Erzlager von Rudobanja bei Telekes. Oberungarn lieferte 1886 146000 Tonnen Eisenerze, hiervon das Gömörer Komitat 82000 Tonnen. In dieser Grafschaft standen 26 Hochöfen in Betrieb. Auch in Ungarn fand ein Zusammenschluss der zahlreichen Einzel- werke zu grossen Industriegesellschaften statt, diese vereinigten sich 1886 zu einem Kartell, das bessere Preise erzielte und für die Entwickelung der Eisenindustrie günstig wirkte. Seit 1884 nahm der Koksbetrieb zu, und zwar stieg er von 1884 bis 1888 von 16 auf 28 Prozent. Oberungarn bezog Koks aus Mähren und Schlesien, wo- hin es Eisenerze ausführte.
1886 erzeugte ganz Ungarn 225500 Tonnen Frischroheisen und 9167 Tonnen Giessereiroheisen; hiervon entfielen 37426 Tonnen auf die ärarischen Werke. Die Erzausfuhr betrug 92107 Tonnen, die Braunkohlenförderung 1567614 Tonnen, davon die der Salgo-Tarjaner Gesellschaft in der Berghauptmannschaft Neusohl allein etwa 500000 Tonnen.
Die ungarischen Staatswerke konnten um so mehr als technische Musteranstalten betrieben werden, als die Beamten mit dem Verkauf nichts zu thun hatten, der allein von der königlichen Eisenwerks- direktion in Budapest besorgt wurde. Das bedeutendste ärarische Werk war Rhonitz-Brezowa am Grauflusse im Sohler Komitat. Von
Österreich-Ungarn.
Witkowitz 275000 Tonnen
Prager und böhmische Montan-Industrie-Gesellschaft in Kladno und Königshof in Böhmen 247000 „
Donawitz und Vordernberg in Steiermark 195000 „
Eisenwerksanlage in Schwechat bei Wien 60000 „
Erzherzogliche Eisenwerke in Schlesien 50000 „
Zusammen 827000 Tonnen
was 93 Prozent der Roheisenproduktion Österreichs ausmacht.
Die Eisenindustrie des Königreichs Ungarn nahm in dieser Zeit einen nicht minder groſsen Aufschwung und entwickelte sich zu groſser Mannigfaltigkeit und Selbständigkeit. Ungarn, das sehr reich an guten Eisenerzen ist, besitzt zwei Haupterzgebiete, das eine im Süd- osten zwischen Bazias und Orsowa, von wo es sich nach Siebenbürgen und Groſswardein erstreckt, liefert Magnet-, Rot- und Brauneisen- stein und bildet die Grundlager für die Banater und Siebenbürger Eisenwerke; das zweite oberungarische in den Karpathen, welches Spateisenstein und daraus entstandenen Brauneisenstein enthält, breitet sich in den Komitaten Gömör, Zips, Abanj, Torna, Sohl und Liptau aus. Am wichtigsten sind der Dobschauer Erzberg, die Gömörgrube bei Röcze, welche nur Brauneisenstein förderte, und im Südosten das groſse Erzlager von Rudóbánja bei Telekes. Oberungarn lieferte 1886 146000 Tonnen Eisenerze, hiervon das Gömörer Komitat 82000 Tonnen. In dieser Grafschaft standen 26 Hochöfen in Betrieb. Auch in Ungarn fand ein Zusammenschluſs der zahlreichen Einzel- werke zu groſsen Industriegesellschaften statt, diese vereinigten sich 1886 zu einem Kartell, das bessere Preise erzielte und für die Entwickelung der Eisenindustrie günstig wirkte. Seit 1884 nahm der Koksbetrieb zu, und zwar stieg er von 1884 bis 1888 von 16 auf 28 Prozent. Oberungarn bezog Koks aus Mähren und Schlesien, wo- hin es Eisenerze ausführte.
1886 erzeugte ganz Ungarn 225500 Tonnen Frischroheisen und 9167 Tonnen Gieſsereiroheisen; hiervon entfielen 37426 Tonnen auf die ärarischen Werke. Die Erzausfuhr betrug 92107 Tonnen, die Braunkohlenförderung 1567614 Tonnen, davon die der Salgó-Tarjaner Gesellschaft in der Berghauptmannschaft Neusohl allein etwa 500000 Tonnen.
Die ungarischen Staatswerke konnten um so mehr als technische Musteranstalten betrieben werden, als die Beamten mit dem Verkauf nichts zu thun hatten, der allein von der königlichen Eisenwerks- direktion in Budapest besorgt wurde. Das bedeutendste ärarische Werk war Rhonitz-Brezowa am Grauflusse im Sohler Komitat. Von
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Österreich-Ungarn.
Witkowitz 275000 Tonnen
Prager und böhmische Montan-Industrie-Gesellschaft in Kladno
und Königshof in Böhmen 247000 „
Donawitz und Vordernberg in Steiermark 195000 „
Eisenwerksanlage in Schwechat bei Wien 60000 „
Erzherzogliche Eisenwerke in Schlesien 50000 „
Zusammen 827000 Tonnen
was 93 Prozent der Roheisenproduktion Österreichs ausmacht.
Die Eisenindustrie des Königreichs Ungarn nahm in dieser Zeit
einen nicht minder groſsen Aufschwung und entwickelte sich zu groſser
Mannigfaltigkeit und Selbständigkeit. Ungarn, das sehr reich an
guten Eisenerzen ist, besitzt zwei Haupterzgebiete, das eine im Süd-
osten zwischen Bazias und Orsowa, von wo es sich nach Siebenbürgen
und Groſswardein erstreckt, liefert Magnet-, Rot- und Brauneisen-
stein und bildet die Grundlager für die Banater und Siebenbürger
Eisenwerke; das zweite oberungarische in den Karpathen, welches
Spateisenstein und daraus entstandenen Brauneisenstein enthält, breitet
sich in den Komitaten Gömör, Zips, Abanj, Torna, Sohl und Liptau
aus. Am wichtigsten sind der Dobschauer Erzberg, die Gömörgrube
bei Röcze, welche nur Brauneisenstein förderte, und im Südosten das
groſse Erzlager von Rudóbánja bei Telekes. Oberungarn lieferte
1886 146000 Tonnen Eisenerze, hiervon das Gömörer Komitat
82000 Tonnen. In dieser Grafschaft standen 26 Hochöfen in Betrieb.
Auch in Ungarn fand ein Zusammenschluſs der zahlreichen Einzel-
werke zu groſsen Industriegesellschaften statt, diese vereinigten sich
1886 zu einem Kartell, das bessere Preise erzielte und für die
Entwickelung der Eisenindustrie günstig wirkte. Seit 1884 nahm
der Koksbetrieb zu, und zwar stieg er von 1884 bis 1888 von 16 auf
28 Prozent. Oberungarn bezog Koks aus Mähren und Schlesien, wo-
hin es Eisenerze ausführte.
1886 erzeugte ganz Ungarn 225500 Tonnen Frischroheisen und
9167 Tonnen Gieſsereiroheisen; hiervon entfielen 37426 Tonnen auf
die ärarischen Werke. Die Erzausfuhr betrug 92107 Tonnen, die
Braunkohlenförderung 1567614 Tonnen, davon die der Salgó-Tarjaner
Gesellschaft in der Berghauptmannschaft Neusohl allein etwa 500000
Tonnen.
Die ungarischen Staatswerke konnten um so mehr als technische
Musteranstalten betrieben werden, als die Beamten mit dem Verkauf
nichts zu thun hatten, der allein von der königlichen Eisenwerks-
direktion in Budapest besorgt wurde. Das bedeutendste ärarische
Werk war Rhonitz-Brezowa am Grauflusse im Sohler Komitat. Von
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1177>, abgerufen am 23.11.2024.
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