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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Österreich-Ungarn.

In Böhmen war es Karl Wittgenstein, der zu Ende der achtziger
Jahre durch seine Initiative die Ausbeutung der bis dahin wenig ge-
schätzten Erze des Nucicer Erzberges förderte. Das basische Martin-
verfahren wurde durch ihn nicht nur in Kladno eingeführt, sondern
es entstanden hierfür durch seine Anregung neue Werke, wie die Carl-
Emilshütte zu Königshof bei Beraun, das Blechwalzwerk Rudolfshütte
bei Teplitz und 1890 das Gussstahlwerk Goldihütte bei Kladno. Die
älteren Eisenwerke von Kladno wurden mit den Fürstenbergischen
Eisenwerken in ein gemeinschaftliches Unternehmen, die "Böhmische
Montangesellschaft", vereinigt.

Auf allen Gebieten der Eisenindustrie sind in den neunziger
Jahren grosse Fortschritte gemacht worden. Durch die Konzentration
der Betriebe gingen freilich viele alte Werke, die, abseits der Eisen-
bahnen gelegen, hohe Frachtkosten zu zahlen hatten und die gestei-
gerten Preise für Holz und Holzkohlen nicht mehr erschwingen
konnten, ein. Um so grossartiger entwickelten sich die günstig
gelegenen Hauptwerke.

Die Hochofenindustrie richtete sich immer mehr für Massenpro-
duktion ein. Die kleinen Holzkohlenhochöfen verschwanden entweder
ganz oder arbeiteten nur noch auf Spezialeisen für bessere Qualititäten.

In Kärnten z. B., wo 1887 noch 18 Hochöfen bestanden, wurden
1892 nur noch die Hochöfen zu Heft, Lölling und Prävali regelmässig
betrieben, selbst die altberühmte Hütte zu Treibach war 1888 ein-
gegangen.

In den Alpenländern war es vor allem die mächtige Alpine
Montangesellschaft, welche immer neue Verbesserungen einführte. Ihr
gehörten die Hochöfen zu Donawitz, Heft, Hieflau, Lölling, Mariazell,
Prävali, Schwechat, Vordernberg und Zeltweg. Sehr wichtig war für
diese die Eröffnung der Eisenbahn von Leoben über Vordernberg nach
Eisenerz und dem steierischen Erzberg im Jahre 1892. Von den
Hütten wurden die steierischen zu Vordernberg, Eisenerz und Hieflau
(zum Teil) mit Holzkohlen betrieben, deren Beschaffung für den
verstärkten Betrieb aber immer schwieriger wurde und teilweise
von weither aus Kroatien und Slavonien geschehen musste 1). Obgleich
auch der Koksbezug vielfach aus dem Auslande geschah, erlangten
doch die Kokshochöfen für die Massenerzeugung eine immer grössere
Bedeutung. Nach dem Ausweis von 1898 war die Roheisenpro-
duktion der Alpinen Montangesellschaft 2718383 M.-Centner, wovon

1) Siehe Stahl und Eisen 1896, S. 767.
Österreich-Ungarn.

In Böhmen war es Karl Wittgenstein, der zu Ende der achtziger
Jahre durch seine Initiative die Ausbeutung der bis dahin wenig ge-
schätzten Erze des Nucičer Erzberges förderte. Das basische Martin-
verfahren wurde durch ihn nicht nur in Kladno eingeführt, sondern
es entstanden hierfür durch seine Anregung neue Werke, wie die Carl-
Emilshütte zu Königshof bei Beraun, das Blechwalzwerk Rudolfshütte
bei Teplitz und 1890 das Guſsstahlwerk Goldihütte bei Kladno. Die
älteren Eisenwerke von Kladno wurden mit den Fürstenbergischen
Eisenwerken in ein gemeinschaftliches Unternehmen, die „Böhmische
Montangesellschaft“, vereinigt.

Auf allen Gebieten der Eisenindustrie sind in den neunziger
Jahren groſse Fortschritte gemacht worden. Durch die Konzentration
der Betriebe gingen freilich viele alte Werke, die, abseits der Eisen-
bahnen gelegen, hohe Frachtkosten zu zahlen hatten und die gestei-
gerten Preise für Holz und Holzkohlen nicht mehr erschwingen
konnten, ein. Um so groſsartiger entwickelten sich die günstig
gelegenen Hauptwerke.

Die Hochofenindustrie richtete sich immer mehr für Massenpro-
duktion ein. Die kleinen Holzkohlenhochöfen verschwanden entweder
ganz oder arbeiteten nur noch auf Spezialeisen für bessere Qualititäten.

In Kärnten z. B., wo 1887 noch 18 Hochöfen bestanden, wurden
1892 nur noch die Hochöfen zu Heft, Lölling und Prävali regelmäſsig
betrieben, selbst die altberühmte Hütte zu Treibach war 1888 ein-
gegangen.

In den Alpenländern war es vor allem die mächtige Alpine
Montangesellschaft, welche immer neue Verbesserungen einführte. Ihr
gehörten die Hochöfen zu Donawitz, Heft, Hieflau, Lölling, Mariazell,
Prävali, Schwechat, Vordernberg und Zeltweg. Sehr wichtig war für
diese die Eröffnung der Eisenbahn von Leoben über Vordernberg nach
Eisenerz und dem steierischen Erzberg im Jahre 1892. Von den
Hütten wurden die steierischen zu Vordernberg, Eisenerz und Hieflau
(zum Teil) mit Holzkohlen betrieben, deren Beschaffung für den
verstärkten Betrieb aber immer schwieriger wurde und teilweise
von weither aus Kroatien und Slavonien geschehen muſste 1). Obgleich
auch der Koksbezug vielfach aus dem Auslande geschah, erlangten
doch die Kokshochöfen für die Massenerzeugung eine immer gröſsere
Bedeutung. Nach dem Ausweis von 1898 war die Roheisenpro-
duktion der Alpinen Montangesellschaft 2718383 M.-Centner, wovon

1) Siehe Stahl und Eisen 1896, S. 767.
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[1157/1173] Österreich-Ungarn. In Böhmen war es Karl Wittgenstein, der zu Ende der achtziger Jahre durch seine Initiative die Ausbeutung der bis dahin wenig ge- schätzten Erze des Nucičer Erzberges förderte. Das basische Martin- verfahren wurde durch ihn nicht nur in Kladno eingeführt, sondern es entstanden hierfür durch seine Anregung neue Werke, wie die Carl- Emilshütte zu Königshof bei Beraun, das Blechwalzwerk Rudolfshütte bei Teplitz und 1890 das Guſsstahlwerk Goldihütte bei Kladno. Die älteren Eisenwerke von Kladno wurden mit den Fürstenbergischen Eisenwerken in ein gemeinschaftliches Unternehmen, die „Böhmische Montangesellschaft“, vereinigt. Auf allen Gebieten der Eisenindustrie sind in den neunziger Jahren groſse Fortschritte gemacht worden. Durch die Konzentration der Betriebe gingen freilich viele alte Werke, die, abseits der Eisen- bahnen gelegen, hohe Frachtkosten zu zahlen hatten und die gestei- gerten Preise für Holz und Holzkohlen nicht mehr erschwingen konnten, ein. Um so groſsartiger entwickelten sich die günstig gelegenen Hauptwerke. Die Hochofenindustrie richtete sich immer mehr für Massenpro- duktion ein. Die kleinen Holzkohlenhochöfen verschwanden entweder ganz oder arbeiteten nur noch auf Spezialeisen für bessere Qualititäten. In Kärnten z. B., wo 1887 noch 18 Hochöfen bestanden, wurden 1892 nur noch die Hochöfen zu Heft, Lölling und Prävali regelmäſsig betrieben, selbst die altberühmte Hütte zu Treibach war 1888 ein- gegangen. In den Alpenländern war es vor allem die mächtige Alpine Montangesellschaft, welche immer neue Verbesserungen einführte. Ihr gehörten die Hochöfen zu Donawitz, Heft, Hieflau, Lölling, Mariazell, Prävali, Schwechat, Vordernberg und Zeltweg. Sehr wichtig war für diese die Eröffnung der Eisenbahn von Leoben über Vordernberg nach Eisenerz und dem steierischen Erzberg im Jahre 1892. Von den Hütten wurden die steierischen zu Vordernberg, Eisenerz und Hieflau (zum Teil) mit Holzkohlen betrieben, deren Beschaffung für den verstärkten Betrieb aber immer schwieriger wurde und teilweise von weither aus Kroatien und Slavonien geschehen muſste 1). Obgleich auch der Koksbezug vielfach aus dem Auslande geschah, erlangten doch die Kokshochöfen für die Massenerzeugung eine immer gröſsere Bedeutung. Nach dem Ausweis von 1898 war die Roheisenpro- duktion der Alpinen Montangesellschaft 2718383 M.-Centner, wovon 1) Siehe Stahl und Eisen 1896, S. 767.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1173>, abgerufen am 23.11.2024.