Hochöfen mit Whitwell-Winderhitzern. Kleinere Schmelzwerke waren zu Govardia und zu Vajda Hunyad, ersteres hatte noch einen zwei- förmigen Hochofen. Ferner sind zu nennen das Eisen- und Stahl- raffinierwerk zu Kudsir, das gräflich Dionys Andrassysche Eisen- werk zu Dernö mit Hochofen, Giesserei mit zwei Kupolöfen und 182 Arbeitern. Das dem Grafen Ladislaus Czaky gehörige Eisen- werk zu Prakensdorf im Zipser Komitat hatte einen Hochofen, drei Kupolöfen, drei Puddel- und fünf Schweissöfen und 300 Arbeiter. Viele ungarische Werke suchten durch teilweise Verwendung von roher Braunkohle in Hochöfen Ersparnisse zu erzielen. Dies geschah beispielsweise auf den dem Kronstädter Bergbau- und Hütten-Aktien- verein gehörigen Werke Ruszkitza und Balan. Die Rima-Murany- Salgo-Tarjan-Eisenwerks-Aktiengesellschaft war ähnlich wie die Alpine Montangesellschaft eine grossartige Vereinigung zahlreicher Eisen- werke. Ausser den in der Firma genannten Hauptwerken gehörten dazu die Hochofenhütten Röcze, Nyusta und Liker und die Raffinier- hütten und Walzwerke von Ozd und Nadast.
1886 führte man in Reschitza die Flusseisenerzeugung in Siemens- Martinöfen mit basischem Herd nach Schmiedhammers Konstruktion ein 1). 1886 baute G. Pietzka zu Witkowitz Doppelpuddelöfen mit Gasfeuerung (Wassergas) mittels Dampfstrahlgebläse-Generatoren. Die Thomasbirne wurde mit gutem Erfolg mit Magnesitfutter ausgekleidet. Koppmeyer verband die Bessemerbirne mit einem basischen Martinofen mit Wassergasheizung und abhebbarem Gewölbe. Schmiedhammer empfahl Kippöfen mit auswechselbarem Herd. E. v. Skoda baute 1886 in Pilsen eine neue Gussstahlhütte. Die österreichische Alpine Montangesellschaft verbesserte ihre zahlreichen Eisen- und Stahlwerke und baute namentlich Donawitz zu einem grossen modernen Werke um.
Hier wie in Kindberg, Pichberg und Eibiswald wurden neue Gas- Puddelöfen angelegt, in Donawitz und Neuberg neue Martinstahlöfen erbaut. 1888 standen von 32 betriebsfähigen Hochöfen der Alpinen Montangesellschaft 19 im Betrieb, ferner 8 Konverter und 8 Siemens- Martinöfen. Die Firma beschäftigte 16711 Arbeiter, davon 8660 bei den Eisen- und Stahlwerken.
1887 wurden auf dem ungarischen Martinwerk Diosgyör neue Schmelzöfen mit gestampften Magnesitböden erbaut. 1888 wurde das Mannesmannswerk zu Kommotau von den Unternehmern Gebrüder Mannesmann, Remscheid, Eugen Langen, Köln, Friedrich
1) Vortrag über das Verfahren von A. Gouvy auf dem Bergmannstag in Wien 1888; siehe Stahl u. Eisen 1889, S. 396.
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Österreich-Ungarn.
Hochöfen mit Whitwell-Winderhitzern. Kleinere Schmelzwerke waren zu Govardia und zu Vajda Hunyad, ersteres hatte noch einen zwei- förmigen Hochofen. Ferner sind zu nennen das Eisen- und Stahl- raffinierwerk zu Kudsir, das gräflich Dionys Andrássysche Eisen- werk zu Dernö mit Hochofen, Gieſserei mit zwei Kupolöfen und 182 Arbeitern. Das dem Grafen Ladislaus Czaky gehörige Eisen- werk zu Prakensdorf im Zipser Komitat hatte einen Hochofen, drei Kupolöfen, drei Puddel- und fünf Schweiſsöfen und 300 Arbeiter. Viele ungarische Werke suchten durch teilweise Verwendung von roher Braunkohle in Hochöfen Ersparnisse zu erzielen. Dies geschah beispielsweise auf den dem Kronstädter Bergbau- und Hütten-Aktien- verein gehörigen Werke Ruszkitza und Balán. Die Rima-Murany- Salgó-Tarjan-Eisenwerks-Aktiengesellschaft war ähnlich wie die Alpine Montangesellschaft eine groſsartige Vereinigung zahlreicher Eisen- werke. Auſser den in der Firma genannten Hauptwerken gehörten dazu die Hochofenhütten Röcze, Nyusta und Likér und die Raffinier- hütten und Walzwerke von Ozd und Nádast.
1886 führte man in Reschitza die Fluſseisenerzeugung in Siemens- Martinöfen mit basischem Herd nach Schmiedhammers Konstruktion ein 1). 1886 baute G. Pietzka zu Witkowitz Doppelpuddelöfen mit Gasfeuerung (Wassergas) mittels Dampfstrahlgebläse-Generatoren. Die Thomasbirne wurde mit gutem Erfolg mit Magnesitfutter ausgekleidet. Koppmeyer verband die Bessemerbirne mit einem basischen Martinofen mit Wassergasheizung und abhebbarem Gewölbe. Schmiedhammer empfahl Kippöfen mit auswechselbarem Herd. E. v. Skoda baute 1886 in Pilsen eine neue Guſsstahlhütte. Die österreichische Alpine Montangesellschaft verbesserte ihre zahlreichen Eisen- und Stahlwerke und baute namentlich Donawitz zu einem groſsen modernen Werke um.
Hier wie in Kindberg, Pichberg und Eibiswald wurden neue Gas- Puddelöfen angelegt, in Donawitz und Neuberg neue Martinstahlöfen erbaut. 1888 standen von 32 betriebsfähigen Hochöfen der Alpinen Montangesellschaft 19 im Betrieb, ferner 8 Konverter und 8 Siemens- Martinöfen. Die Firma beschäftigte 16711 Arbeiter, davon 8660 bei den Eisen- und Stahlwerken.
1887 wurden auf dem ungarischen Martinwerk Diosgyör neue Schmelzöfen mit gestampften Magnesitböden erbaut. 1888 wurde das Mannesmannswerk zu Kommotau von den Unternehmern Gebrüder Mannesmann, Remscheid, Eugen Langen, Köln, Friedrich
1) Vortrag über das Verfahren von A. Gouvy auf dem Bergmannstag in Wien 1888; siehe Stahl u. Eisen 1889, S. 396.
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Österreich-Ungarn.
Hochöfen mit Whitwell-Winderhitzern. Kleinere Schmelzwerke waren
zu Govardia und zu Vajda Hunyad, ersteres hatte noch einen zwei-
förmigen Hochofen. Ferner sind zu nennen das Eisen- und Stahl-
raffinierwerk zu Kudsir, das gräflich Dionys Andrássysche Eisen-
werk zu Dernö mit Hochofen, Gieſserei mit zwei Kupolöfen und
182 Arbeitern. Das dem Grafen Ladislaus Czaky gehörige Eisen-
werk zu Prakensdorf im Zipser Komitat hatte einen Hochofen, drei
Kupolöfen, drei Puddel- und fünf Schweiſsöfen und 300 Arbeiter.
Viele ungarische Werke suchten durch teilweise Verwendung von
roher Braunkohle in Hochöfen Ersparnisse zu erzielen. Dies geschah
beispielsweise auf den dem Kronstädter Bergbau- und Hütten-Aktien-
verein gehörigen Werke Ruszkitza und Balán. Die Rima-Murany-
Salgó-Tarjan-Eisenwerks-Aktiengesellschaft war ähnlich wie die Alpine
Montangesellschaft eine groſsartige Vereinigung zahlreicher Eisen-
werke. Auſser den in der Firma genannten Hauptwerken gehörten
dazu die Hochofenhütten Röcze, Nyusta und Likér und die Raffinier-
hütten und Walzwerke von Ozd und Nádast.
1886 führte man in Reschitza die Fluſseisenerzeugung in Siemens-
Martinöfen mit basischem Herd nach Schmiedhammers Konstruktion
ein 1). 1886 baute G. Pietzka zu Witkowitz Doppelpuddelöfen mit
Gasfeuerung (Wassergas) mittels Dampfstrahlgebläse-Generatoren. Die
Thomasbirne wurde mit gutem Erfolg mit Magnesitfutter ausgekleidet.
Koppmeyer verband die Bessemerbirne mit einem basischen Martinofen
mit Wassergasheizung und abhebbarem Gewölbe. Schmiedhammer
empfahl Kippöfen mit auswechselbarem Herd. E. v. Skoda baute
1886 in Pilsen eine neue Guſsstahlhütte. Die österreichische Alpine
Montangesellschaft verbesserte ihre zahlreichen Eisen- und Stahlwerke
und baute namentlich Donawitz zu einem groſsen modernen Werke um.
Hier wie in Kindberg, Pichberg und Eibiswald wurden neue Gas-
Puddelöfen angelegt, in Donawitz und Neuberg neue Martinstahlöfen
erbaut. 1888 standen von 32 betriebsfähigen Hochöfen der Alpinen
Montangesellschaft 19 im Betrieb, ferner 8 Konverter und 8 Siemens-
Martinöfen. Die Firma beschäftigte 16711 Arbeiter, davon 8660 bei
den Eisen- und Stahlwerken.
1887 wurden auf dem ungarischen Martinwerk Diosgyör neue
Schmelzöfen mit gestampften Magnesitböden erbaut. 1888 wurde das
Mannesmannswerk zu Kommotau von den Unternehmern Gebrüder
Mannesmann, Remscheid, Eugen Langen, Köln, Friedrich
1) Vortrag über das Verfahren von A. Gouvy auf dem Bergmannstag in
Wien 1888; siehe Stahl u. Eisen 1889, S. 396.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1171>, abgerufen am 23.11.2024.
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