weich gemacht. Dieser Temperstahl eignete sich besonders für Räder von Grubenwagen. Das Verfahren wurde auch in Deutschland und in anderen Ländern eingeführt.
Im Jahre 1879 bereits, als der Thomasprozess kaum bekannt geworden war, erwarb das stets zu jedem Fortschritt bereite Werk zu Seraing die Konzession und machte die ersten Versuche in Belgien mit dem basischen Betrieb. Indessen dauerte es viel länger wie in Deutschland, dass man die grosse Bedeutung dieses Verfahrens würdigte, was um so mehr zu verwundern ist, als die für diesen Prozess besonders geeigneten Eisenerzlager in Lothringen und Luxem- burg doch den belgischen Hütten viel näher lagen als den west- fälischen und damals bereits die wichtigsten Bezugsquellen der belgischen Hochöfen waren. Man zog es vor, das phosphorhaltige weisse Roheisen mit manganreichem Eisen zu verpuddeln, oder Bessemer- stahl aus dem mittels spanischer Erze erblasenen Bessemerroheisen zu fabrizieren. Die Erzeugung von Thomasflusseisen betrug in den ersten Jahren: 1880 3395 Tonnen, 1881 14200 Tonnen, 1882 16672 Tonnen, 1883 27366 Tonnen. Angleur bei Lüttich, der Firma de Rossius, Pastor & Co. gehörig, war das erste Stahlwerk, das das Thomasverfahren erfolgreich aufnahm (1880). 1881 erwarb auch Ougree (Firma Souheur, Orban & Co.) die Licenz für den Thomas- prozess. 1884 wurde zu Athus ein Thomasstahlwerk erbaut.
Die Gesellschaft John Cockerill zu Seraing und das Eisenwerk Angleur betrieben schon in den siebziger Jahren den Bessemerprozess in ihren Flussstahlwerken; 1880 wurde der Bau von drei neuen Bessemerwerken zu Ougree, Athus und Acoz in Angriff genommen. Seraing verarbeitete eigene Erze aus Spanien, auch Athus stellte Bessemerroheisen dar, die übrigen Werke mussten dieses beziehen. 1882 baute Seraing sein Bessemerstahlwerk nach amerikanischem Muster um und steigerte hierdurch seine Erzeugung sehr bedeutend. Ein Konverter lieferte statt früher 110 Tonnen jetzt 310 Tonnen in 24 Stunden. Das Roheisen gelangte teils direkt aus dem Hochofen in den Konverter, teils wurde es in Kupolöfen umgeschmolzen. Das flüssige Roheisen wurde in Pfannenwagen mit Lokomotiven angefahren. Die 12 bis 14 Chargen aushaltenden Böden konnten in 3/4 Stunden ausgewechselt werden. Das Giessen geschah in kreisförmigen Gruben mit Centralkran. Jeder Guss lieferte 3700 kg Stahl. Man goss Blöcke bis 250 Tonnen Gewicht. Im Jahre 1883 führte die Gesell- schaft verbesserte Gjerssche Durchweichungsgruben mit Gasheizung (D. R. P. Nr. 24974) ein.
Belgien.
weich gemacht. Dieser Temperstahl eignete sich besonders für Räder von Grubenwagen. Das Verfahren wurde auch in Deutschland und in anderen Ländern eingeführt.
Im Jahre 1879 bereits, als der Thomasprozeſs kaum bekannt geworden war, erwarb das stets zu jedem Fortschritt bereite Werk zu Seraing die Konzession und machte die ersten Versuche in Belgien mit dem basischen Betrieb. Indessen dauerte es viel länger wie in Deutschland, daſs man die groſse Bedeutung dieses Verfahrens würdigte, was um so mehr zu verwundern ist, als die für diesen Prozeſs besonders geeigneten Eisenerzlager in Lothringen und Luxem- burg doch den belgischen Hütten viel näher lagen als den west- fälischen und damals bereits die wichtigsten Bezugsquellen der belgischen Hochöfen waren. Man zog es vor, das phosphorhaltige weiſse Roheisen mit manganreichem Eisen zu verpuddeln, oder Bessemer- stahl aus dem mittels spanischer Erze erblasenen Bessemerroheisen zu fabrizieren. Die Erzeugung von Thomasfluſseisen betrug in den ersten Jahren: 1880 3395 Tonnen, 1881 14200 Tonnen, 1882 16672 Tonnen, 1883 27366 Tonnen. Angleur bei Lüttich, der Firma de Rossius, Pastor & Co. gehörig, war das erste Stahlwerk, das das Thomasverfahren erfolgreich aufnahm (1880). 1881 erwarb auch Ougrée (Firma Souheur, Orban & Co.) die Licenz für den Thomas- prozeſs. 1884 wurde zu Athus ein Thomasstahlwerk erbaut.
Die Gesellschaft John Cockerill zu Seraing und das Eisenwerk Angleur betrieben schon in den siebziger Jahren den Bessemerprozeſs in ihren Fluſsstahlwerken; 1880 wurde der Bau von drei neuen Bessemerwerken zu Ougrée, Athus und Acoz in Angriff genommen. Seraing verarbeitete eigene Erze aus Spanien, auch Athus stellte Bessemerroheisen dar, die übrigen Werke muſsten dieses beziehen. 1882 baute Seraing sein Bessemerstahlwerk nach amerikanischem Muster um und steigerte hierdurch seine Erzeugung sehr bedeutend. Ein Konverter lieferte statt früher 110 Tonnen jetzt 310 Tonnen in 24 Stunden. Das Roheisen gelangte teils direkt aus dem Hochofen in den Konverter, teils wurde es in Kupolöfen umgeschmolzen. Das flüssige Roheisen wurde in Pfannenwagen mit Lokomotiven angefahren. Die 12 bis 14 Chargen aushaltenden Böden konnten in ¾ Stunden ausgewechselt werden. Das Gieſsen geschah in kreisförmigen Gruben mit Centralkran. Jeder Guſs lieferte 3700 kg Stahl. Man goſs Blöcke bis 250 Tonnen Gewicht. Im Jahre 1883 führte die Gesell- schaft verbesserte Gjerssche Durchweichungsgruben mit Gasheizung (D. R. P. Nr. 24974) ein.
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Belgien.
weich gemacht. Dieser Temperstahl eignete sich besonders für Räder
von Grubenwagen. Das Verfahren wurde auch in Deutschland und
in anderen Ländern eingeführt.
Im Jahre 1879 bereits, als der Thomasprozeſs kaum bekannt
geworden war, erwarb das stets zu jedem Fortschritt bereite Werk
zu Seraing die Konzession und machte die ersten Versuche in Belgien
mit dem basischen Betrieb. Indessen dauerte es viel länger wie in
Deutschland, daſs man die groſse Bedeutung dieses Verfahrens
würdigte, was um so mehr zu verwundern ist, als die für diesen
Prozeſs besonders geeigneten Eisenerzlager in Lothringen und Luxem-
burg doch den belgischen Hütten viel näher lagen als den west-
fälischen und damals bereits die wichtigsten Bezugsquellen der
belgischen Hochöfen waren. Man zog es vor, das phosphorhaltige
weiſse Roheisen mit manganreichem Eisen zu verpuddeln, oder Bessemer-
stahl aus dem mittels spanischer Erze erblasenen Bessemerroheisen
zu fabrizieren. Die Erzeugung von Thomasfluſseisen betrug in den
ersten Jahren: 1880 3395 Tonnen, 1881 14200 Tonnen, 1882 16672
Tonnen, 1883 27366 Tonnen. Angleur bei Lüttich, der Firma
de Rossius, Pastor & Co. gehörig, war das erste Stahlwerk, das
das Thomasverfahren erfolgreich aufnahm (1880). 1881 erwarb auch
Ougrée (Firma Souheur, Orban & Co.) die Licenz für den Thomas-
prozeſs. 1884 wurde zu Athus ein Thomasstahlwerk erbaut.
Die Gesellschaft John Cockerill zu Seraing und das Eisenwerk
Angleur betrieben schon in den siebziger Jahren den Bessemerprozeſs
in ihren Fluſsstahlwerken; 1880 wurde der Bau von drei neuen
Bessemerwerken zu Ougrée, Athus und Acoz in Angriff genommen.
Seraing verarbeitete eigene Erze aus Spanien, auch Athus stellte
Bessemerroheisen dar, die übrigen Werke muſsten dieses beziehen. 1882
baute Seraing sein Bessemerstahlwerk nach amerikanischem Muster
um und steigerte hierdurch seine Erzeugung sehr bedeutend. Ein
Konverter lieferte statt früher 110 Tonnen jetzt 310 Tonnen in
24 Stunden. Das Roheisen gelangte teils direkt aus dem Hochofen
in den Konverter, teils wurde es in Kupolöfen umgeschmolzen. Das
flüssige Roheisen wurde in Pfannenwagen mit Lokomotiven angefahren.
Die 12 bis 14 Chargen aushaltenden Böden konnten in ¾ Stunden
ausgewechselt werden. Das Gieſsen geschah in kreisförmigen Gruben
mit Centralkran. Jeder Guſs lieferte 3700 kg Stahl. Man goſs
Blöcke bis 250 Tonnen Gewicht. Im Jahre 1883 führte die Gesell-
schaft verbesserte Gjerssche Durchweichungsgruben mit Gasheizung
(D. R. P. Nr. 24974) ein.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1136>, abgerufen am 23.11.2024.
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