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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Deutschland (mit Luxemburg).
Eisenwerke Phönix und Oberhausen zuerst Ferromangan im Hochofen
dar. Ein nachgesuchtes Patent hierfür war verweigert worden, weil
E. Andre kurz zuvor für dasselbe Verfahren ein Patent nachgesucht
hatte.

1879 wurden die günstigen Ergebnisse mit dem von Gilchrist
Thomas
erfundenen Entphosphorungsprozess auf der Estonhütte bei
Middlesborough bekannt. Die Eisenindustriellen von Rheinland und
Westfalen begriffen sofort den hohen Wert dieser Erfindung für
Deutschland, dessen Eisenerze grösstenteils phosphorhaltig waren. Der
Hörder Verein und die Niederrheinischen Stahlwerke traten mit
Thomas in Verbindung und sicherten sich dessen Patentrechte für
Deutschland. Im September 1879 wurde bereits die erste Thomas-
charge in Hörde erblasen. Das neue Verfahren kam bald auf an-
deren Werken zur Einführung. Dieses Ereignis hatte einen grossen
Einfluss auf den Hochofenbetrieb in Deutschland und die Roheisen-
produktion erfuhr von 1879 an eine rasche Steigerung. Hilgenstock
in Hörde wies auf die Vorteile bei der Erzeugung von Thomas-Roh-
eisen für Deutschland hin und bezeichnete sie als den einfachsten
und billigsten Hochofenbetrieb, und Baare in Bochum hob die Not-
wendigkeit der Einführung des Thomasprozesses hervor, um der
Gefahr, die durch die Massenfabrikation Clevelands drohte, zu be-
gegnen. Durch diese Erfindung erhielten die phosphorreichen Erze
und das Roheisen, besonders von Luxemburg, Lothringen und der
Ilseder Hütte, einen viel höheren Wert und grösseren Absatz. Ein
Vorteil bestand auch darin, dass man weisses Roheisen, das schon an
und für sich billiger darzustellen war, bei dem Thomasverfahren ver-
wenden konnte.

Von Wichtigkeit war es, dass im Jahre 1879 die neue Wirtschafts-
politik Deutschlands mit der Wiedereinführung der Eisenzölle, be-
sonders eines Zolles auf ausländisches Roheisen begann. Mit diesem
Ereignis und der Einführung des Thomasprozesses steht die Grün-
dung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute in unmittelbarem Zu-
sammenhange.

Die Fortschritte bei der Verarbeitung des Roheisens in den sieb-
ziger Jahren waren sehr bedeutend. Bei der Eisengiesserei fanden
Formmaschinen zunehmende Verwendung, besonders die von Sebold
und Neff in Durlach, doch waren dies meistens Handmaschinen.
Ebenso fanden die Kapselgebläse der Amerikaner Roots (Roots-
gebläse) grössere Verbreitung. Sie wurden z. B. von Schenk, Mohr
& Elsässer
in Mannheim gebaut. 1879 erfand Heinrich Krigar

Deutschland (mit Luxemburg).
Eisenwerke Phönix und Oberhausen zuerst Ferromangan im Hochofen
dar. Ein nachgesuchtes Patent hierfür war verweigert worden, weil
E. Andre kurz zuvor für dasselbe Verfahren ein Patent nachgesucht
hatte.

1879 wurden die günstigen Ergebnisse mit dem von Gilchrist
Thomas
erfundenen Entphosphorungsprozeſs auf der Estonhütte bei
Middlesborough bekannt. Die Eisenindustriellen von Rheinland und
Westfalen begriffen sofort den hohen Wert dieser Erfindung für
Deutschland, dessen Eisenerze gröſstenteils phosphorhaltig waren. Der
Hörder Verein und die Niederrheinischen Stahlwerke traten mit
Thomas in Verbindung und sicherten sich dessen Patentrechte für
Deutschland. Im September 1879 wurde bereits die erste Thomas-
charge in Hörde erblasen. Das neue Verfahren kam bald auf an-
deren Werken zur Einführung. Dieses Ereignis hatte einen groſsen
Einfluſs auf den Hochofenbetrieb in Deutschland und die Roheisen-
produktion erfuhr von 1879 an eine rasche Steigerung. Hilgenstock
in Hörde wies auf die Vorteile bei der Erzeugung von Thomas-Roh-
eisen für Deutschland hin und bezeichnete sie als den einfachsten
und billigsten Hochofenbetrieb, und Baare in Bochum hob die Not-
wendigkeit der Einführung des Thomasprozesses hervor, um der
Gefahr, die durch die Massenfabrikation Clevelands drohte, zu be-
gegnen. Durch diese Erfindung erhielten die phosphorreichen Erze
und das Roheisen, besonders von Luxemburg, Lothringen und der
Ilseder Hütte, einen viel höheren Wert und gröſseren Absatz. Ein
Vorteil bestand auch darin, daſs man weiſses Roheisen, das schon an
und für sich billiger darzustellen war, bei dem Thomasverfahren ver-
wenden konnte.

Von Wichtigkeit war es, daſs im Jahre 1879 die neue Wirtschafts-
politik Deutschlands mit der Wiedereinführung der Eisenzölle, be-
sonders eines Zolles auf ausländisches Roheisen begann. Mit diesem
Ereignis und der Einführung des Thomasprozesses steht die Grün-
dung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute in unmittelbarem Zu-
sammenhange.

Die Fortschritte bei der Verarbeitung des Roheisens in den sieb-
ziger Jahren waren sehr bedeutend. Bei der Eisengieſserei fanden
Formmaschinen zunehmende Verwendung, besonders die von Sebold
und Neff in Durlach, doch waren dies meistens Handmaschinen.
Ebenso fanden die Kapselgebläse der Amerikaner Roots (Roots-
gebläse) gröſsere Verbreitung. Sie wurden z. B. von Schenk, Mohr
& Elsässer
in Mannheim gebaut. 1879 erfand Heinrich Krigar

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[992/1008] Deutschland (mit Luxemburg). Eisenwerke Phönix und Oberhausen zuerst Ferromangan im Hochofen dar. Ein nachgesuchtes Patent hierfür war verweigert worden, weil E. Andre kurz zuvor für dasselbe Verfahren ein Patent nachgesucht hatte. 1879 wurden die günstigen Ergebnisse mit dem von Gilchrist Thomas erfundenen Entphosphorungsprozeſs auf der Estonhütte bei Middlesborough bekannt. Die Eisenindustriellen von Rheinland und Westfalen begriffen sofort den hohen Wert dieser Erfindung für Deutschland, dessen Eisenerze gröſstenteils phosphorhaltig waren. Der Hörder Verein und die Niederrheinischen Stahlwerke traten mit Thomas in Verbindung und sicherten sich dessen Patentrechte für Deutschland. Im September 1879 wurde bereits die erste Thomas- charge in Hörde erblasen. Das neue Verfahren kam bald auf an- deren Werken zur Einführung. Dieses Ereignis hatte einen groſsen Einfluſs auf den Hochofenbetrieb in Deutschland und die Roheisen- produktion erfuhr von 1879 an eine rasche Steigerung. Hilgenstock in Hörde wies auf die Vorteile bei der Erzeugung von Thomas-Roh- eisen für Deutschland hin und bezeichnete sie als den einfachsten und billigsten Hochofenbetrieb, und Baare in Bochum hob die Not- wendigkeit der Einführung des Thomasprozesses hervor, um der Gefahr, die durch die Massenfabrikation Clevelands drohte, zu be- gegnen. Durch diese Erfindung erhielten die phosphorreichen Erze und das Roheisen, besonders von Luxemburg, Lothringen und der Ilseder Hütte, einen viel höheren Wert und gröſseren Absatz. Ein Vorteil bestand auch darin, daſs man weiſses Roheisen, das schon an und für sich billiger darzustellen war, bei dem Thomasverfahren ver- wenden konnte. Von Wichtigkeit war es, daſs im Jahre 1879 die neue Wirtschafts- politik Deutschlands mit der Wiedereinführung der Eisenzölle, be- sonders eines Zolles auf ausländisches Roheisen begann. Mit diesem Ereignis und der Einführung des Thomasprozesses steht die Grün- dung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute in unmittelbarem Zu- sammenhange. Die Fortschritte bei der Verarbeitung des Roheisens in den sieb- ziger Jahren waren sehr bedeutend. Bei der Eisengieſserei fanden Formmaschinen zunehmende Verwendung, besonders die von Sebold und Neff in Durlach, doch waren dies meistens Handmaschinen. Ebenso fanden die Kapselgebläse der Amerikaner Roots (Roots- gebläse) gröſsere Verbreitung. Sie wurden z. B. von Schenk, Mohr & Elsässer in Mannheim gebaut. 1879 erfand Heinrich Krigar

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 992. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1008>, abgerufen am 23.11.2024.