Die ersten Versuche zu seiner Darstellung hatten J. Jakob und Dr. Köller zu Reichramming 1855 gemacht. Rob. Oxland liess sich im Juli 1858 die Wolframstahlbereitung in England patentieren, ebenso Robert Mushet. 1860 empfahl Schimmelbusch auch die Fabrika- tion von Wolframpuddelstahl 1).
Verbesserte Konstruktionen für Tiegelstahl-Schmelzöfen haben James Jackson & fils zu St. Seurin sur l'Isle angegeben 2). Jullien konstruierte zu Lorette eine grosse Gussstahl-Ofenanlage, aus 20 an- einanderliegenden Öfen, jeder für 9 Tiegel, bestehend.
Früher konnte man den Stahl in den Tiegeln nur mit Koks schmelzen. Mit Steinkohlen hatte man erst Erfolg, seitdem man mit Unterwind schmolz. In Frankreich führten dies Petin, Gaudet & Komp., Inhaber des Erfindungspatentes von Debrye, Bouche und Bouillet, zuerst ein. Dieselben versuchten auch den Centrifugalguss bei dem Stahl anzuwenden, jedoch ohne besonderen Erfolg.
Ein wichtiger Gegenstand war ein gutes Zusammenschweissen von Gussstahl und Schmiedeeisen. Hierfür hatte Saunderson in Sheffield 1853 ein Patent genommen. Er erreichte dies 1. durch Anfertigung von Eisenstäben mit Vertiefungen, in welche Stahl eingegossen wurde, 2. dadurch, dass er den Stahl durch einen eisernen Mantel vor dem Verbrennen während des Schweissens schützte; 3. dadurch, dass er die rotglühenden, mit Stahl überzogenen Eisenstäbe presste, statt sie aus- zuschmieden, und 4. durch besonders konstruierte Stahlschmelzöfen.
In Frankreich erfanden 1853 F. B. Verdie & Komp. zu Firminy ein Verfahren, Schmiedeeisen mit Gussstahl zu vereinigen. Ersteres wurde glühend in Formen eingelegt und Gussstahl darüber gegossen. Auf diese Weise bereitete man Schienen mit einer Kopfplatte von Gussstahl, die zu Werkzeugstahl, besonders für Hobeleisen etc., ausgewalzt wurden.
Mushet schlug vor, reines Roheisen durch Einleiten von Luft zu entkohlen, die geschmolzene Masse zu granulieren und die Grana- lien mit Spiegeleisen im Tiegel zu Gussstahl zu schmelzen (Patent vom 16. Dezember 1854). Ein zweites Verfahren bestand darin, reines Roheisen durch Zerstampfen im glühenden Zustande zu granulieren, die Körner mit reinen oxydischen Eisenerzen und Spiegeleisen zu mischen und im Tiegel zu schmelzen. (Patent vom 15. Januar 1859.)
Gegen Ende der 50er Jahre kamen Gussstahlbleche in allgemeine
1) Berggeist 1860, S. 797.
2) Siehe Armengaud, Publ. industr., Bd. 9, S. 211. -- Polyt. Journ., Bd. 134, S. 206.
Cement- und Guſsstahlfabrikation 1851 bis 1860.
Die ersten Versuche zu seiner Darstellung hatten J. Jakob und Dr. Köller zu Reichramming 1855 gemacht. Rob. Oxland lieſs sich im Juli 1858 die Wolframstahlbereitung in England patentieren, ebenso Robert Mushet. 1860 empfahl Schimmelbusch auch die Fabrika- tion von Wolframpuddelstahl 1).
Verbesserte Konstruktionen für Tiegelstahl-Schmelzöfen haben James Jackson & fils zu St. Seurin sur l’Isle angegeben 2). Jullien konstruierte zu Lorette eine groſse Guſsstahl-Ofenanlage, aus 20 an- einanderliegenden Öfen, jeder für 9 Tiegel, bestehend.
Früher konnte man den Stahl in den Tiegeln nur mit Koks schmelzen. Mit Steinkohlen hatte man erst Erfolg, seitdem man mit Unterwind schmolz. In Frankreich führten dies Petin, Gaudet & Komp., Inhaber des Erfindungspatentes von Debrye, Bouché und Bouillet, zuerst ein. Dieselben versuchten auch den Centrifugalguſs bei dem Stahl anzuwenden, jedoch ohne besonderen Erfolg.
Ein wichtiger Gegenstand war ein gutes Zusammenschweiſsen von Guſsstahl und Schmiedeeisen. Hierfür hatte Saunderson in Sheffield 1853 ein Patent genommen. Er erreichte dies 1. durch Anfertigung von Eisenstäben mit Vertiefungen, in welche Stahl eingegossen wurde, 2. dadurch, daſs er den Stahl durch einen eisernen Mantel vor dem Verbrennen während des Schweiſsens schützte; 3. dadurch, daſs er die rotglühenden, mit Stahl überzogenen Eisenstäbe preſste, statt sie aus- zuschmieden, und 4. durch besonders konstruierte Stahlschmelzöfen.
In Frankreich erfanden 1853 F. B. Verdié & Komp. zu Firminy ein Verfahren, Schmiedeeisen mit Guſsstahl zu vereinigen. Ersteres wurde glühend in Formen eingelegt und Guſsstahl darüber gegossen. Auf diese Weise bereitete man Schienen mit einer Kopfplatte von Guſsstahl, die zu Werkzeugstahl, besonders für Hobeleisen etc., ausgewalzt wurden.
Mushet schlug vor, reines Roheisen durch Einleiten von Luft zu entkohlen, die geschmolzene Masse zu granulieren und die Grana- lien mit Spiegeleisen im Tiegel zu Guſsstahl zu schmelzen (Patent vom 16. Dezember 1854). Ein zweites Verfahren bestand darin, reines Roheisen durch Zerstampfen im glühenden Zustande zu granulieren, die Körner mit reinen oxydischen Eisenerzen und Spiegeleisen zu mischen und im Tiegel zu schmelzen. (Patent vom 15. Januar 1859.)
Gegen Ende der 50er Jahre kamen Guſsstahlbleche in allgemeine
1) Berggeist 1860, S. 797.
2) Siehe Armengaud, Publ. industr., Bd. 9, S. 211. — Polyt. Journ., Bd. 134, S. 206.
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Die ersten Versuche zu seiner Darstellung hatten J. Jakob und
Dr. Köller zu Reichramming 1855 gemacht. Rob. Oxland lieſs sich
im Juli 1858 die Wolframstahlbereitung in England patentieren, ebenso
Robert Mushet. 1860 empfahl Schimmelbusch auch die Fabrika-
tion von Wolframpuddelstahl 1).
Verbesserte Konstruktionen für Tiegelstahl-Schmelzöfen haben
James Jackson & fils zu St. Seurin sur l’Isle angegeben 2). Jullien
konstruierte zu Lorette eine groſse Guſsstahl-Ofenanlage, aus 20 an-
einanderliegenden Öfen, jeder für 9 Tiegel, bestehend.
Früher konnte man den Stahl in den Tiegeln nur mit Koks
schmelzen. Mit Steinkohlen hatte man erst Erfolg, seitdem man mit
Unterwind schmolz. In Frankreich führten dies Petin, Gaudet & Komp.,
Inhaber des Erfindungspatentes von Debrye, Bouché und Bouillet,
zuerst ein. Dieselben versuchten auch den Centrifugalguſs bei dem
Stahl anzuwenden, jedoch ohne besonderen Erfolg.
Ein wichtiger Gegenstand war ein gutes Zusammenschweiſsen von
Guſsstahl und Schmiedeeisen. Hierfür hatte Saunderson in Sheffield
1853 ein Patent genommen. Er erreichte dies 1. durch Anfertigung
von Eisenstäben mit Vertiefungen, in welche Stahl eingegossen wurde,
2. dadurch, daſs er den Stahl durch einen eisernen Mantel vor dem
Verbrennen während des Schweiſsens schützte; 3. dadurch, daſs er die
rotglühenden, mit Stahl überzogenen Eisenstäbe preſste, statt sie aus-
zuschmieden, und 4. durch besonders konstruierte Stahlschmelzöfen.
In Frankreich erfanden 1853 F. B. Verdié & Komp. zu
Firminy ein Verfahren, Schmiedeeisen mit Guſsstahl zu vereinigen.
Ersteres wurde glühend in Formen eingelegt und Guſsstahl darüber
gegossen. Auf diese Weise bereitete man Schienen mit einer Kopfplatte
von Guſsstahl, die zu Werkzeugstahl, besonders für Hobeleisen etc.,
ausgewalzt wurden.
Mushet schlug vor, reines Roheisen durch Einleiten von Luft
zu entkohlen, die geschmolzene Masse zu granulieren und die Grana-
lien mit Spiegeleisen im Tiegel zu Guſsstahl zu schmelzen (Patent
vom 16. Dezember 1854). Ein zweites Verfahren bestand darin, reines
Roheisen durch Zerstampfen im glühenden Zustande zu granulieren,
die Körner mit reinen oxydischen Eisenerzen und Spiegeleisen zu
mischen und im Tiegel zu schmelzen. (Patent vom 15. Januar 1859.)
Gegen Ende der 50er Jahre kamen Guſsstahlbleche in allgemeine
1) Berggeist 1860, S. 797.
2) Siehe Armengaud, Publ. industr., Bd. 9, S. 211. — Polyt. Journ., Bd. 134,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 951. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/967>, abgerufen am 23.11.2024.
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