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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Cement- und Gussstahlfabrikation 1851 bis 1860.
Pottasche und Kochsalz für sehr vorteilhaft. In grossartiger Weise
hatte die Cementstahlfabrikation in den Vereinigten Staaten von Nord-
amerika zugenommen. Pittsburg und Philadelphia lieferten anfangs
der 50er Jahre bereits jährlich 140000 Ctr.

Der amerikanische Professor A. K. Eaton erfand ein Verfahren,
Stabeisen durch Cyangas zu kohlen. Dabei wurden die Stäbe in Holz-
kohlen gepackt, welche mit gelbem Blutlaugensalz oder einer anderen
Cyanverbindung vermischt waren und einer hohen Temperatur aus-
gesetzt. Es geschah dies in Tiegeln.

Eaton erfand auch ein eigentümliches Verfahren, Stahl durch
Entkohlung von Gusseisen zu erhalten. Er entdeckte, dass, wenn man
Spiegeleisen in geschmolzenem kohlensaurem Natron kochte, es sich
in Stahl verwandelte. Die Operation geschah in gusseisernen Kesseln
und konnte man durch längere oder kürzere Behandlung beliebige
Härtung erzeugen. Gewöhnlich dauerte das Kochen etwa 24 Stunden.
Ein Gemenge von Soda und Aetznatron war am besten.

Eaton bediente sich auch der Kohlensäure als Entkohlungsmittel.
Er brachte in eine Retorte auf den Boden Kalkstücke, darüber Guss-
eisenstücke, und glühte. Das entweichende Gas war entzündlich. Sobald
es aufhörte, dies zu sein, war der Prozess beendigt. Das Verhältnis
von Kohlensäure zu Eisen betrug 66:690 dem Gewichte nach. Zusatz
von Eisenoxyd vermehrte die Menge des erzeugten Gases. Das "Soda-
verfahren", sowie die anderen erwähnten Methoden von Eaton, wurden
in Amerika im grossen ausgeführt.

In England suchte man mehrfach die Cementation von Stabeisen
und die Gasfabrikation zu vereinigen (Patent von W. Dick vom
22. August 1850). Auch war man bestrebt, durch die Anwendung von
Retorten einen kontinuierlichen Betrieb zu erzielen (Patent von
Th. W. Dodds am 7. Mai 1853). Ebenso wurde die Cementation
durch Gas immer wieder versucht.

Watson und Prosser wollten die Cementation durch Anwendung
eines elektrischen Stromes verbessern (Engl. Patent vom 1. Januar 1853).

Ch. Binks wollte die Überführung des Schmiedeeisens in Stahl
dadurch bewirken, dass er die glühenden Bleche während des Durch-
walzens mit stickstoffhaltigen Kohlenstoffverbindungen, am besten mit
Blutlaugensalz, bestreute und dies öfter wiederholte. Es war dies eine
andere Form der gebräuchlichen Verstählung der Oberflächen (Patent
vom 14. November 1856).

Auf dem württembergischen Eisenwerk Friedrichsthal wurde 1855
ein Cementierofen erbaut, der mit Hochofengasen erhitzt wurde. Der

Cement- und Guſsstahlfabrikation 1851 bis 1860.
Pottasche und Kochsalz für sehr vorteilhaft. In groſsartiger Weise
hatte die Cementstahlfabrikation in den Vereinigten Staaten von Nord-
amerika zugenommen. Pittsburg und Philadelphia lieferten anfangs
der 50er Jahre bereits jährlich 140000 Ctr.

Der amerikanische Professor A. K. Eaton erfand ein Verfahren,
Stabeisen durch Cyangas zu kohlen. Dabei wurden die Stäbe in Holz-
kohlen gepackt, welche mit gelbem Blutlaugensalz oder einer anderen
Cyanverbindung vermischt waren und einer hohen Temperatur aus-
gesetzt. Es geschah dies in Tiegeln.

Eaton erfand auch ein eigentümliches Verfahren, Stahl durch
Entkohlung von Guſseisen zu erhalten. Er entdeckte, daſs, wenn man
Spiegeleisen in geschmolzenem kohlensaurem Natron kochte, es sich
in Stahl verwandelte. Die Operation geschah in guſseisernen Kesseln
und konnte man durch längere oder kürzere Behandlung beliebige
Härtung erzeugen. Gewöhnlich dauerte das Kochen etwa 24 Stunden.
Ein Gemenge von Soda und Aetznatron war am besten.

Eaton bediente sich auch der Kohlensäure als Entkohlungsmittel.
Er brachte in eine Retorte auf den Boden Kalkstücke, darüber Guſs-
eisenstücke, und glühte. Das entweichende Gas war entzündlich. Sobald
es aufhörte, dies zu sein, war der Prozeſs beendigt. Das Verhältnis
von Kohlensäure zu Eisen betrug 66:690 dem Gewichte nach. Zusatz
von Eisenoxyd vermehrte die Menge des erzeugten Gases. Das „Soda-
verfahren“, sowie die anderen erwähnten Methoden von Eaton, wurden
in Amerika im groſsen ausgeführt.

In England suchte man mehrfach die Cementation von Stabeisen
und die Gasfabrikation zu vereinigen (Patent von W. Dick vom
22. August 1850). Auch war man bestrebt, durch die Anwendung von
Retorten einen kontinuierlichen Betrieb zu erzielen (Patent von
Th. W. Dodds am 7. Mai 1853). Ebenso wurde die Cementation
durch Gas immer wieder versucht.

Watson und Proſser wollten die Cementation durch Anwendung
eines elektrischen Stromes verbessern (Engl. Patent vom 1. Januar 1853).

Ch. Binks wollte die Überführung des Schmiedeeisens in Stahl
dadurch bewirken, daſs er die glühenden Bleche während des Durch-
walzens mit stickstoffhaltigen Kohlenstoffverbindungen, am besten mit
Blutlaugensalz, bestreute und dies öfter wiederholte. Es war dies eine
andere Form der gebräuchlichen Verstählung der Oberflächen (Patent
vom 14. November 1856).

Auf dem württembergischen Eisenwerk Friedrichsthal wurde 1855
ein Cementierofen erbaut, der mit Hochofengasen erhitzt wurde. Der

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[944/0960] Cement- und Guſsstahlfabrikation 1851 bis 1860. Pottasche und Kochsalz für sehr vorteilhaft. In groſsartiger Weise hatte die Cementstahlfabrikation in den Vereinigten Staaten von Nord- amerika zugenommen. Pittsburg und Philadelphia lieferten anfangs der 50er Jahre bereits jährlich 140000 Ctr. Der amerikanische Professor A. K. Eaton erfand ein Verfahren, Stabeisen durch Cyangas zu kohlen. Dabei wurden die Stäbe in Holz- kohlen gepackt, welche mit gelbem Blutlaugensalz oder einer anderen Cyanverbindung vermischt waren und einer hohen Temperatur aus- gesetzt. Es geschah dies in Tiegeln. Eaton erfand auch ein eigentümliches Verfahren, Stahl durch Entkohlung von Guſseisen zu erhalten. Er entdeckte, daſs, wenn man Spiegeleisen in geschmolzenem kohlensaurem Natron kochte, es sich in Stahl verwandelte. Die Operation geschah in guſseisernen Kesseln und konnte man durch längere oder kürzere Behandlung beliebige Härtung erzeugen. Gewöhnlich dauerte das Kochen etwa 24 Stunden. Ein Gemenge von Soda und Aetznatron war am besten. Eaton bediente sich auch der Kohlensäure als Entkohlungsmittel. Er brachte in eine Retorte auf den Boden Kalkstücke, darüber Guſs- eisenstücke, und glühte. Das entweichende Gas war entzündlich. Sobald es aufhörte, dies zu sein, war der Prozeſs beendigt. Das Verhältnis von Kohlensäure zu Eisen betrug 66:690 dem Gewichte nach. Zusatz von Eisenoxyd vermehrte die Menge des erzeugten Gases. Das „Soda- verfahren“, sowie die anderen erwähnten Methoden von Eaton, wurden in Amerika im groſsen ausgeführt. In England suchte man mehrfach die Cementation von Stabeisen und die Gasfabrikation zu vereinigen (Patent von W. Dick vom 22. August 1850). Auch war man bestrebt, durch die Anwendung von Retorten einen kontinuierlichen Betrieb zu erzielen (Patent von Th. W. Dodds am 7. Mai 1853). Ebenso wurde die Cementation durch Gas immer wieder versucht. Watson und Proſser wollten die Cementation durch Anwendung eines elektrischen Stromes verbessern (Engl. Patent vom 1. Januar 1853). Ch. Binks wollte die Überführung des Schmiedeeisens in Stahl dadurch bewirken, daſs er die glühenden Bleche während des Durch- walzens mit stickstoffhaltigen Kohlenstoffverbindungen, am besten mit Blutlaugensalz, bestreute und dies öfter wiederholte. Es war dies eine andere Form der gebräuchlichen Verstählung der Oberflächen (Patent vom 14. November 1856). Auf dem württembergischen Eisenwerk Friedrichsthal wurde 1855 ein Cementierofen erbaut, der mit Hochofengasen erhitzt wurde. Der

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 944. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/960>, abgerufen am 23.11.2024.