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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Henry Bessemer und seine Erfindung.

Man war jetzt in Edsken soweit, dass man einen regelmässigen
Betrieb aufnehmen konnte. Derselbe wurde so geführt, dass man
den Prozess unterbrach, sobald die richtige Gare des Stahls er-
reicht war.

Tunner machte in Deutschland Mitteilungen über diese Erfolge
und William Fairbairn sagte in seinem Berichte über die Fortschritte
der mechanischen Technik, den er im September 1858 vor der British
Association erstattete, "seit dem Bekanntwerden des Verfahrens von
Bessemer sind solche Fortschritte darin gemacht worden, dass jetzt
der Übergangszustand von dem alten Verfahren des Ausschmelzens,
Feinens und Puddelns zu der direkten kontinuierlichen Betriebsweise
eingetreten ist. Stahlplatten und Stahlstangen werden jetzt ohne
Beihülfe eines langwierigen Zwischenprozesses dargestellt, daher mit
Grund anzunehmen ist, dass das Gusseisen für den Maschinenbau etc.
durch einen ganz neuen Artikel ersetzt werden wird, welcher den
Vorteil einer bedeutend grösseren Widerstandsfähigkeit gewährt.
Bessemers Entdeckungen haben sich bereits als sehr vorteilhaft für
die Industrie erwiesen und es lässt sich zuversichtlich die Einführung
grosser Verbesserungen erwarten, wodurch Stahl in Platten und Stäben
fast zu demselben Preise erzeugt werden kann, zu welchem wir jetzt
das beste Stabeisen herzustellen vermögen 1)". Dies war endlich einmal
ein erlösendes Wort aus massgebendem Munde in England! Ein solches
war aber auch sehr nötig, denn die Erfahrungen in England waren
sehr zu Ungunsten des Verfahrens ausgefallen, und Bessemer selbst
stand im Sommer 1858 nach Göransons Angabe noch auf dem
Punkte, dass er das im Konverter erblasene Metall in Wasser goss und
die erhaltenen Granalien in Tiegeln umschmolz.

Der dritte Bericht von Grill erschien Ende des Jahres 1858. Seit
dem 12. Juli führte man einen ganz regelmässigen Betrieb zu Edsken
und wurden vom 12. Juli bis zum 12. Dezember in 143 Betriebstagen
584 Chargen von ca. 9310 W.-Ctr. verblasen. Der Abbrand betrug etwa
12 Proz. Man stellte einen dritten Ofen auf. Das Roheisen wurde aus
reinem Magneteisenstein erzeugt. Der daraus erzeugte Stahl war so
flüssig, dass man direkt Herzstücke damit giessen konnte; dabei war
er leicht zu bearbeiten und vertrug wiederholte Schweisshitzen ohne
Einbusse an Festigkeit und Härte. Um blasenfreie Güsse zu erhalten,
goss man teils mit aufsteigendem Strom, teils leitete man das Metall
mittels eines Trichterrohres bis in die Mitte der Form. Die Gussblöcke

1) Mechanics Magazine 1858, p. 1814; Dinglers Journal 1859, 2. Februarheft.
Henry Bessemer und seine Erfindung.

Man war jetzt in Edsken soweit, daſs man einen regelmäſsigen
Betrieb aufnehmen konnte. Derselbe wurde so geführt, daſs man
den Prozeſs unterbrach, sobald die richtige Gare des Stahls er-
reicht war.

Tunner machte in Deutschland Mitteilungen über diese Erfolge
und William Fairbairn sagte in seinem Berichte über die Fortschritte
der mechanischen Technik, den er im September 1858 vor der British
Association erstattete, „seit dem Bekanntwerden des Verfahrens von
Bessemer sind solche Fortschritte darin gemacht worden, daſs jetzt
der Übergangszustand von dem alten Verfahren des Ausschmelzens,
Feinens und Puddelns zu der direkten kontinuierlichen Betriebsweise
eingetreten ist. Stahlplatten und Stahlstangen werden jetzt ohne
Beihülfe eines langwierigen Zwischenprozesses dargestellt, daher mit
Grund anzunehmen ist, daſs das Guſseisen für den Maschinenbau etc.
durch einen ganz neuen Artikel ersetzt werden wird, welcher den
Vorteil einer bedeutend gröſseren Widerstandsfähigkeit gewährt.
Bessemers Entdeckungen haben sich bereits als sehr vorteilhaft für
die Industrie erwiesen und es läſst sich zuversichtlich die Einführung
groſser Verbesserungen erwarten, wodurch Stahl in Platten und Stäben
fast zu demselben Preise erzeugt werden kann, zu welchem wir jetzt
das beste Stabeisen herzustellen vermögen 1)“. Dies war endlich einmal
ein erlösendes Wort aus maſsgebendem Munde in England! Ein solches
war aber auch sehr nötig, denn die Erfahrungen in England waren
sehr zu Ungunsten des Verfahrens ausgefallen, und Bessemer selbst
stand im Sommer 1858 nach Göransons Angabe noch auf dem
Punkte, daſs er das im Konverter erblasene Metall in Wasser goſs und
die erhaltenen Granalien in Tiegeln umschmolz.

Der dritte Bericht von Grill erschien Ende des Jahres 1858. Seit
dem 12. Juli führte man einen ganz regelmäſsigen Betrieb zu Edsken
und wurden vom 12. Juli bis zum 12. Dezember in 143 Betriebstagen
584 Chargen von ca. 9310 W.-Ctr. verblasen. Der Abbrand betrug etwa
12 Proz. Man stellte einen dritten Ofen auf. Das Roheisen wurde aus
reinem Magneteisenstein erzeugt. Der daraus erzeugte Stahl war so
flüssig, daſs man direkt Herzstücke damit gieſsen konnte; dabei war
er leicht zu bearbeiten und vertrug wiederholte Schweiſshitzen ohne
Einbuſse an Festigkeit und Härte. Um blasenfreie Güsse zu erhalten,
goſs man teils mit aufsteigendem Strom, teils leitete man das Metall
mittels eines Trichterrohres bis in die Mitte der Form. Die Guſsblöcke

1) Mechanics Magazine 1858, p. 1814; Dinglers Journal 1859, 2. Februarheft.
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[938/0954] Henry Bessemer und seine Erfindung. Man war jetzt in Edsken soweit, daſs man einen regelmäſsigen Betrieb aufnehmen konnte. Derselbe wurde so geführt, daſs man den Prozeſs unterbrach, sobald die richtige Gare des Stahls er- reicht war. Tunner machte in Deutschland Mitteilungen über diese Erfolge und William Fairbairn sagte in seinem Berichte über die Fortschritte der mechanischen Technik, den er im September 1858 vor der British Association erstattete, „seit dem Bekanntwerden des Verfahrens von Bessemer sind solche Fortschritte darin gemacht worden, daſs jetzt der Übergangszustand von dem alten Verfahren des Ausschmelzens, Feinens und Puddelns zu der direkten kontinuierlichen Betriebsweise eingetreten ist. Stahlplatten und Stahlstangen werden jetzt ohne Beihülfe eines langwierigen Zwischenprozesses dargestellt, daher mit Grund anzunehmen ist, daſs das Guſseisen für den Maschinenbau etc. durch einen ganz neuen Artikel ersetzt werden wird, welcher den Vorteil einer bedeutend gröſseren Widerstandsfähigkeit gewährt. Bessemers Entdeckungen haben sich bereits als sehr vorteilhaft für die Industrie erwiesen und es läſst sich zuversichtlich die Einführung groſser Verbesserungen erwarten, wodurch Stahl in Platten und Stäben fast zu demselben Preise erzeugt werden kann, zu welchem wir jetzt das beste Stabeisen herzustellen vermögen 1)“. Dies war endlich einmal ein erlösendes Wort aus maſsgebendem Munde in England! Ein solches war aber auch sehr nötig, denn die Erfahrungen in England waren sehr zu Ungunsten des Verfahrens ausgefallen, und Bessemer selbst stand im Sommer 1858 nach Göransons Angabe noch auf dem Punkte, daſs er das im Konverter erblasene Metall in Wasser goſs und die erhaltenen Granalien in Tiegeln umschmolz. Der dritte Bericht von Grill erschien Ende des Jahres 1858. Seit dem 12. Juli führte man einen ganz regelmäſsigen Betrieb zu Edsken und wurden vom 12. Juli bis zum 12. Dezember in 143 Betriebstagen 584 Chargen von ca. 9310 W.-Ctr. verblasen. Der Abbrand betrug etwa 12 Proz. Man stellte einen dritten Ofen auf. Das Roheisen wurde aus reinem Magneteisenstein erzeugt. Der daraus erzeugte Stahl war so flüssig, daſs man direkt Herzstücke damit gieſsen konnte; dabei war er leicht zu bearbeiten und vertrug wiederholte Schweiſshitzen ohne Einbuſse an Festigkeit und Härte. Um blasenfreie Güsse zu erhalten, goſs man teils mit aufsteigendem Strom, teils leitete man das Metall mittels eines Trichterrohres bis in die Mitte der Form. Die Guſsblöcke 1) Mechanics Magazine 1858, p. 1814; Dinglers Journal 1859, 2. Februarheft.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 938. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/954>, abgerufen am 23.11.2024.