war. Göranson beschloss deshalb, einen neuen Versuchsofen auf dem der Firma Elfstrand & Komp., welche das Patent für Schweden von Bessemer erworben hatte, gehörigen Eisenwerke zu Edsken in Gestrickland zu erbauen. Im Mai 1857 reiste er nach England, um sich mit Bessemer zu beraten und dessen Versuche zu Baxter anzu- sehen. Er erwarb einen Anteil an Bessemers schwedischem Patent, sowie eine 24 pferdige Dampfmaschine von Galloway & Komp. und einen Konverter nach Bessemers Konstruktion, um sie in Edsken aufzustellen. Nachdem die baulichen Einrichtungen getroffen waren, konnte Göranson am 10. November 1857 mit seinen Versuchen beginnen, die aber nur teilweise befriedigten.
Nach einem Bericht von Troilus war dieser erste Versuchsofen ein eiserner, ausgemauerter Cylinder von 2,5 Fuss Durchmesser und 4 Fuss Höhe, der in 2 Zapfen hing, die in Lagern beweglich waren. Er hatte 10 Formen in 2 Reihen, in der unteren 6, in der oberen 4. Die gusseiserne Eingussform stand auf einem fahrbaren Wagen. Das Eingiessen des Roheisens dauerte 2 Minuten. Nachdem der Wind angelassen war, entströmte unter schwachem Aufkochen eine blaurote Flamme, diese wurde nach 5 Minuten heller und war nach 8 Minuten von einem bräunlichen Rauche begleitet. Nun kam die Masse in heftiges Kochen unter starkem Geräusch und Auswurf eines Stromes heller Schweissfunken, gemischt mit anderen matten rötlichen Funken, die auch früher erloschen. Dieses Aufkochen dauerte 18 Minuten; es nahm dann ab und nach weiteren ca. 5 Minuten war die Zeit zum Abstich gekommen; dieser dauerte 2 Minuten. Das entkohlte Eisen floss bei der ersten Charge träge und erstarrte zum Teil schon in den Trichtern; bei der zweiten Charge war es aber schon dünnflüssiger. Dass das Eisen so matt war, lag hauptsächlich daran, dass man weisses Roheisen verwendete.
Da dieser Konverter unpraktisch und schwerfällig war 1), so er- baute Göranson mit dem ihm von Bessemer geschickten englischen Ingenieur einen neuen, nach demselben Princip, wie Bessemers Ver- suchsofen zu Baxter House in London, aber auf Bessemers Rat mit 2 Reihen von je 6 Düsen; die untere Reihe am Boden, die obere einige Zoll darüber. Dieser Ofen ging aber schlecht. Bessemer riet, den Wind zu verstärken, was Göranson dadurch erreichte, dass er die oberen Düsen zustopfte und nur die 6 unteren von je 5/8 Zoll Durch- messer offen liess 2). Der Erfolg war besser, aber unsicher. Das durch
1) Siehe Swank, the Manufacture of Iron in all ages, S. 404, wo ein Brief von Göranson an R. Ackerman abgedruckt ist.
2) Siehe Prof. Alex. Müller im Journ. f. prakt. Chemie, Bd. 82, S. 496.
Henry Bessemer und seine Erfindung.
war. Göranson beschloſs deshalb, einen neuen Versuchsofen auf dem der Firma Elfstrand & Komp., welche das Patent für Schweden von Bessemer erworben hatte, gehörigen Eisenwerke zu Edsken in Gestrickland zu erbauen. Im Mai 1857 reiste er nach England, um sich mit Bessemer zu beraten und dessen Versuche zu Baxter anzu- sehen. Er erwarb einen Anteil an Bessemers schwedischem Patent, sowie eine 24 pferdige Dampfmaschine von Galloway & Komp. und einen Konverter nach Bessemers Konstruktion, um sie in Edsken aufzustellen. Nachdem die baulichen Einrichtungen getroffen waren, konnte Göranson am 10. November 1857 mit seinen Versuchen beginnen, die aber nur teilweise befriedigten.
Nach einem Bericht von Troilus war dieser erste Versuchsofen ein eiserner, ausgemauerter Cylinder von 2,5 Fuſs Durchmesser und 4 Fuſs Höhe, der in 2 Zapfen hing, die in Lagern beweglich waren. Er hatte 10 Formen in 2 Reihen, in der unteren 6, in der oberen 4. Die guſseiserne Einguſsform stand auf einem fahrbaren Wagen. Das Eingieſsen des Roheisens dauerte 2 Minuten. Nachdem der Wind angelassen war, entströmte unter schwachem Aufkochen eine blaurote Flamme, diese wurde nach 5 Minuten heller und war nach 8 Minuten von einem bräunlichen Rauche begleitet. Nun kam die Masse in heftiges Kochen unter starkem Geräusch und Auswurf eines Stromes heller Schweiſsfunken, gemischt mit anderen matten rötlichen Funken, die auch früher erloschen. Dieses Aufkochen dauerte 18 Minuten; es nahm dann ab und nach weiteren ca. 5 Minuten war die Zeit zum Abstich gekommen; dieser dauerte 2 Minuten. Das entkohlte Eisen floſs bei der ersten Charge träge und erstarrte zum Teil schon in den Trichtern; bei der zweiten Charge war es aber schon dünnflüssiger. Daſs das Eisen so matt war, lag hauptsächlich daran, daſs man weiſses Roheisen verwendete.
Da dieser Konverter unpraktisch und schwerfällig war 1), so er- baute Göranson mit dem ihm von Bessemer geschickten englischen Ingenieur einen neuen, nach demselben Princip, wie Bessemers Ver- suchsofen zu Baxter House in London, aber auf Bessemers Rat mit 2 Reihen von je 6 Düsen; die untere Reihe am Boden, die obere einige Zoll darüber. Dieser Ofen ging aber schlecht. Bessemer riet, den Wind zu verstärken, was Göranson dadurch erreichte, daſs er die oberen Düsen zustopfte und nur die 6 unteren von je ⅝ Zoll Durch- messer offen lieſs 2). Der Erfolg war besser, aber unsicher. Das durch
1) Siehe Swank, the Manufacture of Iron in all ages, S. 404, wo ein Brief von Göranson an R. Ackerman abgedruckt ist.
2) Siehe Prof. Alex. Müller im Journ. f. prakt. Chemie, Bd. 82, S. 496.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0950"n="934"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Henry Bessemer</hi> und seine Erfindung.</fw><lb/>
war. <hirendition="#g">Göranson</hi> beschloſs deshalb, einen neuen Versuchsofen auf dem<lb/>
der Firma <hirendition="#g">Elfstrand & Komp</hi>., welche das Patent für Schweden<lb/>
von <hirendition="#g">Bessemer</hi> erworben hatte, gehörigen Eisenwerke zu Edsken in<lb/>
Gestrickland zu erbauen. Im Mai 1857 reiste er nach England, um<lb/>
sich mit <hirendition="#g">Bessemer</hi> zu beraten und dessen Versuche zu Baxter anzu-<lb/>
sehen. Er erwarb einen Anteil an <hirendition="#g">Bessemers</hi> schwedischem Patent,<lb/>
sowie eine 24 pferdige Dampfmaschine von <hirendition="#g">Galloway & Komp</hi>. und<lb/>
einen Konverter nach <hirendition="#g">Bessemers</hi> Konstruktion, um sie in Edsken<lb/>
aufzustellen. Nachdem die baulichen Einrichtungen getroffen waren,<lb/>
konnte <hirendition="#g">Göranson</hi> am 10. November 1857 mit seinen Versuchen<lb/>
beginnen, die aber nur teilweise befriedigten.</p><lb/><p>Nach einem Bericht von <hirendition="#g">Troilus</hi> war dieser erste Versuchsofen<lb/>
ein eiserner, ausgemauerter Cylinder von 2,5 Fuſs Durchmesser und<lb/>
4 Fuſs Höhe, der in 2 Zapfen hing, die in Lagern beweglich waren.<lb/>
Er hatte 10 Formen in 2 Reihen, in der unteren 6, in der oberen 4.<lb/>
Die guſseiserne Einguſsform stand auf einem fahrbaren Wagen. Das<lb/>
Eingieſsen des Roheisens dauerte 2 Minuten. Nachdem der Wind<lb/>
angelassen war, entströmte unter schwachem Aufkochen eine blaurote<lb/>
Flamme, diese wurde nach 5 Minuten heller und war nach 8 Minuten von<lb/>
einem bräunlichen Rauche begleitet. Nun kam die Masse in heftiges<lb/>
Kochen unter starkem Geräusch und Auswurf eines Stromes heller<lb/>
Schweiſsfunken, gemischt mit anderen matten rötlichen Funken, die auch<lb/>
früher erloschen. Dieses Aufkochen dauerte 18 Minuten; es nahm dann<lb/>
ab und nach weiteren ca. 5 Minuten war die Zeit zum Abstich gekommen;<lb/>
dieser dauerte 2 Minuten. Das entkohlte Eisen floſs bei der ersten<lb/>
Charge träge und erstarrte zum Teil schon in den Trichtern; bei der<lb/>
zweiten Charge war es aber schon dünnflüssiger. Daſs das Eisen so matt<lb/>
war, lag hauptsächlich daran, daſs man weiſses Roheisen verwendete.</p><lb/><p>Da dieser Konverter unpraktisch und schwerfällig war <noteplace="foot"n="1)">Siehe <hirendition="#g">Swank,</hi> the Manufacture of Iron in all ages, S. 404, wo ein Brief<lb/>
von <hirendition="#g">Göranson</hi> an R. <hirendition="#g">Ackerman</hi> abgedruckt ist.</note>, so er-<lb/>
baute <hirendition="#g">Göranson</hi> mit dem ihm von <hirendition="#g">Bessemer</hi> geschickten englischen<lb/>
Ingenieur einen neuen, nach demselben Princip, wie <hirendition="#g">Bessemers</hi> Ver-<lb/>
suchsofen zu Baxter House in London, aber auf <hirendition="#g">Bessemers</hi> Rat mit<lb/>
2 Reihen von je 6 Düsen; die untere Reihe am Boden, die obere<lb/>
einige Zoll darüber. Dieser Ofen ging aber schlecht. <hirendition="#g">Bessemer</hi> riet,<lb/>
den Wind zu verstärken, was <hirendition="#g">Göranson</hi> dadurch erreichte, daſs er<lb/>
die oberen Düsen zustopfte und nur die 6 unteren von je ⅝ Zoll Durch-<lb/>
messer offen lieſs <noteplace="foot"n="2)">Siehe Prof. <hirendition="#g">Alex. Müller</hi> im Journ. f. prakt. Chemie, Bd. 82, S. 496.</note>. Der Erfolg war besser, aber unsicher. Das durch<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[934/0950]
Henry Bessemer und seine Erfindung.
war. Göranson beschloſs deshalb, einen neuen Versuchsofen auf dem
der Firma Elfstrand & Komp., welche das Patent für Schweden
von Bessemer erworben hatte, gehörigen Eisenwerke zu Edsken in
Gestrickland zu erbauen. Im Mai 1857 reiste er nach England, um
sich mit Bessemer zu beraten und dessen Versuche zu Baxter anzu-
sehen. Er erwarb einen Anteil an Bessemers schwedischem Patent,
sowie eine 24 pferdige Dampfmaschine von Galloway & Komp. und
einen Konverter nach Bessemers Konstruktion, um sie in Edsken
aufzustellen. Nachdem die baulichen Einrichtungen getroffen waren,
konnte Göranson am 10. November 1857 mit seinen Versuchen
beginnen, die aber nur teilweise befriedigten.
Nach einem Bericht von Troilus war dieser erste Versuchsofen
ein eiserner, ausgemauerter Cylinder von 2,5 Fuſs Durchmesser und
4 Fuſs Höhe, der in 2 Zapfen hing, die in Lagern beweglich waren.
Er hatte 10 Formen in 2 Reihen, in der unteren 6, in der oberen 4.
Die guſseiserne Einguſsform stand auf einem fahrbaren Wagen. Das
Eingieſsen des Roheisens dauerte 2 Minuten. Nachdem der Wind
angelassen war, entströmte unter schwachem Aufkochen eine blaurote
Flamme, diese wurde nach 5 Minuten heller und war nach 8 Minuten von
einem bräunlichen Rauche begleitet. Nun kam die Masse in heftiges
Kochen unter starkem Geräusch und Auswurf eines Stromes heller
Schweiſsfunken, gemischt mit anderen matten rötlichen Funken, die auch
früher erloschen. Dieses Aufkochen dauerte 18 Minuten; es nahm dann
ab und nach weiteren ca. 5 Minuten war die Zeit zum Abstich gekommen;
dieser dauerte 2 Minuten. Das entkohlte Eisen floſs bei der ersten
Charge träge und erstarrte zum Teil schon in den Trichtern; bei der
zweiten Charge war es aber schon dünnflüssiger. Daſs das Eisen so matt
war, lag hauptsächlich daran, daſs man weiſses Roheisen verwendete.
Da dieser Konverter unpraktisch und schwerfällig war 1), so er-
baute Göranson mit dem ihm von Bessemer geschickten englischen
Ingenieur einen neuen, nach demselben Princip, wie Bessemers Ver-
suchsofen zu Baxter House in London, aber auf Bessemers Rat mit
2 Reihen von je 6 Düsen; die untere Reihe am Boden, die obere
einige Zoll darüber. Dieser Ofen ging aber schlecht. Bessemer riet,
den Wind zu verstärken, was Göranson dadurch erreichte, daſs er
die oberen Düsen zustopfte und nur die 6 unteren von je ⅝ Zoll Durch-
messer offen lieſs 2). Der Erfolg war besser, aber unsicher. Das durch
1) Siehe Swank, the Manufacture of Iron in all ages, S. 404, wo ein Brief
von Göranson an R. Ackerman abgedruckt ist.
2) Siehe Prof. Alex. Müller im Journ. f. prakt. Chemie, Bd. 82, S. 496.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 934. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/950>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.