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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Stahlbereitung 1851 bis 1860.

Die Versuche, billigen und guten Stahl durch eine verbesserte
Rennarbeit zu erhalten, hatten keinen Erfolg.

Samuel Lucas erhielt am 7. August 1854 ein Patent (Nr. 1730)
auf ein Verfahren, Stabeisen in Stahl dadurch zu verwandeln, dass er
es in Cementierkisten in einem Pulver von Eisenerz, Braunstein und
Holzkohle glühte. Nach Beendigung des Prozesses sollte sowohl das
Stabeisen als das Erz in Stahl verwandelt sein. Diesen Vorschlag
hatte bekanntlich schon Reaumur gemacht.

Einen anderen Weg, der dem vorher beschriebenen insofern nahe
kommt, als dabei auch Eisenerz mit in Anwendung kam, schlug
Franz Uchatius ein, welcher durch Zusammenschmelzen von Roh-
eisen und oxydischem Eisenerz Gussstahl darstellte. Den so bereiteten
Stahl nannte Wedding später Erzstahl, damals bezeichnete man ihn als
Uchatiusstahl. Das Verfahren war nicht neu. John Wood hatte
bereits 1761 in England ein Patent auf ein Verfahren, welches mit
dem von Uchatius vorgeschlagenen grosse Ähnlichkeit hat, genommen.
Ende des 18. Jahrhunderts war es Clouet gelungen, auf diese Weise
Stahl zu erzeugen. Später hatte Muchet in England ein Patent auf
Stahlerzeugung durch Zusammenschmelzen von altem Eisen mit Erz
oder Hammerschlag erhalten. William Onions nahm am 7. Februar
1851 ein Patent, Stahl und Eisen mit gepulvertem Hämatit zusammen-
zuschmelzen, um Gussstahl zu erhalten. Uchatius trat 1854 mit seinem
Verfahren, welches darin bestand, granuliertes Roheisen mit geröste-
tem Spateisenstein im Tiegel zu schmelzen, hervor und erwarb am
1. Oktober 1855 in England und am 13. November 1855 in Frankreich
Patente. Der Patentanspruch erstreckte sich auf die Verwandlung von
Roheisen in Stahl, durch Einwirkung von Sauerstoff, Hitze und Fluss-
mittel auf das granulierte Metall, wodurch Gussstahl von bestimmter
Qualität bei einmaligem Schmelzen entstehen und Kohlenersparnis
erzielt werden sollte. Es wird reinstes Roheisen geschmolzen in
kaltes Wasser laufen gelassen und dadurch granuliert. Eine Mischung
des granulierten Metalles mit etwa 20 Proz. geröstetem Spateisenstein
und 4 Proz. Thon (fire clay) wird in Tiegeln in einem Gussstahlofen
erhitzt. Hierdurch tritt durch die Einwirkung des Oxyds eine teil-
weise Entkohlung des Roheisens ein und zwar in dem umgekehrten
Verhältnis der Dicke der Granalien. Die Unreinigkeiten verschlacken
sich und die Menge des schmelzenden Stahles wird vermehrt durch
das aus dem Erze reduzierte Eisen, welche Zunahme etwa 6 Proz.
beträgt. Durch Zusatz kleiner Mengen von gutem Schmiedeeisen
erhält man weichen Schweissstahl, durch Zusatz von Holzkohle

Stahlbereitung 1851 bis 1860.

Die Versuche, billigen und guten Stahl durch eine verbesserte
Rennarbeit zu erhalten, hatten keinen Erfolg.

Samuel Lucas erhielt am 7. August 1854 ein Patent (Nr. 1730)
auf ein Verfahren, Stabeisen in Stahl dadurch zu verwandeln, daſs er
es in Cementierkisten in einem Pulver von Eisenerz, Braunstein und
Holzkohle glühte. Nach Beendigung des Prozesses sollte sowohl das
Stabeisen als das Erz in Stahl verwandelt sein. Diesen Vorschlag
hatte bekanntlich schon Reaumur gemacht.

Einen anderen Weg, der dem vorher beschriebenen insofern nahe
kommt, als dabei auch Eisenerz mit in Anwendung kam, schlug
Franz Uchatius ein, welcher durch Zusammenschmelzen von Roh-
eisen und oxydischem Eisenerz Guſsstahl darstellte. Den so bereiteten
Stahl nannte Wedding später Erzstahl, damals bezeichnete man ihn als
Uchatiusstahl. Das Verfahren war nicht neu. John Wood hatte
bereits 1761 in England ein Patent auf ein Verfahren, welches mit
dem von Uchatius vorgeschlagenen groſse Ähnlichkeit hat, genommen.
Ende des 18. Jahrhunderts war es Clouet gelungen, auf diese Weise
Stahl zu erzeugen. Später hatte Muchet in England ein Patent auf
Stahlerzeugung durch Zusammenschmelzen von altem Eisen mit Erz
oder Hammerschlag erhalten. William Onions nahm am 7. Februar
1851 ein Patent, Stahl und Eisen mit gepulvertem Hämatit zusammen-
zuschmelzen, um Guſsstahl zu erhalten. Uchatius trat 1854 mit seinem
Verfahren, welches darin bestand, granuliertes Roheisen mit geröste-
tem Spateisenstein im Tiegel zu schmelzen, hervor und erwarb am
1. Oktober 1855 in England und am 13. November 1855 in Frankreich
Patente. Der Patentanspruch erstreckte sich auf die Verwandlung von
Roheisen in Stahl, durch Einwirkung von Sauerstoff, Hitze und Fluſs-
mittel auf das granulierte Metall, wodurch Guſsstahl von bestimmter
Qualität bei einmaligem Schmelzen entstehen und Kohlenersparnis
erzielt werden sollte. Es wird reinstes Roheisen geschmolzen in
kaltes Wasser laufen gelassen und dadurch granuliert. Eine Mischung
des granulierten Metalles mit etwa 20 Proz. geröstetem Spateisenstein
und 4 Proz. Thon (fire clay) wird in Tiegeln in einem Guſsstahlofen
erhitzt. Hierdurch tritt durch die Einwirkung des Oxyds eine teil-
weise Entkohlung des Roheisens ein und zwar in dem umgekehrten
Verhältnis der Dicke der Granalien. Die Unreinigkeiten verschlacken
sich und die Menge des schmelzenden Stahles wird vermehrt durch
das aus dem Erze reduzierte Eisen, welche Zunahme etwa 6 Proz.
beträgt. Durch Zusatz kleiner Mengen von gutem Schmiedeeisen
erhält man weichen Schweiſsstahl, durch Zusatz von Holzkohle

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[890/0906] Stahlbereitung 1851 bis 1860. Die Versuche, billigen und guten Stahl durch eine verbesserte Rennarbeit zu erhalten, hatten keinen Erfolg. Samuel Lucas erhielt am 7. August 1854 ein Patent (Nr. 1730) auf ein Verfahren, Stabeisen in Stahl dadurch zu verwandeln, daſs er es in Cementierkisten in einem Pulver von Eisenerz, Braunstein und Holzkohle glühte. Nach Beendigung des Prozesses sollte sowohl das Stabeisen als das Erz in Stahl verwandelt sein. Diesen Vorschlag hatte bekanntlich schon Reaumur gemacht. Einen anderen Weg, der dem vorher beschriebenen insofern nahe kommt, als dabei auch Eisenerz mit in Anwendung kam, schlug Franz Uchatius ein, welcher durch Zusammenschmelzen von Roh- eisen und oxydischem Eisenerz Guſsstahl darstellte. Den so bereiteten Stahl nannte Wedding später Erzstahl, damals bezeichnete man ihn als Uchatiusstahl. Das Verfahren war nicht neu. John Wood hatte bereits 1761 in England ein Patent auf ein Verfahren, welches mit dem von Uchatius vorgeschlagenen groſse Ähnlichkeit hat, genommen. Ende des 18. Jahrhunderts war es Clouet gelungen, auf diese Weise Stahl zu erzeugen. Später hatte Muchet in England ein Patent auf Stahlerzeugung durch Zusammenschmelzen von altem Eisen mit Erz oder Hammerschlag erhalten. William Onions nahm am 7. Februar 1851 ein Patent, Stahl und Eisen mit gepulvertem Hämatit zusammen- zuschmelzen, um Guſsstahl zu erhalten. Uchatius trat 1854 mit seinem Verfahren, welches darin bestand, granuliertes Roheisen mit geröste- tem Spateisenstein im Tiegel zu schmelzen, hervor und erwarb am 1. Oktober 1855 in England und am 13. November 1855 in Frankreich Patente. Der Patentanspruch erstreckte sich auf die Verwandlung von Roheisen in Stahl, durch Einwirkung von Sauerstoff, Hitze und Fluſs- mittel auf das granulierte Metall, wodurch Guſsstahl von bestimmter Qualität bei einmaligem Schmelzen entstehen und Kohlenersparnis erzielt werden sollte. Es wird reinstes Roheisen geschmolzen in kaltes Wasser laufen gelassen und dadurch granuliert. Eine Mischung des granulierten Metalles mit etwa 20 Proz. geröstetem Spateisenstein und 4 Proz. Thon (fire clay) wird in Tiegeln in einem Guſsstahlofen erhitzt. Hierdurch tritt durch die Einwirkung des Oxyds eine teil- weise Entkohlung des Roheisens ein und zwar in dem umgekehrten Verhältnis der Dicke der Granalien. Die Unreinigkeiten verschlacken sich und die Menge des schmelzenden Stahles wird vermehrt durch das aus dem Erze reduzierte Eisen, welche Zunahme etwa 6 Proz. beträgt. Durch Zusatz kleiner Mengen von gutem Schmiedeeisen erhält man weichen Schweiſsstahl, durch Zusatz von Holzkohle

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 890. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/906>, abgerufen am 23.11.2024.