wie dies auf dem Kontinent noch geschah. Auf allen Eisenhüttenwerken bediente man sich der eisernen Cylindergebläse und baute dieselben von gewaltigen Dimensionen. Die älteren waren alle einfachwirkend, und sie verleugneten darin ihren Ursprung von der alten Feuer- maschine nicht. Um einen gleichmässigen Gang zu erzielen, musste man sie mit Regulatoren verbinden. Als Betriebskraft wendete man
[Abbildung]
Fig. 12.
immer mehr die Wattsche Dampf- maschine an und zwar Balancier- maschinen mit aufrechtstehendem Dampf- und Gebläsecylinder. Fig. 12 zeigt einen Theil der älteren engli- schen Gebläsemaschine von Le Creu- sot nach der Abbildung von Heron de Villefosse. Wie aus der Zeich- nung ersichtlich, war hierbei der Gebläsecylinder unten noch offen; oben war er eigentümlicherweise mit zwei cylindrischen Trockenregula- toren verbunden. Die Maschine machte 15 Touren in der Minute, und obgleich die Regulatoren mit 80 bis 90 Ctr. Eisen beschwert waren, wurde der schwebende Kolben doch oft über seinen höchsten Stand ge- presst, worauf dann ein Teil der Luft durch ein Ventil entwich.
Mit dem neuen Jahrhundert begann man auch doppeltwirkende Cylindergebläse zu bauen und zwar von den grössten Dimensionen. Man hatte in England, wo man in der Giesserei und der Bearbeitung der Cylinder viel weiter vorgeschritten war, eine Vorliebe für grosse Maschinen mit einem mächtigen Gebläsecylinder, während man auf dem Kontinent auch noch nach dieser Zeit mit Vorliebe Gebläse mit mehreren, drei bis sechs kleineren Cylindern baute. Man machte die Maschinen in England so gross, dass sie nicht einen Ofen, sondern mehrere bedienen konnten. Auf den Level Iron-works in Staffordshire erhielten im Jahre 1814 drei nebeneinander stehende Hochöfen von 42 Fuss Schachthöhe, deren jeder wöchentlich 70 bis 100 Tonnen und mehr Eisen produzierte, ihren Wind durch einen einzigen Gebläsecylinder von 9 Fuss Durch- messer und 9 Fuss Kolbenhub, welcher von einer 50pferdigen Dampf- maschine bewegt wurde. Weil der Cylinder, welcher seinen Wind in
Verbrennung und Windzuführung 1801 bis 1815.
wie dies auf dem Kontinent noch geschah. Auf allen Eisenhüttenwerken bediente man sich der eisernen Cylindergebläse und baute dieselben von gewaltigen Dimensionen. Die älteren waren alle einfachwirkend, und sie verleugneten darin ihren Ursprung von der alten Feuer- maschine nicht. Um einen gleichmäſsigen Gang zu erzielen, muſste man sie mit Regulatoren verbinden. Als Betriebskraft wendete man
[Abbildung]
Fig. 12.
immer mehr die Wattsche Dampf- maschine an und zwar Balancier- maschinen mit aufrechtstehendem Dampf- und Gebläsecylinder. Fig. 12 zeigt einen Theil der älteren engli- schen Gebläsemaschine von Le Creu- sot nach der Abbildung von Héron de Villefosse. Wie aus der Zeich- nung ersichtlich, war hierbei der Gebläsecylinder unten noch offen; oben war er eigentümlicherweise mit zwei cylindrischen Trockenregula- toren verbunden. Die Maschine machte 15 Touren in der Minute, und obgleich die Regulatoren mit 80 bis 90 Ctr. Eisen beschwert waren, wurde der schwebende Kolben doch oft über seinen höchsten Stand ge- preſst, worauf dann ein Teil der Luft durch ein Ventil entwich.
Mit dem neuen Jahrhundert begann man auch doppeltwirkende Cylindergebläse zu bauen und zwar von den gröſsten Dimensionen. Man hatte in England, wo man in der Gieſserei und der Bearbeitung der Cylinder viel weiter vorgeschritten war, eine Vorliebe für groſse Maschinen mit einem mächtigen Gebläsecylinder, während man auf dem Kontinent auch noch nach dieser Zeit mit Vorliebe Gebläse mit mehreren, drei bis sechs kleineren Cylindern baute. Man machte die Maschinen in England so groſs, daſs sie nicht einen Ofen, sondern mehrere bedienen konnten. Auf den Level Iron-works in Staffordshire erhielten im Jahre 1814 drei nebeneinander stehende Hochöfen von 42 Fuſs Schachthöhe, deren jeder wöchentlich 70 bis 100 Tonnen und mehr Eisen produzierte, ihren Wind durch einen einzigen Gebläsecylinder von 9 Fuſs Durch- messer und 9 Fuſs Kolbenhub, welcher von einer 50pferdigen Dampf- maschine bewegt wurde. Weil der Cylinder, welcher seinen Wind in
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Verbrennung und Windzuführung 1801 bis 1815.
wie dies auf dem Kontinent noch geschah. Auf allen Eisenhüttenwerken
bediente man sich der eisernen Cylindergebläse und baute dieselben
von gewaltigen Dimensionen. Die älteren waren alle einfachwirkend,
und sie verleugneten darin ihren Ursprung von der alten Feuer-
maschine nicht. Um einen gleichmäſsigen Gang zu erzielen, muſste
man sie mit Regulatoren verbinden. Als Betriebskraft wendete man
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immer mehr die Wattsche Dampf-
maschine an und zwar Balancier-
maschinen mit aufrechtstehendem
Dampf- und Gebläsecylinder. Fig. 12
zeigt einen Theil der älteren engli-
schen Gebläsemaschine von Le Creu-
sot nach der Abbildung von Héron
de Villefosse. Wie aus der Zeich-
nung ersichtlich, war hierbei der
Gebläsecylinder unten noch offen;
oben war er eigentümlicherweise mit
zwei cylindrischen Trockenregula-
toren verbunden. Die Maschine
machte 15 Touren in der Minute,
und obgleich die Regulatoren mit
80 bis 90 Ctr. Eisen beschwert waren,
wurde der schwebende Kolben doch
oft über seinen höchsten Stand ge-
preſst, worauf dann ein Teil der
Luft durch ein Ventil entwich.
Mit dem neuen Jahrhundert begann man auch doppeltwirkende
Cylindergebläse zu bauen und zwar von den gröſsten Dimensionen.
Man hatte in England, wo man in der Gieſserei und der Bearbeitung
der Cylinder viel weiter vorgeschritten war, eine Vorliebe für groſse
Maschinen mit einem mächtigen Gebläsecylinder, während man auf dem
Kontinent auch noch nach dieser Zeit mit Vorliebe Gebläse mit mehreren,
drei bis sechs kleineren Cylindern baute. Man machte die Maschinen
in England so groſs, daſs sie nicht einen Ofen, sondern mehrere bedienen
konnten. Auf den Level Iron-works in Staffordshire erhielten im Jahre
1814 drei nebeneinander stehende Hochöfen von 42 Fuſs Schachthöhe,
deren jeder wöchentlich 70 bis 100 Tonnen und mehr Eisen produzierte,
ihren Wind durch einen einzigen Gebläsecylinder von 9 Fuſs Durch-
messer und 9 Fuſs Kolbenhub, welcher von einer 50pferdigen Dampf-
maschine bewegt wurde. Weil der Cylinder, welcher seinen Wind in
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/90>, abgerufen am 29.11.2024.
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