dicken Eisenrippen auf 200 mm dicken Eichenplanken. Bei der Be- schiessung von Kinburn am 17. Oktober 1854 erzielten die schwim- menden Batterieen glänzende Erfolge. In Frankreich entstand hierauf der Gedanke, auch gepanzerte Kriegsschiffe zu erbauen. Ende 1857 legte Dupuy de Lome die Pläne der Panzerfregatte La Gloire vor, deren Bau am 28. März 1858 zu Toulon begonnen wurde. Am 24. No- vember 1859 lief sie vom Stapel.
Hiermit begann die Epoche der Panzerschiffe und der Eisen- panzerung überhaupt. Die Gloire hatte einen 120 mm dicken Eisen- plattenpanzer, der nach den gemachten Versuchen den 68 pfündigen Schiffskanonen zu widerstehen vermochte. Im Mai 1859 erfolgte auch der Stapellauf des ältesten englischen Panzerschiffes, The Warrior. -- Einen drehbaren Panzerschild erfand der englische Kapitän Coles 1854, und 1859 entwarf er ein Panzerschiff mit neun drehbaren Panzerkuppeln.
Zu schweren Kesselblechen musste man zwei bis drei Brammen zusammenschweissen und vier Hitzen geben: erste Hitze für den Hammer, um die Luppen in Brammen zu verwandeln; zweite Hitze für das Walzwerk, um die Brammen zu Platten auszuwalzen; dritte Hitze für das Walzwerk, um die Platten zusammenzuschweissen; vierte Hitze für das Walzwerk, um die geschweissten Platten zu Blechen zu walzen.
Thomas und Laurens zu Paris machten hohle Blechwalzen mit Wasserkühlung 1). Eine verbesserte Stellschraubenbewegung erfand Krupp, die darin bestand, dass er die Bewegung der Schrauben durch Zahnräder bewirkte, in welche Schrauben ohne Ende, die an schiefliegenden Wellen aufgekeilt waren, eingriffen. -- Jacob & Komp. in Paris bewerkstelligten die Stellung der Blechwalzen mittels zweier Excenter auf gemeinschaftlicher Welle. Kurtz in Paris bediente sich eines Handrades mit Getriebe, welches durch Zahnräder die beiden Stellschrauben bewegte.
Die Kesselblechwalzen waren alle mit Hebevorrichtungen versehen und verweisen wir auf das, was wir oben schon über die beweglichen Walztische gesagt haben 2). Am gebräuchlichsten waren die Gitter- brücken, welche sich um feste Punkte mit Haspen drehten und durch zwei Zugstangen auf und nieder gezogen wurden. Die Walzstücke liefen auf cylindrischen Rollen. Das Heben geschah meistens mit Menschenhand, bei schweren Platten mit Dampf. Eine einfache
1)Armengaud, Publ. industr., vol. 10, p. 333.
2) Siehe Tunners Jahrbuch 1854, S. 301. Rittingers Erfahrungen 1855, S. 29.
Mechanische Bearbeitung 1851 bis 1860.
dicken Eisenrippen auf 200 mm dicken Eichenplanken. Bei der Be- schieſsung von Kinburn am 17. Oktober 1854 erzielten die schwim- menden Batterieen glänzende Erfolge. In Frankreich entstand hierauf der Gedanke, auch gepanzerte Kriegsschiffe zu erbauen. Ende 1857 legte Dupuy de Lôme die Pläne der Panzerfregatte La Gloire vor, deren Bau am 28. März 1858 zu Toulon begonnen wurde. Am 24. No- vember 1859 lief sie vom Stapel.
Hiermit begann die Epoche der Panzerschiffe und der Eisen- panzerung überhaupt. Die Gloire hatte einen 120 mm dicken Eisen- plattenpanzer, der nach den gemachten Versuchen den 68 pfündigen Schiffskanonen zu widerstehen vermochte. Im Mai 1859 erfolgte auch der Stapellauf des ältesten englischen Panzerschiffes, The Warrior. — Einen drehbaren Panzerschild erfand der englische Kapitän Coles 1854, und 1859 entwarf er ein Panzerschiff mit neun drehbaren Panzerkuppeln.
Zu schweren Kesselblechen muſste man zwei bis drei Brammen zusammenschweiſsen und vier Hitzen geben: erste Hitze für den Hammer, um die Luppen in Brammen zu verwandeln; zweite Hitze für das Walzwerk, um die Brammen zu Platten auszuwalzen; dritte Hitze für das Walzwerk, um die Platten zusammenzuschweiſsen; vierte Hitze für das Walzwerk, um die geschweiſsten Platten zu Blechen zu walzen.
Thomas und Laurens zu Paris machten hohle Blechwalzen mit Wasserkühlung 1). Eine verbesserte Stellschraubenbewegung erfand Krupp, die darin bestand, daſs er die Bewegung der Schrauben durch Zahnräder bewirkte, in welche Schrauben ohne Ende, die an schiefliegenden Wellen aufgekeilt waren, eingriffen. — Jacob & Komp. in Paris bewerkstelligten die Stellung der Blechwalzen mittels zweier Excenter auf gemeinschaftlicher Welle. Kurtz in Paris bediente sich eines Handrades mit Getriebe, welches durch Zahnräder die beiden Stellschrauben bewegte.
Die Kesselblechwalzen waren alle mit Hebevorrichtungen versehen und verweisen wir auf das, was wir oben schon über die beweglichen Walztische gesagt haben 2). Am gebräuchlichsten waren die Gitter- brücken, welche sich um feste Punkte mit Haspen drehten und durch zwei Zugstangen auf und nieder gezogen wurden. Die Walzstücke liefen auf cylindrischen Rollen. Das Heben geschah meistens mit Menschenhand, bei schweren Platten mit Dampf. Eine einfache
1)Armengaud, Publ. industr., vol. 10, p. 333.
2) Siehe Tunners Jahrbuch 1854, S. 301. Rittingers Erfahrungen 1855, S. 29.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0894"n="878"/><fwplace="top"type="header">Mechanische Bearbeitung 1851 bis 1860.</fw><lb/>
dicken Eisenrippen auf 200 mm dicken Eichenplanken. Bei der Be-<lb/>
schieſsung von Kinburn am 17. Oktober 1854 erzielten die schwim-<lb/>
menden Batterieen glänzende Erfolge. In Frankreich entstand hierauf<lb/>
der Gedanke, auch gepanzerte Kriegsschiffe zu erbauen. Ende 1857<lb/>
legte <hirendition="#g">Dupuy de Lôme</hi> die Pläne der Panzerfregatte La Gloire vor,<lb/>
deren Bau am 28. März 1858 zu Toulon begonnen wurde. Am 24. No-<lb/>
vember 1859 lief sie vom Stapel.</p><lb/><p>Hiermit begann die Epoche der Panzerschiffe und der <hirendition="#g">Eisen</hi>-<lb/>
panzerung überhaupt. Die Gloire hatte einen 120 mm dicken Eisen-<lb/>
plattenpanzer, der nach den gemachten Versuchen den 68 pfündigen<lb/>
Schiffskanonen zu widerstehen vermochte. Im Mai 1859 erfolgte auch<lb/>
der Stapellauf des ältesten englischen Panzerschiffes, The Warrior.<lb/>— Einen drehbaren Panzerschild erfand der englische Kapitän <hirendition="#g">Coles</hi><lb/>
1854, und 1859 entwarf er ein Panzerschiff mit neun drehbaren<lb/>
Panzerkuppeln.</p><lb/><p>Zu schweren Kesselblechen muſste man zwei bis drei Brammen<lb/>
zusammenschweiſsen und vier Hitzen geben: erste Hitze für den Hammer,<lb/>
um die Luppen in Brammen zu verwandeln; zweite Hitze für das<lb/>
Walzwerk, um die Brammen zu Platten auszuwalzen; dritte Hitze für<lb/>
das Walzwerk, um die Platten zusammenzuschweiſsen; vierte Hitze<lb/>
für das Walzwerk, um die geschweiſsten Platten zu Blechen zu walzen.</p><lb/><p><hirendition="#g">Thomas</hi> und <hirendition="#g">Laurens</hi> zu Paris machten hohle Blechwalzen<lb/>
mit Wasserkühlung <noteplace="foot"n="1)"><hirendition="#g">Armengaud</hi>, Publ. industr., vol. 10, p. 333.</note>. Eine verbesserte Stellschraubenbewegung erfand<lb/><hirendition="#g">Krupp</hi>, die darin bestand, daſs er die Bewegung der Schrauben<lb/>
durch Zahnräder bewirkte, in welche Schrauben ohne Ende, die an<lb/>
schiefliegenden Wellen aufgekeilt waren, eingriffen. —<hirendition="#g">Jacob & Komp</hi>.<lb/>
in Paris bewerkstelligten die Stellung der Blechwalzen mittels zweier<lb/>
Excenter auf gemeinschaftlicher Welle. <hirendition="#g">Kurtz</hi> in Paris bediente sich<lb/>
eines Handrades mit Getriebe, welches durch Zahnräder die beiden<lb/>
Stellschrauben bewegte.</p><lb/><p>Die Kesselblechwalzen waren alle mit Hebevorrichtungen versehen<lb/>
und verweisen wir auf das, was wir oben schon über die beweglichen<lb/>
Walztische gesagt haben <noteplace="foot"n="2)">Siehe Tunners Jahrbuch 1854, S. 301. Rittingers Erfahrungen 1855, S. 29.</note>. Am gebräuchlichsten waren die Gitter-<lb/>
brücken, welche sich um feste Punkte mit Haspen drehten und durch<lb/>
zwei Zugstangen auf und nieder gezogen wurden. Die Walzstücke<lb/>
liefen auf cylindrischen Rollen. Das Heben geschah meistens mit<lb/>
Menschenhand, bei schweren Platten mit Dampf. Eine einfache<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[878/0894]
Mechanische Bearbeitung 1851 bis 1860.
dicken Eisenrippen auf 200 mm dicken Eichenplanken. Bei der Be-
schieſsung von Kinburn am 17. Oktober 1854 erzielten die schwim-
menden Batterieen glänzende Erfolge. In Frankreich entstand hierauf
der Gedanke, auch gepanzerte Kriegsschiffe zu erbauen. Ende 1857
legte Dupuy de Lôme die Pläne der Panzerfregatte La Gloire vor,
deren Bau am 28. März 1858 zu Toulon begonnen wurde. Am 24. No-
vember 1859 lief sie vom Stapel.
Hiermit begann die Epoche der Panzerschiffe und der Eisen-
panzerung überhaupt. Die Gloire hatte einen 120 mm dicken Eisen-
plattenpanzer, der nach den gemachten Versuchen den 68 pfündigen
Schiffskanonen zu widerstehen vermochte. Im Mai 1859 erfolgte auch
der Stapellauf des ältesten englischen Panzerschiffes, The Warrior.
— Einen drehbaren Panzerschild erfand der englische Kapitän Coles
1854, und 1859 entwarf er ein Panzerschiff mit neun drehbaren
Panzerkuppeln.
Zu schweren Kesselblechen muſste man zwei bis drei Brammen
zusammenschweiſsen und vier Hitzen geben: erste Hitze für den Hammer,
um die Luppen in Brammen zu verwandeln; zweite Hitze für das
Walzwerk, um die Brammen zu Platten auszuwalzen; dritte Hitze für
das Walzwerk, um die Platten zusammenzuschweiſsen; vierte Hitze
für das Walzwerk, um die geschweiſsten Platten zu Blechen zu walzen.
Thomas und Laurens zu Paris machten hohle Blechwalzen
mit Wasserkühlung 1). Eine verbesserte Stellschraubenbewegung erfand
Krupp, die darin bestand, daſs er die Bewegung der Schrauben
durch Zahnräder bewirkte, in welche Schrauben ohne Ende, die an
schiefliegenden Wellen aufgekeilt waren, eingriffen. — Jacob & Komp.
in Paris bewerkstelligten die Stellung der Blechwalzen mittels zweier
Excenter auf gemeinschaftlicher Welle. Kurtz in Paris bediente sich
eines Handrades mit Getriebe, welches durch Zahnräder die beiden
Stellschrauben bewegte.
Die Kesselblechwalzen waren alle mit Hebevorrichtungen versehen
und verweisen wir auf das, was wir oben schon über die beweglichen
Walztische gesagt haben 2). Am gebräuchlichsten waren die Gitter-
brücken, welche sich um feste Punkte mit Haspen drehten und durch
zwei Zugstangen auf und nieder gezogen wurden. Die Walzstücke
liefen auf cylindrischen Rollen. Das Heben geschah meistens mit
Menschenhand, bei schweren Platten mit Dampf. Eine einfache
1) Armengaud, Publ. industr., vol. 10, p. 333.
2) Siehe Tunners Jahrbuch 1854, S. 301. Rittingers Erfahrungen 1855, S. 29.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 878. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/894>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.