von Cabrol zu Decazeville konstruiert und erregte auf der Pariser Weltausstellung 1855 das Interesse der Fachmänner 1). Sie war für die schweren Barlowschienen, deren Pakete von 6 bis 7 Ctr. Gewicht 13 Kaliber passieren mussten, erfunden. Da sich die verschiedenen Walzenpaare in entgegengesetzter Richtung bewegten, brauchten die Schienen nicht darüber gehoben, sondern nur seitlich verschoben zu werden. Der Colamineur war eine Schiebebühne auf Rädern, die auf Schienen liefen und durch Wasser oder Dampfkraft bewegt wurden. Die Bewegung geschah in Führungen, welche die Bewegungen ein- schränkten.
Das Überheben der Walzstücke wurde ganz unnötig, wenn sich die Walzen vorwärts und rückwärts bewegen konnten und nach jedem Umgange sich umgekehrt drehten (Reversierwalzwerk). Konstruktionen dieser Art bevorzugte man besonders in England.
Thomas Walker liess sich am 26. März 1850 Blechwalzen mit vor- und rückläufiger Bewegung, welche durch ein Zahnradgetriebe mit Ausrückvorrichtung bewirkt wurde, patentieren. Ein Zänge- walzwerk für Luppen und Pakete mit Vor- und Rückbewegung erfand Thomas Ellis (Patent vom 27. Februar 1851). Die Hin- und Her- bewegung wurde ebenfalls durch ein Zahnstangengetriebe vermittelt. Eine ähnliche Konstruktion war aber schon längere Zeit zuvor auf der Tredegarhütte in Anwendung, wo man mit einem solchen Walzwerk bereits 13000 Tonnen Schienen gezängt hatte, ohne dass eine Reparatur erforderlich wurde. Dieses System der Kehrwalzen (Reversierwalzen) wurde später auch in Frankreich eingeführt, wo es z. B. um 1855 zu Hautmont 2) in Anwendung stand. Die Kehrwalzen arbeiteten mit Schwungrad.
James Nasmyth liess sich am 15. Juli 1853 eine andere Art der Umsteuerung patentieren, bei der die Betriebsmaschine, eine Zwillingsmaschine ohne Schwungrad, selbst umgesteuert wurde.
So bequem diese Systeme der Umsteuerung für die Arbeit des Walzens waren, so nachteilig erwiesen sie sich für die Maschinen und Triebwerke. Man verfiel deshalb auf andere Anordnungen, um das Überheben zu vermeiden. Charles May erhielt am 4. April 1854 ein Patent, nach welchem das gebräuchliche eine grosse Schwungrad durch eine entsprechende Anzahl kleinerer ersetzt wurde. Vier Dampf- cylinder waren paarweise gekuppelt. Jeder Dampfkolben wirkte auf
1)Armengaud, Publ. industr., Bd. 10, S. 283. Tunners Jahrbuch, Bd. 5, S. 35.
2) Siehe Tunners Jahrbuch, Bd. 6, S. 239.
Mechanische Bearbeitung 1851 bis 1860.
von Cabrol zu Decazeville konstruiert und erregte auf der Pariser Weltausstellung 1855 das Interesse der Fachmänner 1). Sie war für die schweren Barlowschienen, deren Pakete von 6 bis 7 Ctr. Gewicht 13 Kaliber passieren muſsten, erfunden. Da sich die verschiedenen Walzenpaare in entgegengesetzter Richtung bewegten, brauchten die Schienen nicht darüber gehoben, sondern nur seitlich verschoben zu werden. Der Colamineur war eine Schiebebühne auf Rädern, die auf Schienen liefen und durch Wasser oder Dampfkraft bewegt wurden. Die Bewegung geschah in Führungen, welche die Bewegungen ein- schränkten.
Das Überheben der Walzstücke wurde ganz unnötig, wenn sich die Walzen vorwärts und rückwärts bewegen konnten und nach jedem Umgange sich umgekehrt drehten (Reversierwalzwerk). Konstruktionen dieser Art bevorzugte man besonders in England.
Thomas Walker lieſs sich am 26. März 1850 Blechwalzen mit vor- und rückläufiger Bewegung, welche durch ein Zahnradgetriebe mit Ausrückvorrichtung bewirkt wurde, patentieren. Ein Zänge- walzwerk für Luppen und Pakete mit Vor- und Rückbewegung erfand Thomas Ellis (Patent vom 27. Februar 1851). Die Hin- und Her- bewegung wurde ebenfalls durch ein Zahnstangengetriebe vermittelt. Eine ähnliche Konstruktion war aber schon längere Zeit zuvor auf der Tredegarhütte in Anwendung, wo man mit einem solchen Walzwerk bereits 13000 Tonnen Schienen gezängt hatte, ohne daſs eine Reparatur erforderlich wurde. Dieses System der Kehrwalzen (Reversierwalzen) wurde später auch in Frankreich eingeführt, wo es z. B. um 1855 zu Hautmont 2) in Anwendung stand. Die Kehrwalzen arbeiteten mit Schwungrad.
James Nasmyth lieſs sich am 15. Juli 1853 eine andere Art der Umsteuerung patentieren, bei der die Betriebsmaschine, eine Zwillingsmaschine ohne Schwungrad, selbst umgesteuert wurde.
So bequem diese Systeme der Umsteuerung für die Arbeit des Walzens waren, so nachteilig erwiesen sie sich für die Maschinen und Triebwerke. Man verfiel deshalb auf andere Anordnungen, um das Überheben zu vermeiden. Charles May erhielt am 4. April 1854 ein Patent, nach welchem das gebräuchliche eine groſse Schwungrad durch eine entsprechende Anzahl kleinerer ersetzt wurde. Vier Dampf- cylinder waren paarweise gekuppelt. Jeder Dampfkolben wirkte auf
1)Armengaud, Publ. industr., Bd. 10, S. 283. Tunners Jahrbuch, Bd. 5, S. 35.
2) Siehe Tunners Jahrbuch, Bd. 6, S. 239.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0887"n="871"/><fwplace="top"type="header">Mechanische Bearbeitung 1851 bis 1860.</fw><lb/>
von <hirendition="#g">Cabrol</hi> zu Decazeville konstruiert und erregte auf der Pariser<lb/>
Weltausstellung 1855 das Interesse der Fachmänner <noteplace="foot"n="1)"><hirendition="#g">Armengaud</hi>, Publ. industr., Bd. 10, S. 283. Tunners Jahrbuch, Bd. 5,<lb/>
S. 35.</note>. Sie war für<lb/>
die schweren Barlowschienen, deren Pakete von 6 bis 7 Ctr. Gewicht<lb/>
13 Kaliber passieren muſsten, erfunden. Da sich die verschiedenen<lb/>
Walzenpaare in entgegengesetzter Richtung bewegten, brauchten die<lb/>
Schienen nicht darüber gehoben, sondern nur seitlich verschoben zu<lb/>
werden. Der Colamineur war eine Schiebebühne auf Rädern, die auf<lb/>
Schienen liefen und durch Wasser oder Dampfkraft bewegt wurden.<lb/>
Die Bewegung geschah in Führungen, welche die Bewegungen ein-<lb/>
schränkten.</p><lb/><p>Das Überheben der Walzstücke wurde ganz unnötig, wenn sich<lb/>
die Walzen vorwärts und rückwärts bewegen konnten und nach jedem<lb/>
Umgange sich umgekehrt drehten (Reversierwalzwerk). Konstruktionen<lb/>
dieser Art bevorzugte man besonders in England.</p><lb/><p><hirendition="#g">Thomas Walker</hi> lieſs sich am 26. März 1850 Blechwalzen mit<lb/>
vor- und rückläufiger Bewegung, welche durch ein Zahnradgetriebe<lb/>
mit Ausrückvorrichtung bewirkt wurde, patentieren. Ein Zänge-<lb/>
walzwerk für Luppen und Pakete mit Vor- und Rückbewegung erfand<lb/><hirendition="#g">Thomas Ellis</hi> (Patent vom 27. Februar 1851). Die Hin- und Her-<lb/>
bewegung wurde ebenfalls durch ein Zahnstangengetriebe vermittelt.<lb/>
Eine ähnliche Konstruktion war aber schon längere Zeit zuvor auf der<lb/>
Tredegarhütte in Anwendung, wo man mit einem solchen Walzwerk<lb/>
bereits 13000 Tonnen Schienen gezängt hatte, ohne daſs eine Reparatur<lb/>
erforderlich wurde. Dieses System der Kehrwalzen (Reversierwalzen)<lb/>
wurde später auch in Frankreich eingeführt, wo es z. B. um 1855 zu<lb/>
Hautmont <noteplace="foot"n="2)">Siehe Tunners Jahrbuch, Bd. 6, S. 239.</note> in Anwendung stand. Die Kehrwalzen arbeiteten mit<lb/>
Schwungrad.</p><lb/><p><hirendition="#g">James Nasmyth</hi> lieſs sich am 15. Juli 1853 eine andere Art<lb/>
der Umsteuerung patentieren, bei der die Betriebsmaschine, eine<lb/>
Zwillingsmaschine ohne Schwungrad, selbst umgesteuert wurde.</p><lb/><p>So bequem diese Systeme der Umsteuerung für die Arbeit des<lb/>
Walzens waren, so nachteilig erwiesen sie sich für die Maschinen und<lb/>
Triebwerke. Man verfiel deshalb auf andere Anordnungen, um das<lb/>
Überheben zu vermeiden. <hirendition="#g">Charles May</hi> erhielt am 4. April 1854 ein<lb/>
Patent, nach welchem das gebräuchliche eine groſse Schwungrad durch<lb/>
eine entsprechende Anzahl kleinerer ersetzt wurde. Vier Dampf-<lb/>
cylinder waren paarweise gekuppelt. Jeder Dampfkolben wirkte auf<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[871/0887]
Mechanische Bearbeitung 1851 bis 1860.
von Cabrol zu Decazeville konstruiert und erregte auf der Pariser
Weltausstellung 1855 das Interesse der Fachmänner 1). Sie war für
die schweren Barlowschienen, deren Pakete von 6 bis 7 Ctr. Gewicht
13 Kaliber passieren muſsten, erfunden. Da sich die verschiedenen
Walzenpaare in entgegengesetzter Richtung bewegten, brauchten die
Schienen nicht darüber gehoben, sondern nur seitlich verschoben zu
werden. Der Colamineur war eine Schiebebühne auf Rädern, die auf
Schienen liefen und durch Wasser oder Dampfkraft bewegt wurden.
Die Bewegung geschah in Führungen, welche die Bewegungen ein-
schränkten.
Das Überheben der Walzstücke wurde ganz unnötig, wenn sich
die Walzen vorwärts und rückwärts bewegen konnten und nach jedem
Umgange sich umgekehrt drehten (Reversierwalzwerk). Konstruktionen
dieser Art bevorzugte man besonders in England.
Thomas Walker lieſs sich am 26. März 1850 Blechwalzen mit
vor- und rückläufiger Bewegung, welche durch ein Zahnradgetriebe
mit Ausrückvorrichtung bewirkt wurde, patentieren. Ein Zänge-
walzwerk für Luppen und Pakete mit Vor- und Rückbewegung erfand
Thomas Ellis (Patent vom 27. Februar 1851). Die Hin- und Her-
bewegung wurde ebenfalls durch ein Zahnstangengetriebe vermittelt.
Eine ähnliche Konstruktion war aber schon längere Zeit zuvor auf der
Tredegarhütte in Anwendung, wo man mit einem solchen Walzwerk
bereits 13000 Tonnen Schienen gezängt hatte, ohne daſs eine Reparatur
erforderlich wurde. Dieses System der Kehrwalzen (Reversierwalzen)
wurde später auch in Frankreich eingeführt, wo es z. B. um 1855 zu
Hautmont 2) in Anwendung stand. Die Kehrwalzen arbeiteten mit
Schwungrad.
James Nasmyth lieſs sich am 15. Juli 1853 eine andere Art
der Umsteuerung patentieren, bei der die Betriebsmaschine, eine
Zwillingsmaschine ohne Schwungrad, selbst umgesteuert wurde.
So bequem diese Systeme der Umsteuerung für die Arbeit des
Walzens waren, so nachteilig erwiesen sie sich für die Maschinen und
Triebwerke. Man verfiel deshalb auf andere Anordnungen, um das
Überheben zu vermeiden. Charles May erhielt am 4. April 1854 ein
Patent, nach welchem das gebräuchliche eine groſse Schwungrad durch
eine entsprechende Anzahl kleinerer ersetzt wurde. Vier Dampf-
cylinder waren paarweise gekuppelt. Jeder Dampfkolben wirkte auf
1) Armengaud, Publ. industr., Bd. 10, S. 283. Tunners Jahrbuch, Bd. 5,
S. 35.
2) Siehe Tunners Jahrbuch, Bd. 6, S. 239.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 871. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/887>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.