50 er Jahre ein intermittierendes Blasen als vorteilhaft. Die Ver- suche, die man aber auf der Lendersdorfer Hütte bei Düren und zu Oberhausen damit machte, indem man 55 Minuten blies und dann 5 Minuten lang das Gebläse abstellte, hatten nur ungünstige Ergebnisse.
Entsprechend den grösseren Hochöfen und den stärkeren Gebläsen steigerte sich die Tagesproduktion in dieser Periode bedeutend und erreichte bei reichhaltiger, gutschmelziger Beschickung eine früher ungekannte Höhe. Die grösste Produktion, von der berichtet wird, hatten die Hochöfen von Schneider, Hannay & Komp. zu Barrow bei Ulverstone, von denen Ofen Nr. II 330 Tonnen in der Woche, also 47,25 Tonnen jeden Tag lieferte.
Ebenso erreichte man in diesem Zeitraume ungewöhnlich lange Hüttenreisen; die längste auf dem Kontinente erzielte der Ludowika- ofen zu Hiflau in Steiermark, welche vom 9. März 1845 bis 14. Mai 1853 (458 Wochen) dauerte. Der Kaiser Ferdinand-Ofen zu Hiflau hatte die grösste Produktion in Österreich bis zu 2100 W.-Ctr. in der Woche.
Zur Theorie des Hochofenprozesses lieferten Ebelmen, Gurlt, Jullien u. a. Beiträge, die wichtigste und vortrefflichste Arbeit dar- über verdanken wir aber Peter Tunner.
Ebelmen1) fasste 1851 das Ergebnis seiner Untersuchungen in folgenden Sätzen zusammen:
1. Die Gebläseluft erzeugt bei ihrem Eintritt in den Hochofen Kohlensäure und grosse Hitze, in kurzem Abstande davon wird aber die Kohlensäure durch die vorhandene Kohle zu Kohlenoxydgas reduziert, wodurch eine grosse Wärme- verminderung entsteht: dieses ist die Schmelzzone.
2. Der aufsteigende Gasstrom von Kohlenoxydgas, Stickstoff und etwas Wasserstoff erhitzt die Schmelzsäule und reduziert das Eisenoxyd. Bewirkt die Kohle direkt die Reduktion, so findet eine Zunahme von Kohlenoxydgas statt, während Kohlenoxyd- gas bei der Reduktion des Eisenoxyds in Kohlensäure über- geht. Die Reduktion des Eisenoxyds durch Kohle und Um- setzung in Kohlenoxyd bewirkt eine Absorption von Wärme. Das an Kieselsäure gebundene Eisen reduziert sich erst bei sehr hoher Temperatur.
3. Die Zone, wo nur Kohlenoxydgas existiert, ist bei den Koks- hochöfen viel grösser als bei den Holzkohlenöfen. Die Zone,
1) Nouvelles recherches sur la composition des gaz des hauts-fourneaux et sur la theorie de ces appareils. Annales des mines, IV. ser., t. XIX, p. 89 (1885).
Die Hochöfen 1851 bis 1860.
50 er Jahre ein intermittierendes Blasen als vorteilhaft. Die Ver- suche, die man aber auf der Lendersdorfer Hütte bei Düren und zu Oberhausen damit machte, indem man 55 Minuten blies und dann 5 Minuten lang das Gebläse abstellte, hatten nur ungünstige Ergebnisse.
Entsprechend den gröſseren Hochöfen und den stärkeren Gebläsen steigerte sich die Tagesproduktion in dieser Periode bedeutend und erreichte bei reichhaltiger, gutschmelziger Beschickung eine früher ungekannte Höhe. Die gröſste Produktion, von der berichtet wird, hatten die Hochöfen von Schneider, Hannay & Komp. zu Barrow bei Ulverstone, von denen Ofen Nr. II 330 Tonnen in der Woche, also 47,25 Tonnen jeden Tag lieferte.
Ebenso erreichte man in diesem Zeitraume ungewöhnlich lange Hüttenreisen; die längste auf dem Kontinente erzielte der Ludowika- ofen zu Hiflau in Steiermark, welche vom 9. März 1845 bis 14. Mai 1853 (458 Wochen) dauerte. Der Kaiser Ferdinand-Ofen zu Hiflau hatte die gröſste Produktion in Österreich bis zu 2100 W.-Ctr. in der Woche.
Zur Theorie des Hochofenprozesses lieferten Ebelmen, Gurlt, Jullien u. a. Beiträge, die wichtigste und vortrefflichste Arbeit dar- über verdanken wir aber Peter Tunner.
Ebelmen1) faſste 1851 das Ergebnis seiner Untersuchungen in folgenden Sätzen zusammen:
1. Die Gebläseluft erzeugt bei ihrem Eintritt in den Hochofen Kohlensäure und groſse Hitze, in kurzem Abstande davon wird aber die Kohlensäure durch die vorhandene Kohle zu Kohlenoxydgas reduziert, wodurch eine groſse Wärme- verminderung entsteht: dieses ist die Schmelzzone.
2. Der aufsteigende Gasstrom von Kohlenoxydgas, Stickstoff und etwas Wasserstoff erhitzt die Schmelzsäule und reduziert das Eisenoxyd. Bewirkt die Kohle direkt die Reduktion, so findet eine Zunahme von Kohlenoxydgas statt, während Kohlenoxyd- gas bei der Reduktion des Eisenoxyds in Kohlensäure über- geht. Die Reduktion des Eisenoxyds durch Kohle und Um- setzung in Kohlenoxyd bewirkt eine Absorption von Wärme. Das an Kieselsäure gebundene Eisen reduziert sich erst bei sehr hoher Temperatur.
3. Die Zone, wo nur Kohlenoxydgas existiert, ist bei den Koks- hochöfen viel gröſser als bei den Holzkohlenöfen. Die Zone,
1) Nouvelles recherches sur la composition des gaz des hauts-fourneaux et sur la theorie de ces appareils. Annales des mines, IV. sér., t. XIX, p. 89 (1885).
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0853"n="837"/><fwplace="top"type="header">Die Hochöfen 1851 bis 1860.</fw><lb/>
50 er Jahre ein <hirendition="#g">intermittierendes Blasen</hi> als vorteilhaft. Die Ver-<lb/>
suche, die man aber auf der Lendersdorfer Hütte bei Düren und zu<lb/>
Oberhausen damit machte, indem man 55 Minuten blies und dann<lb/>
5 Minuten lang das Gebläse abstellte, hatten nur ungünstige Ergebnisse.</p><lb/><p>Entsprechend den gröſseren Hochöfen und den stärkeren Gebläsen<lb/>
steigerte sich die Tagesproduktion in dieser Periode bedeutend und<lb/>
erreichte bei reichhaltiger, gutschmelziger Beschickung eine früher<lb/>
ungekannte Höhe. Die gröſste Produktion, von der berichtet wird,<lb/>
hatten die Hochöfen von <hirendition="#g">Schneider, Hannay & Komp</hi>. zu Barrow<lb/>
bei Ulverstone, von denen Ofen Nr. II 330 Tonnen in der Woche,<lb/>
also 47,25 Tonnen jeden Tag lieferte.</p><lb/><p>Ebenso erreichte man in diesem Zeitraume ungewöhnlich lange<lb/>
Hüttenreisen; die längste auf dem Kontinente erzielte der Ludowika-<lb/>
ofen zu Hiflau in Steiermark, welche vom 9. März 1845 bis 14. Mai<lb/>
1853 (458 Wochen) dauerte. Der Kaiser Ferdinand-Ofen zu Hiflau<lb/>
hatte die gröſste Produktion in Österreich bis zu 2100 W.-Ctr. in der<lb/>
Woche.</p><lb/><p>Zur <hirendition="#g">Theorie</hi> des Hochofenprozesses lieferten <hirendition="#g">Ebelmen, Gurlt,<lb/>
Jullien</hi> u. a. Beiträge, die wichtigste und vortrefflichste Arbeit dar-<lb/>
über verdanken wir aber <hirendition="#g">Peter Tunner</hi>.</p><lb/><p><hirendition="#g">Ebelmen</hi><noteplace="foot"n="1)">Nouvelles recherches sur la composition des gaz des hauts-fourneaux et<lb/>
sur la theorie de ces appareils. Annales des mines, IV. sér., t. XIX, p. 89 (1885).</note> faſste 1851 das Ergebnis seiner Untersuchungen in<lb/>
folgenden Sätzen zusammen:</p><lb/><list><item>1. Die Gebläseluft erzeugt bei ihrem Eintritt in den Hochofen<lb/>
Kohlensäure und groſse Hitze, in kurzem Abstande davon<lb/>
wird aber die Kohlensäure durch die vorhandene Kohle zu<lb/>
Kohlenoxydgas reduziert, wodurch eine groſse Wärme-<lb/>
verminderung entsteht: dieses ist die Schmelzzone.</item><lb/><item>2. Der aufsteigende Gasstrom von Kohlenoxydgas, Stickstoff und<lb/>
etwas Wasserstoff erhitzt die Schmelzsäule und reduziert das<lb/>
Eisenoxyd. Bewirkt die Kohle direkt die Reduktion, so findet<lb/>
eine Zunahme von Kohlenoxydgas statt, während Kohlenoxyd-<lb/>
gas bei der Reduktion des Eisenoxyds in Kohlensäure über-<lb/>
geht. Die Reduktion des Eisenoxyds durch Kohle und Um-<lb/>
setzung in Kohlenoxyd bewirkt eine Absorption von Wärme.<lb/>
Das an Kieselsäure gebundene Eisen reduziert sich erst bei<lb/>
sehr hoher Temperatur.</item><lb/><item>3. Die Zone, wo nur Kohlenoxydgas existiert, ist bei den Koks-<lb/>
hochöfen viel gröſser als bei den Holzkohlenöfen. Die Zone,<lb/></item></list></div></div></div></body></text></TEI>
[837/0853]
Die Hochöfen 1851 bis 1860.
50 er Jahre ein intermittierendes Blasen als vorteilhaft. Die Ver-
suche, die man aber auf der Lendersdorfer Hütte bei Düren und zu
Oberhausen damit machte, indem man 55 Minuten blies und dann
5 Minuten lang das Gebläse abstellte, hatten nur ungünstige Ergebnisse.
Entsprechend den gröſseren Hochöfen und den stärkeren Gebläsen
steigerte sich die Tagesproduktion in dieser Periode bedeutend und
erreichte bei reichhaltiger, gutschmelziger Beschickung eine früher
ungekannte Höhe. Die gröſste Produktion, von der berichtet wird,
hatten die Hochöfen von Schneider, Hannay & Komp. zu Barrow
bei Ulverstone, von denen Ofen Nr. II 330 Tonnen in der Woche,
also 47,25 Tonnen jeden Tag lieferte.
Ebenso erreichte man in diesem Zeitraume ungewöhnlich lange
Hüttenreisen; die längste auf dem Kontinente erzielte der Ludowika-
ofen zu Hiflau in Steiermark, welche vom 9. März 1845 bis 14. Mai
1853 (458 Wochen) dauerte. Der Kaiser Ferdinand-Ofen zu Hiflau
hatte die gröſste Produktion in Österreich bis zu 2100 W.-Ctr. in der
Woche.
Zur Theorie des Hochofenprozesses lieferten Ebelmen, Gurlt,
Jullien u. a. Beiträge, die wichtigste und vortrefflichste Arbeit dar-
über verdanken wir aber Peter Tunner.
Ebelmen 1) faſste 1851 das Ergebnis seiner Untersuchungen in
folgenden Sätzen zusammen:
1. Die Gebläseluft erzeugt bei ihrem Eintritt in den Hochofen
Kohlensäure und groſse Hitze, in kurzem Abstande davon
wird aber die Kohlensäure durch die vorhandene Kohle zu
Kohlenoxydgas reduziert, wodurch eine groſse Wärme-
verminderung entsteht: dieses ist die Schmelzzone.
2. Der aufsteigende Gasstrom von Kohlenoxydgas, Stickstoff und
etwas Wasserstoff erhitzt die Schmelzsäule und reduziert das
Eisenoxyd. Bewirkt die Kohle direkt die Reduktion, so findet
eine Zunahme von Kohlenoxydgas statt, während Kohlenoxyd-
gas bei der Reduktion des Eisenoxyds in Kohlensäure über-
geht. Die Reduktion des Eisenoxyds durch Kohle und Um-
setzung in Kohlenoxyd bewirkt eine Absorption von Wärme.
Das an Kieselsäure gebundene Eisen reduziert sich erst bei
sehr hoher Temperatur.
3. Die Zone, wo nur Kohlenoxydgas existiert, ist bei den Koks-
hochöfen viel gröſser als bei den Holzkohlenöfen. Die Zone,
1) Nouvelles recherches sur la composition des gaz des hauts-fourneaux et
sur la theorie de ces appareils. Annales des mines, IV. sér., t. XIX, p. 89 (1885).
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 837. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/853>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.