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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Hochöfen 1851 bis 1860.
zu Gleiwitz 1853 1). Ähnliche verwendete Stahlschmidt zu Hassling-
hausen 1858. Über die Gasfänge mit Verteilungskegel haben wir
oben schon gesprochen.

Mit gutem Erfolge verwendete man 1850 zu Ougree in Belgien
gebrannten anstatt rohen Kalk als Zuschlag. Man ersparte dabei
nach Montefiore Levy für jede 100 kg Kalkstein, wofür man 63 kg
gebrannten Kalk aufgab, 12 kg Koks. Eck erzielte diesen guten
Erfolg bei seinen auf der Königshütte angestellten Versuchen aber
keineswegs. Dagegen zerkleinerte man in Gleiwitz mit Nutzen den
Kalk zwischen Quetschwalzen.

Calvert machte Frisch-, Puddel- und Schweissschlacken im Hoch-
ofen zu gute, indem er sie innig mit Kalk mengte, und zwar nahm
er für Puddelofenschlacke 15 bis 25 gebrannten, 20 bis 30 gelöschten

[Abbildung] Fig. 286.
oder 25 bis 30 rohen Kalk. Martien
bereitete dagegen die Frischschlacken
zum Verschmelzen im Hochofen da-
durch vor, dass er sie im Flammofen
einschmolz und Luft und Wasserdampf
durchleitete. Frey und Lang führten
zu Store in Steiermark ein schon von
Berthier und D. Mushet (1822)
empfohlenes Verfahren ein, indem
sie die zerkleinerten Schlacken mit
Kalk und Kohlenpulver mischten, be-
ziehungsweise das Gemenge von
Schlacken und Kohlen in Kalkmilch
einbanden, in Haufen trockneten, dann in Stücke zerschlugen und
diese im Hochofen oder in einem kleinen kupolofenartigen Schacht-
ofen von 16 Fuss Höhe aufgaben. Die Zusammensetzung ihrer Mi-
schung bestand aus 25 Tln. gebranntem Kalk, 65 Tln. Puddel- und
Schweissschlacke und 10 Tln. Kohlenlösche. Sie wollen bei diesem
Verfahren sogar ein manganfreies Spiegeleisen erzeugt haben. In
derselben Weise liessen sich auch mulmige Eisenerze oder Erzstaub
mit Vorteil behandeln.

Über den grossen Nutzen der geschlossenen Formen veröffent-
lichte Hütteninspektor Brand in Gleiwitz einen Aufsatz 2).

Belgische Hochofentechniker (zu Esperance) empfahlen Ende der

1) Siehe Karstens u. v. Dechens Archiv, Bd. 25, S. 565.
2) Siehe Karstens Archiv, Bd. XXV, S. 560; Berg- u. hüttenm. Ztg. 1853, S. 577.

Die Hochöfen 1851 bis 1860.
zu Gleiwitz 1853 1). Ähnliche verwendete Stahlschmidt zu Haſsling-
hausen 1858. Über die Gasfänge mit Verteilungskegel haben wir
oben schon gesprochen.

Mit gutem Erfolge verwendete man 1850 zu Ougrée in Belgien
gebrannten anstatt rohen Kalk als Zuschlag. Man ersparte dabei
nach Montefiore Levy für jede 100 kg Kalkstein, wofür man 63 kg
gebrannten Kalk aufgab, 12 kg Koks. Eck erzielte diesen guten
Erfolg bei seinen auf der Königshütte angestellten Versuchen aber
keineswegs. Dagegen zerkleinerte man in Gleiwitz mit Nutzen den
Kalk zwischen Quetschwalzen.

Calvert machte Frisch-, Puddel- und Schweiſsschlacken im Hoch-
ofen zu gute, indem er sie innig mit Kalk mengte, und zwar nahm
er für Puddelofenschlacke 15 bis 25 gebrannten, 20 bis 30 gelöschten

[Abbildung] Fig. 286.
oder 25 bis 30 rohen Kalk. Martien
bereitete dagegen die Frischschlacken
zum Verschmelzen im Hochofen da-
durch vor, daſs er sie im Flammofen
einschmolz und Luft und Wasserdampf
durchleitete. Frey und Lang führten
zu Storé in Steiermark ein schon von
Berthier und D. Mushet (1822)
empfohlenes Verfahren ein, indem
sie die zerkleinerten Schlacken mit
Kalk und Kohlenpulver mischten, be-
ziehungsweise das Gemenge von
Schlacken und Kohlen in Kalkmilch
einbanden, in Haufen trockneten, dann in Stücke zerschlugen und
diese im Hochofen oder in einem kleinen kupolofenartigen Schacht-
ofen von 16 Fuſs Höhe aufgaben. Die Zusammensetzung ihrer Mi-
schung bestand aus 25 Tln. gebranntem Kalk, 65 Tln. Puddel- und
Schweiſsschlacke und 10 Tln. Kohlenlösche. Sie wollen bei diesem
Verfahren sogar ein manganfreies Spiegeleisen erzeugt haben. In
derselben Weise liessen sich auch mulmige Eisenerze oder Erzstaub
mit Vorteil behandeln.

Über den groſsen Nutzen der geschlossenen Formen veröffent-
lichte Hütteninspektor Brand in Gleiwitz einen Aufsatz 2).

Belgische Hochofentechniker (zu Esperance) empfahlen Ende der

1) Siehe Karstens u. v. Dechens Archiv, Bd. 25, S. 565.
2) Siehe Karstens Archiv, Bd. XXV, S. 560; Berg- u. hüttenm. Ztg. 1853, S. 577.
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[836/0852] Die Hochöfen 1851 bis 1860. zu Gleiwitz 1853 1). Ähnliche verwendete Stahlschmidt zu Haſsling- hausen 1858. Über die Gasfänge mit Verteilungskegel haben wir oben schon gesprochen. Mit gutem Erfolge verwendete man 1850 zu Ougrée in Belgien gebrannten anstatt rohen Kalk als Zuschlag. Man ersparte dabei nach Montefiore Levy für jede 100 kg Kalkstein, wofür man 63 kg gebrannten Kalk aufgab, 12 kg Koks. Eck erzielte diesen guten Erfolg bei seinen auf der Königshütte angestellten Versuchen aber keineswegs. Dagegen zerkleinerte man in Gleiwitz mit Nutzen den Kalk zwischen Quetschwalzen. Calvert machte Frisch-, Puddel- und Schweiſsschlacken im Hoch- ofen zu gute, indem er sie innig mit Kalk mengte, und zwar nahm er für Puddelofenschlacke 15 bis 25 gebrannten, 20 bis 30 gelöschten [Abbildung Fig. 286.] oder 25 bis 30 rohen Kalk. Martien bereitete dagegen die Frischschlacken zum Verschmelzen im Hochofen da- durch vor, daſs er sie im Flammofen einschmolz und Luft und Wasserdampf durchleitete. Frey und Lang führten zu Storé in Steiermark ein schon von Berthier und D. Mushet (1822) empfohlenes Verfahren ein, indem sie die zerkleinerten Schlacken mit Kalk und Kohlenpulver mischten, be- ziehungsweise das Gemenge von Schlacken und Kohlen in Kalkmilch einbanden, in Haufen trockneten, dann in Stücke zerschlugen und diese im Hochofen oder in einem kleinen kupolofenartigen Schacht- ofen von 16 Fuſs Höhe aufgaben. Die Zusammensetzung ihrer Mi- schung bestand aus 25 Tln. gebranntem Kalk, 65 Tln. Puddel- und Schweiſsschlacke und 10 Tln. Kohlenlösche. Sie wollen bei diesem Verfahren sogar ein manganfreies Spiegeleisen erzeugt haben. In derselben Weise liessen sich auch mulmige Eisenerze oder Erzstaub mit Vorteil behandeln. Über den groſsen Nutzen der geschlossenen Formen veröffent- lichte Hütteninspektor Brand in Gleiwitz einen Aufsatz 2). Belgische Hochofentechniker (zu Esperance) empfahlen Ende der 1) Siehe Karstens u. v. Dechens Archiv, Bd. 25, S. 565. 2) Siehe Karstens Archiv, Bd. XXV, S. 560; Berg- u. hüttenm. Ztg. 1853, S. 577.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 836. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/852>, abgerufen am 22.11.2024.