wird das Eisen gefällt, während das Mangan in Lösung bleibt 1). v. Kobell empfiehlt zur Kohlenstoffbestimmung im Eisen die Auflösung desselben in reinem Kupferchlorid. Hierbei bleibt der gesamte Kohlen- stoff im Rückstande und lässt sich dann durch Verbrennung bestimmen.
Die Bestimmung des Phosphors in metallischem Eisen und Eisen- erzen machte Fortschritte durch verbesserte Verfahren von Ullgren2), besonders aber durch die epochemachende Untersuchung von Sonnen- schein über die molybdänsauren Salze und die Anwendung der Molybdänsäure zur Bestimmung der Phosphorsäure 3), welche die Grundlage der späteren Phosphorbestimmung wurde.
Über die Konstitution der Eisensorten, insbesondere hin- sichtlich ihres Kohlenstoffgehaltes, wurden in den 50er Jahren viele neue Ansichten geäussert, verteidigt und angegriffen, ohne dass da- durch diese schwierige Frage gelöst wurde.
Man nahm ziemlich allgemein Karstens Ansicht an, dass es eine bestimmte Eisenkohlenstoffverbindung, das Viertelkarburet, Fe4C, gäbe, welche als reines Spiegeleisen dargestellt werde, beziehungsweise dass reines Spiegeleisen Viertelkarburet des Eisens sei. Die meisten Eisen- sorten enthalten aber weniger Kohlenstoff und zeigen andere Eigen- schaften als das Spiegeleisen.
Le Play leitete die Eigenart des Stahles nicht von seiner chemischen Mischung, sondern von seiner Entstehung ab, indem er behauptete, dass Stahl nur aus bestimmten Erzen, den Stahlerzen, dar- gestellt werden könne.
Fuchs4) verwarf (1852) überhaupt die Ansicht, dass die ausser- ordentlich verschiedenen Eigenschaften der Eisensorten sich durch verschiedene Kohlenstoffverbindungen des Eisens erklären lassen. Er nahm vielmehr an, dass das Eisen dimorph sei und in tesseralen und in hexagonalen Formen krystallisiere. Die Verschiedenheit der Kry- stallisation bedinge die verschiedenen Eigenschaften. Das tesserale Eisen sei geschmeidig, das hexagonale sei hart und spröde wie das Spiegeleisen. Die meisten Eisensorten, namentlich auch der Stahl, seien Gemenge beider, wobei der eine oder der andere isomorphe Zustand vorherrsche. Diese Erklärung wäre ganz einleuchtend gewesen, wenn sie sich hätte begründen lassen. Eisen krystallisiert
1) Siehe Dinglers polytechn. Journ., Bd. CXLVI, S. 315.
2) Siehe Verhandlungen der Schwedischen Akademie der Wissenschaften 1850, Nr. 3 und Journ. f. prakt. Chemie 1851, S. 33.
3) Siehe Erdmanns Journal f. prakt. Chemie 1851, S. 339.
4) Siehe Poggendorffs Annalen, Bd. 86, S. 159.
Chemie 1851 bis 1860.
wird das Eisen gefällt, während das Mangan in Lösung bleibt 1). v. Kobell empfiehlt zur Kohlenstoffbestimmung im Eisen die Auflösung desselben in reinem Kupferchlorid. Hierbei bleibt der gesamte Kohlen- stoff im Rückstande und läſst sich dann durch Verbrennung bestimmen.
Die Bestimmung des Phosphors in metallischem Eisen und Eisen- erzen machte Fortschritte durch verbesserte Verfahren von Ullgren2), besonders aber durch die epochemachende Untersuchung von Sonnen- schein über die molybdänsauren Salze und die Anwendung der Molybdänsäure zur Bestimmung der Phosphorsäure 3), welche die Grundlage der späteren Phosphorbestimmung wurde.
Über die Konstitution der Eisensorten, insbesondere hin- sichtlich ihres Kohlenstoffgehaltes, wurden in den 50er Jahren viele neue Ansichten geäuſsert, verteidigt und angegriffen, ohne daſs da- durch diese schwierige Frage gelöst wurde.
Man nahm ziemlich allgemein Karstens Ansicht an, daſs es eine bestimmte Eisenkohlenstoffverbindung, das Viertelkarburet, Fe4C, gäbe, welche als reines Spiegeleisen dargestellt werde, beziehungsweise daſs reines Spiegeleisen Viertelkarburet des Eisens sei. Die meisten Eisen- sorten enthalten aber weniger Kohlenstoff und zeigen andere Eigen- schaften als das Spiegeleisen.
Le Play leitete die Eigenart des Stahles nicht von seiner chemischen Mischung, sondern von seiner Entstehung ab, indem er behauptete, daſs Stahl nur aus bestimmten Erzen, den Stahlerzen, dar- gestellt werden könne.
Fuchs4) verwarf (1852) überhaupt die Ansicht, daſs die auſser- ordentlich verschiedenen Eigenschaften der Eisensorten sich durch verschiedene Kohlenstoffverbindungen des Eisens erklären lassen. Er nahm vielmehr an, daſs das Eisen dimorph sei und in tesseralen und in hexagonalen Formen krystallisiere. Die Verschiedenheit der Kry- stallisation bedinge die verschiedenen Eigenschaften. Das tesserale Eisen sei geschmeidig, das hexagonale sei hart und spröde wie das Spiegeleisen. Die meisten Eisensorten, namentlich auch der Stahl, seien Gemenge beider, wobei der eine oder der andere isomorphe Zustand vorherrsche. Diese Erklärung wäre ganz einleuchtend gewesen, wenn sie sich hätte begründen lassen. Eisen krystallisiert
1) Siehe Dinglers polytechn. Journ., Bd. CXLVI, S. 315.
2) Siehe Verhandlungen der Schwedischen Akademie der Wissenschaften 1850, Nr. 3 und Journ. f. prakt. Chemie 1851, S. 33.
3) Siehe Erdmanns Journal f. prakt. Chemie 1851, S. 339.
4) Siehe Poggendorffs Annalen, Bd. 86, S. 159.
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[793/0809]
Chemie 1851 bis 1860.
wird das Eisen gefällt, während das Mangan in Lösung bleibt 1).
v. Kobell empfiehlt zur Kohlenstoffbestimmung im Eisen die Auflösung
desselben in reinem Kupferchlorid. Hierbei bleibt der gesamte Kohlen-
stoff im Rückstande und läſst sich dann durch Verbrennung bestimmen.
Die Bestimmung des Phosphors in metallischem Eisen und Eisen-
erzen machte Fortschritte durch verbesserte Verfahren von Ullgren 2),
besonders aber durch die epochemachende Untersuchung von Sonnen-
schein über die molybdänsauren Salze und die Anwendung der
Molybdänsäure zur Bestimmung der Phosphorsäure 3), welche die
Grundlage der späteren Phosphorbestimmung wurde.
Über die Konstitution der Eisensorten, insbesondere hin-
sichtlich ihres Kohlenstoffgehaltes, wurden in den 50er Jahren viele
neue Ansichten geäuſsert, verteidigt und angegriffen, ohne daſs da-
durch diese schwierige Frage gelöst wurde.
Man nahm ziemlich allgemein Karstens Ansicht an, daſs es eine
bestimmte Eisenkohlenstoffverbindung, das Viertelkarburet, Fe4C, gäbe,
welche als reines Spiegeleisen dargestellt werde, beziehungsweise daſs
reines Spiegeleisen Viertelkarburet des Eisens sei. Die meisten Eisen-
sorten enthalten aber weniger Kohlenstoff und zeigen andere Eigen-
schaften als das Spiegeleisen.
Le Play leitete die Eigenart des Stahles nicht von seiner
chemischen Mischung, sondern von seiner Entstehung ab, indem er
behauptete, daſs Stahl nur aus bestimmten Erzen, den Stahlerzen, dar-
gestellt werden könne.
Fuchs 4) verwarf (1852) überhaupt die Ansicht, daſs die auſser-
ordentlich verschiedenen Eigenschaften der Eisensorten sich durch
verschiedene Kohlenstoffverbindungen des Eisens erklären lassen. Er
nahm vielmehr an, daſs das Eisen dimorph sei und in tesseralen und
in hexagonalen Formen krystallisiere. Die Verschiedenheit der Kry-
stallisation bedinge die verschiedenen Eigenschaften. Das tesserale
Eisen sei geschmeidig, das hexagonale sei hart und spröde wie das
Spiegeleisen. Die meisten Eisensorten, namentlich auch der Stahl,
seien Gemenge beider, wobei der eine oder der andere isomorphe
Zustand vorherrsche. Diese Erklärung wäre ganz einleuchtend
gewesen, wenn sie sich hätte begründen lassen. Eisen krystallisiert
1) Siehe Dinglers polytechn. Journ., Bd. CXLVI, S. 315.
2) Siehe Verhandlungen der Schwedischen Akademie der Wissenschaften 1850,
Nr. 3 und Journ. f. prakt. Chemie 1851, S. 33.
3) Siehe Erdmanns Journal f. prakt. Chemie 1851, S. 339.
4) Siehe Poggendorffs Annalen, Bd. 86, S. 159.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 793. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/809>, abgerufen am 22.11.2024.
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