neu, vielmehr oft zuvor versucht und zuletzt 1845 von Josiah Mar- chall Heath in England patentiert worden.
Seraing und Sclessin hatten auch den Stahlpuddelprozess bereits eingeführt und benutzten Puddelstahl für die Laufflächen der Tyres, wie sich Tunner auf den Werken selbst überzeugte.
J. Fischer in Mühlenthal bei Schaffhausen hatte seinen Meteor- stahl genannten Gussstahl und daraus gefertigte Artikel ausgestellt. Diese verdienen Erwähnung, weil Fischer einer der ältesten und ver- dienstvollsten Gussstahlfabrikanten des Kontinents war und weil ferner aus einer seiner Ausstellung beigefügten Zeichnung seines Schmelz- verfahrens hervorging, dass er sich des Vorwärmens der Tiegel und der erhitzten Gebläseluft beim Schmelzen bediente, ein grosser Fortschritt bei der Gussstahlfabrikation, welche indes auch bereits auf anderen Werken, wie zu Jenbach und Eisenerz, Eingang gefunden hatte. Dieses Verfahren gestattete Fischer, seinem Werke die Bezeichnung "Stab- eisengiesserei" beizufügen.
In der deutschen Abteilung müssen, ausser den bereits ange- führten Ausstellern, Huth & Komp. in Hagen mit Roh-, Puddel-, Cement-, Guss- und Raffinierstahl und Peter Harkort & Sohn zu Wetter an der Ruhr mit Roh-, Cement- und Raffinierstahl, noch F. Lohmann in Witten, welcher adoucierten Stahl ausstellte, genannt werden. Es war dies in Stangen gegossenes Rohstahleisen, das ohne Schmelzung entkohlt (adouciert) war. Natürlich enthielt das Produkt alle Verunreinigungen des Roheisens, war aber doch als ordinärer Stahl verwendbar. Ob dieser nach Bremmes Patent vom 22. November 1849 dargestellt wurde, war nicht angegeben. Bremme adoucierte Roheisenstäbe, indem er sie mit Thon umkleidete, 24 bis 60 Stunden in einem grossen Flammofen der Rotglut aussetzte und auf diese Weise Stahl erhielt. Schon 1846 hatte David Vorster zu Eilpe bei Hagen durch Adoucieren von Rohstahleisen Stahl zu machen versucht.
Einen ähnlichen adoucierten Stahl hatte H. W. Schneider zu Ulver- stone in Lancashire ausgestellt. Derselbe war durch Glühen mit Roteisenstein im Flammofen entkohltes Roheisen. Diesem Verfahren, welches der Fabrikation des schmiedbaren Gusses nahe verwandt war, reihte sich das Patent von V. Onions vom 7. Februar 1851 an. Dieser schmolz 2 Tle. gepulverten Hämatit, 4 Tle. Stahl und 94 Tle. Gusseisen im Tiegel zusammen und goss die Masse in beliebige Formen aus. Die so erhaltenen Gussstücke wurden dann in Kisten mit Hämatit oder verwandten Stoffen eingepackt und 120 Stunden lang der Rotglut ausgesetzt.
Die erste Weltausstellung 1851.
neu, vielmehr oft zuvor versucht und zuletzt 1845 von Josiah Mar- chall Heath in England patentiert worden.
Seraing und Sclessin hatten auch den Stahlpuddelprozeſs bereits eingeführt und benutzten Puddelstahl für die Laufflächen der Tyres, wie sich Tunner auf den Werken selbst überzeugte.
J. Fischer in Mühlenthal bei Schaffhausen hatte seinen Meteor- stahl genannten Guſsstahl und daraus gefertigte Artikel ausgestellt. Diese verdienen Erwähnung, weil Fischer einer der ältesten und ver- dienstvollsten Guſsstahlfabrikanten des Kontinents war und weil ferner aus einer seiner Ausstellung beigefügten Zeichnung seines Schmelz- verfahrens hervorging, daſs er sich des Vorwärmens der Tiegel und der erhitzten Gebläseluft beim Schmelzen bediente, ein groſser Fortschritt bei der Guſsstahlfabrikation, welche indes auch bereits auf anderen Werken, wie zu Jenbach und Eisenerz, Eingang gefunden hatte. Dieses Verfahren gestattete Fischer, seinem Werke die Bezeichnung „Stab- eisengieſserei“ beizufügen.
In der deutschen Abteilung müssen, auſser den bereits ange- führten Ausstellern, Huth & Komp. in Hagen mit Roh-, Puddel-, Cement-, Guſs- und Raffinierstahl und Peter Harkort & Sohn zu Wetter an der Ruhr mit Roh-, Cement- und Raffinierstahl, noch F. Lohmann in Witten, welcher adoucierten Stahl ausstellte, genannt werden. Es war dies in Stangen gegossenes Rohstahleisen, das ohne Schmelzung entkohlt (adouciert) war. Natürlich enthielt das Produkt alle Verunreinigungen des Roheisens, war aber doch als ordinärer Stahl verwendbar. Ob dieser nach Bremmes Patent vom 22. November 1849 dargestellt wurde, war nicht angegeben. Bremme adoucierte Roheisenstäbe, indem er sie mit Thon umkleidete, 24 bis 60 Stunden in einem groſsen Flammofen der Rotglut aussetzte und auf diese Weise Stahl erhielt. Schon 1846 hatte David Vorster zu Eilpe bei Hagen durch Adoucieren von Rohstahleisen Stahl zu machen versucht.
Einen ähnlichen adoucierten Stahl hatte H. W. Schneider zu Ulver- stone in Lancashire ausgestellt. Derselbe war durch Glühen mit Roteisenstein im Flammofen entkohltes Roheisen. Diesem Verfahren, welches der Fabrikation des schmiedbaren Gusses nahe verwandt war, reihte sich das Patent von V. Onions vom 7. Februar 1851 an. Dieser schmolz 2 Tle. gepulverten Hämatit, 4 Tle. Stahl und 94 Tle. Guſseisen im Tiegel zusammen und goſs die Masse in beliebige Formen aus. Die so erhaltenen Guſsstücke wurden dann in Kisten mit Hämatit oder verwandten Stoffen eingepackt und 120 Stunden lang der Rotglut ausgesetzt.
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Seraing und Sclessin hatten auch den Stahlpuddelprozeſs bereits
eingeführt und benutzten Puddelstahl für die Laufflächen der Tyres,
wie sich Tunner auf den Werken selbst überzeugte.
J. Fischer in Mühlenthal bei Schaffhausen hatte seinen Meteor-
stahl genannten Guſsstahl und daraus gefertigte Artikel ausgestellt.
Diese verdienen Erwähnung, weil Fischer einer der ältesten und ver-
dienstvollsten Guſsstahlfabrikanten des Kontinents war und weil ferner
aus einer seiner Ausstellung beigefügten Zeichnung seines Schmelz-
verfahrens hervorging, daſs er sich des Vorwärmens der Tiegel und der
erhitzten Gebläseluft beim Schmelzen bediente, ein groſser Fortschritt
bei der Guſsstahlfabrikation, welche indes auch bereits auf anderen
Werken, wie zu Jenbach und Eisenerz, Eingang gefunden hatte. Dieses
Verfahren gestattete Fischer, seinem Werke die Bezeichnung „Stab-
eisengieſserei“ beizufügen.
In der deutschen Abteilung müssen, auſser den bereits ange-
führten Ausstellern, Huth & Komp. in Hagen mit Roh-, Puddel-,
Cement-, Guſs- und Raffinierstahl und Peter Harkort & Sohn
zu Wetter an der Ruhr mit Roh-, Cement- und Raffinierstahl, noch
F. Lohmann in Witten, welcher adoucierten Stahl ausstellte, genannt
werden. Es war dies in Stangen gegossenes Rohstahleisen, das ohne
Schmelzung entkohlt (adouciert) war. Natürlich enthielt das Produkt
alle Verunreinigungen des Roheisens, war aber doch als ordinärer
Stahl verwendbar. Ob dieser nach Bremmes Patent vom 22. November
1849 dargestellt wurde, war nicht angegeben. Bremme adoucierte
Roheisenstäbe, indem er sie mit Thon umkleidete, 24 bis 60 Stunden
in einem groſsen Flammofen der Rotglut aussetzte und auf diese
Weise Stahl erhielt. Schon 1846 hatte David Vorster zu Eilpe bei
Hagen durch Adoucieren von Rohstahleisen Stahl zu machen versucht.
Einen ähnlichen adoucierten Stahl hatte H. W. Schneider zu Ulver-
stone in Lancashire ausgestellt. Derselbe war durch Glühen mit
Roteisenstein im Flammofen entkohltes Roheisen. Diesem Verfahren,
welches der Fabrikation des schmiedbaren Gusses nahe verwandt war,
reihte sich das Patent von V. Onions vom 7. Februar 1851 an.
Dieser schmolz 2 Tle. gepulverten Hämatit, 4 Tle. Stahl und 94 Tle.
Guſseisen im Tiegel zusammen und goſs die Masse in beliebige Formen
aus. Die so erhaltenen Guſsstücke wurden dann in Kisten mit
Hämatit oder verwandten Stoffen eingepackt und 120 Stunden lang
der Rotglut ausgesetzt.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 783. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/799>, abgerufen am 22.11.2024.
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