Bleche (galvanized iron) von Morewood & Rogers in London. Um dieselben darzustellen, wurden die Schwarzbleche erst in eine ver- dünnte Lösung von Chlorzinn mit granuliertem Zinn eingelegt, wo- durch sie sich mit einer dünnen Zinnhaut überzogen. Diese bewirkte den gleichmässigen Überzug von Zink bei dem darauffolgenden Durch- zuge der Bleche durch geschmolzenes Zink.
In feinen Blechen hatte die österreichische Abteilung das beste aufzuweisen; es waren dies die feinen Senglerbleche (Papierbleche -- black taggers) des Baron von Kleistschen Hüttenwerkes zu Neudeck in Böhmen. Sie erregten in England, das in der Blechfabrikation unbedingt die erste Stelle einzunehmen glaubte, grosses Aufsehen. Die Verhandlungen bei der Jury gaben Veranlassung, dass einige der bedeutendsten englischen Eisenhütten sich eigens bemühten, gleich gute und gleich schöne Bleche zu fabrizieren, aber sie waren es nicht imstande -- und gestützt auf dieses Faktum, wurde dieser ganz unbedeutend scheinende Gegenstand mit Zuerkennung der grossen Medaille ausgezeichnet. Tunner fügt hinzu, dass, abgesehen von gutem Material und vorzüglichen Walzen, die Fabrikation dieser Bleche nur von einem kleinen Kunstgriffe im Glühen und Auswalzen, wodurch sie nur einen feinen gleichen Glühspanüberzug und dadurch das schöne Äussere erhielten, abhinge.
Morries Stirling hatte sein "zähgemachtes Gusseisen" (toughened cast iron) ausgestellt, dem aber, trotz der Reklame, der preussische und der österreichische Ausstellungskommissär (P. Tunner) wenig Vertrauen schenkten 1). Ebenso verhielt sich Tunner skeptisch gegen Stirlings patentiertes Verfahren, kaltbrüchiges Stabeisen durch Zusatz von Zink oder Galmei im Puddelofen zu reinigen und zu verbessern. Solches Eisen, sowie auch sogenanntes gehärtetes oder entfasertes Eisen, angeblich eine Verbindung von Eisen mit wenig Zink, ferner ein Glockenmetall (Stirlings Union Metal), welches hauptsächlich aus Eisen und Zinn bestehen sollte, hatte Stirling ebenfalls vorgeführt.
In Bezug auf Stahlfabrikation bot die englische Ausstellung trotz der Beteiligung der grössten Sheffielder Firmen nichts Neues.
In der belgischen Abteilung hatte Seraing ordinären Gussstahl, aus einer Mischung von Roheisen und Stabeisen erzeugt, ausgestellt. Obgleich das Produkt gut aussah, sprach Tunner damals dieser Fabrikationsmethode den Erfolg ab 2). Das Verfahren selbst war nicht
1) Siehe den Zollvereinsbericht und Tunner, a. a. O., S. 141.
2) Siehe Tunner, a. a. O., S. 160.
Die erste Weltausstellung 1851.
Bleche (galvanized iron) von Morewood & Rogers in London. Um dieselben darzustellen, wurden die Schwarzbleche erst in eine ver- dünnte Lösung von Chlorzinn mit granuliertem Zinn eingelegt, wo- durch sie sich mit einer dünnen Zinnhaut überzogen. Diese bewirkte den gleichmäſsigen Überzug von Zink bei dem darauffolgenden Durch- zuge der Bleche durch geschmolzenes Zink.
In feinen Blechen hatte die österreichische Abteilung das beste aufzuweisen; es waren dies die feinen Senglerbleche (Papierbleche — black taggers) des Baron von Kleistschen Hüttenwerkes zu Neudeck in Böhmen. Sie erregten in England, das in der Blechfabrikation unbedingt die erste Stelle einzunehmen glaubte, groſses Aufsehen. Die Verhandlungen bei der Jury gaben Veranlassung, daſs einige der bedeutendsten englischen Eisenhütten sich eigens bemühten, gleich gute und gleich schöne Bleche zu fabrizieren, aber sie waren es nicht imstande — und gestützt auf dieses Faktum, wurde dieser ganz unbedeutend scheinende Gegenstand mit Zuerkennung der groſsen Medaille ausgezeichnet. Tunner fügt hinzu, daſs, abgesehen von gutem Material und vorzüglichen Walzen, die Fabrikation dieser Bleche nur von einem kleinen Kunstgriffe im Glühen und Auswalzen, wodurch sie nur einen feinen gleichen Glühspanüberzug und dadurch das schöne Äuſsere erhielten, abhinge.
Morries Stirling hatte sein „zähgemachtes Guſseisen“ (toughened cast iron) ausgestellt, dem aber, trotz der Reklame, der preuſsische und der österreichische Ausstellungskommissär (P. Tunner) wenig Vertrauen schenkten 1). Ebenso verhielt sich Tunner skeptisch gegen Stirlings patentiertes Verfahren, kaltbrüchiges Stabeisen durch Zusatz von Zink oder Galmei im Puddelofen zu reinigen und zu verbessern. Solches Eisen, sowie auch sogenanntes gehärtetes oder entfasertes Eisen, angeblich eine Verbindung von Eisen mit wenig Zink, ferner ein Glockenmetall (Stirlings Union Metal), welches hauptsächlich aus Eisen und Zinn bestehen sollte, hatte Stirling ebenfalls vorgeführt.
In Bezug auf Stahlfabrikation bot die englische Ausstellung trotz der Beteiligung der gröſsten Sheffielder Firmen nichts Neues.
In der belgischen Abteilung hatte Seraing ordinären Guſsstahl, aus einer Mischung von Roheisen und Stabeisen erzeugt, ausgestellt. Obgleich das Produkt gut aussah, sprach Tunner damals dieser Fabrikationsmethode den Erfolg ab 2). Das Verfahren selbst war nicht
1) Siehe den Zollvereinsbericht und Tunner, a. a. O., S. 141.
2) Siehe Tunner, a. a. O., S. 160.
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Die erste Weltausstellung 1851.
Bleche (galvanized iron) von Morewood & Rogers in London. Um
dieselben darzustellen, wurden die Schwarzbleche erst in eine ver-
dünnte Lösung von Chlorzinn mit granuliertem Zinn eingelegt, wo-
durch sie sich mit einer dünnen Zinnhaut überzogen. Diese bewirkte
den gleichmäſsigen Überzug von Zink bei dem darauffolgenden Durch-
zuge der Bleche durch geschmolzenes Zink.
In feinen Blechen hatte die österreichische Abteilung das beste
aufzuweisen; es waren dies die feinen Senglerbleche (Papierbleche —
black taggers) des Baron von Kleistschen Hüttenwerkes zu Neudeck
in Böhmen. Sie erregten in England, das in der Blechfabrikation
unbedingt die erste Stelle einzunehmen glaubte, groſses Aufsehen.
Die Verhandlungen bei der Jury gaben Veranlassung, daſs einige
der bedeutendsten englischen Eisenhütten sich eigens bemühten,
gleich gute und gleich schöne Bleche zu fabrizieren, aber sie waren
es nicht imstande — und gestützt auf dieses Faktum, wurde dieser
ganz unbedeutend scheinende Gegenstand mit Zuerkennung der groſsen
Medaille ausgezeichnet. Tunner fügt hinzu, daſs, abgesehen von gutem
Material und vorzüglichen Walzen, die Fabrikation dieser Bleche nur
von einem kleinen Kunstgriffe im Glühen und Auswalzen, wodurch
sie nur einen feinen gleichen Glühspanüberzug und dadurch das
schöne Äuſsere erhielten, abhinge.
Morries Stirling hatte sein „zähgemachtes Guſseisen“ (toughened
cast iron) ausgestellt, dem aber, trotz der Reklame, der preuſsische
und der österreichische Ausstellungskommissär (P. Tunner) wenig
Vertrauen schenkten 1). Ebenso verhielt sich Tunner skeptisch gegen
Stirlings patentiertes Verfahren, kaltbrüchiges Stabeisen durch Zusatz
von Zink oder Galmei im Puddelofen zu reinigen und zu verbessern.
Solches Eisen, sowie auch sogenanntes gehärtetes oder entfasertes
Eisen, angeblich eine Verbindung von Eisen mit wenig Zink, ferner
ein Glockenmetall (Stirlings Union Metal), welches hauptsächlich aus
Eisen und Zinn bestehen sollte, hatte Stirling ebenfalls vorgeführt.
In Bezug auf Stahlfabrikation bot die englische Ausstellung
trotz der Beteiligung der gröſsten Sheffielder Firmen nichts Neues.
In der belgischen Abteilung hatte Seraing ordinären Guſsstahl,
aus einer Mischung von Roheisen und Stabeisen erzeugt, ausgestellt.
Obgleich das Produkt gut aussah, sprach Tunner damals dieser
Fabrikationsmethode den Erfolg ab 2). Das Verfahren selbst war nicht
1) Siehe den Zollvereinsbericht und Tunner, a. a. O., S. 141.
2) Siehe Tunner, a. a. O., S. 160.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 782. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/798>, abgerufen am 22.11.2024.
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