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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Vereinigten Staaten von Nordamerika 1831 bis 1850.
Verwendung des Anthracits zu diesem Zwecke erst seit 1840 in
Pennsylvanien in allgemeine Anwendung, nachdem 1839 die Boston-
Eisengesellschaft mit gutem Erfolge vorangegangen war. 1846 gab es
bereits 27 Walzwerke in diesem Staate, die Anthracit bei den Puddel-
und Schweissöfen und den Dampfkesseln verwendeten.

Einen ungeheuren Aufschwung veranlasste der Bau von Eisen-
bahnen
in Amerika. Trambahnen mit Holzbalken als Schienen hatte
man in den Vereinigten Staaten schon seit 1807 verwendet. 1826
belegte die Quincybahn in Massachusetts ihre Holzschienen mit Eisen-
blechstreifen von 3 Zoll Breite und 1/4 Zoll Dicke. Diesem Beispiele
folgten die Mauch-Chunkbahn 1827 und verschiedene andere Bahnen.
Am 24. Mai 1830 wurde eine Teilstrecke der Bahn von Baltimore
nach Ohio als erste Passagierbahn eröffnet. Vom 6. Dezember 1830
ab wurde ein Stück der Charleston- und Hanbury-Eisenbahn in Süd-
Karolina mit einer Lokomotive befahren, die ebenfalls auf Holz-
schienen mit aufgenageltem Flacheisen lief. 1833 war diese Bahn
mit 135 engl. Meilen die längste der Erde. Auf der Allegheny-Por-
tage-Eisenbahn in Pennsylvanien wendete man 1833 zum erstenmal
gewalzte Eisenbahnschienen an und zwar englische Clarenceschienen.
Auf der Boston-Lowellbahn, die 1835 eröffnet wurde, hatte man teils
englische Fischbauchschienen, teils Brückenschienen. Am meisten
blieben aber die benagelten Holzschienen in Anwendung, und zwar
bis 1850.

Bis zum neuen Zolltarif vom 11. September 1841 gingen alle
Eisenbahnschienen frei ein. Unter diesen Umständen war die in-
ländische Industrie ausser stande, Schienen zu fabrizieren, dieselben
wurden alle aus England bezogen. Erst nach Einführung des neuen
Tarifs, der die Einfuhr von Eisenbahnschienen mit einem Zoll belegte,
begannen amerikanische Kapitalisten die Fabrikation von Schienen
ins Auge zu fassen. Das Eisenbahnnetz der Vereinigten Staaten
wuchs infolge der grossen Entfernungen, die es miteinander verbinden
musste, sehr rasch; 1844 betrug es bereits 4185 engl. Meilen. Diese
waren noch ausschliesslich mit fremden Schienen belegt, indem man
bis dahin noch keine Schiene in Amerika gewalzt hatte. In diesem
Jahre wurden allein 8300 Tonnen Eisenbahnschienen nach England
zur Lieferung vergeben. 1844 begann man im Mount-Savage-Walz-
werke in Maryland die ersten Eisenbahnschienen im Brückenschienen-
oder H-profil (Evans Patent) zu walzen, wofür diesem Werk im Oktober
die vom Franklininstitut ausgesetzte silberne Medaille zuerkannt wurde.
Diese Schienen wogen 42 Pfund die Elle und wurden auf hölzerne

Die Vereinigten Staaten von Nordamerika 1831 bis 1850.
Verwendung des Anthracits zu diesem Zwecke erst seit 1840 in
Pennsylvanien in allgemeine Anwendung, nachdem 1839 die Boston-
Eisengesellschaft mit gutem Erfolge vorangegangen war. 1846 gab es
bereits 27 Walzwerke in diesem Staate, die Anthracit bei den Puddel-
und Schweiſsöfen und den Dampfkesseln verwendeten.

Einen ungeheuren Aufschwung veranlaſste der Bau von Eisen-
bahnen
in Amerika. Trambahnen mit Holzbalken als Schienen hatte
man in den Vereinigten Staaten schon seit 1807 verwendet. 1826
belegte die Quincybahn in Massachusetts ihre Holzschienen mit Eisen-
blechstreifen von 3 Zoll Breite und ¼ Zoll Dicke. Diesem Beispiele
folgten die Mauch-Chunkbahn 1827 und verschiedene andere Bahnen.
Am 24. Mai 1830 wurde eine Teilstrecke der Bahn von Baltimore
nach Ohio als erste Passagierbahn eröffnet. Vom 6. Dezember 1830
ab wurde ein Stück der Charleston- und Hanbury-Eisenbahn in Süd-
Karolina mit einer Lokomotive befahren, die ebenfalls auf Holz-
schienen mit aufgenageltem Flacheisen lief. 1833 war diese Bahn
mit 135 engl. Meilen die längste der Erde. Auf der Allegheny-Por-
tage-Eisenbahn in Pennsylvanien wendete man 1833 zum erstenmal
gewalzte Eisenbahnschienen an und zwar englische Clarenceschienen.
Auf der Boston-Lowellbahn, die 1835 eröffnet wurde, hatte man teils
englische Fischbauchschienen, teils Brückenschienen. Am meisten
blieben aber die benagelten Holzschienen in Anwendung, und zwar
bis 1850.

Bis zum neuen Zolltarif vom 11. September 1841 gingen alle
Eisenbahnschienen frei ein. Unter diesen Umständen war die in-
ländische Industrie auſser stande, Schienen zu fabrizieren, dieselben
wurden alle aus England bezogen. Erst nach Einführung des neuen
Tarifs, der die Einfuhr von Eisenbahnschienen mit einem Zoll belegte,
begannen amerikanische Kapitalisten die Fabrikation von Schienen
ins Auge zu fassen. Das Eisenbahnnetz der Vereinigten Staaten
wuchs infolge der groſsen Entfernungen, die es miteinander verbinden
muſste, sehr rasch; 1844 betrug es bereits 4185 engl. Meilen. Diese
waren noch ausschlieſslich mit fremden Schienen belegt, indem man
bis dahin noch keine Schiene in Amerika gewalzt hatte. In diesem
Jahre wurden allein 8300 Tonnen Eisenbahnschienen nach England
zur Lieferung vergeben. 1844 begann man im Mount-Savage-Walz-
werke in Maryland die ersten Eisenbahnschienen im Brückenschienen-
oder H-profil (Evans Patent) zu walzen, wofür diesem Werk im Oktober
die vom Franklininstitut ausgesetzte silberne Medaille zuerkannt wurde.
Diese Schienen wogen 42 Pfund die Elle und wurden auf hölzerne

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[765/0781] Die Vereinigten Staaten von Nordamerika 1831 bis 1850. Verwendung des Anthracits zu diesem Zwecke erst seit 1840 in Pennsylvanien in allgemeine Anwendung, nachdem 1839 die Boston- Eisengesellschaft mit gutem Erfolge vorangegangen war. 1846 gab es bereits 27 Walzwerke in diesem Staate, die Anthracit bei den Puddel- und Schweiſsöfen und den Dampfkesseln verwendeten. Einen ungeheuren Aufschwung veranlaſste der Bau von Eisen- bahnen in Amerika. Trambahnen mit Holzbalken als Schienen hatte man in den Vereinigten Staaten schon seit 1807 verwendet. 1826 belegte die Quincybahn in Massachusetts ihre Holzschienen mit Eisen- blechstreifen von 3 Zoll Breite und ¼ Zoll Dicke. Diesem Beispiele folgten die Mauch-Chunkbahn 1827 und verschiedene andere Bahnen. Am 24. Mai 1830 wurde eine Teilstrecke der Bahn von Baltimore nach Ohio als erste Passagierbahn eröffnet. Vom 6. Dezember 1830 ab wurde ein Stück der Charleston- und Hanbury-Eisenbahn in Süd- Karolina mit einer Lokomotive befahren, die ebenfalls auf Holz- schienen mit aufgenageltem Flacheisen lief. 1833 war diese Bahn mit 135 engl. Meilen die längste der Erde. Auf der Allegheny-Por- tage-Eisenbahn in Pennsylvanien wendete man 1833 zum erstenmal gewalzte Eisenbahnschienen an und zwar englische Clarenceschienen. Auf der Boston-Lowellbahn, die 1835 eröffnet wurde, hatte man teils englische Fischbauchschienen, teils Brückenschienen. Am meisten blieben aber die benagelten Holzschienen in Anwendung, und zwar bis 1850. Bis zum neuen Zolltarif vom 11. September 1841 gingen alle Eisenbahnschienen frei ein. Unter diesen Umständen war die in- ländische Industrie auſser stande, Schienen zu fabrizieren, dieselben wurden alle aus England bezogen. Erst nach Einführung des neuen Tarifs, der die Einfuhr von Eisenbahnschienen mit einem Zoll belegte, begannen amerikanische Kapitalisten die Fabrikation von Schienen ins Auge zu fassen. Das Eisenbahnnetz der Vereinigten Staaten wuchs infolge der groſsen Entfernungen, die es miteinander verbinden muſste, sehr rasch; 1844 betrug es bereits 4185 engl. Meilen. Diese waren noch ausschlieſslich mit fremden Schienen belegt, indem man bis dahin noch keine Schiene in Amerika gewalzt hatte. In diesem Jahre wurden allein 8300 Tonnen Eisenbahnschienen nach England zur Lieferung vergeben. 1844 begann man im Mount-Savage-Walz- werke in Maryland die ersten Eisenbahnschienen im Brückenschienen- oder H-profil (Evans Patent) zu walzen, wofür diesem Werk im Oktober die vom Franklininstitut ausgesetzte silberne Medaille zuerkannt wurde. Diese Schienen wogen 42 Pfund die Elle und wurden auf hölzerne

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 765. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/781>, abgerufen am 22.11.2024.