Dieselben hatten viele neue Verbesserungen eingeführt, wie Wind- erhitzung, Schachtröstöfen, kontinuierliche Hartzerrennfeuer u. s. w. Sie lieferten vorzüglichen Brescianstahl. Die fürstlich Auerspergsche Hütte bei Hof mit 2 Hochöfen und einem Kupolofen war eins der wenigen Giessereiwerke im südlichen Österreich.
In Tirol zählte man 4 Hochöfen, davon gehörten 3, die zu Piller- see, Kiefer und Jennbach, dem Staate, 1, der zu Primör, war gewerk- schaftlich. 1842 betrug die Roheisenproduktion 58750 Ctr., die Guss- warenproduktion 11706 Ctr. 1844 erreichte die Gesamtproduktion 75000 Ctr., darunter 17000 Ctr. Gusswaren. Die Hammerwerke waren auch meistens herrschaftlich. Der Hochofen zu Pillersee war einer der ersten in Österreich, bei dem die erhitzte Gebläseluft eingeführt wurde, wodurch über 1/4 an Brennmaterial erspart wurde. Die dort gebräuchliche Rohstahlfrischerei bezeichnete man als Tiroler Frisch- methode.
Mit dem Hochofen zu Jennbach war ein Stahlwerk verbunden, welches 1844 1200 Ctr. Cementstahl und 100 Ctr. Gussstahl erzeugte. Der aus Pillerseer Rohstahl erzeugte Gärbstahl hatte guten Absatz nach Frankreich und der Schweiz, wo er zu Uhrfedern und dergleichen verarbeitet wurde. Der Hochofenbetrieb zu Jennbach zeichnete sich aus; auch war hier die einzige grosse Eisengiesserei und Maschinen- fabrik. 1844 lieferte der Hochofen 25000 Ctr. Eisen, darunter 6219 Ctr. Gusswaren. Das Hüttenwerk Kiefer bei Kufstein besass einen Gaspuddelofen. Überhaupt hatte sich dieses Werk durch zeit- gemässe Verbesserungen, Winderhitzung, Hochofengasbenutzung, ge- schlossene Frischherde u. s. w. sehr gehoben. Auch zu Kessen hatte man geschlossene Frischfeuer mit Lufterhitzungapparaten und Glüh- herden für das Materialeisen des Walzwerkes eingerichtet.
In Ober- und Niederösterreich und in Salzburg gab es 1846 6 Hochöfen, die 80000 bis 90000 Ctr. Roheisen und Gusswaren lieferten. Auch bei diesen hatte man Winderhitzung und Gichtgasbenutzung eingeführt. Der ärarische Hochofen von Reichenau wurde 1843 für Gusswarenerzeugung bestimmt. -- Das Hammerwesen in Ober- und Niederösterreich kam an Bedeutung dem steierischen gleich, indem hier ein grosser Teil des steierischen Roheisens von Eisenerz und Vordern- berg verarbeitet wurde. Die Innerberger Hauptgewerkschaft allein hatte in Österreich mehr als 50 Hammerwerke. Von diesen waren die wichtigsten die Stahlhämmer zu Weyer im Traunkreise. Der jähr- liche Verschleiss an Roh- und Gärbstahl betrug über 20000 Ctr. Die Stabeisenerzeugung in Österreich ob und unter der Enns betrug um
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Österreich 1831 bis 1850.
Dieselben hatten viele neue Verbesserungen eingeführt, wie Wind- erhitzung, Schachtröstöfen, kontinuierliche Hartzerrennfeuer u. s. w. Sie lieferten vorzüglichen Brescianstahl. Die fürstlich Auerspergsche Hütte bei Hof mit 2 Hochöfen und einem Kupolofen war eins der wenigen Gieſsereiwerke im südlichen Österreich.
In Tirol zählte man 4 Hochöfen, davon gehörten 3, die zu Piller- see, Kiefer und Jennbach, dem Staate, 1, der zu Primör, war gewerk- schaftlich. 1842 betrug die Roheisenproduktion 58750 Ctr., die Guſs- warenproduktion 11706 Ctr. 1844 erreichte die Gesamtproduktion 75000 Ctr., darunter 17000 Ctr. Guſswaren. Die Hammerwerke waren auch meistens herrschaftlich. Der Hochofen zu Pillersee war einer der ersten in Österreich, bei dem die erhitzte Gebläseluft eingeführt wurde, wodurch über ¼ an Brennmaterial erspart wurde. Die dort gebräuchliche Rohstahlfrischerei bezeichnete man als Tiroler Frisch- methode.
Mit dem Hochofen zu Jennbach war ein Stahlwerk verbunden, welches 1844 1200 Ctr. Cementstahl und 100 Ctr. Guſsstahl erzeugte. Der aus Pillerseer Rohstahl erzeugte Gärbstahl hatte guten Absatz nach Frankreich und der Schweiz, wo er zu Uhrfedern und dergleichen verarbeitet wurde. Der Hochofenbetrieb zu Jennbach zeichnete sich aus; auch war hier die einzige groſse Eisengieſserei und Maschinen- fabrik. 1844 lieferte der Hochofen 25000 Ctr. Eisen, darunter 6219 Ctr. Guſswaren. Das Hüttenwerk Kiefer bei Kufstein besaſs einen Gaspuddelofen. Überhaupt hatte sich dieses Werk durch zeit- gemäſse Verbesserungen, Winderhitzung, Hochofengasbenutzung, ge- schlossene Frischherde u. s. w. sehr gehoben. Auch zu Kessen hatte man geschlossene Frischfeuer mit Lufterhitzungapparaten und Glüh- herden für das Materialeisen des Walzwerkes eingerichtet.
In Ober- und Niederösterreich und in Salzburg gab es 1846 6 Hochöfen, die 80000 bis 90000 Ctr. Roheisen und Guſswaren lieferten. Auch bei diesen hatte man Winderhitzung und Gichtgasbenutzung eingeführt. Der ärarische Hochofen von Reichenau wurde 1843 für Guſswarenerzeugung bestimmt. — Das Hammerwesen in Ober- und Niederösterreich kam an Bedeutung dem steierischen gleich, indem hier ein groſser Teil des steierischen Roheisens von Eisenerz und Vordern- berg verarbeitet wurde. Die Innerberger Hauptgewerkschaft allein hatte in Österreich mehr als 50 Hammerwerke. Von diesen waren die wichtigsten die Stahlhämmer zu Weyer im Traunkreise. Der jähr- liche Verschleiſs an Roh- und Gärbstahl betrug über 20000 Ctr. Die Stabeisenerzeugung in Österreich ob und unter der Enns betrug um
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Österreich 1831 bis 1850.
Dieselben hatten viele neue Verbesserungen eingeführt, wie Wind-
erhitzung, Schachtröstöfen, kontinuierliche Hartzerrennfeuer u. s. w. Sie
lieferten vorzüglichen Brescianstahl. Die fürstlich Auerspergsche
Hütte bei Hof mit 2 Hochöfen und einem Kupolofen war eins der
wenigen Gieſsereiwerke im südlichen Österreich.
In Tirol zählte man 4 Hochöfen, davon gehörten 3, die zu Piller-
see, Kiefer und Jennbach, dem Staate, 1, der zu Primör, war gewerk-
schaftlich. 1842 betrug die Roheisenproduktion 58750 Ctr., die Guſs-
warenproduktion 11706 Ctr. 1844 erreichte die Gesamtproduktion
75000 Ctr., darunter 17000 Ctr. Guſswaren. Die Hammerwerke waren
auch meistens herrschaftlich. Der Hochofen zu Pillersee war einer
der ersten in Österreich, bei dem die erhitzte Gebläseluft eingeführt
wurde, wodurch über ¼ an Brennmaterial erspart wurde. Die dort
gebräuchliche Rohstahlfrischerei bezeichnete man als Tiroler Frisch-
methode.
Mit dem Hochofen zu Jennbach war ein Stahlwerk verbunden,
welches 1844 1200 Ctr. Cementstahl und 100 Ctr. Guſsstahl erzeugte.
Der aus Pillerseer Rohstahl erzeugte Gärbstahl hatte guten Absatz
nach Frankreich und der Schweiz, wo er zu Uhrfedern und dergleichen
verarbeitet wurde. Der Hochofenbetrieb zu Jennbach zeichnete sich
aus; auch war hier die einzige groſse Eisengieſserei und Maschinen-
fabrik. 1844 lieferte der Hochofen 25000 Ctr. Eisen, darunter
6219 Ctr. Guſswaren. Das Hüttenwerk Kiefer bei Kufstein besaſs
einen Gaspuddelofen. Überhaupt hatte sich dieses Werk durch zeit-
gemäſse Verbesserungen, Winderhitzung, Hochofengasbenutzung, ge-
schlossene Frischherde u. s. w. sehr gehoben. Auch zu Kessen hatte
man geschlossene Frischfeuer mit Lufterhitzungapparaten und Glüh-
herden für das Materialeisen des Walzwerkes eingerichtet.
In Ober- und Niederösterreich und in Salzburg gab es 1846
6 Hochöfen, die 80000 bis 90000 Ctr. Roheisen und Guſswaren lieferten.
Auch bei diesen hatte man Winderhitzung und Gichtgasbenutzung
eingeführt. Der ärarische Hochofen von Reichenau wurde 1843 für
Guſswarenerzeugung bestimmt. — Das Hammerwesen in Ober- und
Niederösterreich kam an Bedeutung dem steierischen gleich, indem hier
ein groſser Teil des steierischen Roheisens von Eisenerz und Vordern-
berg verarbeitet wurde. Die Innerberger Hauptgewerkschaft allein
hatte in Österreich mehr als 50 Hammerwerke. Von diesen waren
die wichtigsten die Stahlhämmer zu Weyer im Traunkreise. Der jähr-
liche Verschleiſs an Roh- und Gärbstahl betrug über 20000 Ctr. Die
Stabeisenerzeugung in Österreich ob und unter der Enns betrug um
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 739. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/755>, abgerufen am 22.11.2024.
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