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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Ausserpreussische deutsche Staaten 1831 bis 1850.
schnitt 2000 Tonnen Eisen, worunter 800 Tonnen Gusswaren. Ausser
an den genannten Orten wurde das Roheisen noch auf einer Anzahl
kleiner Frischhämmer in Stabeisen verwandelt, wovon 890 Tonnen
im Durchschnitt erzeugt worden waren. Alle Hochöfen wurden mit
erhitztem Wind betrieben, und hatten gute Maschinen- und Gebläse-
einrichtungen von Henschel in Kassel. Pfort hatte zu Veckerhagen
um 1840 auch den Puddelbetrieb mit Hochofengasen eingeführt.

Selbständig und getrennt hiervon war die Eisenindustrie der
Herrschaft Schmalkalden, wo aus den vortrefflichen Stahlerzen
(nach Karsten) etwa 1000 Tonnen Roheisen erzeugt wurden. Ein Teil
davon lieferte etwa 500 Tonnen Stabeisen, der Rest wurde verkauft.
1836 speiste der Stahlberg mit seinen Erzen 11 Hochöfen. Um 1850
betrug die Roheisenproduktion 1700 Tonnen.

In Hessen-Darmstadt hatte die Eisenindustrie in dieser Periode
an Umfang zugenommen. 1830 bis 1832 wurde eine Stunde südlich
von Biedenkopf ein neues Hüttenwerk, die Kilianshütte, mit 2 Hoch-
öfen, 1 Kupolofen, Cylindergebläse und Giesserei, ferner ein Grob- und
Feindrahtzug nebst zwei Drahtstiftmaschinen, sowie eine Rollen-
schmiede mit 20 Feuern erbaut. Die früher herrschaftliche Ludwigs-
hütte bei Biedenkopf mit 2 Hochöfen war 1834 in Privathände über-
gegangen. Ausserdem befanden sich Hochöfen auf der Friedrichshütte
bei Laubach, deren Hochofen und Giesserei 1822 neu erbaut worden
war, und zu Hirzenhain, welche von den Gebrüdern Buderus be-
trieben wurden, und auf der neuerbauten Karlshütte, zwischen Bieden-
kopf und Marburg. In der Provinz Starkenburg lagen die Steinbacher
Hütte bei Michelstadt und die Waldmichelbacher Hütte. In Ober-
hessen zählte man 6, in Starkenburg 7 Hammerwerke. Ende der
40er Jahre entstand in Darmstadt eine Maschinenfabrik und Eisen-
giesserei mit Kupolofenbetrieb. Die hessischen Eisenwerke lieferten
1847 9300 Tonnen Roheisen und Gusswaren erster Schmelzung, und
1325 Tonnen Frischeisen, und 2250 Tonnen Puddeleisen auf dem der
metallurgischen Gesellschaft zu Stollberg gehörigen Michelstädter
Eisenwerke.

Auf der Ludwigshütte zu Biedenkopf wurde der Hochofen, wenn
ein neues Gestell eingebaut wurde, die ersten sechs Monate nur mit
einer Form betrieben, und dabei durchschnittlich 15 Tonnen Guss-
waren in der Woche erzeugt, dann wurde eine zweite Form eingelegt
und nun auf Roheisen zum Verfrischen geblasen, wovon 20,5 Tonnen
in der Woche dargestellt wurden. Die Hochöfen wurden mit heissem
Winde von 240° R. betrieben. Man wendete die Winderhitzung auch

Auſserpreuſsische deutsche Staaten 1831 bis 1850.
schnitt 2000 Tonnen Eisen, worunter 800 Tonnen Guſswaren. Auſser
an den genannten Orten wurde das Roheisen noch auf einer Anzahl
kleiner Frischhämmer in Stabeisen verwandelt, wovon 890 Tonnen
im Durchschnitt erzeugt worden waren. Alle Hochöfen wurden mit
erhitztem Wind betrieben, und hatten gute Maschinen- und Gebläse-
einrichtungen von Henschel in Kassel. Pfort hatte zu Veckerhagen
um 1840 auch den Puddelbetrieb mit Hochofengasen eingeführt.

Selbständig und getrennt hiervon war die Eisenindustrie der
Herrschaft Schmalkalden, wo aus den vortrefflichen Stahlerzen
(nach Karsten) etwa 1000 Tonnen Roheisen erzeugt wurden. Ein Teil
davon lieferte etwa 500 Tonnen Stabeisen, der Rest wurde verkauft.
1836 speiste der Stahlberg mit seinen Erzen 11 Hochöfen. Um 1850
betrug die Roheisenproduktion 1700 Tonnen.

In Hessen-Darmstadt hatte die Eisenindustrie in dieser Periode
an Umfang zugenommen. 1830 bis 1832 wurde eine Stunde südlich
von Biedenkopf ein neues Hüttenwerk, die Kilianshütte, mit 2 Hoch-
öfen, 1 Kupolofen, Cylindergebläse und Gieſserei, ferner ein Grob- und
Feindrahtzug nebst zwei Drahtstiftmaschinen, sowie eine Rollen-
schmiede mit 20 Feuern erbaut. Die früher herrschaftliche Ludwigs-
hütte bei Biedenkopf mit 2 Hochöfen war 1834 in Privathände über-
gegangen. Auſserdem befanden sich Hochöfen auf der Friedrichshütte
bei Laubach, deren Hochofen und Gieſserei 1822 neu erbaut worden
war, und zu Hirzenhain, welche von den Gebrüdern Buderus be-
trieben wurden, und auf der neuerbauten Karlshütte, zwischen Bieden-
kopf und Marburg. In der Provinz Starkenburg lagen die Steinbacher
Hütte bei Michelstadt und die Waldmichelbacher Hütte. In Ober-
hessen zählte man 6, in Starkenburg 7 Hammerwerke. Ende der
40er Jahre entstand in Darmstadt eine Maschinenfabrik und Eisen-
gieſserei mit Kupolofenbetrieb. Die hessischen Eisenwerke lieferten
1847 9300 Tonnen Roheisen und Guſswaren erster Schmelzung, und
1325 Tonnen Frischeisen, und 2250 Tonnen Puddeleisen auf dem der
metallurgischen Gesellschaft zu Stollberg gehörigen Michelstädter
Eisenwerke.

Auf der Ludwigshütte zu Biedenkopf wurde der Hochofen, wenn
ein neues Gestell eingebaut wurde, die ersten sechs Monate nur mit
einer Form betrieben, und dabei durchschnittlich 15 Tonnen Guſs-
waren in der Woche erzeugt, dann wurde eine zweite Form eingelegt
und nun auf Roheisen zum Verfrischen geblasen, wovon 20,5 Tonnen
in der Woche dargestellt wurden. Die Hochöfen wurden mit heiſsem
Winde von 240° R. betrieben. Man wendete die Winderhitzung auch

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[724/0740] Auſserpreuſsische deutsche Staaten 1831 bis 1850. schnitt 2000 Tonnen Eisen, worunter 800 Tonnen Guſswaren. Auſser an den genannten Orten wurde das Roheisen noch auf einer Anzahl kleiner Frischhämmer in Stabeisen verwandelt, wovon 890 Tonnen im Durchschnitt erzeugt worden waren. Alle Hochöfen wurden mit erhitztem Wind betrieben, und hatten gute Maschinen- und Gebläse- einrichtungen von Henschel in Kassel. Pfort hatte zu Veckerhagen um 1840 auch den Puddelbetrieb mit Hochofengasen eingeführt. Selbständig und getrennt hiervon war die Eisenindustrie der Herrschaft Schmalkalden, wo aus den vortrefflichen Stahlerzen (nach Karsten) etwa 1000 Tonnen Roheisen erzeugt wurden. Ein Teil davon lieferte etwa 500 Tonnen Stabeisen, der Rest wurde verkauft. 1836 speiste der Stahlberg mit seinen Erzen 11 Hochöfen. Um 1850 betrug die Roheisenproduktion 1700 Tonnen. In Hessen-Darmstadt hatte die Eisenindustrie in dieser Periode an Umfang zugenommen. 1830 bis 1832 wurde eine Stunde südlich von Biedenkopf ein neues Hüttenwerk, die Kilianshütte, mit 2 Hoch- öfen, 1 Kupolofen, Cylindergebläse und Gieſserei, ferner ein Grob- und Feindrahtzug nebst zwei Drahtstiftmaschinen, sowie eine Rollen- schmiede mit 20 Feuern erbaut. Die früher herrschaftliche Ludwigs- hütte bei Biedenkopf mit 2 Hochöfen war 1834 in Privathände über- gegangen. Auſserdem befanden sich Hochöfen auf der Friedrichshütte bei Laubach, deren Hochofen und Gieſserei 1822 neu erbaut worden war, und zu Hirzenhain, welche von den Gebrüdern Buderus be- trieben wurden, und auf der neuerbauten Karlshütte, zwischen Bieden- kopf und Marburg. In der Provinz Starkenburg lagen die Steinbacher Hütte bei Michelstadt und die Waldmichelbacher Hütte. In Ober- hessen zählte man 6, in Starkenburg 7 Hammerwerke. Ende der 40er Jahre entstand in Darmstadt eine Maschinenfabrik und Eisen- gieſserei mit Kupolofenbetrieb. Die hessischen Eisenwerke lieferten 1847 9300 Tonnen Roheisen und Guſswaren erster Schmelzung, und 1325 Tonnen Frischeisen, und 2250 Tonnen Puddeleisen auf dem der metallurgischen Gesellschaft zu Stollberg gehörigen Michelstädter Eisenwerke. Auf der Ludwigshütte zu Biedenkopf wurde der Hochofen, wenn ein neues Gestell eingebaut wurde, die ersten sechs Monate nur mit einer Form betrieben, und dabei durchschnittlich 15 Tonnen Guſs- waren in der Woche erzeugt, dann wurde eine zweite Form eingelegt und nun auf Roheisen zum Verfrischen geblasen, wovon 20,5 Tonnen in der Woche dargestellt wurden. Die Hochöfen wurden mit heiſsem Winde von 240° R. betrieben. Man wendete die Winderhitzung auch

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 724. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/740>, abgerufen am 22.11.2024.