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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Das Brennmaterial 1801 bis 1815.
verkoken und dies musste auf Herden, oder in offenen oder ge-
schlossenen Öfen geschehen. Offene cylindrische Öfen waren wenig
vorteilhaft, weil zu viel darin verbrannte, besser waren die mit einem
Gewölbe überbauten Herde, die sogenannten Bienenkorböfen (s. Bd. III,
S. 307). Diese wurden etwa 16 cm hoch beschickt und die Steinkohle
entzündet. Sobald Rauch und Flamme aufhörten, war der Koks gar.
Man dämpfte die Hitze mit Wasser und zog die Masse mit eisernen
Kratzen heraus. Zu Waldenburg in Schlesien hatte man 1804 eine
Doppelreihe solcher Öfen, welche mit der Rückseite gegeneinander
standen, zusammengebaut. Das äussere Mauerwerk war 7,85 m lang,
[Abbildung] Fig. 3.
4,30 m breit und 2,20 m
hoch. Die Sohle der
Öfen war 0,63 m über
dem Boden. Jeder der
elliptischen Öfen war
2,51 m tief, 2,20 m breit
und 0,78 m hoch, mit
flachem Gewölbe über-
spannt. Die Brennzeit
dauerte 10 Stunden.
Die Steinkohlen bläh-
ten sich auf, so dass
man aus 8 Mass Stein-
kohlen 9 bis 10 Mass
Koks erhielt.

Doppelöfen dieser
Konstruktion scheinen
zuerst in Frankreich
aufgekommen zu sein.
Nach einem Bericht
eines gewissen Jeason
an die Societe d'en-
couragement pour l'industrie nationale von 1808 1) sollten diese Art
Öfen schon seit langer Zeit in einigen französischen Werken in An-
wendung sein. Diese Öfen (Fig. 3) hatten eine elliptische Gestalt und
Feuerthüren auf den beiden Schmalseiten. Mitten über dem Herd
befand sich eine Esse. Nachdem der Ofen vorgewärmt war, wurde
erst von der einen, dann von der anderen Seite Kleinkohle eingetragen.

1) Siehe Annales des arts et manufactures, 1808, T. XXIX, p. 41.

Das Brennmaterial 1801 bis 1815.
verkoken und dies muſste auf Herden, oder in offenen oder ge-
schlossenen Öfen geschehen. Offene cylindrische Öfen waren wenig
vorteilhaft, weil zu viel darin verbrannte, besser waren die mit einem
Gewölbe überbauten Herde, die sogenannten Bienenkorböfen (s. Bd. III,
S. 307). Diese wurden etwa 16 cm hoch beschickt und die Steinkohle
entzündet. Sobald Rauch und Flamme aufhörten, war der Koks gar.
Man dämpfte die Hitze mit Wasser und zog die Masse mit eisernen
Kratzen heraus. Zu Waldenburg in Schlesien hatte man 1804 eine
Doppelreihe solcher Öfen, welche mit der Rückseite gegeneinander
standen, zusammengebaut. Das äuſsere Mauerwerk war 7,85 m lang,
[Abbildung] Fig. 3.
4,30 m breit und 2,20 m
hoch. Die Sohle der
Öfen war 0,63 m über
dem Boden. Jeder der
elliptischen Öfen war
2,51 m tief, 2,20 m breit
und 0,78 m hoch, mit
flachem Gewölbe über-
spannt. Die Brennzeit
dauerte 10 Stunden.
Die Steinkohlen bläh-
ten sich auf, so daſs
man aus 8 Maſs Stein-
kohlen 9 bis 10 Maſs
Koks erhielt.

Doppelöfen dieser
Konstruktion scheinen
zuerst in Frankreich
aufgekommen zu sein.
Nach einem Bericht
eines gewissen Jeason
an die Société d’en-
couragement pour l’industrie nationale von 1808 1) sollten diese Art
Öfen schon seit langer Zeit in einigen französischen Werken in An-
wendung sein. Diese Öfen (Fig. 3) hatten eine elliptische Gestalt und
Feuerthüren auf den beiden Schmalseiten. Mitten über dem Herd
befand sich eine Esse. Nachdem der Ofen vorgewärmt war, wurde
erst von der einen, dann von der anderen Seite Kleinkohle eingetragen.

1) Siehe Annales des arts et manufactures, 1808, T. XXIX, p. 41.
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[58/0074] Das Brennmaterial 1801 bis 1815. verkoken und dies muſste auf Herden, oder in offenen oder ge- schlossenen Öfen geschehen. Offene cylindrische Öfen waren wenig vorteilhaft, weil zu viel darin verbrannte, besser waren die mit einem Gewölbe überbauten Herde, die sogenannten Bienenkorböfen (s. Bd. III, S. 307). Diese wurden etwa 16 cm hoch beschickt und die Steinkohle entzündet. Sobald Rauch und Flamme aufhörten, war der Koks gar. Man dämpfte die Hitze mit Wasser und zog die Masse mit eisernen Kratzen heraus. Zu Waldenburg in Schlesien hatte man 1804 eine Doppelreihe solcher Öfen, welche mit der Rückseite gegeneinander standen, zusammengebaut. Das äuſsere Mauerwerk war 7,85 m lang, [Abbildung Fig. 3.] 4,30 m breit und 2,20 m hoch. Die Sohle der Öfen war 0,63 m über dem Boden. Jeder der elliptischen Öfen war 2,51 m tief, 2,20 m breit und 0,78 m hoch, mit flachem Gewölbe über- spannt. Die Brennzeit dauerte 10 Stunden. Die Steinkohlen bläh- ten sich auf, so daſs man aus 8 Maſs Stein- kohlen 9 bis 10 Maſs Koks erhielt. Doppelöfen dieser Konstruktion scheinen zuerst in Frankreich aufgekommen zu sein. Nach einem Bericht eines gewissen Jeason an die Société d’en- couragement pour l’industrie nationale von 1808 1) sollten diese Art Öfen schon seit langer Zeit in einigen französischen Werken in An- wendung sein. Diese Öfen (Fig. 3) hatten eine elliptische Gestalt und Feuerthüren auf den beiden Schmalseiten. Mitten über dem Herd befand sich eine Esse. Nachdem der Ofen vorgewärmt war, wurde erst von der einen, dann von der anderen Seite Kleinkohle eingetragen. 1) Siehe Annales des arts et manufactures, 1808, T. XXIX, p. 41.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/74>, abgerufen am 19.12.2024.