Draht. Es waren im Betriebe 15 Holzkohlenhochöfen und 2 Kokshoch- öfen, 8 Kupolöfen, 51 Frischfeuer mit 60 Hämmern, 23 Wärm- und Zainfeuer mit 44 Hämmern, 5 Blechwalzwerken und 1 Drahtwerk.
Ausser der Königin Marienhütte bei Zwickau war ein zweites Hüttenwerk für Steinkohlenbetrieb, die König Friedrich-Augusthütte im Plauenschen Grunde, zur Verwendung der Potschapeler Stein- kohlen erbaut worden, ferner die Puddelhütte Carsdorf bei Dippoldis- walde. Diese Werke umfassten 3 Hochöfen nebst Giessereianstalten, 8 Kupolöfen, 10 Puddel- und 5 Schweissöfen mit 3 Hämmern und 2 Walzwerken. Die Friedrich-Augusthütte war aber nur kurze Zeit im Betriebe, und hatte infolge des schlechten Koks und schlechter Betriebsleitung sehr ungünstigen Erfolg. Das Puddel- und Walzwerk der Königin Marienhütte lieferte seit 1848 auch Eisenbahnschienen. Hier wurde der erste Dampfhammer in Deutschland von Wilhelm Dorning erbaut und um 1849 in Betrieb gesetzt. Um 1850 wurden im Königreich Sachsen 17 Hochöfen, 84 Frischfeuer, 12 Puddlings-, 6 Schweiss-, 21 Kupol- und 25 Flammöfen auf 24 Eisenwerken auf- geführt. Die bedeutendsten Holzkohlenhüttenwerke waren zu Gröditz in der Lausitz, im Weisseritzer Thal bei Dresden, in der Umgebung der Städte Schwarzenberg, Johann-Georgenstadt, Eibenstock und Schneeberg, und zu Rautenkranz im Voigtlande. Dieselben wurden meistens noch mit Wasserkraft betrieben. Es fehlte noch an einer Eisenbahnverbindung zwischen Erz- und Steinkohlengebiet.
Die sächsischen Fürstentümer besassen im Thüringer Walde eine alte aber wenig bedeutende Eisenindustrie. Um 1840 betrug deren ganze jährliche Hochofenproduktion etwa 3250 Tonnen und stieg bis 1847 auf 4000 Tonnen. Die Stabeisenproduktion belief sich auf 1500 bis 2600 Tonnen.
In der Nähe von Eisfeld befand sich ein von Thoma angelegter Gaspuddelofen, in dem aber nicht nur Eisen gepuddelt, sondern auch Erze direkt auf Eisen verarbeitet wurden. In einem andern einfachen Apparate sollte mit Gasen Roheisen erzeugt werden.
Gewaltiges Aufsehen erregte die Gründung des Herrn Meyer von Hildburghausen, des Schöpfers des Bibliographischen Institutes, welcher bei Neuhaus im Meiningenschen eine grossartige Eisen- hüttenanlage mit Hochofen-, Puddel- und Walzwerk für Stein- kohlenbetrieb errichtete. Eine Aktiengesellschaft "Deutsche Eisen- bahnschienen-Compagnie" kam zusammen. Sie stellte in Aussicht, jährlich 15000 Tonnen Eisenbahnschienen zu liefern. Die Werke wurden 1846 gebaut. Das Unternehmen war aber ein gänzlich ver-
Auſserpreuſsische deutsche Staaten 1831 bis 1850.
Draht. Es waren im Betriebe 15 Holzkohlenhochöfen und 2 Kokshoch- öfen, 8 Kupolöfen, 51 Frischfeuer mit 60 Hämmern, 23 Wärm- und Zainfeuer mit 44 Hämmern, 5 Blechwalzwerken und 1 Drahtwerk.
Auſser der Königin Marienhütte bei Zwickau war ein zweites Hüttenwerk für Steinkohlenbetrieb, die König Friedrich-Augusthütte im Plauenschen Grunde, zur Verwendung der Potschapeler Stein- kohlen erbaut worden, ferner die Puddelhütte Carsdorf bei Dippoldis- walde. Diese Werke umfaſsten 3 Hochöfen nebst Gieſsereianstalten, 8 Kupolöfen, 10 Puddel- und 5 Schweiſsöfen mit 3 Hämmern und 2 Walzwerken. Die Friedrich-Augusthütte war aber nur kurze Zeit im Betriebe, und hatte infolge des schlechten Koks und schlechter Betriebsleitung sehr ungünstigen Erfolg. Das Puddel- und Walzwerk der Königin Marienhütte lieferte seit 1848 auch Eisenbahnschienen. Hier wurde der erste Dampfhammer in Deutschland von Wilhelm Dorning erbaut und um 1849 in Betrieb gesetzt. Um 1850 wurden im Königreich Sachsen 17 Hochöfen, 84 Frischfeuer, 12 Puddlings-, 6 Schweiſs-, 21 Kupol- und 25 Flammöfen auf 24 Eisenwerken auf- geführt. Die bedeutendsten Holzkohlenhüttenwerke waren zu Gröditz in der Lausitz, im Weiſseritzer Thal bei Dresden, in der Umgebung der Städte Schwarzenberg, Johann-Georgenstadt, Eibenstock und Schneeberg, und zu Rautenkranz im Voigtlande. Dieselben wurden meistens noch mit Wasserkraft betrieben. Es fehlte noch an einer Eisenbahnverbindung zwischen Erz- und Steinkohlengebiet.
Die sächsischen Fürstentümer besaſsen im Thüringer Walde eine alte aber wenig bedeutende Eisenindustrie. Um 1840 betrug deren ganze jährliche Hochofenproduktion etwa 3250 Tonnen und stieg bis 1847 auf 4000 Tonnen. Die Stabeisenproduktion belief sich auf 1500 bis 2600 Tonnen.
In der Nähe von Eisfeld befand sich ein von Thoma angelegter Gaspuddelofen, in dem aber nicht nur Eisen gepuddelt, sondern auch Erze direkt auf Eisen verarbeitet wurden. In einem andern einfachen Apparate sollte mit Gasen Roheisen erzeugt werden.
Gewaltiges Aufsehen erregte die Gründung des Herrn Meyer von Hildburghausen, des Schöpfers des Bibliographischen Institutes, welcher bei Neuhaus im Meiningenschen eine groſsartige Eisen- hüttenanlage mit Hochofen-, Puddel- und Walzwerk für Stein- kohlenbetrieb errichtete. Eine Aktiengesellschaft „Deutsche Eisen- bahnschienen-Compagnie“ kam zusammen. Sie stellte in Aussicht, jährlich 15000 Tonnen Eisenbahnschienen zu liefern. Die Werke wurden 1846 gebaut. Das Unternehmen war aber ein gänzlich ver-
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Auſserpreuſsische deutsche Staaten 1831 bis 1850.
Draht. Es waren im Betriebe 15 Holzkohlenhochöfen und 2 Kokshoch-
öfen, 8 Kupolöfen, 51 Frischfeuer mit 60 Hämmern, 23 Wärm- und
Zainfeuer mit 44 Hämmern, 5 Blechwalzwerken und 1 Drahtwerk.
Auſser der Königin Marienhütte bei Zwickau war ein zweites
Hüttenwerk für Steinkohlenbetrieb, die König Friedrich-Augusthütte
im Plauenschen Grunde, zur Verwendung der Potschapeler Stein-
kohlen erbaut worden, ferner die Puddelhütte Carsdorf bei Dippoldis-
walde. Diese Werke umfaſsten 3 Hochöfen nebst Gieſsereianstalten,
8 Kupolöfen, 10 Puddel- und 5 Schweiſsöfen mit 3 Hämmern und
2 Walzwerken. Die Friedrich-Augusthütte war aber nur kurze Zeit
im Betriebe, und hatte infolge des schlechten Koks und schlechter
Betriebsleitung sehr ungünstigen Erfolg. Das Puddel- und Walzwerk
der Königin Marienhütte lieferte seit 1848 auch Eisenbahnschienen.
Hier wurde der erste Dampfhammer in Deutschland von Wilhelm
Dorning erbaut und um 1849 in Betrieb gesetzt. Um 1850 wurden
im Königreich Sachsen 17 Hochöfen, 84 Frischfeuer, 12 Puddlings-,
6 Schweiſs-, 21 Kupol- und 25 Flammöfen auf 24 Eisenwerken auf-
geführt. Die bedeutendsten Holzkohlenhüttenwerke waren zu Gröditz
in der Lausitz, im Weiſseritzer Thal bei Dresden, in der Umgebung
der Städte Schwarzenberg, Johann-Georgenstadt, Eibenstock und
Schneeberg, und zu Rautenkranz im Voigtlande. Dieselben wurden
meistens noch mit Wasserkraft betrieben. Es fehlte noch an einer
Eisenbahnverbindung zwischen Erz- und Steinkohlengebiet.
Die sächsischen Fürstentümer besaſsen im Thüringer Walde
eine alte aber wenig bedeutende Eisenindustrie. Um 1840 betrug
deren ganze jährliche Hochofenproduktion etwa 3250 Tonnen und stieg
bis 1847 auf 4000 Tonnen. Die Stabeisenproduktion belief sich auf
1500 bis 2600 Tonnen.
In der Nähe von Eisfeld befand sich ein von Thoma angelegter
Gaspuddelofen, in dem aber nicht nur Eisen gepuddelt, sondern auch
Erze direkt auf Eisen verarbeitet wurden. In einem andern einfachen
Apparate sollte mit Gasen Roheisen erzeugt werden.
Gewaltiges Aufsehen erregte die Gründung des Herrn Meyer
von Hildburghausen, des Schöpfers des Bibliographischen Institutes,
welcher bei Neuhaus im Meiningenschen eine groſsartige Eisen-
hüttenanlage mit Hochofen-, Puddel- und Walzwerk für Stein-
kohlenbetrieb errichtete. Eine Aktiengesellschaft „Deutsche Eisen-
bahnschienen-Compagnie“ kam zusammen. Sie stellte in Aussicht,
jährlich 15000 Tonnen Eisenbahnschienen zu liefern. Die Werke
wurden 1846 gebaut. Das Unternehmen war aber ein gänzlich ver-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 722. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/738>, abgerufen am 22.11.2024.
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