weniger Bitumen eine Steinkohle bei der trockenen Destillation ergab, je magerer, schwerer und dichter pflegte sie zu sein. -- Nicht weniger wichtig war der Aschengehalt für die Verwendbarkeit der Steinkohlen. Kirwan, Richter, Proust, Lampadius, Branthome und Hecht hatten sich mit Steinkohlenanalysen be- schäftigt und einen Aschengehalt von 1,5 bis 20 Proz. nachgewiesen. Als Bestandteile der Asche wurden Kiesel- und Thonerde mit etwas oxydiertem Eisen, seltener etwas Kalkerde, Magnesia und Mangan nachgewiesen. Dass die Gase und Öle, welche bei der trocknen Destillation der Steinkohle übergehen, wirkliche Produkte des Prozesses und keine Edukte sind, hebt Karsten ausdrücklich hervor. Die chemische Analyse erklärt aber Karsten für den Hüttenmann als nicht ausreichend, die physikalischen Merkmale seien ebenso wichtig. Am wichtigsten sei das Verhalten der Steinkohlen in der Hitze, ihre Verkokungsfähigkeit. Karsten giebt die Kennzeichen von gut und schlecht kokenden Kohlen an, ohne indessen schon die scharfe Unterscheidung zu machen, die er später einführte; er hält sich viel- mehr noch an die mineralogische Einteilung. Hassenfratz da- gegen teilt die Steinkohlen in drei Gruppen, in trockene, magere und fette, von denen er die nachstehenden, in der Schule zu Moutiers unter seiner Leitung gemachten Analysen mitteilt.
[Tabelle]
Analysen von Steinkohlen hatte auch Proust schon 1806 veröffent- licht 1).
Das Verkoken der Steinkohle geschah in Öfen oder in Meilern. Beim Verkoken in Öfen hatte man nach Karsten in der Regel die Absicht, die sich entwickelnden Gase aufzufangen. Dies ist indes nicht richtig, vielmehr wendete man in England überall Öfen an, wo man Kleinkohle, Grus oder Abfall verkokte, Meiler und Haufen da, wo man Stückkohle verkokte. Karstens Ansicht gründete sich auf den Zustand, wie er in Schlesien war, wo man nur die Dundonald- schen Öfen kannte, in welchen auch zugleich Theer gewonnen wurde.
1) Journal de Physique, T. LXIII, p. 320.
Das Brennmaterial 1801 bis 1815.
weniger Bitumen eine Steinkohle bei der trockenen Destillation ergab, je magerer, schwerer und dichter pflegte sie zu sein. — Nicht weniger wichtig war der Aschengehalt für die Verwendbarkeit der Steinkohlen. Kirwan, Richter, Proust, Lampadius, Branthome und Hecht hatten sich mit Steinkohlenanalysen be- schäftigt und einen Aschengehalt von 1,5 bis 20 Proz. nachgewiesen. Als Bestandteile der Asche wurden Kiesel- und Thonerde mit etwas oxydiertem Eisen, seltener etwas Kalkerde, Magnesia und Mangan nachgewiesen. Daſs die Gase und Öle, welche bei der trocknen Destillation der Steinkohle übergehen, wirkliche Produkte des Prozesses und keine Edukte sind, hebt Karsten ausdrücklich hervor. Die chemische Analyse erklärt aber Karsten für den Hüttenmann als nicht ausreichend, die physikalischen Merkmale seien ebenso wichtig. Am wichtigsten sei das Verhalten der Steinkohlen in der Hitze, ihre Verkokungsfähigkeit. Karsten giebt die Kennzeichen von gut und schlecht kokenden Kohlen an, ohne indessen schon die scharfe Unterscheidung zu machen, die er später einführte; er hält sich viel- mehr noch an die mineralogische Einteilung. Hassenfratz da- gegen teilt die Steinkohlen in drei Gruppen, in trockene, magere und fette, von denen er die nachstehenden, in der Schule zu Moutiers unter seiner Leitung gemachten Analysen mitteilt.
[Tabelle]
Analysen von Steinkohlen hatte auch Proust schon 1806 veröffent- licht 1).
Das Verkoken der Steinkohle geschah in Öfen oder in Meilern. Beim Verkoken in Öfen hatte man nach Karsten in der Regel die Absicht, die sich entwickelnden Gase aufzufangen. Dies ist indes nicht richtig, vielmehr wendete man in England überall Öfen an, wo man Kleinkohle, Grus oder Abfall verkokte, Meiler und Haufen da, wo man Stückkohle verkokte. Karstens Ansicht gründete sich auf den Zustand, wie er in Schlesien war, wo man nur die Dundonald- schen Öfen kannte, in welchen auch zugleich Theer gewonnen wurde.
1) Journal de Physique, T. LXIII, p. 320.
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Das Brennmaterial 1801 bis 1815.
weniger Bitumen eine Steinkohle bei der trockenen Destillation
ergab, je magerer, schwerer und dichter pflegte sie zu sein. —
Nicht weniger wichtig war der Aschengehalt für die Verwendbarkeit
der Steinkohlen. Kirwan, Richter, Proust, Lampadius,
Branthome und Hecht hatten sich mit Steinkohlenanalysen be-
schäftigt und einen Aschengehalt von 1,5 bis 20 Proz. nachgewiesen.
Als Bestandteile der Asche wurden Kiesel- und Thonerde mit etwas
oxydiertem Eisen, seltener etwas Kalkerde, Magnesia und Mangan
nachgewiesen. Daſs die Gase und Öle, welche bei der trocknen
Destillation der Steinkohle übergehen, wirkliche Produkte des Prozesses
und keine Edukte sind, hebt Karsten ausdrücklich hervor. Die
chemische Analyse erklärt aber Karsten für den Hüttenmann als
nicht ausreichend, die physikalischen Merkmale seien ebenso wichtig.
Am wichtigsten sei das Verhalten der Steinkohlen in der Hitze, ihre
Verkokungsfähigkeit. Karsten giebt die Kennzeichen von gut
und schlecht kokenden Kohlen an, ohne indessen schon die scharfe
Unterscheidung zu machen, die er später einführte; er hält sich viel-
mehr noch an die mineralogische Einteilung. Hassenfratz da-
gegen teilt die Steinkohlen in drei Gruppen, in trockene, magere und
fette, von denen er die nachstehenden, in der Schule zu Moutiers
unter seiner Leitung gemachten Analysen mitteilt.
Analysen von Steinkohlen hatte auch Proust schon 1806 veröffent-
licht 1).
Das Verkoken der Steinkohle geschah in Öfen oder in Meilern.
Beim Verkoken in Öfen hatte man nach Karsten in der Regel die
Absicht, die sich entwickelnden Gase aufzufangen. Dies ist indes
nicht richtig, vielmehr wendete man in England überall Öfen an, wo
man Kleinkohle, Grus oder Abfall verkokte, Meiler und Haufen da,
wo man Stückkohle verkokte. Karstens Ansicht gründete sich auf
den Zustand, wie er in Schlesien war, wo man nur die Dundonald-
schen Öfen kannte, in welchen auch zugleich Theer gewonnen wurde.
1) Journal de Physique, T. LXIII, p. 320.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/72>, abgerufen am 18.12.2024.
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