11 mit Koks betrieben wurden. 1838 zählte man nur 4 Kokshoch- öfen auf den zahlreichen Privathüttenwerken, mit einer Produktion von 2652 Tonnen, die Staatshütten Gleiwitz und Königshütte lieferten 6456 Tonnen, und da die ganze schlesische Produktion in diesem Jahre 32426 Tonnen betrug, so waren 28 Proz. mit Koks er- zeugt worden. 1847 hatte man in Schlesien 18 Kokshochöfen, welche 19508 Tonnen Roheisen, 33 Proz. der Gesamtproduktion erzeugten. In den Kokshochöfen wurden hauptsächlich die sogenannten Braun- erze der Tarnowitz-Beuthener Ablagerung, die nur 20 bis 30 Proz. Eisen enthielten, verschmolzen. Diese Erze hatten ausser ihrer Armut noch den Fehler, dass sie aus einer lockeren, zerreiblichen Masse be- standen, welche sich im Ofen dicht zusammenlegte und den Durchgang des Windes erschwerte, weshalb man die Hochöfen nicht sehr hoch und weit machen konnte. Auf der Königshütte hatte man zwischen 1835 und 1839 vergeblich versucht, den Betrieb mit roher Steinkohle beim Hochofen einzuführen. Die Koks stellte man grösstenteils aus mageren Stückkohlen in Meilern dar, und man verbrauchte von diesen auf der Königshütte 280 Teile auf 100 Teile Roheisen. Die Pro- duktion eines Hochofens von 43 Fuss Höhe betrug 600 Ctr. die Woche. Der Weddingofen hatte, als er 1846 ausgeblasen wurde, eine fast sechsjährige Hüttenreise hinter sich. Die Anwendung des erhitzten Windes machte bei dem Hochofenbetrieb in Oberschlesien nur lang- same Fortschritte. Der Ausdehnung des Holzkohlenofenbetriebes stand das eigentümliche bergrechtliche Verhältnis des Eisensteins im Wege. Der Grundherr war der Eigentümer der Eisenerze und verhüttete jährlich nur soviel, als bei dem Holzvorrat, den er auf andere Weise nicht verwerten konnte, möglich war. Die Fortschritte auf den Holz- kohlenhütten waren deshalb auch sehr gering, man blies noch vielfach mit einer Form, mit Kasten- oder gar Balggebläsen und ohne Wind- erhitzung. Fortschritte fanden hauptsächlich im Steinkohlenbetriebe statt, aber auch hierbei erst etwa seit 1840.
1838 wurde ein neues grossartiges Eisenhüttenwerk, die Laura- hütte, nach Weddings Plänen in der Nähe der Königshütte angelegt. Gründer waren die Gebrüder Oppenfeld in Berlin in Gemeinschaft mit dem Grafen Hugo Henkel von Donnersmark auf Siemianowitz. Sie hatte vier Kokshochöfen und ein grosses Puddel- und Walzwerk, eine Dampfkraft von 445 Pferden, beschäftigte 700 Arbeiter und erzeugte 100000 Ctr. Stabeisen. An dieses Werk reihte sich das dem Fürsten Hohenlohe gehörige Werk Jakobswalde an mit zwei Koks- hochöfen, einem Holzkohlenhochofen und einem Puddelwerk, Schneid-
Preuſsen 1831 bis 1850.
11 mit Koks betrieben wurden. 1838 zählte man nur 4 Kokshoch- öfen auf den zahlreichen Privathüttenwerken, mit einer Produktion von 2652 Tonnen, die Staatshütten Gleiwitz und Königshütte lieferten 6456 Tonnen, und da die ganze schlesische Produktion in diesem Jahre 32426 Tonnen betrug, so waren 28 Proz. mit Koks er- zeugt worden. 1847 hatte man in Schlesien 18 Kokshochöfen, welche 19508 Tonnen Roheisen, 33 Proz. der Gesamtproduktion erzeugten. In den Kokshochöfen wurden hauptsächlich die sogenannten Braun- erze der Tarnowitz-Beuthener Ablagerung, die nur 20 bis 30 Proz. Eisen enthielten, verschmolzen. Diese Erze hatten auſser ihrer Armut noch den Fehler, daſs sie aus einer lockeren, zerreiblichen Masse be- standen, welche sich im Ofen dicht zusammenlegte und den Durchgang des Windes erschwerte, weshalb man die Hochöfen nicht sehr hoch und weit machen konnte. Auf der Königshütte hatte man zwischen 1835 und 1839 vergeblich versucht, den Betrieb mit roher Steinkohle beim Hochofen einzuführen. Die Koks stellte man gröſstenteils aus mageren Stückkohlen in Meilern dar, und man verbrauchte von diesen auf der Königshütte 280 Teile auf 100 Teile Roheisen. Die Pro- duktion eines Hochofens von 43 Fuſs Höhe betrug 600 Ctr. die Woche. Der Weddingofen hatte, als er 1846 ausgeblasen wurde, eine fast sechsjährige Hüttenreise hinter sich. Die Anwendung des erhitzten Windes machte bei dem Hochofenbetrieb in Oberschlesien nur lang- same Fortschritte. Der Ausdehnung des Holzkohlenofenbetriebes stand das eigentümliche bergrechtliche Verhältnis des Eisensteins im Wege. Der Grundherr war der Eigentümer der Eisenerze und verhüttete jährlich nur soviel, als bei dem Holzvorrat, den er auf andere Weise nicht verwerten konnte, möglich war. Die Fortschritte auf den Holz- kohlenhütten waren deshalb auch sehr gering, man blies noch vielfach mit einer Form, mit Kasten- oder gar Balggebläsen und ohne Wind- erhitzung. Fortschritte fanden hauptsächlich im Steinkohlenbetriebe statt, aber auch hierbei erst etwa seit 1840.
1838 wurde ein neues groſsartiges Eisenhüttenwerk, die Laura- hütte, nach Weddings Plänen in der Nähe der Königshütte angelegt. Gründer waren die Gebrüder Oppenfeld in Berlin in Gemeinschaft mit dem Grafen Hugo Henkel von Donnersmark auf Siemianowitz. Sie hatte vier Kokshochöfen und ein groſses Puddel- und Walzwerk, eine Dampfkraft von 445 Pferden, beschäftigte 700 Arbeiter und erzeugte 100000 Ctr. Stabeisen. An dieses Werk reihte sich das dem Fürsten Hohenlohe gehörige Werk Jakobswalde an mit zwei Koks- hochöfen, einem Holzkohlenhochofen und einem Puddelwerk, Schneid-
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Preuſsen 1831 bis 1850.
11 mit Koks betrieben wurden. 1838 zählte man nur 4 Kokshoch-
öfen auf den zahlreichen Privathüttenwerken, mit einer Produktion
von 2652 Tonnen, die Staatshütten Gleiwitz und Königshütte
lieferten 6456 Tonnen, und da die ganze schlesische Produktion in
diesem Jahre 32426 Tonnen betrug, so waren 28 Proz. mit Koks er-
zeugt worden. 1847 hatte man in Schlesien 18 Kokshochöfen, welche
19508 Tonnen Roheisen, 33 Proz. der Gesamtproduktion erzeugten.
In den Kokshochöfen wurden hauptsächlich die sogenannten Braun-
erze der Tarnowitz-Beuthener Ablagerung, die nur 20 bis 30 Proz.
Eisen enthielten, verschmolzen. Diese Erze hatten auſser ihrer Armut
noch den Fehler, daſs sie aus einer lockeren, zerreiblichen Masse be-
standen, welche sich im Ofen dicht zusammenlegte und den Durchgang
des Windes erschwerte, weshalb man die Hochöfen nicht sehr hoch
und weit machen konnte. Auf der Königshütte hatte man zwischen
1835 und 1839 vergeblich versucht, den Betrieb mit roher Steinkohle
beim Hochofen einzuführen. Die Koks stellte man gröſstenteils aus
mageren Stückkohlen in Meilern dar, und man verbrauchte von diesen
auf der Königshütte 280 Teile auf 100 Teile Roheisen. Die Pro-
duktion eines Hochofens von 43 Fuſs Höhe betrug 600 Ctr. die Woche.
Der Weddingofen hatte, als er 1846 ausgeblasen wurde, eine fast
sechsjährige Hüttenreise hinter sich. Die Anwendung des erhitzten
Windes machte bei dem Hochofenbetrieb in Oberschlesien nur lang-
same Fortschritte. Der Ausdehnung des Holzkohlenofenbetriebes stand
das eigentümliche bergrechtliche Verhältnis des Eisensteins im Wege.
Der Grundherr war der Eigentümer der Eisenerze und verhüttete
jährlich nur soviel, als bei dem Holzvorrat, den er auf andere Weise
nicht verwerten konnte, möglich war. Die Fortschritte auf den Holz-
kohlenhütten waren deshalb auch sehr gering, man blies noch vielfach
mit einer Form, mit Kasten- oder gar Balggebläsen und ohne Wind-
erhitzung. Fortschritte fanden hauptsächlich im Steinkohlenbetriebe
statt, aber auch hierbei erst etwa seit 1840.
1838 wurde ein neues groſsartiges Eisenhüttenwerk, die Laura-
hütte, nach Weddings Plänen in der Nähe der Königshütte angelegt.
Gründer waren die Gebrüder Oppenfeld in Berlin in Gemeinschaft
mit dem Grafen Hugo Henkel von Donnersmark auf Siemianowitz.
Sie hatte vier Kokshochöfen und ein groſses Puddel- und Walzwerk,
eine Dampfkraft von 445 Pferden, beschäftigte 700 Arbeiter und
erzeugte 100000 Ctr. Stabeisen. An dieses Werk reihte sich das dem
Fürsten Hohenlohe gehörige Werk Jakobswalde an mit zwei Koks-
hochöfen, einem Holzkohlenhochofen und einem Puddelwerk, Schneid-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 699. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/715>, abgerufen am 22.11.2024.
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