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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Preussen 1831 bis 1850.

Eine der merkwürdigsten Schöpfungen dieser Periode war die
Gründung des grossartigen Eisenwerkes zu Moabit bei Berlin, mitten
im märkischen Sande und weit entfernt von den Ursprungsorten der
wichtigsten Rohstoffe, Steinkohlen und Eisen, durch August Borsig.
Dieser hochverdiente Mann begann seine Laufbahn als Zimmergeselle
1821 in Breslau. Auf Empfehlung der dortigen Regierung wurde er
1823 als Schüler in das von Beuth gegründete Gewerbeinstitut auf-
genommen. Da er aber nur für Mechanik Interesse an den Tag
legte und die übrigen Fächer vernachlässigte, so erhielt er von dem
gestrengen Direktor vor Ablauf der Studienzeit seine Entlassung,
worauf er 1825 in die Maschinenbauanstalt von Egells eintrat und
Schlosserei und Giesserei erlernte. Durch Fleiss und Tüchtigkeit
brachte er es erst zum Monteur, später zum Werkführer und zuletzt
zum Direktor der Egellsschen Fabrik. Als die Eisenbahnen dem
Maschinenbau eine neue glänzende Zukunft eröffneten, gründete er mit
seinem inzwischen ersparten kleinen Vermögen eine eigene Maschinen-
bauanstalt. Seine vortrefflichen Dampfmaschinen erwarben ihm rasch
Anerkennung. Die erste Lokomotive baute er für die Anhaltische
Bahn. Von da an wuchs seine Fabrik und sein Ansehen rasch.
1847 hatte er bereits 186 Lokomotiven gebaut und beschäftigte 1200
Arbeiter. In diesem Jahre begann er den Bau eines grossen Puddel-
und Walzwerkes an der Spree in Moabit. 1850 kam das vortrefflich
eingerichtete Werk, das hauptsächlich auf die Verarbeitung von
schlesischem Roheisen begründet war, in Betrieb, und lieferte alle
Arten von Schmiede- und Walzeisen.

Die Eisenspalterei zu Neustadt-Eberswalde lieferte hauptsächlich
gewalztes Schwarzblech. Hier machte Bischof 1843 seine Versuche
mit einem Torfgas-Puddelofen. Nach Karsten betrug die Produktion
des brandenburg-preussischen Distrikts 1838 1303 Tonnen Gusswaren
erster und 2250 Tonnen zweiter Schmelzung, 3332 Tonnen Stabeisen
und 72 Tonnen Rohstahl. Von 1838 bis 1846 stieg die Stabeisen-
produktion durch Verarbeitung fremden, besonders englischen Roh-
eisens auf 5850 Tonnen.

Der schlesische Bergdistrikt zerfiel in Niederschlesien und
Oberschlesien. In Niederschlesien waren die Verhältnisse ähnlich
wie in Brandenburg, ein lebhafter Hochofenbetrieb, meist mit Wiesen-
erzen, fand im Regierungsbezirke Liegnitz statt. Die Produktion be-
trug 1836 2150 bis 2200 Tonnen Roheisen, 1600 Tonnen Gusswaren
erster Schmelzung und 2000 Tonnen Stabeisen.

In Oberschlesien gab es damals 80 Hochöfen, von denen nur

Preuſsen 1831 bis 1850.

Eine der merkwürdigsten Schöpfungen dieser Periode war die
Gründung des groſsartigen Eisenwerkes zu Moabit bei Berlin, mitten
im märkischen Sande und weit entfernt von den Ursprungsorten der
wichtigsten Rohstoffe, Steinkohlen und Eisen, durch August Borsig.
Dieser hochverdiente Mann begann seine Laufbahn als Zimmergeselle
1821 in Breslau. Auf Empfehlung der dortigen Regierung wurde er
1823 als Schüler in das von Beuth gegründete Gewerbeinstitut auf-
genommen. Da er aber nur für Mechanik Interesse an den Tag
legte und die übrigen Fächer vernachlässigte, so erhielt er von dem
gestrengen Direktor vor Ablauf der Studienzeit seine Entlassung,
worauf er 1825 in die Maschinenbauanstalt von Egells eintrat und
Schlosserei und Gieſserei erlernte. Durch Fleiſs und Tüchtigkeit
brachte er es erst zum Monteur, später zum Werkführer und zuletzt
zum Direktor der Egellsschen Fabrik. Als die Eisenbahnen dem
Maschinenbau eine neue glänzende Zukunft eröffneten, gründete er mit
seinem inzwischen ersparten kleinen Vermögen eine eigene Maschinen-
bauanstalt. Seine vortrefflichen Dampfmaschinen erwarben ihm rasch
Anerkennung. Die erste Lokomotive baute er für die Anhaltische
Bahn. Von da an wuchs seine Fabrik und sein Ansehen rasch.
1847 hatte er bereits 186 Lokomotiven gebaut und beschäftigte 1200
Arbeiter. In diesem Jahre begann er den Bau eines groſsen Puddel-
und Walzwerkes an der Spree in Moabit. 1850 kam das vortrefflich
eingerichtete Werk, das hauptsächlich auf die Verarbeitung von
schlesischem Roheisen begründet war, in Betrieb, und lieferte alle
Arten von Schmiede- und Walzeisen.

Die Eisenspalterei zu Neustadt-Eberswalde lieferte hauptsächlich
gewalztes Schwarzblech. Hier machte Bischof 1843 seine Versuche
mit einem Torfgas-Puddelofen. Nach Karsten betrug die Produktion
des brandenburg-preuſsischen Distrikts 1838 1303 Tonnen Guſswaren
erster und 2250 Tonnen zweiter Schmelzung, 3332 Tonnen Stabeisen
und 72 Tonnen Rohstahl. Von 1838 bis 1846 stieg die Stabeisen-
produktion durch Verarbeitung fremden, besonders englischen Roh-
eisens auf 5850 Tonnen.

Der schlesische Bergdistrikt zerfiel in Niederschlesien und
Oberschlesien. In Niederschlesien waren die Verhältnisse ähnlich
wie in Brandenburg, ein lebhafter Hochofenbetrieb, meist mit Wiesen-
erzen, fand im Regierungsbezirke Liegnitz statt. Die Produktion be-
trug 1836 2150 bis 2200 Tonnen Roheisen, 1600 Tonnen Guſswaren
erster Schmelzung und 2000 Tonnen Stabeisen.

In Oberschlesien gab es damals 80 Hochöfen, von denen nur

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[698/0714] Preuſsen 1831 bis 1850. Eine der merkwürdigsten Schöpfungen dieser Periode war die Gründung des groſsartigen Eisenwerkes zu Moabit bei Berlin, mitten im märkischen Sande und weit entfernt von den Ursprungsorten der wichtigsten Rohstoffe, Steinkohlen und Eisen, durch August Borsig. Dieser hochverdiente Mann begann seine Laufbahn als Zimmergeselle 1821 in Breslau. Auf Empfehlung der dortigen Regierung wurde er 1823 als Schüler in das von Beuth gegründete Gewerbeinstitut auf- genommen. Da er aber nur für Mechanik Interesse an den Tag legte und die übrigen Fächer vernachlässigte, so erhielt er von dem gestrengen Direktor vor Ablauf der Studienzeit seine Entlassung, worauf er 1825 in die Maschinenbauanstalt von Egells eintrat und Schlosserei und Gieſserei erlernte. Durch Fleiſs und Tüchtigkeit brachte er es erst zum Monteur, später zum Werkführer und zuletzt zum Direktor der Egellsschen Fabrik. Als die Eisenbahnen dem Maschinenbau eine neue glänzende Zukunft eröffneten, gründete er mit seinem inzwischen ersparten kleinen Vermögen eine eigene Maschinen- bauanstalt. Seine vortrefflichen Dampfmaschinen erwarben ihm rasch Anerkennung. Die erste Lokomotive baute er für die Anhaltische Bahn. Von da an wuchs seine Fabrik und sein Ansehen rasch. 1847 hatte er bereits 186 Lokomotiven gebaut und beschäftigte 1200 Arbeiter. In diesem Jahre begann er den Bau eines groſsen Puddel- und Walzwerkes an der Spree in Moabit. 1850 kam das vortrefflich eingerichtete Werk, das hauptsächlich auf die Verarbeitung von schlesischem Roheisen begründet war, in Betrieb, und lieferte alle Arten von Schmiede- und Walzeisen. Die Eisenspalterei zu Neustadt-Eberswalde lieferte hauptsächlich gewalztes Schwarzblech. Hier machte Bischof 1843 seine Versuche mit einem Torfgas-Puddelofen. Nach Karsten betrug die Produktion des brandenburg-preuſsischen Distrikts 1838 1303 Tonnen Guſswaren erster und 2250 Tonnen zweiter Schmelzung, 3332 Tonnen Stabeisen und 72 Tonnen Rohstahl. Von 1838 bis 1846 stieg die Stabeisen- produktion durch Verarbeitung fremden, besonders englischen Roh- eisens auf 5850 Tonnen. Der schlesische Bergdistrikt zerfiel in Niederschlesien und Oberschlesien. In Niederschlesien waren die Verhältnisse ähnlich wie in Brandenburg, ein lebhafter Hochofenbetrieb, meist mit Wiesen- erzen, fand im Regierungsbezirke Liegnitz statt. Die Produktion be- trug 1836 2150 bis 2200 Tonnen Roheisen, 1600 Tonnen Guſswaren erster Schmelzung und 2000 Tonnen Stabeisen. In Oberschlesien gab es damals 80 Hochöfen, von denen nur

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 698. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/714>, abgerufen am 22.11.2024.