zu einer zunehmenden Eiseneinfuhr aus dem Auslande. Diese ge- staltete sich seit 1839 durch die infolge der in England und Belgien ausgebrochenen Krisis gesunkenen Eisenpreise zu einer Überflutung des deutschen Marktes mit fremdem Eisen, welche das deutsche Eisen- gewerbe um so mehr bedrückte, als dasselbe durch keinen genügenden Eingangszoll geschützt war. England und Belgien erhielten dadurch auf dem deutschen Eisenmarkte ein grosses Übergewicht. Im Jahre 1844 bezog das Zollvereinsgebiet 2 Millionen Centner Eisen, meistens Schienen aus dem Auslande. Der britische Schatzkanzler äusserte damals im Unterhause, "unser Handel nach Deutschland entspricht zwei Arbeitstagen unserer Wochenindustrie". Dieser Zustand dauerte an bis zum 1. September 1844, an welchem Termine endlich der deutsche Zollverein, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass die deutsche Eisenindustrie ohne allen Schutz dem Auslande gegenüber zu Grunde gehen musste, einen mässigen Eingangszoll von 10 Silber- groschen auf den Zollcentner, oder 2 Mark auf die 100 kg Roheisen einführte, während der Zoll für Stabeisen und Schienen auf 41/2 Mark erhöht wurde.
Wie sehr die Einfuhr von fremdem Eisen in dieser Zeit aber zu- genommen hatte, beweisen folgende Zahlen:
Einfuhr von Roheisen von Stabeisen und Stahl
1836 4798,8 Tonnen 8715,2 Tonnen
1837 7691,0 " 8385,0 "
1838 13852,9 " 18860,9 "
1839 15072,6 " 17014,4 "
1840 36765,7 " 21853,7 "
1841 49318,7 " 27704,7 "
1842 59796,3 " 46679,9 "
1843 132927,8 " 49046,1 "
Für verarbeitetes Eisen hatte schon der Tarif von 1837/39 Zoll- sätze festgesetzt gehabt, und zwar 1 Gulden 40 Kreuzer für den Centner, oder 5,70 Mk. für 100 kg Stabeisen, Schienen und Stahl, 5 Gulden 30 Kreuzer für den Centner, oder 18,86 Mk. für 100 kg Band- und Schmiedeeisen, und 10 Gulden 121/2 Kreuzer für den Centner, oder 35 Mk. für 100 kg nicht ganz grober Gusswaren. Diesen Zoll verstanden die englischen und belgischen Importeure aber dadurch teilweise zu umgehen, dass sie geschmiedetes Eisen in Form grober Blöcke einführten und als Roheisen deklarierten, was auch Jahre lang durchging.
Die Roheisenproducenten hatten sich in einer sehr ungünstigen
Deutschland 1831 bis 1850.
zu einer zunehmenden Eiseneinfuhr aus dem Auslande. Diese ge- staltete sich seit 1839 durch die infolge der in England und Belgien ausgebrochenen Krisis gesunkenen Eisenpreise zu einer Überflutung des deutschen Marktes mit fremdem Eisen, welche das deutsche Eisen- gewerbe um so mehr bedrückte, als dasselbe durch keinen genügenden Eingangszoll geschützt war. England und Belgien erhielten dadurch auf dem deutschen Eisenmarkte ein groſses Übergewicht. Im Jahre 1844 bezog das Zollvereinsgebiet 2 Millionen Centner Eisen, meistens Schienen aus dem Auslande. Der britische Schatzkanzler äuſserte damals im Unterhause, „unser Handel nach Deutschland entspricht zwei Arbeitstagen unserer Wochenindustrie“. Dieser Zustand dauerte an bis zum 1. September 1844, an welchem Termine endlich der deutsche Zollverein, nachdem er sich davon überzeugt hatte, daſs die deutsche Eisenindustrie ohne allen Schutz dem Auslande gegenüber zu Grunde gehen muſste, einen mäſsigen Eingangszoll von 10 Silber- groschen auf den Zollcentner, oder 2 Mark auf die 100 kg Roheisen einführte, während der Zoll für Stabeisen und Schienen auf 4½ Mark erhöht wurde.
Wie sehr die Einfuhr von fremdem Eisen in dieser Zeit aber zu- genommen hatte, beweisen folgende Zahlen:
Einfuhr von Roheisen von Stabeisen und Stahl
1836 4798,8 Tonnen 8715,2 Tonnen
1837 7691,0 „ 8385,0 „
1838 13852,9 „ 18860,9 „
1839 15072,6 „ 17014,4 „
1840 36765,7 „ 21853,7 „
1841 49318,7 „ 27704,7 „
1842 59796,3 „ 46679,9 „
1843 132927,8 „ 49046,1 „
Für verarbeitetes Eisen hatte schon der Tarif von 1837/39 Zoll- sätze festgesetzt gehabt, und zwar 1 Gulden 40 Kreuzer für den Centner, oder 5,70 Mk. für 100 kg Stabeisen, Schienen und Stahl, 5 Gulden 30 Kreuzer für den Centner, oder 18,86 Mk. für 100 kg Band- und Schmiedeeisen, und 10 Gulden 12½ Kreuzer für den Centner, oder 35 Mk. für 100 kg nicht ganz grober Guſswaren. Diesen Zoll verstanden die englischen und belgischen Importeure aber dadurch teilweise zu umgehen, daſs sie geschmiedetes Eisen in Form grober Blöcke einführten und als Roheisen deklarierten, was auch Jahre lang durchging.
Die Roheisenproducenten hatten sich in einer sehr ungünstigen
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Deutschland 1831 bis 1850.
zu einer zunehmenden Eiseneinfuhr aus dem Auslande. Diese ge-
staltete sich seit 1839 durch die infolge der in England und Belgien
ausgebrochenen Krisis gesunkenen Eisenpreise zu einer Überflutung
des deutschen Marktes mit fremdem Eisen, welche das deutsche Eisen-
gewerbe um so mehr bedrückte, als dasselbe durch keinen genügenden
Eingangszoll geschützt war. England und Belgien erhielten dadurch
auf dem deutschen Eisenmarkte ein groſses Übergewicht. Im Jahre
1844 bezog das Zollvereinsgebiet 2 Millionen Centner Eisen, meistens
Schienen aus dem Auslande. Der britische Schatzkanzler äuſserte
damals im Unterhause, „unser Handel nach Deutschland entspricht
zwei Arbeitstagen unserer Wochenindustrie“. Dieser Zustand dauerte
an bis zum 1. September 1844, an welchem Termine endlich der
deutsche Zollverein, nachdem er sich davon überzeugt hatte, daſs die
deutsche Eisenindustrie ohne allen Schutz dem Auslande gegenüber
zu Grunde gehen muſste, einen mäſsigen Eingangszoll von 10 Silber-
groschen auf den Zollcentner, oder 2 Mark auf die 100 kg Roheisen
einführte, während der Zoll für Stabeisen und Schienen auf 4½ Mark
erhöht wurde.
Wie sehr die Einfuhr von fremdem Eisen in dieser Zeit aber zu-
genommen hatte, beweisen folgende Zahlen:
Einfuhr von Roheisen von Stabeisen und Stahl
1836 4798,8 Tonnen 8715,2 Tonnen
1837 7691,0 „ 8385,0 „
1838 13852,9 „ 18860,9 „
1839 15072,6 „ 17014,4 „
1840 36765,7 „ 21853,7 „
1841 49318,7 „ 27704,7 „
1842 59796,3 „ 46679,9 „
1843 132927,8 „ 49046,1 „
Für verarbeitetes Eisen hatte schon der Tarif von 1837/39 Zoll-
sätze festgesetzt gehabt, und zwar 1 Gulden 40 Kreuzer für den
Centner, oder 5,70 Mk. für 100 kg Stabeisen, Schienen und Stahl,
5 Gulden 30 Kreuzer für den Centner, oder 18,86 Mk. für 100 kg Band-
und Schmiedeeisen, und 10 Gulden 12½ Kreuzer für den Centner,
oder 35 Mk. für 100 kg nicht ganz grober Guſswaren. Diesen Zoll
verstanden die englischen und belgischen Importeure aber dadurch
teilweise zu umgehen, daſs sie geschmiedetes Eisen in Form grober
Blöcke einführten und als Roheisen deklarierten, was auch Jahre
lang durchging.
Die Roheisenproducenten hatten sich in einer sehr ungünstigen
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 694. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/710>, abgerufen am 26.11.2024.
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