verwendete, mauerte man sie am besten nach dem Mittelpunkte zu etwas abschüssig, um ohne besondere Unkosten einen Teil des Holz- essigs und des Theers in ein darunter befindliches Reservoir ableiten zu können. Man machte auch zuweilen einen hohlen Boden mit einer eisernen Platte in der Mitte, von der aus man den Meiler entzün- dete 1). In Russland setzte man in mehreren Hochöfen mit Vorteil bis zu 1/4 rohes Holz zu.
Über den Kohlengehalt des Torfes und seine Zusammensetzung hatten Mushet, Thomson, Buchholz, von Marcher u. a. in dieser Zeit Untersuchungen angestellt. Mushet fand 15,1 bis 25,2 Proz. Kohle, 72,6 bis 72,8 Proz. flüchtige Teile und 2,2 bis 12,1 Proz. Asche; die von Buchholz untersuchten Torfarten ent- hielten 21,5 23, 30 und 30,5 Proz. Asche 2). Die Verkohlung des Torfes geschah ebenfalls in Gruben, Meilern oder Öfen. Karsten giebt der Verkohlung des Torfes in Meilern den Vorzug 3).
Wie man annahm, dass die Holzkohle in dem Holz schon vor- handen sei, so nahm man auch nach Proust die Kohle in der Mineral- substanz der Steinkohle vorgebildet an. Man wusste aber ander- seits, dass bei der trockenen Destillation ein Teil des Kohlenstoffes in den Destillationsprodukten enthalten ist. Hieraus, wie aus dem analogen Verhalten der Harzarten, schliesst Karsten mit Hatchett, Gay-Lussac und Thenard, dass vom Vorhandensein vorgebildeter Kohle weder in der Steinkohle noch in dem Holze die Rede sein kann 4). Je weniger Kohle eine Steinkohle bei der trockenen Destillation zurücklässt, je brennbarer ist sie. Die Mineralogen unter- schieden damals die kohligen Mineralien in Braunkohle, Steinkohle oder Schwarzkohle, und Glanzkohle oder Anthracit, denen Werner noch die mineralische Holzkohle als vierte Gattung hinzugefügt hatte. Ausserdem teilte man wieder jede Gattung in eine Anzahl von Arten, welche nach dem äusseren Ansehen unterschieden wurden. Ein anderes für den Hüttenmann praktischeres Einteilungsprincip bestand in dem Vermögen, in der Hitze zusammenzusintern, wonach man die Steinkohlen in fette oder backende, oder in magere oder nicht backende einteilte; zu ersteren gehörten die Cannelkohle, Pechkohle und Grobkohle, zu letzteren die Schieferkohle und Blätterkohle. Je
1) Siehe Annales des arts et manufactures, V, p. 249.
2) Siehe Scherers allgem. Journal der Chemie, VIII, S. 579.
3) Siehe auch Blavier über Torfverkohlung: Journal des mines Nr. 2, p. 2 und Nr. 197, p. 373.
4) Siehe Karsten, a. a. O., §. 420.
Das Brennmaterial 1801 bis 1815.
verwendete, mauerte man sie am besten nach dem Mittelpunkte zu etwas abschüssig, um ohne besondere Unkosten einen Teil des Holz- essigs und des Theers in ein darunter befindliches Reservoir ableiten zu können. Man machte auch zuweilen einen hohlen Boden mit einer eisernen Platte in der Mitte, von der aus man den Meiler entzün- dete 1). In Ruſsland setzte man in mehreren Hochöfen mit Vorteil bis zu ¼ rohes Holz zu.
Über den Kohlengehalt des Torfes und seine Zusammensetzung hatten Mushet, Thomson, Buchholz, von Marcher u. a. in dieser Zeit Untersuchungen angestellt. Mushet fand 15,1 bis 25,2 Proz. Kohle, 72,6 bis 72,8 Proz. flüchtige Teile und 2,2 bis 12,1 Proz. Asche; die von Buchholz untersuchten Torfarten ent- hielten 21,5 23, 30 und 30,5 Proz. Asche 2). Die Verkohlung des Torfes geschah ebenfalls in Gruben, Meilern oder Öfen. Karsten giebt der Verkohlung des Torfes in Meilern den Vorzug 3).
Wie man annahm, daſs die Holzkohle in dem Holz schon vor- handen sei, so nahm man auch nach Proust die Kohle in der Mineral- substanz der Steinkohle vorgebildet an. Man wuſste aber ander- seits, daſs bei der trockenen Destillation ein Teil des Kohlenstoffes in den Destillationsprodukten enthalten ist. Hieraus, wie aus dem analogen Verhalten der Harzarten, schlieſst Karsten mit Hatchett, Gay-Lussac und Thenard, daſs vom Vorhandensein vorgebildeter Kohle weder in der Steinkohle noch in dem Holze die Rede sein kann 4). Je weniger Kohle eine Steinkohle bei der trockenen Destillation zurückläſst, je brennbarer ist sie. Die Mineralogen unter- schieden damals die kohligen Mineralien in Braunkohle, Steinkohle oder Schwarzkohle, und Glanzkohle oder Anthracit, denen Werner noch die mineralische Holzkohle als vierte Gattung hinzugefügt hatte. Auſserdem teilte man wieder jede Gattung in eine Anzahl von Arten, welche nach dem äuſseren Ansehen unterschieden wurden. Ein anderes für den Hüttenmann praktischeres Einteilungsprincip bestand in dem Vermögen, in der Hitze zusammenzusintern, wonach man die Steinkohlen in fette oder backende, oder in magere oder nicht backende einteilte; zu ersteren gehörten die Cannelkohle, Pechkohle und Grobkohle, zu letzteren die Schieferkohle und Blätterkohle. Je
1) Siehe Annales des arts et manufactures, V, p. 249.
2) Siehe Scherers allgem. Journal der Chemie, VIII, S. 579.
3) Siehe auch Blavier über Torfverkohlung: Journal des mines Nr. 2, p. 2 und Nr. 197, p. 373.
4) Siehe Karsten, a. a. O., §. 420.
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Das Brennmaterial 1801 bis 1815.
verwendete, mauerte man sie am besten nach dem Mittelpunkte zu
etwas abschüssig, um ohne besondere Unkosten einen Teil des Holz-
essigs und des Theers in ein darunter befindliches Reservoir ableiten
zu können. Man machte auch zuweilen einen hohlen Boden mit einer
eisernen Platte in der Mitte, von der aus man den Meiler entzün-
dete 1). In Ruſsland setzte man in mehreren Hochöfen mit Vorteil
bis zu ¼ rohes Holz zu.
Über den Kohlengehalt des Torfes und seine Zusammensetzung
hatten Mushet, Thomson, Buchholz, von Marcher u. a.
in dieser Zeit Untersuchungen angestellt. Mushet fand 15,1 bis
25,2 Proz. Kohle, 72,6 bis 72,8 Proz. flüchtige Teile und 2,2 bis
12,1 Proz. Asche; die von Buchholz untersuchten Torfarten ent-
hielten 21,5 23, 30 und 30,5 Proz. Asche 2). Die Verkohlung des
Torfes geschah ebenfalls in Gruben, Meilern oder Öfen. Karsten
giebt der Verkohlung des Torfes in Meilern den Vorzug 3).
Wie man annahm, daſs die Holzkohle in dem Holz schon vor-
handen sei, so nahm man auch nach Proust die Kohle in der Mineral-
substanz der Steinkohle vorgebildet an. Man wuſste aber ander-
seits, daſs bei der trockenen Destillation ein Teil des Kohlenstoffes
in den Destillationsprodukten enthalten ist. Hieraus, wie aus dem
analogen Verhalten der Harzarten, schlieſst Karsten mit Hatchett,
Gay-Lussac und Thenard, daſs vom Vorhandensein vorgebildeter
Kohle weder in der Steinkohle noch in dem Holze die Rede sein
kann 4). Je weniger Kohle eine Steinkohle bei der trockenen
Destillation zurückläſst, je brennbarer ist sie. Die Mineralogen unter-
schieden damals die kohligen Mineralien in Braunkohle, Steinkohle
oder Schwarzkohle, und Glanzkohle oder Anthracit, denen Werner
noch die mineralische Holzkohle als vierte Gattung hinzugefügt hatte.
Auſserdem teilte man wieder jede Gattung in eine Anzahl von Arten,
welche nach dem äuſseren Ansehen unterschieden wurden. Ein
anderes für den Hüttenmann praktischeres Einteilungsprincip bestand
in dem Vermögen, in der Hitze zusammenzusintern, wonach man
die Steinkohlen in fette oder backende, oder in magere oder nicht
backende einteilte; zu ersteren gehörten die Cannelkohle, Pechkohle
und Grobkohle, zu letzteren die Schieferkohle und Blätterkohle. Je
1) Siehe Annales des arts et manufactures, V, p. 249.
2) Siehe Scherers allgem. Journal der Chemie, VIII, S. 579.
3) Siehe auch Blavier über Torfverkohlung: Journal des mines Nr. 2, p. 2
und Nr. 197, p. 373.
4) Siehe Karsten, a. a. O., §. 420.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/71>, abgerufen am 18.12.2024.
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