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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Belgien 1831 bis 1850.

Zu den Hütten der Maasgruppe gehörten Esperance mit 4 Koks-
hochöfen und Ougree, dessen Walzhütte 1836 von Lamarche er-
baut wurde; sie hatte 15 Puddelöfen, 1 Feineisenwalzwerk, 1 Blech-
walzwerk, 2 Schweissöfen, 3 Glühöfen. Eigentümlich war, dass alle
Walzenstrassen von einer einzigen Welle von über 100 Fuss Länge
bewegt wurden. Die Hütte zu Sclessin hatte 6 Kokshochöfen und eine
grosse Giesshalle. Die Hütte zu Grivegnee, der Familie Orban ge-
hörig, hatte einen der grössten Hochöfen, welcher bei 621/2 engl. Fuss
Höhe 18 Fuss Weite im Kohlensacke und 10 Fuss in der Gicht hatte.

Kokshochöfen gab es ferner in diesem Gebiete zu Vennes-les-
Grivegnee, zu Dolhain bei Vervier, die 1847 von Th. Bonehill (Bonn-
hill)
erbaut worden waren, und zu Aigneau-lez-Nameiche. -- Die Walz-
hütte von Renard in der Vorstadt Armercour zu Lüttich war in den
Jahren 1837 bis 1840 errichtet worden.

Die zweite Gruppe der belgischen Hütten waren die an der
Sambre. Sie umfasste 7 Eisenwerke; eins der grössten derselben
war die mit 12 Millionen Franken gegründete Hütte zu Chatelineau
mit 7 Hochöfen, ferner ebendaselbst das Eisenwerk von Dupont,
Montignies sur Sambre, welches aus 3 grossen Hochöfen und 1 Walz-
hütte bestand. Die grossartigste Anlage war aber Couillet, welche
mehrere Steinkohlengruben, 8 Hochöfen, 1 Walzhütte und 1 schöne
Maschinenbauanstalt umfasste. Die Hochofenanlage dieses berühm-
ten Hüttenwerkes war von Huart gebaut worden und wurde 1836
von Defontaine administriert. Das Walzwerk war von dem eng-
lischen Ingenieur Harold Smith erbaut. Ein anderes grosses
Eisenwerk war das der Providence zu Marchienne-au-Pont, mit 2
grossen Koksöfen und einer Walzhütte, sodann Monceau-sur-Sambre
mit 4 Kokshochöfen und einer 1838 von dem Engländer Granville
(Greneville)
erbauten Walzhütte, und Hourpes-sur-Sambre mit
2 Kokshochöfen. Letztgenannte war eine der ältesten Kokshütten
Belgiens. Sie war aus einer alten Holzkohlenhütte, die lange kalt
gelegen hatte, entstanden. In den Jahren 1825 und 1826 hatte dort
Bonehill zu Marchienne einen kleinen Kokshochofen nebst zwei
Flamm- und mehreren Kupolöfen zum Umschmelzen des Roheisens
und eine Kanonenbohrwerkstätte erbaut, da die Gesellschaft, zu der
auch König Wilhelm der Niederlande als Teilhaber gehörte, gusseiserne
Geschütze fabrizieren wollte.

Die dritte Gruppe umfasste die Hochöfen zwischen Sambre und
Maas und der Borinage. Zu ihr gehörten 1. das Eisenwerk zu Acoz
mit 2 grossen Kokshochöfen und 1 Walzwerk; 2. die Hütte von

Belgien 1831 bis 1850.

Zu den Hütten der Maasgruppe gehörten Espérance mit 4 Koks-
hochöfen und Ougrée, dessen Walzhütte 1836 von Lamarche er-
baut wurde; sie hatte 15 Puddelöfen, 1 Feineisenwalzwerk, 1 Blech-
walzwerk, 2 Schweiſsöfen, 3 Glühöfen. Eigentümlich war, daſs alle
Walzenstraſsen von einer einzigen Welle von über 100 Fuſs Länge
bewegt wurden. Die Hütte zu Sclessin hatte 6 Kokshochöfen und eine
groſse Gieſshalle. Die Hütte zu Grivegnée, der Familie Orban ge-
hörig, hatte einen der gröſsten Hochöfen, welcher bei 62½ engl. Fuſs
Höhe 18 Fuſs Weite im Kohlensacke und 10 Fuſs in der Gicht hatte.

Kokshochöfen gab es ferner in diesem Gebiete zu Vennes-les-
Grivegnée, zu Dolhain bei Vervier, die 1847 von Th. Bonehill (Bonn-
hill)
erbaut worden waren, und zu Aigneau-lez-Namîche. — Die Walz-
hütte von Renard in der Vorstadt Armercour zu Lüttich war in den
Jahren 1837 bis 1840 errichtet worden.

Die zweite Gruppe der belgischen Hütten waren die an der
Sambre. Sie umfaſste 7 Eisenwerke; eins der gröſsten derselben
war die mit 12 Millionen Franken gegründete Hütte zu Châtelineau
mit 7 Hochöfen, ferner ebendaselbst das Eisenwerk von Dupont,
Montignies sur Sambre, welches aus 3 groſsen Hochöfen und 1 Walz-
hütte bestand. Die groſsartigste Anlage war aber Couillet, welche
mehrere Steinkohlengruben, 8 Hochöfen, 1 Walzhütte und 1 schöne
Maschinenbauanstalt umfaſste. Die Hochofenanlage dieses berühm-
ten Hüttenwerkes war von Huart gebaut worden und wurde 1836
von Defontaine administriert. Das Walzwerk war von dem eng-
lischen Ingenieur Harold Smith erbaut. Ein anderes groſses
Eisenwerk war das der Providence zu Marchienne-au-Pont, mit 2
groſsen Koksöfen und einer Walzhütte, sodann Monceau-sur-Sambre
mit 4 Kokshochöfen und einer 1838 von dem Engländer Granville
(Greneville)
erbauten Walzhütte, und Hourpes-sur-Sambre mit
2 Kokshochöfen. Letztgenannte war eine der ältesten Kokshütten
Belgiens. Sie war aus einer alten Holzkohlenhütte, die lange kalt
gelegen hatte, entstanden. In den Jahren 1825 und 1826 hatte dort
Bonehill zu Marchienne einen kleinen Kokshochofen nebst zwei
Flamm- und mehreren Kupolöfen zum Umschmelzen des Roheisens
und eine Kanonenbohrwerkstätte erbaut, da die Gesellschaft, zu der
auch König Wilhelm der Niederlande als Teilhaber gehörte, guſseiserne
Geschütze fabrizieren wollte.

Die dritte Gruppe umfaſste die Hochöfen zwischen Sambre und
Maas und der Borinage. Zu ihr gehörten 1. das Eisenwerk zu Acoz
mit 2 groſsen Kokshochöfen und 1 Walzwerk; 2. die Hütte von

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[683/0699] Belgien 1831 bis 1850. Zu den Hütten der Maasgruppe gehörten Espérance mit 4 Koks- hochöfen und Ougrée, dessen Walzhütte 1836 von Lamarche er- baut wurde; sie hatte 15 Puddelöfen, 1 Feineisenwalzwerk, 1 Blech- walzwerk, 2 Schweiſsöfen, 3 Glühöfen. Eigentümlich war, daſs alle Walzenstraſsen von einer einzigen Welle von über 100 Fuſs Länge bewegt wurden. Die Hütte zu Sclessin hatte 6 Kokshochöfen und eine groſse Gieſshalle. Die Hütte zu Grivegnée, der Familie Orban ge- hörig, hatte einen der gröſsten Hochöfen, welcher bei 62½ engl. Fuſs Höhe 18 Fuſs Weite im Kohlensacke und 10 Fuſs in der Gicht hatte. Kokshochöfen gab es ferner in diesem Gebiete zu Vennes-les- Grivegnée, zu Dolhain bei Vervier, die 1847 von Th. Bonehill (Bonn- hill) erbaut worden waren, und zu Aigneau-lez-Namîche. — Die Walz- hütte von Renard in der Vorstadt Armercour zu Lüttich war in den Jahren 1837 bis 1840 errichtet worden. Die zweite Gruppe der belgischen Hütten waren die an der Sambre. Sie umfaſste 7 Eisenwerke; eins der gröſsten derselben war die mit 12 Millionen Franken gegründete Hütte zu Châtelineau mit 7 Hochöfen, ferner ebendaselbst das Eisenwerk von Dupont, Montignies sur Sambre, welches aus 3 groſsen Hochöfen und 1 Walz- hütte bestand. Die groſsartigste Anlage war aber Couillet, welche mehrere Steinkohlengruben, 8 Hochöfen, 1 Walzhütte und 1 schöne Maschinenbauanstalt umfaſste. Die Hochofenanlage dieses berühm- ten Hüttenwerkes war von Huart gebaut worden und wurde 1836 von Defontaine administriert. Das Walzwerk war von dem eng- lischen Ingenieur Harold Smith erbaut. Ein anderes groſses Eisenwerk war das der Providence zu Marchienne-au-Pont, mit 2 groſsen Koksöfen und einer Walzhütte, sodann Monceau-sur-Sambre mit 4 Kokshochöfen und einer 1838 von dem Engländer Granville (Greneville) erbauten Walzhütte, und Hourpes-sur-Sambre mit 2 Kokshochöfen. Letztgenannte war eine der ältesten Kokshütten Belgiens. Sie war aus einer alten Holzkohlenhütte, die lange kalt gelegen hatte, entstanden. In den Jahren 1825 und 1826 hatte dort Bonehill zu Marchienne einen kleinen Kokshochofen nebst zwei Flamm- und mehreren Kupolöfen zum Umschmelzen des Roheisens und eine Kanonenbohrwerkstätte erbaut, da die Gesellschaft, zu der auch König Wilhelm der Niederlande als Teilhaber gehörte, guſseiserne Geschütze fabrizieren wollte. Die dritte Gruppe umfaſste die Hochöfen zwischen Sambre und Maas und der Borinage. Zu ihr gehörten 1. das Eisenwerk zu Acoz mit 2 groſsen Kokshochöfen und 1 Walzwerk; 2. die Hütte von

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 683. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/699>, abgerufen am 22.11.2024.