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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Grossbritannien 1831 bis 1850.
und diese Steigerung schreibt er der Winderhitzung zu. 1847 waren
von 139 Hochöfen 103 im Betriebe.

Während Schottland früher arm an Eisen war, hatte es jetzt
eine enorme Ausfuhr. 1848 betrug dieselbe 95690 Tonnen, während
England nur 63578 Tonnen exportierte. Das mit heissem Wind und
roher Steinkohle aus Blackland erzeugte Eisen war vorzüglich für
Giessereizwecke geeignet und hierfür sehr geschätzt. Zum Verfrischen
eignete sich das graphitreiche, dunkle Roheisen dagegen nur wenig,
deshalb wurde es grossenteils als Giessereiroheisen verkauft.

Die wichtigsten Hütten am Clyde lagen um Coalbridge nahe
bei Glasgow, mit dem es durch eine Eisenbahn verbunden ist. 1848
gab es 70 Hochöfen daselbst, von denen 42 in einer Kette lagen.
Ihre Höhe schwankte von 38 bis 45 engl. Fuss. Man blies meistens
mit mehr als mit 3 Formen, mit 4, 5, 6, 7, 8 und selbst mit 9. Am
häufigsten waren 6, 2 hinten und je 2 an den Seiten; dieselben
waren 21/4 bis 23/4 Zoll weit. Durch diese Anwendung zahlreicher
Formen kam man dazu, das Gestell ganz frei zu stellen. Dasselbe
wurde aus feuerfesten Ziegelsteinen von verhältnismässig geringer
Stärke gebaut. Überall blies man mit hocherhitztem Wind, dessen
Hitzegrad man durch das Schmelzen eines Stückchens Blei bestimmte.
Durch die hohe Windtemperatur und die ungeheure Windmenge
hatte man die Produktion ausserordentlich gesteigert, ein Ofen schmolz
20000 bis 30000 kg in 24 Stunden.

Das grösste Hüttenwerk gegen Ende dieser Periode war Gart-
sherrie. Es lag an einer Terrasse und bestand aus zwei Reihen, die eine
zu acht, die andere zu neun Öfen. Die eine Reihe stand an einem Ab-
hange zur Erleichterung des Betriebes, die andere lag etwa 300 Fuss
davon entfernt, ganz in der Ebene. Eine schöne starke Hängebrücke ver-
band die Giesserei der in der Ebene liegenden Ofenreihe mit der
Terrasse. Zwischen beiden Ofenreihen befand sich ein 50 Fuss breiter
Kanal, der zum Clyde führte und eiserne Kähne von 200 Tonnen
Last trug, welche zum Transport des Roheisens dienten. Zu beiden
Seiten des Kanals und parallel mit seinen Ufern liefen Eisenbahnen.
Kohle und Erze wurden von den Schächten direkt auf die Terrasse
gefahren und ohne alle Vorbereitung in grossen Stücken in die Öfen
aufgegeben.

Die Hochöfen waren 45 Fuss hoch, 19 Fuss im Kohlensack,
9 Fuss in der Gicht und 5 Fuss im Gestell im Mittel weit; die Steigung
der Rast betrug 60°. Die Schachtsteine aus feuerfestem Thon waren
2 Fuss lang und 5 bis 6 Zoll dick. Aussen liefen die Öfen konisch

Groſsbritannien 1831 bis 1850.
und diese Steigerung schreibt er der Winderhitzung zu. 1847 waren
von 139 Hochöfen 103 im Betriebe.

Während Schottland früher arm an Eisen war, hatte es jetzt
eine enorme Ausfuhr. 1848 betrug dieselbe 95690 Tonnen, während
England nur 63578 Tonnen exportierte. Das mit heiſsem Wind und
roher Steinkohle aus Blackland erzeugte Eisen war vorzüglich für
Gieſsereizwecke geeignet und hierfür sehr geschätzt. Zum Verfrischen
eignete sich das graphitreiche, dunkle Roheisen dagegen nur wenig,
deshalb wurde es groſsenteils als Gieſsereiroheisen verkauft.

Die wichtigsten Hütten am Clyde lagen um Coalbridge nahe
bei Glasgow, mit dem es durch eine Eisenbahn verbunden ist. 1848
gab es 70 Hochöfen daselbst, von denen 42 in einer Kette lagen.
Ihre Höhe schwankte von 38 bis 45 engl. Fuſs. Man blies meistens
mit mehr als mit 3 Formen, mit 4, 5, 6, 7, 8 und selbst mit 9. Am
häufigsten waren 6, 2 hinten und je 2 an den Seiten; dieselben
waren 2¼ bis 2¾ Zoll weit. Durch diese Anwendung zahlreicher
Formen kam man dazu, das Gestell ganz frei zu stellen. Dasſelbe
wurde aus feuerfesten Ziegelsteinen von verhältnismäſsig geringer
Stärke gebaut. Überall blies man mit hocherhitztem Wind, dessen
Hitzegrad man durch das Schmelzen eines Stückchens Blei bestimmte.
Durch die hohe Windtemperatur und die ungeheure Windmenge
hatte man die Produktion auſserordentlich gesteigert, ein Ofen schmolz
20000 bis 30000 kg in 24 Stunden.

Das gröſste Hüttenwerk gegen Ende dieser Periode war Gart-
sherrie. Es lag an einer Terrasse und bestand aus zwei Reihen, die eine
zu acht, die andere zu neun Öfen. Die eine Reihe stand an einem Ab-
hange zur Erleichterung des Betriebes, die andere lag etwa 300 Fuſs
davon entfernt, ganz in der Ebene. Eine schöne starke Hängebrücke ver-
band die Gieſserei der in der Ebene liegenden Ofenreihe mit der
Terrasse. Zwischen beiden Ofenreihen befand sich ein 50 Fuſs breiter
Kanal, der zum Clyde führte und eiserne Kähne von 200 Tonnen
Last trug, welche zum Transport des Roheisens dienten. Zu beiden
Seiten des Kanals und parallel mit seinen Ufern liefen Eisenbahnen.
Kohle und Erze wurden von den Schächten direkt auf die Terrasse
gefahren und ohne alle Vorbereitung in groſsen Stücken in die Öfen
aufgegeben.

Die Hochöfen waren 45 Fuss hoch, 19 Fuſs im Kohlensack,
9 Fuſs in der Gicht und 5 Fuſs im Gestell im Mittel weit; die Steigung
der Rast betrug 60°. Die Schachtsteine aus feuerfestem Thon waren
2 Fuſs lang und 5 bis 6 Zoll dick. Auſsen liefen die Öfen konisch

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[654/0670] Groſsbritannien 1831 bis 1850. und diese Steigerung schreibt er der Winderhitzung zu. 1847 waren von 139 Hochöfen 103 im Betriebe. Während Schottland früher arm an Eisen war, hatte es jetzt eine enorme Ausfuhr. 1848 betrug dieselbe 95690 Tonnen, während England nur 63578 Tonnen exportierte. Das mit heiſsem Wind und roher Steinkohle aus Blackland erzeugte Eisen war vorzüglich für Gieſsereizwecke geeignet und hierfür sehr geschätzt. Zum Verfrischen eignete sich das graphitreiche, dunkle Roheisen dagegen nur wenig, deshalb wurde es groſsenteils als Gieſsereiroheisen verkauft. Die wichtigsten Hütten am Clyde lagen um Coalbridge nahe bei Glasgow, mit dem es durch eine Eisenbahn verbunden ist. 1848 gab es 70 Hochöfen daselbst, von denen 42 in einer Kette lagen. Ihre Höhe schwankte von 38 bis 45 engl. Fuſs. Man blies meistens mit mehr als mit 3 Formen, mit 4, 5, 6, 7, 8 und selbst mit 9. Am häufigsten waren 6, 2 hinten und je 2 an den Seiten; dieselben waren 2¼ bis 2¾ Zoll weit. Durch diese Anwendung zahlreicher Formen kam man dazu, das Gestell ganz frei zu stellen. Dasſelbe wurde aus feuerfesten Ziegelsteinen von verhältnismäſsig geringer Stärke gebaut. Überall blies man mit hocherhitztem Wind, dessen Hitzegrad man durch das Schmelzen eines Stückchens Blei bestimmte. Durch die hohe Windtemperatur und die ungeheure Windmenge hatte man die Produktion auſserordentlich gesteigert, ein Ofen schmolz 20000 bis 30000 kg in 24 Stunden. Das gröſste Hüttenwerk gegen Ende dieser Periode war Gart- sherrie. Es lag an einer Terrasse und bestand aus zwei Reihen, die eine zu acht, die andere zu neun Öfen. Die eine Reihe stand an einem Ab- hange zur Erleichterung des Betriebes, die andere lag etwa 300 Fuſs davon entfernt, ganz in der Ebene. Eine schöne starke Hängebrücke ver- band die Gieſserei der in der Ebene liegenden Ofenreihe mit der Terrasse. Zwischen beiden Ofenreihen befand sich ein 50 Fuſs breiter Kanal, der zum Clyde führte und eiserne Kähne von 200 Tonnen Last trug, welche zum Transport des Roheisens dienten. Zu beiden Seiten des Kanals und parallel mit seinen Ufern liefen Eisenbahnen. Kohle und Erze wurden von den Schächten direkt auf die Terrasse gefahren und ohne alle Vorbereitung in groſsen Stücken in die Öfen aufgegeben. Die Hochöfen waren 45 Fuss hoch, 19 Fuſs im Kohlensack, 9 Fuſs in der Gicht und 5 Fuſs im Gestell im Mittel weit; die Steigung der Rast betrug 60°. Die Schachtsteine aus feuerfestem Thon waren 2 Fuſs lang und 5 bis 6 Zoll dick. Auſsen liefen die Öfen konisch

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 654. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/670>, abgerufen am 22.11.2024.