kation in der englischen Provinz York und Vergleichung der europäischen Hauptgruppen von Stahlwerken 1843 (l. c., 4. Serie, III, 583); die andere über die Darstellung des zur Stahlfabrikation an- gewendeten Stabeisens im nördlichen Europa und über den Handel mit demselben und seine weitere Benutzung 1846 (l. c. IX, 113).
Le Plays Ausführungen beweisen, dass das schwedische Stab- eisen für die Cementstahlfabrikation das beste Material lieferte, dass Frankreich ein ähnliches Material nicht hervorbrachte, dass es des- halb ein Irrtum war, darauf zu beharren, aus französischem Eisen Cementstahl machen zu wollen, der mit dem englischen an Güte konkurrieren sollte. Le Plays Abhandlung ist wohl die gediegenste Arbeit über Cement- und Gussstahlfabrikation, die bis zu dieser Zeit erschienen war.
Mehr von theoretischem Interesse ist Schafhäutls beachtens- werter Artikel "Stahl" in der technischen Encyklopädie von Prechtl (Bd. 15, 1847). Er stellt darin den Satz auf, dass der Kohlenstoff zwar der wichtigste chemische Bestandteil des Eisens zur Stahlbildung sei, dass Kohlenstoff allein aber das Eisen nicht in Stahl verwandle, sondern dass gleichzeitig auch eine gewisse Menge Silicium zur Stahl- bildung nötig sei. Ähnlich dem Kiesel wirkten auch kleine Quanti- täten von Phosphor, Arsenik, Chrom, Nickel, Silber u. s. w. Auch dem Aluminium schrieb er eine dem Silicium ähnliche Rolle im Stahl zu. Der Stahl sei als ein Gemenge verschiedener Carburete anzusehen. Hieraus erkläre sich der Damast, der durch Umschmelzen nicht zer- stört werde. Schafhäutl gab bei mehreren Stahlanalysen auch einen nicht unbeträchtlichen Stickstoffgehalt an, doch waren seine Angaben zu hoch, wie Marchand nachwies 1).
Dass das schwedische Dannemora-Eisen das vortrefflichste Mate- rial für den Cement- und Gussstahl ist, liegt nach Schafhäutl daran, dass es von Haus aus schon mehr Kohlenstoff (0,8 Proz.) enthält, als andere Stabeisensorten. Dies läge nicht sowohl an dem Roheisen, aus dem es erblasen werde, als an der Art der Bereitung. Nur die Wallonfrischerei, an der man dort noch festhielt, bewirke, dass die zum Stahl wesentlich erforderliche Kohlenkieselbildung nicht zerstört werde. Dannemora-Eisen in anderer Weise gefrischt, liefere kein besseres Material als jedes andere Eisen. Sind auch viele Angaben Schafhäutls übertrieben und manche paradox, so ist die Abhandlung doch reich an treffenden Beobachtungen.
1) Siehe Journal f. prakt. Chemie, Bd. 49, 351.
Die Stahlfabrikation 1831 bis 1850.
kation in der englischen Provinz York und Vergleichung der europäischen Hauptgruppen von Stahlwerken 1843 (l. c., 4. Serie, III, 583); die andere über die Darstellung des zur Stahlfabrikation an- gewendeten Stabeisens im nördlichen Europa und über den Handel mit demselben und seine weitere Benutzung 1846 (l. c. IX, 113).
Le Plays Ausführungen beweisen, daſs das schwedische Stab- eisen für die Cementstahlfabrikation das beste Material lieferte, daſs Frankreich ein ähnliches Material nicht hervorbrachte, daſs es des- halb ein Irrtum war, darauf zu beharren, aus französischem Eisen Cementstahl machen zu wollen, der mit dem englischen an Güte konkurrieren sollte. Le Plays Abhandlung ist wohl die gediegenste Arbeit über Cement- und Guſsstahlfabrikation, die bis zu dieser Zeit erschienen war.
Mehr von theoretischem Interesse ist Schafhäutls beachtens- werter Artikel „Stahl“ in der technischen Encyklopädie von Prechtl (Bd. 15, 1847). Er stellt darin den Satz auf, daſs der Kohlenstoff zwar der wichtigste chemische Bestandteil des Eisens zur Stahlbildung sei, daſs Kohlenstoff allein aber das Eisen nicht in Stahl verwandle, sondern daſs gleichzeitig auch eine gewisse Menge Silicium zur Stahl- bildung nötig sei. Ähnlich dem Kiesel wirkten auch kleine Quanti- täten von Phosphor, Arsenik, Chrom, Nickel, Silber u. s. w. Auch dem Aluminium schrieb er eine dem Silicium ähnliche Rolle im Stahl zu. Der Stahl sei als ein Gemenge verschiedener Carburete anzusehen. Hieraus erkläre sich der Damast, der durch Umschmelzen nicht zer- stört werde. Schafhäutl gab bei mehreren Stahlanalysen auch einen nicht unbeträchtlichen Stickstoffgehalt an, doch waren seine Angaben zu hoch, wie Marchand nachwies 1).
Daſs das schwedische Dannemora-Eisen das vortrefflichste Mate- rial für den Cement- und Guſsstahl ist, liegt nach Schafhäutl daran, daſs es von Haus aus schon mehr Kohlenstoff (0,8 Proz.) enthält, als andere Stabeisensorten. Dies läge nicht sowohl an dem Roheisen, aus dem es erblasen werde, als an der Art der Bereitung. Nur die Wallonfrischerei, an der man dort noch festhielt, bewirke, daſs die zum Stahl wesentlich erforderliche Kohlenkieselbildung nicht zerstört werde. Dannemora-Eisen in anderer Weise gefrischt, liefere kein besseres Material als jedes andere Eisen. Sind auch viele Angaben Schafhäutls übertrieben und manche paradox, so ist die Abhandlung doch reich an treffenden Beobachtungen.
1) Siehe Journal f. prakt. Chemie, Bd. 49, 351.
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Die Stahlfabrikation 1831 bis 1850.
kation in der englischen Provinz York und Vergleichung der
europäischen Hauptgruppen von Stahlwerken 1843 (l. c., 4. Serie, III,
583); die andere über die Darstellung des zur Stahlfabrikation an-
gewendeten Stabeisens im nördlichen Europa und über den Handel
mit demselben und seine weitere Benutzung 1846 (l. c. IX, 113).
Le Plays Ausführungen beweisen, daſs das schwedische Stab-
eisen für die Cementstahlfabrikation das beste Material lieferte, daſs
Frankreich ein ähnliches Material nicht hervorbrachte, daſs es des-
halb ein Irrtum war, darauf zu beharren, aus französischem Eisen
Cementstahl machen zu wollen, der mit dem englischen an Güte
konkurrieren sollte. Le Plays Abhandlung ist wohl die gediegenste
Arbeit über Cement- und Guſsstahlfabrikation, die bis zu dieser Zeit
erschienen war.
Mehr von theoretischem Interesse ist Schafhäutls beachtens-
werter Artikel „Stahl“ in der technischen Encyklopädie von Prechtl
(Bd. 15, 1847). Er stellt darin den Satz auf, daſs der Kohlenstoff
zwar der wichtigste chemische Bestandteil des Eisens zur Stahlbildung
sei, daſs Kohlenstoff allein aber das Eisen nicht in Stahl verwandle,
sondern daſs gleichzeitig auch eine gewisse Menge Silicium zur Stahl-
bildung nötig sei. Ähnlich dem Kiesel wirkten auch kleine Quanti-
täten von Phosphor, Arsenik, Chrom, Nickel, Silber u. s. w. Auch dem
Aluminium schrieb er eine dem Silicium ähnliche Rolle im Stahl zu.
Der Stahl sei als ein Gemenge verschiedener Carburete anzusehen.
Hieraus erkläre sich der Damast, der durch Umschmelzen nicht zer-
stört werde. Schafhäutl gab bei mehreren Stahlanalysen auch einen
nicht unbeträchtlichen Stickstoffgehalt an, doch waren seine Angaben
zu hoch, wie Marchand nachwies 1).
Daſs das schwedische Dannemora-Eisen das vortrefflichste Mate-
rial für den Cement- und Guſsstahl ist, liegt nach Schafhäutl daran,
daſs es von Haus aus schon mehr Kohlenstoff (0,8 Proz.) enthält, als
andere Stabeisensorten. Dies läge nicht sowohl an dem Roheisen,
aus dem es erblasen werde, als an der Art der Bereitung. Nur die
Wallonfrischerei, an der man dort noch festhielt, bewirke, daſs die
zum Stahl wesentlich erforderliche Kohlenkieselbildung nicht zerstört
werde. Dannemora-Eisen in anderer Weise gefrischt, liefere kein
besseres Material als jedes andere Eisen. Sind auch viele Angaben
Schafhäutls übertrieben und manche paradox, so ist die Abhandlung
doch reich an treffenden Beobachtungen.
1) Siehe Journal f. prakt. Chemie, Bd. 49, 351.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/660>, abgerufen am 22.11.2024.
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