erhielt dadurch eine viel grössere Stärke und Tragfähigkeit, und wur- den schon ganze Hallen und sonstige Gebäude damit gedeckt 1).
1849 wurde in England das Schwarzbrennen des Bleches mit Schwefelsäure eingeführt. Das Verzinken des Eisenbleches, die Fabri- kation des sogenannten galvanisierten Bleches, erfand Sorelle in Paris 1835.
Auch bei der Drahtfabrikation waren die Walzwerke nicht mehr zu entbehren. Man walzte das Rundeisen bis zur Stärke von 6, in den 40er Jahren bereits bis zu 4 mm aus. Das vorzüglich ein- gerichtete Drahtwerk von Couvin in Belgien lieferte Walzdraht von 4, sogar von 3 mm Stärke. Die Streckung geschah durch abwech- selnde Quadrat- und Ovalkaliber. Bei den Ovalkalibern war die Breite gleich 1,414 r und die Höhe gleich 0,5858 r, wobei r die Seite des umschriebenen Quadrats bedeutet. Aus dem letzten Ovalkaliber ging dann das Eisen noch in ein Rundkaliber von der Höhe des letzten Ovals 2). Fig. 260 3) zeigt eine solche Kaliberreihe. Beim Austreten des ca. 60 m langen Drahtes aus den Walzen wurde derselbe auf eine
[Abbildung]
Fig. 260.
sich drehende Trommel von Eisenstäben aufgewickelt. Von diesen ge- langte es in Glühkessel, in denen er schwach geglüht und langsam erkalten gelassen wurde.
Der Walzdraht lieferte das Material für den Drahtzug, der aus dem Haspel, dem Zieheisen und der Leier bestand, wie sie schon Bd. III, S. 461 dargestellt sind, und von denen nichts neues zu er- wähnen ist.
Man unterschied im Handel jetzt hauptsächlich drei Draht- klinken, die englische (Jauge anglaise), die französische (Filiere francaise) und die deutsche. Die englische Klinke enthielt 27 Num- mern, deren 0 einer Stärke von 8 mm, Nr. 1 7,5 mm, Nr. 2 7 mm, Nr. 3 6,5 mm, Nr. 26 0,5 mm entsprach. Die französische Drahtklinke hatte als 0 eine mittlere Stärke, Passe-perle genannt, von 0,62 mm. Die stärkeren Nummern zählten bis Nr. 24, welche der englischen Nr. 2 gleich war; Nr. 1 über Passe-perle glich der englischen Nr. 22, Nr. 30
1) Siehe Dingler, Polyt. Journ., 1833, Bd. 47, S. 170 und Mechanic's Maga- zine, Nr. 485, S. 114.
2) Siehe Wedding, a. a. O., III, S. 889.
3)Wedding, a. a. O., III, Fig. 338.
Die Formgebung 1831 bis 1850.
erhielt dadurch eine viel gröſsere Stärke und Tragfähigkeit, und wur- den schon ganze Hallen und sonstige Gebäude damit gedeckt 1).
1849 wurde in England das Schwarzbrennen des Bleches mit Schwefelsäure eingeführt. Das Verzinken des Eisenbleches, die Fabri- kation des sogenannten galvanisierten Bleches, erfand Sorelle in Paris 1835.
Auch bei der Drahtfabrikation waren die Walzwerke nicht mehr zu entbehren. Man walzte das Rundeisen bis zur Stärke von 6, in den 40er Jahren bereits bis zu 4 mm aus. Das vorzüglich ein- gerichtete Drahtwerk von Couvin in Belgien lieferte Walzdraht von 4, sogar von 3 mm Stärke. Die Streckung geschah durch abwech- selnde Quadrat- und Ovalkaliber. Bei den Ovalkalibern war die Breite gleich 1,414 r und die Höhe gleich 0,5858 r, wobei r die Seite des umschriebenen Quadrats bedeutet. Aus dem letzten Ovalkaliber ging dann das Eisen noch in ein Rundkaliber von der Höhe des letzten Ovals 2). Fig. 260 3) zeigt eine solche Kaliberreihe. Beim Austreten des ca. 60 m langen Drahtes aus den Walzen wurde derselbe auf eine
[Abbildung]
Fig. 260.
sich drehende Trommel von Eisenstäben aufgewickelt. Von diesen ge- langte es in Glühkessel, in denen er schwach geglüht und langsam erkalten gelassen wurde.
Der Walzdraht lieferte das Material für den Drahtzug, der aus dem Haspel, dem Zieheisen und der Leier bestand, wie sie schon Bd. III, S. 461 dargestellt sind, und von denen nichts neues zu er- wähnen ist.
Man unterschied im Handel jetzt hauptsächlich drei Draht- klinken, die englische (Jauge anglaise), die französische (Filière française) und die deutsche. Die englische Klinke enthielt 27 Num- mern, deren 0 einer Stärke von 8 mm, Nr. 1 7,5 mm, Nr. 2 7 mm, Nr. 3 6,5 mm, Nr. 26 0,5 mm entsprach. Die französische Drahtklinke hatte als 0 eine mittlere Stärke, Passe-perle genannt, von 0,62 mm. Die stärkeren Nummern zählten bis Nr. 24, welche der englischen Nr. 2 gleich war; Nr. 1 über Passe-perle glich der englischen Nr. 22, Nr. 30
1) Siehe Dingler, Polyt. Journ., 1833, Bd. 47, S. 170 und Mechanic’s Maga- zine, Nr. 485, S. 114.
2) Siehe Wedding, a. a. O., III, S. 889.
3)Wedding, a. a. O., III, Fig. 338.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0652"n="636"/><fwplace="top"type="header">Die Formgebung 1831 bis 1850.</fw><lb/>
erhielt dadurch eine viel gröſsere Stärke und Tragfähigkeit, und wur-<lb/>
den schon ganze Hallen und sonstige Gebäude damit gedeckt <noteplace="foot"n="1)">Siehe <hirendition="#g">Dingler</hi>, Polyt. Journ., 1833, Bd. 47, S. 170 und Mechanic’s Maga-<lb/>
zine, Nr. 485, S. 114.</note>.</p><lb/><p>1849 wurde in England das Schwarzbrennen des Bleches mit<lb/>
Schwefelsäure eingeführt. Das Verzinken des Eisenbleches, die Fabri-<lb/>
kation des sogenannten galvanisierten Bleches, erfand <hirendition="#g">Sorelle</hi> in Paris<lb/>
1835.</p><lb/><p>Auch bei der <hirendition="#g">Drahtfabrikation</hi> waren die Walzwerke nicht<lb/>
mehr zu entbehren. Man walzte das Rundeisen bis zur Stärke von 6,<lb/>
in den 40er Jahren bereits bis zu 4 mm aus. Das vorzüglich ein-<lb/>
gerichtete Drahtwerk von Couvin in Belgien lieferte Walzdraht von<lb/>
4, sogar von 3 mm Stärke. Die Streckung geschah durch abwech-<lb/>
selnde Quadrat- und Ovalkaliber. Bei den Ovalkalibern war die Breite<lb/>
gleich 1,414 <hirendition="#i">r</hi> und die Höhe gleich 0,5858 <hirendition="#i">r</hi>, wobei <hirendition="#i">r</hi> die Seite des<lb/>
umschriebenen Quadrats bedeutet. Aus dem letzten Ovalkaliber ging<lb/>
dann das Eisen noch in ein Rundkaliber von der Höhe des letzten<lb/>
Ovals <noteplace="foot"n="2)">Siehe <hirendition="#g">Wedding</hi>, a. a. O., III, S. 889.</note>. Fig. 260 <noteplace="foot"n="3)"><hirendition="#g">Wedding</hi>, a. a. O., III, Fig. 338.</note> zeigt eine solche Kaliberreihe. Beim Austreten<lb/>
des ca. 60 m langen Drahtes aus den Walzen wurde derselbe auf eine<lb/><figure><head>Fig. 260.</head></figure><lb/>
sich drehende Trommel von Eisenstäben aufgewickelt. Von diesen ge-<lb/>
langte es in Glühkessel, in denen er schwach geglüht und langsam<lb/>
erkalten gelassen wurde.</p><lb/><p>Der <hirendition="#g">Walzdraht</hi> lieferte das Material für den <hirendition="#g">Drahtzug</hi>, der<lb/>
aus dem Haspel, dem Zieheisen und der Leier bestand, wie sie schon<lb/>
Bd. III, S. 461 dargestellt sind, und von denen nichts neues zu er-<lb/>
wähnen ist.</p><lb/><p>Man unterschied im Handel jetzt hauptsächlich <hirendition="#g">drei Draht-<lb/>
klinken</hi>, die englische (Jauge anglaise), die französische (Filière<lb/>
française) und die deutsche. Die englische Klinke enthielt 27 Num-<lb/>
mern, deren 0 einer Stärke von 8 mm, Nr. 1 7,5 mm, Nr. 2 7 mm, Nr. 3<lb/>
6,5 mm, Nr. 26 0,5 mm entsprach. Die französische Drahtklinke hatte<lb/>
als 0 eine mittlere Stärke, Passe-perle genannt, von 0,62 mm. Die<lb/>
stärkeren Nummern zählten bis Nr. 24, welche der englischen Nr. 2<lb/>
gleich war; Nr. 1 über Passe-perle glich der englischen Nr. 22, Nr. 30<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[636/0652]
Die Formgebung 1831 bis 1850.
erhielt dadurch eine viel gröſsere Stärke und Tragfähigkeit, und wur-
den schon ganze Hallen und sonstige Gebäude damit gedeckt 1).
1849 wurde in England das Schwarzbrennen des Bleches mit
Schwefelsäure eingeführt. Das Verzinken des Eisenbleches, die Fabri-
kation des sogenannten galvanisierten Bleches, erfand Sorelle in Paris
1835.
Auch bei der Drahtfabrikation waren die Walzwerke nicht
mehr zu entbehren. Man walzte das Rundeisen bis zur Stärke von 6,
in den 40er Jahren bereits bis zu 4 mm aus. Das vorzüglich ein-
gerichtete Drahtwerk von Couvin in Belgien lieferte Walzdraht von
4, sogar von 3 mm Stärke. Die Streckung geschah durch abwech-
selnde Quadrat- und Ovalkaliber. Bei den Ovalkalibern war die Breite
gleich 1,414 r und die Höhe gleich 0,5858 r, wobei r die Seite des
umschriebenen Quadrats bedeutet. Aus dem letzten Ovalkaliber ging
dann das Eisen noch in ein Rundkaliber von der Höhe des letzten
Ovals 2). Fig. 260 3) zeigt eine solche Kaliberreihe. Beim Austreten
des ca. 60 m langen Drahtes aus den Walzen wurde derselbe auf eine
[Abbildung Fig. 260.]
sich drehende Trommel von Eisenstäben aufgewickelt. Von diesen ge-
langte es in Glühkessel, in denen er schwach geglüht und langsam
erkalten gelassen wurde.
Der Walzdraht lieferte das Material für den Drahtzug, der
aus dem Haspel, dem Zieheisen und der Leier bestand, wie sie schon
Bd. III, S. 461 dargestellt sind, und von denen nichts neues zu er-
wähnen ist.
Man unterschied im Handel jetzt hauptsächlich drei Draht-
klinken, die englische (Jauge anglaise), die französische (Filière
française) und die deutsche. Die englische Klinke enthielt 27 Num-
mern, deren 0 einer Stärke von 8 mm, Nr. 1 7,5 mm, Nr. 2 7 mm, Nr. 3
6,5 mm, Nr. 26 0,5 mm entsprach. Die französische Drahtklinke hatte
als 0 eine mittlere Stärke, Passe-perle genannt, von 0,62 mm. Die
stärkeren Nummern zählten bis Nr. 24, welche der englischen Nr. 2
gleich war; Nr. 1 über Passe-perle glich der englischen Nr. 22, Nr. 30
1) Siehe Dingler, Polyt. Journ., 1833, Bd. 47, S. 170 und Mechanic’s Maga-
zine, Nr. 485, S. 114.
2) Siehe Wedding, a. a. O., III, S. 889.
3) Wedding, a. a. O., III, Fig. 338.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/652>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.