den Weg an, welcher bei der Auswahl der Zuschläge betreten werden musste. "Im allgemeinen", sagte Karsten, "geht indes aus allen diesen Versuchen nur hervor, dass die Kalkerde, Kieselerde, Talkerde und Thonerde, für sich allein genommen, unschmelzbar sind; dass auch alle zweifachen Verbindungen der Erden untereinander (Kalk- und Kieselerde in gleichen Teilen ausgenommen) nicht zur Ver- schlackung gebracht werden können; dass auch das oxydierte Eisen mit einer Erde nur schwer verglast, dass die dreifachen Verbindungen der Erden untereinander verschlackt werden, und zwar um so voll- kommener, je mehr eine von ihnen (Talkerde ausgenommen) überwie- gend ist; dass sich alle vierfachen Verbindungen der Erden sehr leicht verschlacken, und dass das Manganoxyd alle Erden sehr schnell zum Verschlacken bringt, sogar wenn es nur mit einer einfachen Erde behandelt wird. Die Kieselerde geht hierin allen anderen Erden vor; dann folgen Kalk-, Thon- und Talkerde, von denen die letzte sich mit dem Manganoxyd am schwersten verschlackt. -- Ob die Resultate der Schmelzversuche im kleinen den Erfahrungen im grossen immer entsprechen möchten, ist sehr zu bezweifeln. Es ist überhaupt nicht möglich, die Wirkung der Flüsse gründlich zu beurteilen, ehe nicht die Theorie der Verschlackung bekannt ist1)."
Allerdings hatte Berthier schon 1810 eine wichtige Zusammen- stellung von Analysen zur Erklärung der chemischen Vorgänge im Hochofen veröffentlicht. Zu diesem Zweck hatte er die im Hochofen von Bruniquel verschmolzenen Erze, die Zuschläge und die gefallenen Schlacken quantitativ untersucht. Die Erze waren oolithische Thon- eisensteine (Bohnerze u. s. w.) der Languedoc, der Zuschlag ein ziem- lich unreiner Kalkstein. Es ergaben sich folgende durchschnittliche Zusammensetzungen
der Erze des Kalkes der Schlacke
Eisenoxyd 58 -- 5
Kieselerde 12 5,7 39
Thonerde 15 3 26
Kalk -- 29,8 19,6
Magnesia -- 18 9
Manganoxyd Spur -- 0,7
Wasser 15 -- --
Kohlensäure -- 43,5 --
100 100,0 99,3
1) Siehe Karsten, a. a. O., I, S. 304.
Beck, Geschichte des Eisens. 4
Schlackenbildung 1801 bis 1815.
den Weg an, welcher bei der Auswahl der Zuschläge betreten werden muſste. „Im allgemeinen“, sagte Karsten, „geht indes aus allen diesen Versuchen nur hervor, daſs die Kalkerde, Kieselerde, Talkerde und Thonerde, für sich allein genommen, unschmelzbar sind; daſs auch alle zweifachen Verbindungen der Erden untereinander (Kalk- und Kieselerde in gleichen Teilen ausgenommen) nicht zur Ver- schlackung gebracht werden können; daſs auch das oxydierte Eisen mit einer Erde nur schwer verglast, daſs die dreifachen Verbindungen der Erden untereinander verschlackt werden, und zwar um so voll- kommener, je mehr eine von ihnen (Talkerde ausgenommen) überwie- gend ist; daſs sich alle vierfachen Verbindungen der Erden sehr leicht verschlacken, und daſs das Manganoxyd alle Erden sehr schnell zum Verschlacken bringt, sogar wenn es nur mit einer einfachen Erde behandelt wird. Die Kieselerde geht hierin allen anderen Erden vor; dann folgen Kalk-, Thon- und Talkerde, von denen die letzte sich mit dem Manganoxyd am schwersten verschlackt. — Ob die Resultate der Schmelzversuche im kleinen den Erfahrungen im groſsen immer entsprechen möchten, ist sehr zu bezweifeln. Es ist überhaupt nicht möglich, die Wirkung der Flüsse gründlich zu beurteilen, ehe nicht die Theorie der Verschlackung bekannt ist1).“
Allerdings hatte Berthier schon 1810 eine wichtige Zusammen- stellung von Analysen zur Erklärung der chemischen Vorgänge im Hochofen veröffentlicht. Zu diesem Zweck hatte er die im Hochofen von Bruniquel verschmolzenen Erze, die Zuschläge und die gefallenen Schlacken quantitativ untersucht. Die Erze waren oolithische Thon- eisensteine (Bohnerze u. s. w.) der Languedoc, der Zuschlag ein ziem- lich unreiner Kalkstein. Es ergaben sich folgende durchschnittliche Zusammensetzungen
der Erze des Kalkes der Schlacke
Eisenoxyd 58 — 5
Kieselerde 12 5,7 39
Thonerde 15 3 26
Kalk — 29,8 19,6
Magnesia — 18 9
Manganoxyd Spur — 0,7
Wasser 15 — —
Kohlensäure — 43,5 —
100 100,0 99,3
1) Siehe Karsten, a. a. O., I, S. 304.
Beck, Geschichte des Eisens. 4
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Schlackenbildung 1801 bis 1815.
den Weg an, welcher bei der Auswahl der Zuschläge betreten werden
muſste. „Im allgemeinen“, sagte Karsten, „geht indes aus allen
diesen Versuchen nur hervor, daſs die Kalkerde, Kieselerde, Talkerde
und Thonerde, für sich allein genommen, unschmelzbar sind; daſs
auch alle zweifachen Verbindungen der Erden untereinander (Kalk-
und Kieselerde in gleichen Teilen ausgenommen) nicht zur Ver-
schlackung gebracht werden können; daſs auch das oxydierte Eisen
mit einer Erde nur schwer verglast, daſs die dreifachen Verbindungen
der Erden untereinander verschlackt werden, und zwar um so voll-
kommener, je mehr eine von ihnen (Talkerde ausgenommen) überwie-
gend ist; daſs sich alle vierfachen Verbindungen der Erden sehr leicht
verschlacken, und daſs das Manganoxyd alle Erden sehr schnell zum
Verschlacken bringt, sogar wenn es nur mit einer einfachen Erde
behandelt wird. Die Kieselerde geht hierin allen anderen Erden vor;
dann folgen Kalk-, Thon- und Talkerde, von denen die letzte sich
mit dem Manganoxyd am schwersten verschlackt. — Ob die Resultate
der Schmelzversuche im kleinen den Erfahrungen im groſsen immer
entsprechen möchten, ist sehr zu bezweifeln. Es ist überhaupt
nicht möglich, die Wirkung der Flüsse gründlich zu
beurteilen, ehe nicht die Theorie der Verschlackung
bekannt ist 1).“
Allerdings hatte Berthier schon 1810 eine wichtige Zusammen-
stellung von Analysen zur Erklärung der chemischen Vorgänge im
Hochofen veröffentlicht. Zu diesem Zweck hatte er die im Hochofen
von Bruniquel verschmolzenen Erze, die Zuschläge und die gefallenen
Schlacken quantitativ untersucht. Die Erze waren oolithische Thon-
eisensteine (Bohnerze u. s. w.) der Languedoc, der Zuschlag ein ziem-
lich unreiner Kalkstein. Es ergaben sich folgende durchschnittliche
Zusammensetzungen
der Erze des Kalkes der Schlacke
Eisenoxyd 58 — 5
Kieselerde 12 5,7 39
Thonerde 15 3 26
Kalk — 29,8 19,6
Magnesia — 18 9
Manganoxyd Spur — 0,7
Wasser 15 — —
Kohlensäure — 43,5 —
100 100,0 99,3
1) Siehe Karsten, a. a. O., I, S. 304.
Beck, Geschichte des Eisens. 4
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/65>, abgerufen am 18.12.2024.
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