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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Formgebung 1831 bis 1850.
die Fundamentierung und die Verbindung der Sohlplatten mit der-
selben durch eiserne Bolzen und Grundanker stärker und sorgfältiger
aus. Man sah sich dabei vor, dass die Ständer enger oder weiter
gerückt werden konnten, um kürzere oder längere Walzen einlegen
zu können.

In der Regel bestand ein Blechwalzwerk aus zwei Gerüsten, das
erste zum Vorwalzen des Materialeisens, das zweite zum Fertigwalzen
der Bleche. Man machte die Fertigwalzen stärker, wodurch sie bei
gleicher Umdrehung doch eine grössere peripherische Geschwindigkeit
erhielten. 25 bis 35 Umdrehungen galten als eine zweckmässige Ge-
schwindigkeit. Die Vor- oder Streckwalzen hatten 366 bis 418 mm,
die Vollendwalzen 471 bis 523 mm Durchmesser. Die Länge der
Walzen richtete sich nach der Breite der Bleche, doch machte man
sie 78 bis 105 mm (110 bis 115 mm nach Le Blanc und Walter)
länger als diese. Die Vollendwalzen waren stets Hartgusswalzen.

Da das Herabfallen der Oberwalze auf die Unterwalze bei grösseren
Walzen sehr leicht Brüche herbeiführte, verliess man die Einrichtung
der Schleppwalzen und verband die Walzenzapfen mit Kupplungs-
rädern, wodurch auch ein viel gleichmässigerer Umlauf erzielt wurde.
Da aber auch hierbei die Oberwalze beim Durchgang der Bleche ge-
hoben wurde und beim Austritt niederfiel, so begegnete man dem
Stoss dadurch, dass man die Oberwalze durch Gegengewichte balan-
cierte. Dies geschah in der Weise, dass man die Walzenzapfen in
beweglichen Unterlagen ruhen liess, die durch Zugstangen, Hebel und
Gewichte, die dem Gewicht der Walze nahezu entsprachen, gegen
diese angedrückt wurden. Wir haben diese Konstruktion schon bei
einem älteren Walzwerk mit Pilarengerüsten in Fig. 78, S. 241, zur
Darstellung gebracht. Die verbesserte Einrichtung mit Ständergerüst
ist in Fig. 236 a u. b 1) (a. f. S.) abgebildet. Die Zeichnung ist leicht
verständlich. Durch die Klauenkupplung z z' ist die Unterwalze mit der
Triebwelle verbunden. Die Kraftbewegung wird der Oberwalze durch
das Zahngetriebe u1 u mitgeteilt, das durch die Kupplungen v v und die
Kupplungen t t' mit den Walzen e f verbunden ist. Die Stellung der
Oberwalze geschieht durch die Schrauben c c, die mittels des Zahn-
kranzes i i und der Hebel k k bewegt werden. Das Unterlager der
Oberwalze ist durch das Hebelwerk x z und das Gegengewicht y ab-
balanciert. Eine verbesserte Einstellung der Oberwalzen durch Keile
statt durch Schrauben hatte John Cockerill zuerst in Seraing

1) Aus Karstens Eisenhüttenkunde, Taf. LXL, Fig. 1 und 2.

Die Formgebung 1831 bis 1850.
die Fundamentierung und die Verbindung der Sohlplatten mit der-
selben durch eiserne Bolzen und Grundanker stärker und sorgfältiger
aus. Man sah sich dabei vor, daſs die Ständer enger oder weiter
gerückt werden konnten, um kürzere oder längere Walzen einlegen
zu können.

In der Regel bestand ein Blechwalzwerk aus zwei Gerüsten, das
erste zum Vorwalzen des Materialeisens, das zweite zum Fertigwalzen
der Bleche. Man machte die Fertigwalzen stärker, wodurch sie bei
gleicher Umdrehung doch eine gröſsere peripherische Geschwindigkeit
erhielten. 25 bis 35 Umdrehungen galten als eine zweckmäſsige Ge-
schwindigkeit. Die Vor- oder Streckwalzen hatten 366 bis 418 mm,
die Vollendwalzen 471 bis 523 mm Durchmesser. Die Länge der
Walzen richtete sich nach der Breite der Bleche, doch machte man
sie 78 bis 105 mm (110 bis 115 mm nach Le Blanc und Walter)
länger als diese. Die Vollendwalzen waren stets Hartguſswalzen.

Da das Herabfallen der Oberwalze auf die Unterwalze bei gröſseren
Walzen sehr leicht Brüche herbeiführte, verlieſs man die Einrichtung
der Schleppwalzen und verband die Walzenzapfen mit Kupplungs-
rädern, wodurch auch ein viel gleichmäſsigerer Umlauf erzielt wurde.
Da aber auch hierbei die Oberwalze beim Durchgang der Bleche ge-
hoben wurde und beim Austritt niederfiel, so begegnete man dem
Stoſs dadurch, daſs man die Oberwalze durch Gegengewichte balan-
cierte. Dies geschah in der Weise, daſs man die Walzenzapfen in
beweglichen Unterlagen ruhen lieſs, die durch Zugstangen, Hebel und
Gewichte, die dem Gewicht der Walze nahezu entsprachen, gegen
diese angedrückt wurden. Wir haben diese Konstruktion schon bei
einem älteren Walzwerk mit Pilarengerüsten in Fig. 78, S. 241, zur
Darstellung gebracht. Die verbesserte Einrichtung mit Ständergerüst
ist in Fig. 236 a u. b 1) (a. f. S.) abgebildet. Die Zeichnung ist leicht
verständlich. Durch die Klauenkupplung z z' ist die Unterwalze mit der
Triebwelle verbunden. Die Kraftbewegung wird der Oberwalze durch
das Zahngetriebe u1 u mitgeteilt, das durch die Kupplungen v v und die
Kupplungen t t' mit den Walzen e f verbunden ist. Die Stellung der
Oberwalze geschieht durch die Schrauben c c, die mittels des Zahn-
kranzes i i und der Hebel k k bewegt werden. Das Unterlager der
Oberwalze ist durch das Hebelwerk x z und das Gegengewicht y ab-
balanciert. Eine verbesserte Einstellung der Oberwalzen durch Keile
statt durch Schrauben hatte John Cockerill zuerst in Seraing

1) Aus Karstens Eisenhüttenkunde, Taf. LXL, Fig. 1 und 2.
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[619/0635] Die Formgebung 1831 bis 1850. die Fundamentierung und die Verbindung der Sohlplatten mit der- selben durch eiserne Bolzen und Grundanker stärker und sorgfältiger aus. Man sah sich dabei vor, daſs die Ständer enger oder weiter gerückt werden konnten, um kürzere oder längere Walzen einlegen zu können. In der Regel bestand ein Blechwalzwerk aus zwei Gerüsten, das erste zum Vorwalzen des Materialeisens, das zweite zum Fertigwalzen der Bleche. Man machte die Fertigwalzen stärker, wodurch sie bei gleicher Umdrehung doch eine gröſsere peripherische Geschwindigkeit erhielten. 25 bis 35 Umdrehungen galten als eine zweckmäſsige Ge- schwindigkeit. Die Vor- oder Streckwalzen hatten 366 bis 418 mm, die Vollendwalzen 471 bis 523 mm Durchmesser. Die Länge der Walzen richtete sich nach der Breite der Bleche, doch machte man sie 78 bis 105 mm (110 bis 115 mm nach Le Blanc und Walter) länger als diese. Die Vollendwalzen waren stets Hartguſswalzen. Da das Herabfallen der Oberwalze auf die Unterwalze bei gröſseren Walzen sehr leicht Brüche herbeiführte, verlieſs man die Einrichtung der Schleppwalzen und verband die Walzenzapfen mit Kupplungs- rädern, wodurch auch ein viel gleichmäſsigerer Umlauf erzielt wurde. Da aber auch hierbei die Oberwalze beim Durchgang der Bleche ge- hoben wurde und beim Austritt niederfiel, so begegnete man dem Stoſs dadurch, daſs man die Oberwalze durch Gegengewichte balan- cierte. Dies geschah in der Weise, daſs man die Walzenzapfen in beweglichen Unterlagen ruhen lieſs, die durch Zugstangen, Hebel und Gewichte, die dem Gewicht der Walze nahezu entsprachen, gegen diese angedrückt wurden. Wir haben diese Konstruktion schon bei einem älteren Walzwerk mit Pilarengerüsten in Fig. 78, S. 241, zur Darstellung gebracht. Die verbesserte Einrichtung mit Ständergerüst ist in Fig. 236 a u. b 1) (a. f. S.) abgebildet. Die Zeichnung ist leicht verständlich. Durch die Klauenkupplung z z' ist die Unterwalze mit der Triebwelle verbunden. Die Kraftbewegung wird der Oberwalze durch das Zahngetriebe u1 u mitgeteilt, das durch die Kupplungen v v und die Kupplungen t t' mit den Walzen e f verbunden ist. Die Stellung der Oberwalze geschieht durch die Schrauben c c, die mittels des Zahn- kranzes i i und der Hebel k k bewegt werden. Das Unterlager der Oberwalze ist durch das Hebelwerk x z und das Gegengewicht y ab- balanciert. Eine verbesserte Einstellung der Oberwalzen durch Keile statt durch Schrauben hatte John Cockerill zuerst in Seraing 1) Aus Karstens Eisenhüttenkunde, Taf. LXL, Fig. 1 und 2.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/635>, abgerufen am 23.07.2024.