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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Formgebung 1831 bis 1850.

Ein Walzenpaar erhielt gewöhnlich die Kaliber für zwei oder
drei Eisensorten. Zur Abkühlung der Walzen und Walzenzapfen war
ein Wasserzufluss erforderlich. Das Wasser gab den Stäben zugleich
eine schöne blaue Farbe.

Bei den Feineisenwalzwerken lagen drei Walzen übereinander
(Fig. 79, S. 262), um vorwärts und rückwärts walzen zu können und
dadurch das zeitraubende Überheben zu vermeiden und das Eisen in
einer Hitze fertig zu machen. Diese Walzen waren dünn und drehten
sich rasch, was nötig war, um das dünne Eisen, das schnell erkaltete,
in einer Hitze auszurecken. Man versah die Ständer der Fein-
walzengerüste gern mit beweglichen Sätteln, um die Walzen rascher
auswechseln zu können. In der Regel hatte auch die Feineisenstrasse

[Abbildung] Fig. 233.
zwei Walzengerüste zum Vor- und Fertigwalzen. Feinere, flache Stab-
eisensorten erhielten ihre Vollendung in polierten Glattwalzen. Als
Feineisen bezeichnete man:

l. feines Bandeisen, 78 bis 13 mm breit, 2 bis 1,6 mm stark,
2. feines Quadrateisen von 11,2 bis 6,5 qmm,
3. feines Rundeisen von 11,2 bis 6,5 mm Durchmesser.

Quadrateisen von weniger als 6,5 qmm wurde nicht mehr gewalzt,
sondern aus Bandeisen in Schneidwalzen geschnitten; desgleichen
wurde Rundeisen unter 6,5 mm Durchmesser durch Zieheisen gezogen.

Wegen der kleinen Dimensionen bedürfen die Feineisenwalzwerke
guter Leitungen zur Führung der Stäbe und Abstreifvorrichtungen
zum Reinhalten der Walzen, Fig. 233. Die Walzen der Feineisen-
strassen machten 130 bis 250 Umdrehungen in der Minute. Bei Band-
eisen liess man sie noch langsamer laufen, bei Rund- und Quadrateisen
um so schneller, je dünner die Sorten waren.

Die Feineisenstreckwalzen waren 940 bis 1046 mm lang, ihr Durch-

Die Formgebung 1831 bis 1850.

Ein Walzenpaar erhielt gewöhnlich die Kaliber für zwei oder
drei Eisensorten. Zur Abkühlung der Walzen und Walzenzapfen war
ein Wasserzufluſs erforderlich. Das Wasser gab den Stäben zugleich
eine schöne blaue Farbe.

Bei den Feineisenwalzwerken lagen drei Walzen übereinander
(Fig. 79, S. 262), um vorwärts und rückwärts walzen zu können und
dadurch das zeitraubende Überheben zu vermeiden und das Eisen in
einer Hitze fertig zu machen. Diese Walzen waren dünn und drehten
sich rasch, was nötig war, um das dünne Eisen, das schnell erkaltete,
in einer Hitze auszurecken. Man versah die Ständer der Fein-
walzengerüste gern mit beweglichen Sätteln, um die Walzen rascher
auswechseln zu können. In der Regel hatte auch die Feineisenstraſse

[Abbildung] Fig. 233.
zwei Walzengerüste zum Vor- und Fertigwalzen. Feinere, flache Stab-
eisensorten erhielten ihre Vollendung in polierten Glattwalzen. Als
Feineisen bezeichnete man:

l. feines Bandeisen, 78 bis 13 mm breit, 2 bis 1,6 mm stark,
2. feines Quadrateisen von 11,2 bis 6,5 qmm,
3. feines Rundeisen von 11,2 bis 6,5 mm Durchmesser.

Quadrateisen von weniger als 6,5 qmm wurde nicht mehr gewalzt,
sondern aus Bandeisen in Schneidwalzen geschnitten; desgleichen
wurde Rundeisen unter 6,5 mm Durchmesser durch Zieheisen gezogen.

Wegen der kleinen Dimensionen bedürfen die Feineisenwalzwerke
guter Leitungen zur Führung der Stäbe und Abstreifvorrichtungen
zum Reinhalten der Walzen, Fig. 233. Die Walzen der Feineisen-
straſsen machten 130 bis 250 Umdrehungen in der Minute. Bei Band-
eisen lieſs man sie noch langsamer laufen, bei Rund- und Quadrateisen
um so schneller, je dünner die Sorten waren.

Die Feineisenstreckwalzen waren 940 bis 1046 mm lang, ihr Durch-

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[615/0631] Die Formgebung 1831 bis 1850. Ein Walzenpaar erhielt gewöhnlich die Kaliber für zwei oder drei Eisensorten. Zur Abkühlung der Walzen und Walzenzapfen war ein Wasserzufluſs erforderlich. Das Wasser gab den Stäben zugleich eine schöne blaue Farbe. Bei den Feineisenwalzwerken lagen drei Walzen übereinander (Fig. 79, S. 262), um vorwärts und rückwärts walzen zu können und dadurch das zeitraubende Überheben zu vermeiden und das Eisen in einer Hitze fertig zu machen. Diese Walzen waren dünn und drehten sich rasch, was nötig war, um das dünne Eisen, das schnell erkaltete, in einer Hitze auszurecken. Man versah die Ständer der Fein- walzengerüste gern mit beweglichen Sätteln, um die Walzen rascher auswechseln zu können. In der Regel hatte auch die Feineisenstraſse [Abbildung Fig. 233.] zwei Walzengerüste zum Vor- und Fertigwalzen. Feinere, flache Stab- eisensorten erhielten ihre Vollendung in polierten Glattwalzen. Als Feineisen bezeichnete man: l. feines Bandeisen, 78 bis 13 mm breit, 2 bis 1,6 mm stark, 2. feines Quadrateisen von 11,2 bis 6,5 qmm, 3. feines Rundeisen von 11,2 bis 6,5 mm Durchmesser. Quadrateisen von weniger als 6,5 qmm wurde nicht mehr gewalzt, sondern aus Bandeisen in Schneidwalzen geschnitten; desgleichen wurde Rundeisen unter 6,5 mm Durchmesser durch Zieheisen gezogen. Wegen der kleinen Dimensionen bedürfen die Feineisenwalzwerke guter Leitungen zur Führung der Stäbe und Abstreifvorrichtungen zum Reinhalten der Walzen, Fig. 233. Die Walzen der Feineisen- straſsen machten 130 bis 250 Umdrehungen in der Minute. Bei Band- eisen lieſs man sie noch langsamer laufen, bei Rund- und Quadrateisen um so schneller, je dünner die Sorten waren. Die Feineisenstreckwalzen waren 940 bis 1046 mm lang, ihr Durch-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 615. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/631>, abgerufen am 23.07.2024.