Die Ringe der Oberwalzen griffen 20 mm in die Furchen der Unterwalzen ein. War das Eisen von besonderer Güte, oder sehr warm, so konnte man zuweilen ein Kaliber überspringen, wie ja die Kalibrierung selbst durch diese Vorbedingungen beeinflusst war.
Zum Überheben des Eisens über die Oberwalze diente ein Haken mit Hebel (aviot), der an einer Kette hing. Diese war oben an einer Rolle befestigt, welche auf einer am Dachstuhl angebrachten horizontalen Schiene lief.
Nachdem die mittels einer Schere zerschnittenen Luppenstäbe zu Paketen zusammengebunden in einem Schweiss- ofen geschweisst worden waren, gelang- ten sie unter die Grobeisenwalzen- strasse (trains marchands), die ebenfalls
[Abbildung]
Fig. 230.
aus zwei Gerüsten mit je zwei Walzen bestand (s. Fig. 83, 84, S. 265). Da auf dieser Strasse fertiges Stabeisen gewalzt wurde, so waren die Walzen sorgfältig abgedreht. Die Kaliber der Vor- und Streck- walzen hatten die Form aufrecht stehender Quadrate mit gekrümmten Seitenflächen und spitzbogenförmigen Ecken, Fig. 230. Für diese hatten Coste und Per- donnet schon 1829 eine in England gebräuch- liche einfache Konstruktion (Fig. 231) an- gegeben. Wenn a b den Durchmesser des Kalibers darstellt, so errichtet man aus der Mitte die Senkrechte
[Formel 1]
, beschreibt aus a und b mit a b als Halbmesser die Bogen a o und b o, aus dem Punkte d mit demselben die Schnittbogen s und r und aus diesen Schnitt-
[Abbildung]
Fig. 231.
punkten mit demselben Radius die Bogen a d und b d, welche dann das Profil der oberen Kaliberhälfte bilden. In gleicher Weise reisst man dann die untere Hälfte auf, stumpft die Spitzen oben und unten etwas ab, während man sie bei b und d etwas zuspitzt. Karsten teilt eine andere Konstruktion mit, auf die wir verweisen 1).
In der Regel machte man den senkrechten Durchmesser kürzer
1)Karsten, Eisenhüttenkunde, Bd. V, S. 349, Taf. 53, Fig. 6.
Die Formgebung 1831 bis 1850.
Flachwalzen
Breite 52 54 76 78 81 125 122 118 mm
Stärke 32 20 46 30 20 20 30 46 „
Die Ringe der Oberwalzen griffen 20 mm in die Furchen der Unterwalzen ein. War das Eisen von besonderer Güte, oder sehr warm, so konnte man zuweilen ein Kaliber überspringen, wie ja die Kalibrierung selbst durch diese Vorbedingungen beeinfluſst war.
Zum Überheben des Eisens über die Oberwalze diente ein Haken mit Hebel (aviot), der an einer Kette hing. Diese war oben an einer Rolle befestigt, welche auf einer am Dachstuhl angebrachten horizontalen Schiene lief.
Nachdem die mittels einer Schere zerschnittenen Luppenstäbe zu Paketen zusammengebunden in einem Schweiſs- ofen geschweiſst worden waren, gelang- ten sie unter die Grobeisenwalzen- straſse (trains marchands), die ebenfalls
[Abbildung]
Fig. 230.
aus zwei Gerüsten mit je zwei Walzen bestand (s. Fig. 83, 84, S. 265). Da auf dieser Straſse fertiges Stabeisen gewalzt wurde, so waren die Walzen sorgfältig abgedreht. Die Kaliber der Vor- und Streck- walzen hatten die Form aufrecht stehender Quadrate mit gekrümmten Seitenflächen und spitzbogenförmigen Ecken, Fig. 230. Für diese hatten Coste und Per- donnet schon 1829 eine in England gebräuch- liche einfache Konstruktion (Fig. 231) an- gegeben. Wenn a b den Durchmesser des Kalibers darstellt, so errichtet man aus der Mitte die Senkrechte
[Formel 1]
, beschreibt aus a und b mit a b als Halbmesser die Bogen a o und b o, aus dem Punkte d mit demselben die Schnittbogen s und r und aus diesen Schnitt-
[Abbildung]
Fig. 231.
punkten mit demselben Radius die Bogen a d und b d, welche dann das Profil der oberen Kaliberhälfte bilden. In gleicher Weise reiſst man dann die untere Hälfte auf, stumpft die Spitzen oben und unten etwas ab, während man sie bei b und d etwas zuspitzt. Karsten teilt eine andere Konstruktion mit, auf die wir verweisen 1).
In der Regel machte man den senkrechten Durchmesser kürzer
1)Karsten, Eisenhüttenkunde, Bd. V, S. 349, Taf. 53, Fig. 6.
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Flachwalzen Breite 52 54 76 78 81 125 122 118 mm
Stärke 32 20 46 30 20 20 30 46 „
Die Ringe der Oberwalzen griffen 20 mm in die Furchen der
Unterwalzen ein. War das Eisen von besonderer Güte, oder sehr
warm, so konnte man zuweilen ein Kaliber überspringen, wie ja die
Kalibrierung selbst durch diese Vorbedingungen beeinfluſst war.
Zum Überheben des Eisens über die Oberwalze diente ein Haken
mit Hebel (aviot), der an einer Kette hing. Diese war oben an
einer Rolle befestigt, welche auf einer
am Dachstuhl angebrachten horizontalen
Schiene lief.
Nachdem die mittels einer Schere
zerschnittenen Luppenstäbe zu Paketen
zusammengebunden in einem Schweiſs-
ofen geschweiſst worden waren, gelang-
ten sie unter die Grobeisenwalzen-
straſse (trains marchands), die ebenfalls
[Abbildung Fig. 230.]
aus zwei Gerüsten mit je zwei Walzen bestand (s. Fig. 83, 84, S. 265).
Da auf dieser Straſse fertiges Stabeisen gewalzt wurde, so waren die
Walzen sorgfältig abgedreht. Die Kaliber der Vor- und Streck-
walzen hatten die Form aufrecht stehender Quadrate mit gekrümmten
Seitenflächen und spitzbogenförmigen Ecken,
Fig. 230. Für diese hatten Coste und Per-
donnet schon 1829 eine in England gebräuch-
liche einfache Konstruktion (Fig. 231) an-
gegeben. Wenn a b den Durchmesser des
Kalibers darstellt, so errichtet man aus der
Mitte die Senkrechte [FORMEL], beschreibt aus
a und b mit a b als Halbmesser die Bogen a o
und b o, aus dem Punkte d mit demselben die
Schnittbogen s und r und aus diesen Schnitt-
[Abbildung Fig. 231.]
punkten mit demselben Radius die Bogen a d und b d, welche dann das
Profil der oberen Kaliberhälfte bilden. In gleicher Weise reiſst man
dann die untere Hälfte auf, stumpft die Spitzen oben und unten etwas
ab, während man sie bei b und d etwas zuspitzt. Karsten teilt eine
andere Konstruktion mit, auf die wir verweisen 1).
In der Regel machte man den senkrechten Durchmesser kürzer
1) Karsten, Eisenhüttenkunde, Bd. V, S. 349, Taf. 53, Fig. 6.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/629>, abgerufen am 22.11.2024.
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