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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Formgebung 1831 bis 1850.
Einen verbesserten Stempelhammer führte Schmerber 1849 auf der
Hütte zu Tagolsheim im Elsass aus.

Die Hauptarbeit der Formgebung des Schweisseisens geschah aber
durch die Walzwerke. Seitdem Henry Cort in seinem Patent von 1782
bereits die Verarbeitung des Luppeneisens unter gefurchten Walzen
(Bd. III, S. 687) bekannt gemacht hatte, entwickelte sich die Walzkunst
mehr und mehr. Es geschah dies in Verbindung mit dem Puddel-
betrieb vornehmlich in England. Einen weiteren Aufschwung erfuhr die
Walzkunst durch die Einführung gewalzter Eisenbahnschienen, welche
1820 von John Birkinshaw eingeführt wurden. Mit der Einführung
des englischen Puddelbetriebes in die Industrieländer des Kontinents
kamen auch in diesen die Walzwerke zu allgemeinerer Anwendung.
Mit dem Betriebe übernahm man von England eine Summe praktischer
Erfahrungen, welche von den theoretisch gebildeten Eisenhütten-
leuten Deutschlands, Frankreichs und Belgiens auf ihre wissenschaft-
liche Begründung untersucht und in Grundsätze und Formeln gefasst
wurden; es geschah dies besonders von Karsten 1) in Deutschland,
von Le Blanc 2) und Flachat 3) in Frankreich und von Valerius 4)
in Belgien. Die wichtigsten dieser Grundsätze wollen wir nach den
angeführten Schriftstellern kurz zusammenstellen. Der Puddelprozess
lieferte keine fertige Ware, sondern nur den Rohstoff für den Schweiss-
ofen, in dem die Pakete geschweisst wurden, um dann zu Zwischen-
oder Fertigprodukten ausgewalzt zu werden. Danach zerfiel der Walz-
prozess in das Luppen- oder Puddlingswalzen und in das Auswalzen
auf Grobeisen, Stabeisen und Formeisen. Auf den Feineisen-, Band-
eisen- und Blechwalzwerken wurden besondere Eisensorten meist aus
vorgewalztem Grobeisen hergestellt.

Sowohl die Luppen- als die Grobeisenwalzenstrassen bestanden
aus zwei Walzengerüsten mit je zwei Walzen. Das erste Walzenpaar
oder Gerüst diente zur Vorbereitung, das zweite zur Vollendung, man
unterschied hiernach Vorwalzen und Fertigwalzen, oder, da erstere
das Ausrecken oder Strecken, das letztere das Fertigmachen oder
Schlichten zu besorgen hatte, Streckwalzen und Schlichtwalzen. Die
Walzen lagerten in Walzengerüsten, die aus zwei starken, gusseisernen
Ständern bestanden -- Pilarengerüste (S. 260) galten als veraltet.

1) Karsten, Handbuch der Eisenhüttenkunde, Bd. IV, §. 860 und Bd. V,
S. 340 etc.
2) Le Blanc und Walter, a. a. O., II, S. 90.
3) Flachat, Barrault et Petiet, Fabrication du fer.
4) Valerius, Stabeisenfabrikation, S. 301.

Die Formgebung 1831 bis 1850.
Einen verbesserten Stempelhammer führte Schmerber 1849 auf der
Hütte zu Tagolsheim im Elsaſs aus.

Die Hauptarbeit der Formgebung des Schweiſseisens geschah aber
durch die Walzwerke. Seitdem Henry Cort in seinem Patent von 1782
bereits die Verarbeitung des Luppeneisens unter gefurchten Walzen
(Bd. III, S. 687) bekannt gemacht hatte, entwickelte sich die Walzkunst
mehr und mehr. Es geschah dies in Verbindung mit dem Puddel-
betrieb vornehmlich in England. Einen weiteren Aufschwung erfuhr die
Walzkunst durch die Einführung gewalzter Eisenbahnschienen, welche
1820 von John Birkinshaw eingeführt wurden. Mit der Einführung
des englischen Puddelbetriebes in die Industrieländer des Kontinents
kamen auch in diesen die Walzwerke zu allgemeinerer Anwendung.
Mit dem Betriebe übernahm man von England eine Summe praktischer
Erfahrungen, welche von den theoretisch gebildeten Eisenhütten-
leuten Deutschlands, Frankreichs und Belgiens auf ihre wissenschaft-
liche Begründung untersucht und in Grundsätze und Formeln gefaſst
wurden; es geschah dies besonders von Karsten 1) in Deutschland,
von Le Blanc 2) und Flachat 3) in Frankreich und von Valerius 4)
in Belgien. Die wichtigsten dieser Grundsätze wollen wir nach den
angeführten Schriftstellern kurz zusammenstellen. Der Puddelprozeſs
lieferte keine fertige Ware, sondern nur den Rohstoff für den Schweiſs-
ofen, in dem die Pakete geschweiſst wurden, um dann zu Zwischen-
oder Fertigprodukten ausgewalzt zu werden. Danach zerfiel der Walz-
prozeſs in das Luppen- oder Puddlingswalzen und in das Auswalzen
auf Grobeisen, Stabeisen und Formeisen. Auf den Feineisen-, Band-
eisen- und Blechwalzwerken wurden besondere Eisensorten meist aus
vorgewalztem Grobeisen hergestellt.

Sowohl die Luppen- als die Grobeisenwalzenstraſsen bestanden
aus zwei Walzengerüsten mit je zwei Walzen. Das erste Walzenpaar
oder Gerüst diente zur Vorbereitung, das zweite zur Vollendung, man
unterschied hiernach Vorwalzen und Fertigwalzen, oder, da erstere
das Ausrecken oder Strecken, das letztere das Fertigmachen oder
Schlichten zu besorgen hatte, Streckwalzen und Schlichtwalzen. Die
Walzen lagerten in Walzengerüsten, die aus zwei starken, guſseisernen
Ständern bestanden — Pilarengerüste (S. 260) galten als veraltet.

1) Karsten, Handbuch der Eisenhüttenkunde, Bd. IV, §. 860 und Bd. V,
S. 340 etc.
2) Le Blanc und Walter, a. a. O., II, S. 90.
3) Flachat, Barrault et Petiet, Fabrication du fer.
4) Valerius, Stabeisenfabrikation, S. 301.
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[602/0618] Die Formgebung 1831 bis 1850. Einen verbesserten Stempelhammer führte Schmerber 1849 auf der Hütte zu Tagolsheim im Elsaſs aus. Die Hauptarbeit der Formgebung des Schweiſseisens geschah aber durch die Walzwerke. Seitdem Henry Cort in seinem Patent von 1782 bereits die Verarbeitung des Luppeneisens unter gefurchten Walzen (Bd. III, S. 687) bekannt gemacht hatte, entwickelte sich die Walzkunst mehr und mehr. Es geschah dies in Verbindung mit dem Puddel- betrieb vornehmlich in England. Einen weiteren Aufschwung erfuhr die Walzkunst durch die Einführung gewalzter Eisenbahnschienen, welche 1820 von John Birkinshaw eingeführt wurden. Mit der Einführung des englischen Puddelbetriebes in die Industrieländer des Kontinents kamen auch in diesen die Walzwerke zu allgemeinerer Anwendung. Mit dem Betriebe übernahm man von England eine Summe praktischer Erfahrungen, welche von den theoretisch gebildeten Eisenhütten- leuten Deutschlands, Frankreichs und Belgiens auf ihre wissenschaft- liche Begründung untersucht und in Grundsätze und Formeln gefaſst wurden; es geschah dies besonders von Karsten 1) in Deutschland, von Le Blanc 2) und Flachat 3) in Frankreich und von Valerius 4) in Belgien. Die wichtigsten dieser Grundsätze wollen wir nach den angeführten Schriftstellern kurz zusammenstellen. Der Puddelprozeſs lieferte keine fertige Ware, sondern nur den Rohstoff für den Schweiſs- ofen, in dem die Pakete geschweiſst wurden, um dann zu Zwischen- oder Fertigprodukten ausgewalzt zu werden. Danach zerfiel der Walz- prozeſs in das Luppen- oder Puddlingswalzen und in das Auswalzen auf Grobeisen, Stabeisen und Formeisen. Auf den Feineisen-, Band- eisen- und Blechwalzwerken wurden besondere Eisensorten meist aus vorgewalztem Grobeisen hergestellt. Sowohl die Luppen- als die Grobeisenwalzenstraſsen bestanden aus zwei Walzengerüsten mit je zwei Walzen. Das erste Walzenpaar oder Gerüst diente zur Vorbereitung, das zweite zur Vollendung, man unterschied hiernach Vorwalzen und Fertigwalzen, oder, da erstere das Ausrecken oder Strecken, das letztere das Fertigmachen oder Schlichten zu besorgen hatte, Streckwalzen und Schlichtwalzen. Die Walzen lagerten in Walzengerüsten, die aus zwei starken, guſseisernen Ständern bestanden — Pilarengerüste (S. 260) galten als veraltet. 1) Karsten, Handbuch der Eisenhüttenkunde, Bd. IV, §. 860 und Bd. V, S. 340 etc. 2) Le Blanc und Walter, a. a. O., II, S. 90. 3) Flachat, Barrault et Petiet, Fabrication du fer. 4) Valerius, Stabeisenfabrikation, S. 301.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/618>, abgerufen am 22.11.2024.