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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Formgebung 1831 bis 1850.
vorgesehen hatte. Schneiders Dampfhammer und ebenso die ersten
Hämmer von Nasmyth waren oben offen. Sehr bald aber machte er
sie oben geschlossen, wobei Luft oder Dampf als Prellkissen wirkten,
die Gefahr für den Cylinder aber durch ein Sicherheitsventil im
oberen Raum vermieden war.

Die Dampfzu- und abfuhr, welche bei den Nasmythhämmern
unter dem Kolben geschah, wurde anfänglich durch Verteilungsschieber
bewirkt, später wendete man dafür Ventile an. Die einfache, leicht
verständliche Konstruktion eines solchen Dampfhammers zeigt Fig. 216 1).
Der den Hammer B tragende Kopf D ist durch Keilverbindung fest mit
der Kolbenstange D K vereinigt. Er geht zwischen Führungen E F,
welche an den Ständern G festsitzen. Die Kopfplatte H H trägt den
Cylinder C. Der letztere hat einen besonderen, mit dem Sicherheits-
ventil X Y (Fig. 216, IV) verbundenen Aufsatz, um das Überheben
zu verhindern. Die dünne Kolbenstange K geht durch eine lange
Stopfbüchse. Die Dampfkanäle sind durch den Cylindersockel W ge-
führt. Der Dampf tritt aus dem Rohr U aus.

Fig. 216, III zeigt den Durchschnitt der Dampfkammer mit dem
Zulassventil V V1 und den nach dem Cylinder führenden Dampf-
kanal W. Wird das Doppelventil mittels des Stieles L gehoben, so
strömt der Dampf von U nach V und V1 und tritt unter den Dampf-
kolben K. Wird das Auslassventil geöffnet, so entweicht derselbe
Dampf. Die Ventilstäbe L und L1 lassen sich von dem Handhebel P O
aus abwechselnd bewegen. Um den Hammer plötzlich während des
Hubes festzustellen, dient hier ein durch den Winkelhebel Z beweg-
licher Keil T, welcher vorgeschoben wird.

Die Arbeit des Hammers geschieht in der Weise, dass der ge-
spannte Dampf unter den Kolben tritt und diesen zugleich mit dem
Hammer in die Höhe hebt, worauf dann in dem Moment, wo der
Dampfzufluss abgestellt und der Ausfluss geöffnet wird, der Hammer
mit seinem vollen Gewicht niederfällt.

Nasmyth verbesserte seinen Hammer dadurch, dass er selbst-
thätige Steuerung anbrachte. Diese war zweckmässig für diejenigen
Wechsel, die sich regelmässig wiederholten, also namentlich für den
Anfang des Falles. Dagegen behielt man zur Regelung der Geschwindig-
keit und Stärke des Schlages die Handsteuerung nebenher bei.

Die Dampfhämmer bedürfen guter Fundamentierung und empfiehlt
es sich, Amboss- und Gerüstfundament getrennt anzulegen. Um die

1) Wedding, Handbuch der Eisenhüttenkunde III, 769.

Die Formgebung 1831 bis 1850.
vorgesehen hatte. Schneiders Dampfhammer und ebenso die ersten
Hämmer von Nasmyth waren oben offen. Sehr bald aber machte er
sie oben geschlossen, wobei Luft oder Dampf als Prellkissen wirkten,
die Gefahr für den Cylinder aber durch ein Sicherheitsventil im
oberen Raum vermieden war.

Die Dampfzu- und abfuhr, welche bei den Nasmythhämmern
unter dem Kolben geschah, wurde anfänglich durch Verteilungsschieber
bewirkt, später wendete man dafür Ventile an. Die einfache, leicht
verständliche Konstruktion eines solchen Dampfhammers zeigt Fig. 216 1).
Der den Hammer B tragende Kopf D ist durch Keilverbindung fest mit
der Kolbenstange D K vereinigt. Er geht zwischen Führungen E F,
welche an den Ständern G festsitzen. Die Kopfplatte H H trägt den
Cylinder C. Der letztere hat einen besonderen, mit dem Sicherheits-
ventil X Y (Fig. 216, IV) verbundenen Aufsatz, um das Überheben
zu verhindern. Die dünne Kolbenstange K geht durch eine lange
Stopfbüchse. Die Dampfkanäle sind durch den Cylindersockel W ge-
führt. Der Dampf tritt aus dem Rohr U aus.

Fig. 216, III zeigt den Durchschnitt der Dampfkammer mit dem
Zulaſsventil V V1 und den nach dem Cylinder führenden Dampf-
kanal W. Wird das Doppelventil mittels des Stieles L gehoben, so
strömt der Dampf von U nach V und V1 und tritt unter den Dampf-
kolben K. Wird das Auslaſsventil geöffnet, so entweicht derselbe
Dampf. Die Ventilstäbe L und L1 lassen sich von dem Handhebel P O
aus abwechselnd bewegen. Um den Hammer plötzlich während des
Hubes festzustellen, dient hier ein durch den Winkelhebel Z beweg-
licher Keil T, welcher vorgeschoben wird.

Die Arbeit des Hammers geschieht in der Weise, daſs der ge-
spannte Dampf unter den Kolben tritt und diesen zugleich mit dem
Hammer in die Höhe hebt, worauf dann in dem Moment, wo der
Dampfzufluſs abgestellt und der Ausfluſs geöffnet wird, der Hammer
mit seinem vollen Gewicht niederfällt.

Nasmyth verbesserte seinen Hammer dadurch, daſs er selbst-
thätige Steuerung anbrachte. Diese war zweckmäſsig für diejenigen
Wechsel, die sich regelmäſsig wiederholten, also namentlich für den
Anfang des Falles. Dagegen behielt man zur Regelung der Geschwindig-
keit und Stärke des Schlages die Handsteuerung nebenher bei.

Die Dampfhämmer bedürfen guter Fundamentierung und empfiehlt
es sich, Amboſs- und Gerüstfundament getrennt anzulegen. Um die

1) Wedding, Handbuch der Eisenhüttenkunde III, 769.
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[596/0612] Die Formgebung 1831 bis 1850. vorgesehen hatte. Schneiders Dampfhammer und ebenso die ersten Hämmer von Nasmyth waren oben offen. Sehr bald aber machte er sie oben geschlossen, wobei Luft oder Dampf als Prellkissen wirkten, die Gefahr für den Cylinder aber durch ein Sicherheitsventil im oberen Raum vermieden war. Die Dampfzu- und abfuhr, welche bei den Nasmythhämmern unter dem Kolben geschah, wurde anfänglich durch Verteilungsschieber bewirkt, später wendete man dafür Ventile an. Die einfache, leicht verständliche Konstruktion eines solchen Dampfhammers zeigt Fig. 216 1). Der den Hammer B tragende Kopf D ist durch Keilverbindung fest mit der Kolbenstange D K vereinigt. Er geht zwischen Führungen E F, welche an den Ständern G festsitzen. Die Kopfplatte H H trägt den Cylinder C. Der letztere hat einen besonderen, mit dem Sicherheits- ventil X Y (Fig. 216, IV) verbundenen Aufsatz, um das Überheben zu verhindern. Die dünne Kolbenstange K geht durch eine lange Stopfbüchse. Die Dampfkanäle sind durch den Cylindersockel W ge- führt. Der Dampf tritt aus dem Rohr U aus. Fig. 216, III zeigt den Durchschnitt der Dampfkammer mit dem Zulaſsventil V V1 und den nach dem Cylinder führenden Dampf- kanal W. Wird das Doppelventil mittels des Stieles L gehoben, so strömt der Dampf von U nach V und V1 und tritt unter den Dampf- kolben K. Wird das Auslaſsventil geöffnet, so entweicht derselbe Dampf. Die Ventilstäbe L und L1 lassen sich von dem Handhebel P O aus abwechselnd bewegen. Um den Hammer plötzlich während des Hubes festzustellen, dient hier ein durch den Winkelhebel Z beweg- licher Keil T, welcher vorgeschoben wird. Die Arbeit des Hammers geschieht in der Weise, daſs der ge- spannte Dampf unter den Kolben tritt und diesen zugleich mit dem Hammer in die Höhe hebt, worauf dann in dem Moment, wo der Dampfzufluſs abgestellt und der Ausfluſs geöffnet wird, der Hammer mit seinem vollen Gewicht niederfällt. Nasmyth verbesserte seinen Hammer dadurch, daſs er selbst- thätige Steuerung anbrachte. Diese war zweckmäſsig für diejenigen Wechsel, die sich regelmäſsig wiederholten, also namentlich für den Anfang des Falles. Dagegen behielt man zur Regelung der Geschwindig- keit und Stärke des Schlages die Handsteuerung nebenher bei. Die Dampfhämmer bedürfen guter Fundamentierung und empfiehlt es sich, Amboſs- und Gerüstfundament getrennt anzulegen. Um die 1) Wedding, Handbuch der Eisenhüttenkunde III, 769.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 596. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/612>, abgerufen am 23.11.2024.