Puddelöfen zu erhalten. Flachat hat sich um diese Frage bemüht und die Einrichtung auf der Hütte zu Abbainville beschrieben 1).
Die angewendeten Dampfkessel waren liegende Cylinderkessel mit je zwei Siederöhren. Nach Flachats Aufstellung verbrannte man in einem Puddelofen in der Stunde 80 kg, in einem Schweissofen 106 kg Steinkohlen. Unter der Annahme, dass eine Maschine von mittlerem Druck mit Kondensation und ohne Expansion in der Stunde und für die Pferdekraft 4 kg Steinkohlen erfordert, erzeugte also ein Puddelofen theoretisch 20 und ein Schweissofen 27 Pferdekräfte. Diese Kraft konnte noch beträchtlich gesteigert werden durch Benutzung der Expansion des Dampfes bei den Maschinen. Hierüber stellte Flachat Versuche an, welche in der angeführten Abhandlung be- schrieben sind. Es ergab sich daraus, dass mit Expansion die Kraft des Dampfes vollständig hinreiche, das Walzwerk zu betreiben.
[Abbildung]
Fig. 206.
Seit der Mitte der 30er Jahre bediente man sich denn auch in Belgien zu Couillet und zu Marchienne-au-Pont bei Charleroi bereits dieser "Kesselöfen". Die Dampfkesselanlage zu Couillet entsprach genau der oben erwähnten, schon in den 20er Jahren in Staffordshire üblichen. Vier Flammöfen waren mit einem stehenden Kessel mit innerem Feuerraum verbunden. Die Verbrennungsgase wurden von grossen Sammelessen abgeführt.
Die Öfen mit Kessel und Esse wurden hauptsächlich in Frank- reich angewendet, und haben ausser Flachat, Thomas und Laurent, Grouvelle u. A. Einrichtungen derselben bekannt gemacht 2).
Fig. 206 stellt das System von Grouvelle dar, wie es in der Hütte zu Sionne im Vogesendepartement ausgeführt worden war. Jeder Flammofen hatte seinen eigenen einfachen Cylinderkessel mit
1) Annales des mines, 3. Serie, XVII und Supplement zu Le Blanc und Walter, Eisenhüttenkunde, S. 27.
2)Armengaud, Publication industrielle II, 3. Lieferung; Grouvelle, Guide du chauffeur.
Das Puddeln 1831 bis 1850.
Puddelöfen zu erhalten. Flachat hat sich um diese Frage bemüht und die Einrichtung auf der Hütte zu Abbainville beschrieben 1).
Die angewendeten Dampfkessel waren liegende Cylinderkessel mit je zwei Siederöhren. Nach Flachats Aufstellung verbrannte man in einem Puddelofen in der Stunde 80 kg, in einem Schweiſsofen 106 kg Steinkohlen. Unter der Annahme, daſs eine Maschine von mittlerem Druck mit Kondensation und ohne Expansion in der Stunde und für die Pferdekraft 4 kg Steinkohlen erfordert, erzeugte also ein Puddelofen theoretisch 20 und ein Schweiſsofen 27 Pferdekräfte. Diese Kraft konnte noch beträchtlich gesteigert werden durch Benutzung der Expansion des Dampfes bei den Maschinen. Hierüber stellte Flachat Versuche an, welche in der angeführten Abhandlung be- schrieben sind. Es ergab sich daraus, daſs mit Expansion die Kraft des Dampfes vollständig hinreiche, das Walzwerk zu betreiben.
[Abbildung]
Fig. 206.
Seit der Mitte der 30er Jahre bediente man sich denn auch in Belgien zu Couillet und zu Marchienne-au-Pont bei Charleroi bereits dieser „Kesselöfen“. Die Dampfkesselanlage zu Couillet entsprach genau der oben erwähnten, schon in den 20er Jahren in Staffordshire üblichen. Vier Flammöfen waren mit einem stehenden Kessel mit innerem Feuerraum verbunden. Die Verbrennungsgase wurden von groſsen Sammelessen abgeführt.
Die Öfen mit Kessel und Esse wurden hauptsächlich in Frank- reich angewendet, und haben auſser Flachat, Thomas und Laurent, Grouvelle u. A. Einrichtungen derselben bekannt gemacht 2).
Fig. 206 stellt das System von Grouvelle dar, wie es in der Hütte zu Sionne im Vogesendepartement ausgeführt worden war. Jeder Flammofen hatte seinen eigenen einfachen Cylinderkessel mit
1) Annales des mines, 3. Serie, XVII und Supplement zu Le Blanc und Walter, Eisenhüttenkunde, S. 27.
2)Armengaud, Publication industrielle II, 3. Lieferung; Grouvelle, Guide du chauffeur.
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Das Puddeln 1831 bis 1850.
Puddelöfen zu erhalten. Flachat hat sich um diese Frage bemüht
und die Einrichtung auf der Hütte zu Abbainville beschrieben 1).
Die angewendeten Dampfkessel waren liegende Cylinderkessel
mit je zwei Siederöhren. Nach Flachats Aufstellung verbrannte
man in einem Puddelofen in der Stunde 80 kg, in einem Schweiſsofen
106 kg Steinkohlen. Unter der Annahme, daſs eine Maschine von
mittlerem Druck mit Kondensation und ohne Expansion in der Stunde
und für die Pferdekraft 4 kg Steinkohlen erfordert, erzeugte also ein
Puddelofen theoretisch 20 und ein Schweiſsofen 27 Pferdekräfte. Diese
Kraft konnte noch beträchtlich gesteigert werden durch Benutzung
der Expansion des Dampfes bei den Maschinen. Hierüber stellte
Flachat Versuche an, welche in der angeführten Abhandlung be-
schrieben sind. Es ergab sich daraus, daſs mit Expansion die Kraft
des Dampfes vollständig hinreiche, das Walzwerk zu betreiben.
[Abbildung Fig. 206.]
Seit der Mitte der 30er Jahre bediente man sich denn auch in
Belgien zu Couillet und zu Marchienne-au-Pont bei Charleroi bereits
dieser „Kesselöfen“. Die Dampfkesselanlage zu Couillet entsprach
genau der oben erwähnten, schon in den 20er Jahren in Staffordshire
üblichen. Vier Flammöfen waren mit einem stehenden Kessel mit
innerem Feuerraum verbunden. Die Verbrennungsgase wurden von
groſsen Sammelessen abgeführt.
Die Öfen mit Kessel und Esse wurden hauptsächlich in Frank-
reich angewendet, und haben auſser Flachat, Thomas und Laurent,
Grouvelle u. A. Einrichtungen derselben bekannt gemacht 2).
Fig. 206 stellt das System von Grouvelle dar, wie es in der
Hütte zu Sionne im Vogesendepartement ausgeführt worden war.
Jeder Flammofen hatte seinen eigenen einfachen Cylinderkessel mit
1) Annales des mines, 3. Serie, XVII und Supplement zu Le Blanc und
Walter, Eisenhüttenkunde, S. 27.
2) Armengaud, Publication industrielle II, 3. Lieferung; Grouvelle, Guide
du chauffeur.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/594>, abgerufen am 22.11.2024.
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