gefeint, auf dem anderen wurde das Feineisen gefrischt. Man machte damals ein Geheimnis aus ihrer Konstruktion.
Eng verwandt damit waren die französischen Doppelöfen mit zwei Einsatzthüren auf derselben Seite. Bei diesen war das Gewölbe in der Mitte zwischen den beiden Arbeitsthüren niedergezogen, der Herd bildete aber eine lange, nur durch eine niedrige Brücke ge- trennte Fläche. Dagegen wurden beide Hälften des Herdes selbst- ständig, wenn auch gleichzeitig besetzt und in beiden gleichzeitig gepuddelt. Der Nachteil dieser Öfen war der, dass der vordere Ofen an der Feuerbrücke in der Regel früher fertig war und dann auf den zweiten warten musste, was den Abbrand unnütz vermehrte, ohne eine entsprechende Brennmaterialersparnis zu gewähren. Deshalb gab man diese Öfen schon in den 30er Jahren wieder auf. Auch die Doppel- öfen mit zwei gegenüberliegenden Arbeitsthüren hatten sich nicht bewährt (Karsten, §. 974).
Das dritte wichtige Moment bei dem Bau der Puddelöfen war die Verbindung mit der Esse. Ursprünglich gab man jedem Puddel- ofen seine eigene Esse. Später aber zog man es vor, zwei mit der Rückwand zusammengebaute Öfen in eine entsprechend grössere Esse einmünden zu lassen. Ausserdem wendete man in grossen Walzwerken gemeinschaftliche Essen für eine grössere Anzahl Öfen an. Nach Valerius kann eine Esse von 4 engl. Fuss Weite und 120 Fuss Höhe höchstens für 12 Puddel- oder 8 Schweissöfen dienen.
Statt der Esse brachte man die Anwendung von Gebläsen in Vorschlag, indem man entweder gepresste Luft unter den ganz ge- schlossenen Aschenfall leitete, also, wie man sagte, mit Unterwind arbeitete, oder Ventilatoren als Exhaustoren verwendete und damit die glühenden Gase, nachdem sie im Ofen ihre Dienste gethan hatten, absaugte. Beide Vorschläge waren bis 1840 nicht über das Versuchs- stadium hinausgekommen. Versuche, die man zu Veckerhagen damit anstellte, wurden wieder aufgegeben.
Eine andere sehr wichtige Neuerung, die in dieser Periode grössere Verbreitung fand, war die Benutzung der von den Schweiss- und Puddelöfen entweichenden Flamme zur Dampferzeugung. Das Ver- fahren war (s. S. 270) schon früher in England angewendet worden, aber es fand auf dem Kontinent, wo man weit mehr jede mögliche Brennmaterialersparnis benutzen musste, viel allgemeinere Verbreitung. Dies war zuerst in Frankreich und Belgien der Fall. Man hoffte, die Kraft, welche für den Betrieb der Walzwerke bei den Flammfrisch- hütten nötig war, durch die Dampferzeugung mit der Überhitze der
Beck, Geschichte des Eisens. 37
Das Puddeln 1831 bis 1850.
gefeint, auf dem anderen wurde das Feineisen gefrischt. Man machte damals ein Geheimnis aus ihrer Konstruktion.
Eng verwandt damit waren die französischen Doppelöfen mit zwei Einsatzthüren auf derselben Seite. Bei diesen war das Gewölbe in der Mitte zwischen den beiden Arbeitsthüren niedergezogen, der Herd bildete aber eine lange, nur durch eine niedrige Brücke ge- trennte Fläche. Dagegen wurden beide Hälften des Herdes selbst- ständig, wenn auch gleichzeitig besetzt und in beiden gleichzeitig gepuddelt. Der Nachteil dieser Öfen war der, daſs der vordere Ofen an der Feuerbrücke in der Regel früher fertig war und dann auf den zweiten warten muſste, was den Abbrand unnütz vermehrte, ohne eine entsprechende Brennmaterialersparnis zu gewähren. Deshalb gab man diese Öfen schon in den 30er Jahren wieder auf. Auch die Doppel- öfen mit zwei gegenüberliegenden Arbeitsthüren hatten sich nicht bewährt (Karsten, §. 974).
Das dritte wichtige Moment bei dem Bau der Puddelöfen war die Verbindung mit der Esse. Ursprünglich gab man jedem Puddel- ofen seine eigene Esse. Später aber zog man es vor, zwei mit der Rückwand zusammengebaute Öfen in eine entsprechend gröſsere Esse einmünden zu lassen. Auſserdem wendete man in groſsen Walzwerken gemeinschaftliche Essen für eine gröſsere Anzahl Öfen an. Nach Valerius kann eine Esse von 4 engl. Fuſs Weite und 120 Fuſs Höhe höchstens für 12 Puddel- oder 8 Schweiſsöfen dienen.
Statt der Esse brachte man die Anwendung von Gebläsen in Vorschlag, indem man entweder gepreſste Luft unter den ganz ge- schlossenen Aschenfall leitete, also, wie man sagte, mit Unterwind arbeitete, oder Ventilatoren als Exhaustoren verwendete und damit die glühenden Gase, nachdem sie im Ofen ihre Dienste gethan hatten, absaugte. Beide Vorschläge waren bis 1840 nicht über das Versuchs- stadium hinausgekommen. Versuche, die man zu Veckerhagen damit anstellte, wurden wieder aufgegeben.
Eine andere sehr wichtige Neuerung, die in dieser Periode gröſsere Verbreitung fand, war die Benutzung der von den Schweiſs- und Puddelöfen entweichenden Flamme zur Dampferzeugung. Das Ver- fahren war (s. S. 270) schon früher in England angewendet worden, aber es fand auf dem Kontinent, wo man weit mehr jede mögliche Brennmaterialersparnis benutzen muſste, viel allgemeinere Verbreitung. Dies war zuerst in Frankreich und Belgien der Fall. Man hoffte, die Kraft, welche für den Betrieb der Walzwerke bei den Flammfrisch- hütten nötig war, durch die Dampferzeugung mit der Überhitze der
Beck, Geschichte des Eisens. 37
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Das Puddeln 1831 bis 1850.
gefeint, auf dem anderen wurde das Feineisen gefrischt. Man machte
damals ein Geheimnis aus ihrer Konstruktion.
Eng verwandt damit waren die französischen Doppelöfen mit
zwei Einsatzthüren auf derselben Seite. Bei diesen war das Gewölbe
in der Mitte zwischen den beiden Arbeitsthüren niedergezogen, der
Herd bildete aber eine lange, nur durch eine niedrige Brücke ge-
trennte Fläche. Dagegen wurden beide Hälften des Herdes selbst-
ständig, wenn auch gleichzeitig besetzt und in beiden gleichzeitig
gepuddelt. Der Nachteil dieser Öfen war der, daſs der vordere Ofen
an der Feuerbrücke in der Regel früher fertig war und dann auf den
zweiten warten muſste, was den Abbrand unnütz vermehrte, ohne eine
entsprechende Brennmaterialersparnis zu gewähren. Deshalb gab man
diese Öfen schon in den 30er Jahren wieder auf. Auch die Doppel-
öfen mit zwei gegenüberliegenden Arbeitsthüren hatten sich nicht
bewährt (Karsten, §. 974).
Das dritte wichtige Moment bei dem Bau der Puddelöfen war
die Verbindung mit der Esse. Ursprünglich gab man jedem Puddel-
ofen seine eigene Esse. Später aber zog man es vor, zwei mit der
Rückwand zusammengebaute Öfen in eine entsprechend gröſsere Esse
einmünden zu lassen. Auſserdem wendete man in groſsen Walzwerken
gemeinschaftliche Essen für eine gröſsere Anzahl Öfen an. Nach
Valerius kann eine Esse von 4 engl. Fuſs Weite und 120 Fuſs Höhe
höchstens für 12 Puddel- oder 8 Schweiſsöfen dienen.
Statt der Esse brachte man die Anwendung von Gebläsen in
Vorschlag, indem man entweder gepreſste Luft unter den ganz ge-
schlossenen Aschenfall leitete, also, wie man sagte, mit Unterwind
arbeitete, oder Ventilatoren als Exhaustoren verwendete und damit
die glühenden Gase, nachdem sie im Ofen ihre Dienste gethan hatten,
absaugte. Beide Vorschläge waren bis 1840 nicht über das Versuchs-
stadium hinausgekommen. Versuche, die man zu Veckerhagen damit
anstellte, wurden wieder aufgegeben.
Eine andere sehr wichtige Neuerung, die in dieser Periode gröſsere
Verbreitung fand, war die Benutzung der von den Schweiſs- und
Puddelöfen entweichenden Flamme zur Dampferzeugung. Das Ver-
fahren war (s. S. 270) schon früher in England angewendet worden,
aber es fand auf dem Kontinent, wo man weit mehr jede mögliche
Brennmaterialersparnis benutzen muſste, viel allgemeinere Verbreitung.
Dies war zuerst in Frankreich und Belgien der Fall. Man hoffte, die
Kraft, welche für den Betrieb der Walzwerke bei den Flammfrisch-
hütten nötig war, durch die Dampferzeugung mit der Überhitze der
Beck, Geschichte des Eisens. 37
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/593>, abgerufen am 25.11.2024.
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