Annahme. Isambert Brunel gab dagegen den sogenannten Brücken- schienen (Fig. 182 c) den Vorzug.
Ehe wir aber zu diesen Verbesserungen übergehen, müssen wir die Fortschritte betrachten, welche die Herstellung des Schweiss- eisens -- ein anderes Schmiedeeisen kannte man damals noch nicht -- in dieser Zeit erfahren hat.
Das Frischen 1831 bis 1850.
Das Frischen des Roheisens in Herden mit Holzkohlen wurde zwar durch das Flammofenfrischen mit Steinkohlen mehr und mehr eingeschränkt, dennoch behauptete es sich auf dem Kontinent noch als das verbreitetste und wichtigste Verfahren der Stabeisenbereitung. Indessen war es den Hammerwerksbesitzern zum Bewusstsein ge- kommen, dass sie nur durch grösste Sparsamkeit und durch technische Verbesserungen den Kampf mit dem Steinkohlenbetriebe fortführen konnten, und die sonst so konservativen Hammerherren sahen sich zu mancherlei Verbesserungen gezwungen.
Als eine der wichtigsten erschien die Anwendung erhitzter Ge- bläseluft bei dem Frischfeuerbetriebe. Es war nicht schwierig, die Winderhitzung mit dem Frischfeuerbetriebe zu verbinden. Einige gekrümmte Rohre in der Esse über dem Feuer angebracht genügten, um die erforderliche Erwärmung des Windes auf 100 bis 200o C. her- beizuführen. Das Verfahren wurde denn auch auf vielen Hütten ein- geführt 1), so 1834 zu Königsbronn, Unterkochen und Abtsgemünd und zu Michelbach im Nassauischen, 1835 zu Creuzburger Hütte und Mala- pane in Schlesien und Sollinger Hütte am Harz.
Sehr günstige Resultate erzielte man auf dem Malapaner Hütten- werke in Oberschlesien, und hat Wachler die dort in den Jahren von 1836 bis 1839 gemachten Erfahrungen veröffentlicht 2). Daraus er- giebt sich, dass man aus 100 Pfd. Roheisen bei kaltem Winde 74,77 Pfd., bei heissem Winde 78,14 Pfd. Stabeisen erhielt. Der Brennmaterial- aufwand betrug bei kaltem Winde 17,8, bei heissem Winde 16,6 Kbfss. Holzkohlen. Karsten redete hauptsächlich auf Grund dieser Er- fahrungen der Anwendung erhitzter Gebläseluft beim Frischprozesse eifrig das Wort. Der ungünstigen Erscheinung, dass das Roheisen bei heissem Winde zu roh einschmilzt und das Garen dadurch sehr er-
1) Siehe Walter und Le Blanc, a. a. O., II, S. 161, wo sich eine Zu- sammenstellung von Resultaten findet.
2) Siehe Karstens Arch. f. Min. etc., X, 703 und XI, 171.
Das Frischen 1831 bis 1850.
Annahme. Isambert Brunel gab dagegen den sogenannten Brücken- schienen (Fig. 182 c) den Vorzug.
Ehe wir aber zu diesen Verbesserungen übergehen, müssen wir die Fortschritte betrachten, welche die Herstellung des Schweiſs- eisens — ein anderes Schmiedeeisen kannte man damals noch nicht — in dieser Zeit erfahren hat.
Das Frischen 1831 bis 1850.
Das Frischen des Roheisens in Herden mit Holzkohlen wurde zwar durch das Flammofenfrischen mit Steinkohlen mehr und mehr eingeschränkt, dennoch behauptete es sich auf dem Kontinent noch als das verbreitetste und wichtigste Verfahren der Stabeisenbereitung. Indessen war es den Hammerwerksbesitzern zum Bewuſstsein ge- kommen, daſs sie nur durch gröſste Sparsamkeit und durch technische Verbesserungen den Kampf mit dem Steinkohlenbetriebe fortführen konnten, und die sonst so konservativen Hammerherren sahen sich zu mancherlei Verbesserungen gezwungen.
Als eine der wichtigsten erschien die Anwendung erhitzter Ge- bläseluft bei dem Frischfeuerbetriebe. Es war nicht schwierig, die Winderhitzung mit dem Frischfeuerbetriebe zu verbinden. Einige gekrümmte Rohre in der Esse über dem Feuer angebracht genügten, um die erforderliche Erwärmung des Windes auf 100 bis 200º C. her- beizuführen. Das Verfahren wurde denn auch auf vielen Hütten ein- geführt 1), so 1834 zu Königsbronn, Unterkochen und Abtsgemünd und zu Michelbach im Nassauischen, 1835 zu Creuzburger Hütte und Mala- pane in Schlesien und Sollinger Hütte am Harz.
Sehr günstige Resultate erzielte man auf dem Malapaner Hütten- werke in Oberschlesien, und hat Wachler die dort in den Jahren von 1836 bis 1839 gemachten Erfahrungen veröffentlicht 2). Daraus er- giebt sich, daſs man aus 100 Pfd. Roheisen bei kaltem Winde 74,77 Pfd., bei heiſsem Winde 78,14 Pfd. Stabeisen erhielt. Der Brennmaterial- aufwand betrug bei kaltem Winde 17,8, bei heiſsem Winde 16,6 Kbfſs. Holzkohlen. Karsten redete hauptsächlich auf Grund dieser Er- fahrungen der Anwendung erhitzter Gebläseluft beim Frischprozesse eifrig das Wort. Der ungünstigen Erscheinung, daſs das Roheisen bei heiſsem Winde zu roh einschmilzt und das Garen dadurch sehr er-
1) Siehe Walter und Le Blanc, a. a. O., II, S. 161, wo sich eine Zu- sammenstellung von Resultaten findet.
2) Siehe Karstens Arch. f. Min. etc., X, 703 und XI, 171.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0567"n="551"/><fwplace="top"type="header">Das Frischen 1831 bis 1850.</fw><lb/>
Annahme. <hirendition="#g">Isambert Brunel</hi> gab dagegen den sogenannten Brücken-<lb/>
schienen (Fig. 182 c) den Vorzug.</p><lb/><p>Ehe wir aber zu diesen Verbesserungen übergehen, müssen wir<lb/>
die Fortschritte betrachten, welche die <hirendition="#g">Herstellung</hi> des Schweiſs-<lb/>
eisens — ein anderes Schmiedeeisen kannte man damals noch nicht —<lb/>
in dieser Zeit erfahren hat.</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Das Frischen 1831 bis 1850.</hi></head><lb/><p>Das <hirendition="#g">Frischen</hi> des Roheisens in Herden mit Holzkohlen wurde<lb/>
zwar durch das Flammofenfrischen mit Steinkohlen mehr und mehr<lb/>
eingeschränkt, dennoch behauptete es sich auf dem Kontinent noch<lb/>
als das verbreitetste und wichtigste Verfahren der Stabeisenbereitung.<lb/>
Indessen war es den Hammerwerksbesitzern zum Bewuſstsein ge-<lb/>
kommen, daſs sie nur durch gröſste Sparsamkeit und durch technische<lb/>
Verbesserungen den Kampf mit dem Steinkohlenbetriebe fortführen<lb/>
konnten, und die sonst so konservativen Hammerherren sahen sich<lb/>
zu mancherlei Verbesserungen gezwungen.</p><lb/><p>Als eine der wichtigsten erschien die Anwendung erhitzter Ge-<lb/>
bläseluft bei dem Frischfeuerbetriebe. Es war nicht schwierig, die<lb/>
Winderhitzung mit dem Frischfeuerbetriebe zu verbinden. Einige<lb/>
gekrümmte Rohre in der Esse über dem Feuer angebracht genügten,<lb/>
um die erforderliche Erwärmung des Windes auf 100 bis 200º C. her-<lb/>
beizuführen. Das Verfahren wurde denn auch auf vielen Hütten ein-<lb/>
geführt <noteplace="foot"n="1)">Siehe <hirendition="#g">Walter</hi> und <hirendition="#g">Le Blanc</hi>, a. a. O., II, S. 161, wo sich eine Zu-<lb/>
sammenstellung von Resultaten findet.</note>, so 1834 zu Königsbronn, Unterkochen und Abtsgemünd und<lb/>
zu Michelbach im Nassauischen, 1835 zu Creuzburger Hütte und Mala-<lb/>
pane in Schlesien und Sollinger Hütte am Harz.</p><lb/><p>Sehr günstige Resultate erzielte man auf dem Malapaner Hütten-<lb/>
werke in Oberschlesien, und hat <hirendition="#g">Wachler</hi> die dort in den Jahren<lb/>
von 1836 bis 1839 gemachten Erfahrungen veröffentlicht <noteplace="foot"n="2)">Siehe Karstens Arch. f. Min. etc., X, 703 und XI, 171.</note>. Daraus er-<lb/>
giebt sich, daſs man aus 100 Pfd. Roheisen bei kaltem Winde 74,77 Pfd.,<lb/>
bei heiſsem Winde 78,14 Pfd. Stabeisen erhielt. Der Brennmaterial-<lb/>
aufwand betrug bei kaltem Winde 17,8, bei heiſsem Winde 16,6 Kbfſs.<lb/>
Holzkohlen. <hirendition="#g">Karsten</hi> redete hauptsächlich auf Grund dieser Er-<lb/>
fahrungen der Anwendung erhitzter Gebläseluft beim Frischprozesse<lb/>
eifrig das Wort. Der ungünstigen Erscheinung, daſs das Roheisen bei<lb/>
heiſsem Winde zu roh einschmilzt und das Garen dadurch sehr er-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[551/0567]
Das Frischen 1831 bis 1850.
Annahme. Isambert Brunel gab dagegen den sogenannten Brücken-
schienen (Fig. 182 c) den Vorzug.
Ehe wir aber zu diesen Verbesserungen übergehen, müssen wir
die Fortschritte betrachten, welche die Herstellung des Schweiſs-
eisens — ein anderes Schmiedeeisen kannte man damals noch nicht —
in dieser Zeit erfahren hat.
Das Frischen 1831 bis 1850.
Das Frischen des Roheisens in Herden mit Holzkohlen wurde
zwar durch das Flammofenfrischen mit Steinkohlen mehr und mehr
eingeschränkt, dennoch behauptete es sich auf dem Kontinent noch
als das verbreitetste und wichtigste Verfahren der Stabeisenbereitung.
Indessen war es den Hammerwerksbesitzern zum Bewuſstsein ge-
kommen, daſs sie nur durch gröſste Sparsamkeit und durch technische
Verbesserungen den Kampf mit dem Steinkohlenbetriebe fortführen
konnten, und die sonst so konservativen Hammerherren sahen sich
zu mancherlei Verbesserungen gezwungen.
Als eine der wichtigsten erschien die Anwendung erhitzter Ge-
bläseluft bei dem Frischfeuerbetriebe. Es war nicht schwierig, die
Winderhitzung mit dem Frischfeuerbetriebe zu verbinden. Einige
gekrümmte Rohre in der Esse über dem Feuer angebracht genügten,
um die erforderliche Erwärmung des Windes auf 100 bis 200º C. her-
beizuführen. Das Verfahren wurde denn auch auf vielen Hütten ein-
geführt 1), so 1834 zu Königsbronn, Unterkochen und Abtsgemünd und
zu Michelbach im Nassauischen, 1835 zu Creuzburger Hütte und Mala-
pane in Schlesien und Sollinger Hütte am Harz.
Sehr günstige Resultate erzielte man auf dem Malapaner Hütten-
werke in Oberschlesien, und hat Wachler die dort in den Jahren
von 1836 bis 1839 gemachten Erfahrungen veröffentlicht 2). Daraus er-
giebt sich, daſs man aus 100 Pfd. Roheisen bei kaltem Winde 74,77 Pfd.,
bei heiſsem Winde 78,14 Pfd. Stabeisen erhielt. Der Brennmaterial-
aufwand betrug bei kaltem Winde 17,8, bei heiſsem Winde 16,6 Kbfſs.
Holzkohlen. Karsten redete hauptsächlich auf Grund dieser Er-
fahrungen der Anwendung erhitzter Gebläseluft beim Frischprozesse
eifrig das Wort. Der ungünstigen Erscheinung, daſs das Roheisen bei
heiſsem Winde zu roh einschmilzt und das Garen dadurch sehr er-
1) Siehe Walter und Le Blanc, a. a. O., II, S. 161, wo sich eine Zu-
sammenstellung von Resultaten findet.
2) Siehe Karstens Arch. f. Min. etc., X, 703 und XI, 171.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/567>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.