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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Eisenbahnen 1831 bis 1850.
866 km. Von dem Jahre 1844 an ist eine grossartige Zunahme im
Bahnbau Englands zu bemerken. Während Ende 1840 nur 1349 km
Eisenbahnen im Betriebe standen, betrug Ende 1850 deren Länge
bereits 10659 km.

Von allen Staaten des Kontinents hat der jüngste, das erst durch
die Revolution von 1830 entstandene Belgien, die Bedeutung der
Eisenbahnen am schnellsten erfasst und sich dieselben nutzbar ge-
macht. Belgien hat zuerst von allen Ländern den Plan eines ein-
heitlichen Eisenbahnnetzes für das ganze Land entworfen und durch-
geführt. Der Erbauer war der Staat selbst. Der Techniker, der
aber den Entwurf dazu machte, war kein geringerer als Georg
Stephenson
, dem die Regierung die Bearbeitung dieser wichtigen
Aufgabe im Jahre 1834 übertragen hatte. Das kühne Unternehmen
hatte glänzenden Erfolg. Nachdem die ersten Hauptlinien erbaut
waren, nahm die belgische Industrie einen Aufschwung, der be-
wunderungswürdig war, vor allem die Eisenindustrie, welche den Mut
hatte, selbst und selbständig sowohl die Schienenfabrikation, als den
Lokomotivbau in die Hand zu nehmen. Das kleine Belgien wurde
ein Konkurrent Englands und kein zu verachtender, denn durch die
Intelligenz trefflicher Ingenieure führte es Verbesserungen in dem
Eisenhüttenwesen ein, die mustergültig wurden.

Das belgische Staatsbahnnetz hatte Mecheln zum Ausgangspunkt.
Von hier aus gingen die vier Hauptlinien, eine östlich nach der preussi-
schen Grenze, eine nördlich nach Antwerpen, eine westlich nach Ost-
ende und dem Meere und eine südlich nach Frankreich. 1843 hatte
der Staat das 560 km lange Netz vollendet. Von da an verzichtete
er auch auf weitere eigene Unternehmungen.

Am 5. Mai 1835 wurde die erste Strecke Mecheln-Brüssel von
20 km eröffnet, am 3. Mai 1836 folgte die Strecke Mecheln-Antwerpen
von 22 km Länge. Ende 1837 betrug das belgische Bahnnetz 142 km,
Ende 1838 258 km, Ende 1840 334 km, Ende 1843 558 km, Ende
1850 854 km.

In Deutschland gebührt dem Königreich Baiern der Ruhm, die
erste Eisenbahn mit Lokomotivbetrieb erbaut zu haben. Es war die
Nürnberg-Fürther Linie, welche am 7. Dezember 1835 eröffnet wurde.
von Baader hatte schon in den 20er Jahren auf die Wichtigkeit
des englischen Eisenbahnwesens hingewiesen und eifrig dafür gewirkt,
und die Nürnberg-Fürther Bahn darf als das Ergebnis dieser Be-
mühungen bezeichnet werden.

Baiern folgte zuerst das Königreich Sachsen, wo die Leipzig-

Die Eisenbahnen 1831 bis 1850.
866 km. Von dem Jahre 1844 an ist eine groſsartige Zunahme im
Bahnbau Englands zu bemerken. Während Ende 1840 nur 1349 km
Eisenbahnen im Betriebe standen, betrug Ende 1850 deren Länge
bereits 10659 km.

Von allen Staaten des Kontinents hat der jüngste, das erst durch
die Revolution von 1830 entstandene Belgien, die Bedeutung der
Eisenbahnen am schnellsten erfaſst und sich dieselben nutzbar ge-
macht. Belgien hat zuerst von allen Ländern den Plan eines ein-
heitlichen Eisenbahnnetzes für das ganze Land entworfen und durch-
geführt. Der Erbauer war der Staat selbst. Der Techniker, der
aber den Entwurf dazu machte, war kein geringerer als Georg
Stephenson
, dem die Regierung die Bearbeitung dieser wichtigen
Aufgabe im Jahre 1834 übertragen hatte. Das kühne Unternehmen
hatte glänzenden Erfolg. Nachdem die ersten Hauptlinien erbaut
waren, nahm die belgische Industrie einen Aufschwung, der be-
wunderungswürdig war, vor allem die Eisenindustrie, welche den Mut
hatte, selbst und selbständig sowohl die Schienenfabrikation, als den
Lokomotivbau in die Hand zu nehmen. Das kleine Belgien wurde
ein Konkurrent Englands und kein zu verachtender, denn durch die
Intelligenz trefflicher Ingenieure führte es Verbesserungen in dem
Eisenhüttenwesen ein, die mustergültig wurden.

Das belgische Staatsbahnnetz hatte Mecheln zum Ausgangspunkt.
Von hier aus gingen die vier Hauptlinien, eine östlich nach der preuſsi-
schen Grenze, eine nördlich nach Antwerpen, eine westlich nach Ost-
ende und dem Meere und eine südlich nach Frankreich. 1843 hatte
der Staat das 560 km lange Netz vollendet. Von da an verzichtete
er auch auf weitere eigene Unternehmungen.

Am 5. Mai 1835 wurde die erste Strecke Mecheln-Brüssel von
20 km eröffnet, am 3. Mai 1836 folgte die Strecke Mecheln-Antwerpen
von 22 km Länge. Ende 1837 betrug das belgische Bahnnetz 142 km,
Ende 1838 258 km, Ende 1840 334 km, Ende 1843 558 km, Ende
1850 854 km.

In Deutschland gebührt dem Königreich Baiern der Ruhm, die
erste Eisenbahn mit Lokomotivbetrieb erbaut zu haben. Es war die
Nürnberg-Fürther Linie, welche am 7. Dezember 1835 eröffnet wurde.
von Baader hatte schon in den 20er Jahren auf die Wichtigkeit
des englischen Eisenbahnwesens hingewiesen und eifrig dafür gewirkt,
und die Nürnberg-Fürther Bahn darf als das Ergebnis dieser Be-
mühungen bezeichnet werden.

Baiern folgte zuerst das Königreich Sachsen, wo die Leipzig-

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[546/0562] Die Eisenbahnen 1831 bis 1850. 866 km. Von dem Jahre 1844 an ist eine groſsartige Zunahme im Bahnbau Englands zu bemerken. Während Ende 1840 nur 1349 km Eisenbahnen im Betriebe standen, betrug Ende 1850 deren Länge bereits 10659 km. Von allen Staaten des Kontinents hat der jüngste, das erst durch die Revolution von 1830 entstandene Belgien, die Bedeutung der Eisenbahnen am schnellsten erfaſst und sich dieselben nutzbar ge- macht. Belgien hat zuerst von allen Ländern den Plan eines ein- heitlichen Eisenbahnnetzes für das ganze Land entworfen und durch- geführt. Der Erbauer war der Staat selbst. Der Techniker, der aber den Entwurf dazu machte, war kein geringerer als Georg Stephenson, dem die Regierung die Bearbeitung dieser wichtigen Aufgabe im Jahre 1834 übertragen hatte. Das kühne Unternehmen hatte glänzenden Erfolg. Nachdem die ersten Hauptlinien erbaut waren, nahm die belgische Industrie einen Aufschwung, der be- wunderungswürdig war, vor allem die Eisenindustrie, welche den Mut hatte, selbst und selbständig sowohl die Schienenfabrikation, als den Lokomotivbau in die Hand zu nehmen. Das kleine Belgien wurde ein Konkurrent Englands und kein zu verachtender, denn durch die Intelligenz trefflicher Ingenieure führte es Verbesserungen in dem Eisenhüttenwesen ein, die mustergültig wurden. Das belgische Staatsbahnnetz hatte Mecheln zum Ausgangspunkt. Von hier aus gingen die vier Hauptlinien, eine östlich nach der preuſsi- schen Grenze, eine nördlich nach Antwerpen, eine westlich nach Ost- ende und dem Meere und eine südlich nach Frankreich. 1843 hatte der Staat das 560 km lange Netz vollendet. Von da an verzichtete er auch auf weitere eigene Unternehmungen. Am 5. Mai 1835 wurde die erste Strecke Mecheln-Brüssel von 20 km eröffnet, am 3. Mai 1836 folgte die Strecke Mecheln-Antwerpen von 22 km Länge. Ende 1837 betrug das belgische Bahnnetz 142 km, Ende 1838 258 km, Ende 1840 334 km, Ende 1843 558 km, Ende 1850 854 km. In Deutschland gebührt dem Königreich Baiern der Ruhm, die erste Eisenbahn mit Lokomotivbetrieb erbaut zu haben. Es war die Nürnberg-Fürther Linie, welche am 7. Dezember 1835 eröffnet wurde. von Baader hatte schon in den 20er Jahren auf die Wichtigkeit des englischen Eisenbahnwesens hingewiesen und eifrig dafür gewirkt, und die Nürnberg-Fürther Bahn darf als das Ergebnis dieser Be- mühungen bezeichnet werden. Baiern folgte zuerst das Königreich Sachsen, wo die Leipzig-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/562>, abgerufen am 22.11.2024.