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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Der Hochofenbetrieb 1831 bis 1850.
gekohlte Masse tritt nun in die Schmelzzone, in welcher eine Tempe-
ratur von 1600 bis 1700° C. und darüber herrscht. Hier findet das
Schmelzen der Schlacke und des Eisens fast gleichzeitig statt. Hat das
Eisen Gelegenheit, bei hoher Temperatur längere Zeit in diesem Raume
zu verweilen, so tritt eine Übersättigung mit Kohlenstoff ein, welche
eine Ausscheidung von Graphit beim Erstarren zur Folge hat. In
dieser Zone ist die Temperatur so hoch, dass vorhandenes Kaliumoxyd
reduziert wird, was zur Bildung von Cyan aus der weissglühenden
Kohle und dem Stickstoff der Luft Veranlassung giebt.

Die Oxydations- oder Verbrennungszone ist im Vergleich
zu den übrigen Zonen nur von sehr geringem Umfange. Die Gründe
hierfür haben wir oben schon angeführt. Kurz vor der Form findet
die Verbrennung der Kohle zu Kohlensäure mit sehr hoher Wärme-
entwickelung (über 2500° C.) statt. Ausserhalb dieses Fokus findet
aber die Reduktion der gebildeten Kohlensäure durch glühende Kohle
zu Kohlenoxydgas statt, was mit einer bedeutenden Temperaturernie-
drigung verbunden ist. Während sich nach Scheerers Berechnung
das Temperaturmaximum auf 2650° C. beläuft, beträgt der Hitzgrad
an der nicht weit davon entfernten Grenze gegen die Schmelzzone
nur noch 1670° C.

Welchen grossen Einfluss der heisse Wind gerade auf die Ver-
brennungszone ausübt, ist S. 501 auseinandergesetzt.

Fig. 155 giebt die schematische Darstellung Scheerers mit den
eingeschriebenen Temperaturgrenzen. Dass die Vorgänge im Hochofen
nicht mit der Regelmässigkeit vor sich gehen, wie sie Scheerers
Zonentheorie darstellt, ist leicht einzusehen. Schon die Gasanalysen
haben bewiesen, dass die Gase, welche man von verschiedenen Punkten
der gleichen Tiefe entnahm, nicht gleich zusammengesetzt waren. Die
von Ebelman in gleicher Tiefe entnommenen Erzstücke, deren ver-
schieden vorgeschrittene Reduktion die Analyse ergab, beweisen
dasselbe. Die Beschickung sinkt durchaus nicht gleichmässig von der
Gicht abwärts. Die Form des Hochofens bedingt schon, dass die
mittlere Schmelzsäule, entsprechend dem Querschnitt vor den Formen,
rascher nach unten sinkt. Infolgedessen sinkt das Schmelzen in der
Mitte rascher; statt der geraden Fläche rücken die Gichten in einer
nach unten ausgebauchten Fläche vor. Dies bewirkt, dass die grö-
beren, schwereren Erzstücke nach der Mitte rollen und sich durch
das leichtere Brennmaterial, das sie nach den Seiten schieben, durch-
drücken. Hierdurch entsteht das sogenannte Vorrollen der Erze.
Die Gase dagegen, welche an den Seiten des sich erweiternden

Der Hochofenbetrieb 1831 bis 1850.
gekohlte Masse tritt nun in die Schmelzzone, in welcher eine Tempe-
ratur von 1600 bis 1700° C. und darüber herrscht. Hier findet das
Schmelzen der Schlacke und des Eisens fast gleichzeitig statt. Hat das
Eisen Gelegenheit, bei hoher Temperatur längere Zeit in diesem Raume
zu verweilen, so tritt eine Übersättigung mit Kohlenstoff ein, welche
eine Ausscheidung von Graphit beim Erstarren zur Folge hat. In
dieser Zone ist die Temperatur so hoch, daſs vorhandenes Kaliumoxyd
reduziert wird, was zur Bildung von Cyan aus der weiſsglühenden
Kohle und dem Stickstoff der Luft Veranlassung giebt.

Die Oxydations- oder Verbrennungszone ist im Vergleich
zu den übrigen Zonen nur von sehr geringem Umfange. Die Gründe
hierfür haben wir oben schon angeführt. Kurz vor der Form findet
die Verbrennung der Kohle zu Kohlensäure mit sehr hoher Wärme-
entwickelung (über 2500° C.) statt. Auſserhalb dieses Fokus findet
aber die Reduktion der gebildeten Kohlensäure durch glühende Kohle
zu Kohlenoxydgas statt, was mit einer bedeutenden Temperaturernie-
drigung verbunden ist. Während sich nach Scheerers Berechnung
das Temperaturmaximum auf 2650° C. beläuft, beträgt der Hitzgrad
an der nicht weit davon entfernten Grenze gegen die Schmelzzone
nur noch 1670° C.

Welchen groſsen Einfluſs der heiſse Wind gerade auf die Ver-
brennungszone ausübt, ist S. 501 auseinandergesetzt.

Fig. 155 giebt die schematische Darstellung Scheerers mit den
eingeschriebenen Temperaturgrenzen. Daſs die Vorgänge im Hochofen
nicht mit der Regelmäſsigkeit vor sich gehen, wie sie Scheerers
Zonentheorie darstellt, ist leicht einzusehen. Schon die Gasanalysen
haben bewiesen, daſs die Gase, welche man von verschiedenen Punkten
der gleichen Tiefe entnahm, nicht gleich zusammengesetzt waren. Die
von Ebelman in gleicher Tiefe entnommenen Erzstücke, deren ver-
schieden vorgeschrittene Reduktion die Analyse ergab, beweisen
dasselbe. Die Beschickung sinkt durchaus nicht gleichmäſsig von der
Gicht abwärts. Die Form des Hochofens bedingt schon, daſs die
mittlere Schmelzsäule, entsprechend dem Querschnitt vor den Formen,
rascher nach unten sinkt. Infolgedessen sinkt das Schmelzen in der
Mitte rascher; statt der geraden Fläche rücken die Gichten in einer
nach unten ausgebauchten Fläche vor. Dies bewirkt, daſs die grö-
beren, schwereren Erzstücke nach der Mitte rollen und sich durch
das leichtere Brennmaterial, das sie nach den Seiten schieben, durch-
drücken. Hierdurch entsteht das sogenannte Vorrollen der Erze.
Die Gase dagegen, welche an den Seiten des sich erweiternden

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[510/0526] Der Hochofenbetrieb 1831 bis 1850. gekohlte Masse tritt nun in die Schmelzzone, in welcher eine Tempe- ratur von 1600 bis 1700° C. und darüber herrscht. Hier findet das Schmelzen der Schlacke und des Eisens fast gleichzeitig statt. Hat das Eisen Gelegenheit, bei hoher Temperatur längere Zeit in diesem Raume zu verweilen, so tritt eine Übersättigung mit Kohlenstoff ein, welche eine Ausscheidung von Graphit beim Erstarren zur Folge hat. In dieser Zone ist die Temperatur so hoch, daſs vorhandenes Kaliumoxyd reduziert wird, was zur Bildung von Cyan aus der weiſsglühenden Kohle und dem Stickstoff der Luft Veranlassung giebt. Die Oxydations- oder Verbrennungszone ist im Vergleich zu den übrigen Zonen nur von sehr geringem Umfange. Die Gründe hierfür haben wir oben schon angeführt. Kurz vor der Form findet die Verbrennung der Kohle zu Kohlensäure mit sehr hoher Wärme- entwickelung (über 2500° C.) statt. Auſserhalb dieses Fokus findet aber die Reduktion der gebildeten Kohlensäure durch glühende Kohle zu Kohlenoxydgas statt, was mit einer bedeutenden Temperaturernie- drigung verbunden ist. Während sich nach Scheerers Berechnung das Temperaturmaximum auf 2650° C. beläuft, beträgt der Hitzgrad an der nicht weit davon entfernten Grenze gegen die Schmelzzone nur noch 1670° C. Welchen groſsen Einfluſs der heiſse Wind gerade auf die Ver- brennungszone ausübt, ist S. 501 auseinandergesetzt. Fig. 155 giebt die schematische Darstellung Scheerers mit den eingeschriebenen Temperaturgrenzen. Daſs die Vorgänge im Hochofen nicht mit der Regelmäſsigkeit vor sich gehen, wie sie Scheerers Zonentheorie darstellt, ist leicht einzusehen. Schon die Gasanalysen haben bewiesen, daſs die Gase, welche man von verschiedenen Punkten der gleichen Tiefe entnahm, nicht gleich zusammengesetzt waren. Die von Ebelman in gleicher Tiefe entnommenen Erzstücke, deren ver- schieden vorgeschrittene Reduktion die Analyse ergab, beweisen dasselbe. Die Beschickung sinkt durchaus nicht gleichmäſsig von der Gicht abwärts. Die Form des Hochofens bedingt schon, daſs die mittlere Schmelzsäule, entsprechend dem Querschnitt vor den Formen, rascher nach unten sinkt. Infolgedessen sinkt das Schmelzen in der Mitte rascher; statt der geraden Fläche rücken die Gichten in einer nach unten ausgebauchten Fläche vor. Dies bewirkt, daſs die grö- beren, schwereren Erzstücke nach der Mitte rollen und sich durch das leichtere Brennmaterial, das sie nach den Seiten schieben, durch- drücken. Hierdurch entsteht das sogenannte Vorrollen der Erze. Die Gase dagegen, welche an den Seiten des sich erweiternden

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/526>, abgerufen am 25.11.2024.