Der absolute Wärmeeffekt des Wasserstoffes beträgt demnach das Dreifache von dem des Kohlenstoffes. Da aber der Wasserstoff bei seiner Verbrennung auch die dreifache Menge Sauerstoff im Vergleich mit dem Kohlenstoff verbraucht, so stehen die absoluten Wärmeeffekte des Kohlenstoffes und Wasserstoffes im geraden Verhältnis zu den bei der Verbrennung derselben verbrauchten Sauerstoffmengen. Dieses Gesetz hatte Welter auf alle Brennmaterialien ausgedehnt.
Um den Sauerstoff, der zur Verbrennung nötig ist, auf einfache Art zu bestimmen, hat Berthier ein sehr praktisches Verfahren er- funden 1). Er vermischt das betreffende Brennmaterial mit Bleiglätte derart, dass dasselbe vollständig verbrennt auf Kosten des in der Glätte enthaltenen Sauerstoffes. Aus dem Gewicht des sich dabei bildenden Bleikorns berechnet man den verbrauchten Sauerstoff und aus diesem die Brennkraft. Selbstverständlich muss das Brennmaterial in möglichst fein verteiltem Zustande mit der gepulverten Glätte ver- mischt werden, auch nimmt man einen Ueberschuss der letzteren, etwa das 20- bis 40 fache. 1 Gewichtsteil reiner Kohlenstoff ergiebt einen Bleikönig von 34 Gewichtsteilen. Hiernach ist die Berechnung leicht anzustellen. Sowohl das Weltersche Gesetz als Berthiers Verfahren sind nicht absolut richtig, dennoch ist letzteres zur Ver- gleichung der Brennwerte ähnlicher Brennmaterialien ein ganz zweck- mässiges Mittel.
Gäbe es ein gutes, zuverlässiges Pyrometer, so wäre es leicht, den Wärmegrad, welcher bei der Verbrennung eines Brennmaterials ent- wickelt wird, durch Messung zu bestimmen; da dies aber nicht der Fall, so war man auf den Weg der Rechnung angewiesen. Um diese Rechnung hat Scheerer2) sich besonderes Verdienst erworben, indem er geeignete Formeln zur Ermittelung des pyrometrischen Wärme- effektes entwickelt hat. Er ging dabei von der Thatsache aus, dass das Verbrennungsprodukt der Träger der sämtlichen durch den Ver- brennungsprozess entwickelten Wärmemenge ist. Der pyrometrische Wärmeeffekt lässt sich berechnen, wenn man den absoluten Wärme- effekt durch das Produkt des Verbrennungsproduktes und dessen specifischen Wärme dividiert. Da die in Frage kommenden Brenn-
1)Berthier, Traite des essais par la voie seche I, 228.
Der absolute Wärmeeffekt des Wasserstoffes beträgt demnach das Dreifache von dem des Kohlenstoffes. Da aber der Wasserstoff bei seiner Verbrennung auch die dreifache Menge Sauerstoff im Vergleich mit dem Kohlenstoff verbraucht, so stehen die absoluten Wärmeeffekte des Kohlenstoffes und Wasserstoffes im geraden Verhältnis zu den bei der Verbrennung derselben verbrauchten Sauerstoffmengen. Dieses Gesetz hatte Welter auf alle Brennmaterialien ausgedehnt.
Um den Sauerstoff, der zur Verbrennung nötig ist, auf einfache Art zu bestimmen, hat Berthier ein sehr praktisches Verfahren er- funden 1). Er vermischt das betreffende Brennmaterial mit Bleiglätte derart, daſs dasselbe vollständig verbrennt auf Kosten des in der Glätte enthaltenen Sauerstoffes. Aus dem Gewicht des sich dabei bildenden Bleikorns berechnet man den verbrauchten Sauerstoff und aus diesem die Brennkraft. Selbstverständlich muſs das Brennmaterial in möglichst fein verteiltem Zustande mit der gepulverten Glätte ver- mischt werden, auch nimmt man einen Ueberschuſs der letzteren, etwa das 20- bis 40 fache. 1 Gewichtsteil reiner Kohlenstoff ergiebt einen Bleikönig von 34 Gewichtsteilen. Hiernach ist die Berechnung leicht anzustellen. Sowohl das Weltersche Gesetz als Berthiers Verfahren sind nicht absolut richtig, dennoch ist letzteres zur Ver- gleichung der Brennwerte ähnlicher Brennmaterialien ein ganz zweck- mäſsiges Mittel.
Gäbe es ein gutes, zuverlässiges Pyrometer, so wäre es leicht, den Wärmegrad, welcher bei der Verbrennung eines Brennmaterials ent- wickelt wird, durch Messung zu bestimmen; da dies aber nicht der Fall, so war man auf den Weg der Rechnung angewiesen. Um diese Rechnung hat Scheerer2) sich besonderes Verdienst erworben, indem er geeignete Formeln zur Ermittelung des pyrometrischen Wärme- effektes entwickelt hat. Er ging dabei von der Thatsache aus, daſs das Verbrennungsprodukt der Träger der sämtlichen durch den Ver- brennungsprozeſs entwickelten Wärmemenge ist. Der pyrometrische Wärmeeffekt läſst sich berechnen, wenn man den absoluten Wärme- effekt durch das Produkt des Verbrennungsproduktes und dessen specifischen Wärme dividiert. Da die in Frage kommenden Brenn-
1)Berthier, Traite des essais par la voie sèche I, 228.
2) Siehe a. a. O., I, 145.
Beck, Geschichte des Eisens. 30
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[465/0481]
Brennmaterialienlehre 1831 bis 1850.
1 Gewichtsteil trockenes Holz 3600 Wärmeeinheiten,
1 „ Holz mit 20 Proz. Feuchtigkeit 2700 „
1 „ Torf 2500—3000 „
Der absolute Wärmeeffekt des Wasserstoffes beträgt demnach das
Dreifache von dem des Kohlenstoffes. Da aber der Wasserstoff bei
seiner Verbrennung auch die dreifache Menge Sauerstoff im Vergleich
mit dem Kohlenstoff verbraucht, so stehen die absoluten Wärmeeffekte
des Kohlenstoffes und Wasserstoffes im geraden Verhältnis zu den bei
der Verbrennung derselben verbrauchten Sauerstoffmengen. Dieses
Gesetz hatte Welter auf alle Brennmaterialien ausgedehnt.
Um den Sauerstoff, der zur Verbrennung nötig ist, auf einfache
Art zu bestimmen, hat Berthier ein sehr praktisches Verfahren er-
funden 1). Er vermischt das betreffende Brennmaterial mit Bleiglätte
derart, daſs dasselbe vollständig verbrennt auf Kosten des in der
Glätte enthaltenen Sauerstoffes. Aus dem Gewicht des sich dabei
bildenden Bleikorns berechnet man den verbrauchten Sauerstoff und
aus diesem die Brennkraft. Selbstverständlich muſs das Brennmaterial
in möglichst fein verteiltem Zustande mit der gepulverten Glätte ver-
mischt werden, auch nimmt man einen Ueberschuſs der letzteren,
etwa das 20- bis 40 fache. 1 Gewichtsteil reiner Kohlenstoff ergiebt
einen Bleikönig von 34 Gewichtsteilen. Hiernach ist die Berechnung
leicht anzustellen. Sowohl das Weltersche Gesetz als Berthiers
Verfahren sind nicht absolut richtig, dennoch ist letzteres zur Ver-
gleichung der Brennwerte ähnlicher Brennmaterialien ein ganz zweck-
mäſsiges Mittel.
Gäbe es ein gutes, zuverlässiges Pyrometer, so wäre es leicht, den
Wärmegrad, welcher bei der Verbrennung eines Brennmaterials ent-
wickelt wird, durch Messung zu bestimmen; da dies aber nicht der
Fall, so war man auf den Weg der Rechnung angewiesen. Um diese
Rechnung hat Scheerer 2) sich besonderes Verdienst erworben, indem
er geeignete Formeln zur Ermittelung des pyrometrischen Wärme-
effektes entwickelt hat. Er ging dabei von der Thatsache aus, daſs
das Verbrennungsprodukt der Träger der sämtlichen durch den Ver-
brennungsprozeſs entwickelten Wärmemenge ist. Der pyrometrische
Wärmeeffekt läſst sich berechnen, wenn man den absoluten Wärme-
effekt durch das Produkt des Verbrennungsproduktes und dessen
specifischen Wärme dividiert. Da die in Frage kommenden Brenn-
1) Berthier, Traite des essais par la voie sèche I, 228.
2) Siehe a. a. O., I, 145.
Beck, Geschichte des Eisens. 30
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/481>, abgerufen am 22.11.2024.
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