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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Generatorgas 1831 bis 1850.
Generatorgas 1831 bis 1850.

Die künstliche Erzeugung von Heizgas (Generatorgas) für metal-
lurgische Zwecke wurde veranlasst durch die Verwendung der Hoch-
ofengase von Faber du Faur. Wenn er auch vielleicht nicht der
erste war, der Generatorgase anwendete, was zwar wahrscheinlich,
aber nicht erwiesen ist, da darüber sichere Nachrichten nicht vor-
liegen, so gab doch seine Verwendung der Hochofengase zum Weissen
und Puddeln des Eisens in Flammöfen hierzu den Anstoss. Faber
du Faurs
Gasöfen mit Hochofengasfeuerung hatten grosses Aufsehen
in ganz Europa erregt. Man überschätzte ihre Bedeutung und ihren
Wert; aber gerade ihre Mängel führten zur Benutzung künstlich er-
zeugter Gase.

Karsten hatte dies in seiner Eisenhüttenkunde 1841, wie oben an-
geführt, bestimmt vorausgesagt. An einer anderen Stelle, wo er von
Faber du Faurs Verwendung der Hochofengase zum Weissen, sowie
zum Raffinieren und Schweissen des Luppeneisens in den Schweiss-
öfen spricht 1), wiederholt er seine Ansicht über die Zweckmässigkeit
der Heizgaserzeugung aus minderwertigem Brennmaterial und fügt
hinzu: "Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass dies Gas bessere Dienste
leisten wird, als die Hochofengase, die nicht allein mehr Wasser-
dämpfe, sondern auch mehr Kohlensäure enthalten ... Überhaupt
gewährt die Anwendung des Kohlenoxydgases zur Flammofenfrisch-
arbeit so grosse Vorteile und trägt zur Verminderung des Eisen-
verlustes, sowie zur Verbesserung der Beschaffenheit des Eisens so
wesentlich bei, dass man sich bald nicht mehr auf die immer nur zu-
fällige Benutzung des aus den Hochöfen zu entnehmenden Kohlen-
oxydgases beschränken, sondern ganz allgemein den Frischprozess
durch absichtlich erzeugtes Kohlenoxydgas einführen wird."

Ebenso wie Karsten durch Faber du Faurs Versuche und Er-
folge zu diesen Schlüssen geführt wurde, ebenso, nur noch unmittel-
barer, wurde der Kaiserl. österreichische dirigierende Bergrat und
Oberbergamtsdirektor, Karl von Scheuchenstuel, dadurch zu
der erfolgreichen Verwendung von Generatorgasen für metallurgische
Zwecke geführt. P. Tunner sagt hierüber in einem wichtigen Auf-
satz "Über die unter Scheuchenstuels Leitung zu St. Stephan
in Steiermark vorgenommenen Eisenfrischversuche mit alleiniger Be-

1) A. a. O., §. 977.
Generatorgas 1831 bis 1850.
Generatorgas 1831 bis 1850.

Die künstliche Erzeugung von Heizgas (Generatorgas) für metal-
lurgische Zwecke wurde veranlaſst durch die Verwendung der Hoch-
ofengase von Faber du Faur. Wenn er auch vielleicht nicht der
erste war, der Generatorgase anwendete, was zwar wahrscheinlich,
aber nicht erwiesen ist, da darüber sichere Nachrichten nicht vor-
liegen, so gab doch seine Verwendung der Hochofengase zum Weiſsen
und Puddeln des Eisens in Flammöfen hierzu den Anstoſs. Faber
du Faurs
Gasöfen mit Hochofengasfeuerung hatten groſses Aufsehen
in ganz Europa erregt. Man überschätzte ihre Bedeutung und ihren
Wert; aber gerade ihre Mängel führten zur Benutzung künstlich er-
zeugter Gase.

Karsten hatte dies in seiner Eisenhüttenkunde 1841, wie oben an-
geführt, bestimmt vorausgesagt. An einer anderen Stelle, wo er von
Faber du Faurs Verwendung der Hochofengase zum Weiſsen, sowie
zum Raffinieren und Schweiſsen des Luppeneisens in den Schweiſs-
öfen spricht 1), wiederholt er seine Ansicht über die Zweckmäſsigkeit
der Heizgaserzeugung aus minderwertigem Brennmaterial und fügt
hinzu: „Es ist sogar sehr wahrscheinlich, daſs dies Gas bessere Dienste
leisten wird, als die Hochofengase, die nicht allein mehr Wasser-
dämpfe, sondern auch mehr Kohlensäure enthalten … Überhaupt
gewährt die Anwendung des Kohlenoxydgases zur Flammofenfrisch-
arbeit so groſse Vorteile und trägt zur Verminderung des Eisen-
verlustes, sowie zur Verbesserung der Beschaffenheit des Eisens so
wesentlich bei, daſs man sich bald nicht mehr auf die immer nur zu-
fällige Benutzung des aus den Hochöfen zu entnehmenden Kohlen-
oxydgases beschränken, sondern ganz allgemein den Frischprozeſs
durch absichtlich erzeugtes Kohlenoxydgas einführen wird.“

Ebenso wie Karsten durch Faber du Faurs Versuche und Er-
folge zu diesen Schlüssen geführt wurde, ebenso, nur noch unmittel-
barer, wurde der Kaiserl. österreichische dirigierende Bergrat und
Oberbergamtsdirektor, Karl von Scheuchenstuel, dadurch zu
der erfolgreichen Verwendung von Generatorgasen für metallurgische
Zwecke geführt. P. Tunner sagt hierüber in einem wichtigen Auf-
satz „Über die unter Scheuchenstuels Leitung zu St. Stephan
in Steiermark vorgenommenen Eisenfrischversuche mit alleiniger Be-

1) A. a. O., §. 977.
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[458/0474] Generatorgas 1831 bis 1850. Generatorgas 1831 bis 1850. Die künstliche Erzeugung von Heizgas (Generatorgas) für metal- lurgische Zwecke wurde veranlaſst durch die Verwendung der Hoch- ofengase von Faber du Faur. Wenn er auch vielleicht nicht der erste war, der Generatorgase anwendete, was zwar wahrscheinlich, aber nicht erwiesen ist, da darüber sichere Nachrichten nicht vor- liegen, so gab doch seine Verwendung der Hochofengase zum Weiſsen und Puddeln des Eisens in Flammöfen hierzu den Anstoſs. Faber du Faurs Gasöfen mit Hochofengasfeuerung hatten groſses Aufsehen in ganz Europa erregt. Man überschätzte ihre Bedeutung und ihren Wert; aber gerade ihre Mängel führten zur Benutzung künstlich er- zeugter Gase. Karsten hatte dies in seiner Eisenhüttenkunde 1841, wie oben an- geführt, bestimmt vorausgesagt. An einer anderen Stelle, wo er von Faber du Faurs Verwendung der Hochofengase zum Weiſsen, sowie zum Raffinieren und Schweiſsen des Luppeneisens in den Schweiſs- öfen spricht 1), wiederholt er seine Ansicht über die Zweckmäſsigkeit der Heizgaserzeugung aus minderwertigem Brennmaterial und fügt hinzu: „Es ist sogar sehr wahrscheinlich, daſs dies Gas bessere Dienste leisten wird, als die Hochofengase, die nicht allein mehr Wasser- dämpfe, sondern auch mehr Kohlensäure enthalten … Überhaupt gewährt die Anwendung des Kohlenoxydgases zur Flammofenfrisch- arbeit so groſse Vorteile und trägt zur Verminderung des Eisen- verlustes, sowie zur Verbesserung der Beschaffenheit des Eisens so wesentlich bei, daſs man sich bald nicht mehr auf die immer nur zu- fällige Benutzung des aus den Hochöfen zu entnehmenden Kohlen- oxydgases beschränken, sondern ganz allgemein den Frischprozeſs durch absichtlich erzeugtes Kohlenoxydgas einführen wird.“ Ebenso wie Karsten durch Faber du Faurs Versuche und Er- folge zu diesen Schlüssen geführt wurde, ebenso, nur noch unmittel- barer, wurde der Kaiserl. österreichische dirigierende Bergrat und Oberbergamtsdirektor, Karl von Scheuchenstuel, dadurch zu der erfolgreichen Verwendung von Generatorgasen für metallurgische Zwecke geführt. P. Tunner sagt hierüber in einem wichtigen Auf- satz „Über die unter Scheuchenstuels Leitung zu St. Stephan in Steiermark vorgenommenen Eisenfrischversuche mit alleiniger Be- 1) A. a. O., §. 977.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/474>, abgerufen am 17.11.2024.